1 - Inhalt und Vorwort [Seite 6]
2 - Die Kunst guter Erziehung: eine Einfu¨hrung [Seite 12]
3 - 1. Kapitel: Eltern mit Kindern in unserer Leistungsgesellschaft [Seite 20]
3.1 - Gesellschaftliche Widerspru¨che und verunsicherte Eltern [Seite 21]
3.2 - Was Kindern heute Stress bereitet [Seite 26]
3.3 - Was Kinder glu¨cklich macht, was sie schu¨tzt und stärkt [Seite 32]
3.4 - Kinder fordern ihre Eltern heraus [Seite 37]
3.5 - Elterliche Erziehung ist wichtig - nicht nur die Gene [Seite 41]
3.6 - Zusammenfassung [Seite 44]
3.7 - Buchtipps [Seite 45]
4 - 2. Kapitel: Familienbeziehungen [Seite 46]
4.1 - Familie als intimes Beziehungssystem u¨ber Generationen [Seite 47]
4.2 - Die Beziehungen der Eltern zu ihren Kindern [Seite 50]
4.3 - Eltern mit Geschwister- und Stiefgeschwisterkindern [Seite 54]
4.4 - Die Elternbeziehung [Seite 60]
4.5 - Großeltern, Eltern und Enkelkinder [Seite 62]
4.6 - Zusammenfassung [Seite 66]
4.7 - Buchtipps [Seite 67]
5 - 3. Kapitel: Familie im Wandel [Seite 68]
5.1 - Prekäre Bedingungen in heutigen Familien [Seite 69]
5.2 - Scheidung und Elternverantwortung fu¨r das Kindeswohl [Seite 74]
5.3 - Alleinerziehende Eltern, Stief- und Patchworkfamilien [Seite 85]
5.4 - Mu¨tterliche Erwerbstätigkeit als Gewinnfu¨r Kinder und Mu¨tter [Seite 93]
5.5 - Vorschulkinder in Kinderkrippen [Seite 100]
5.6 - Zusammenfassung [Seite 103]
5.7 - Buchtipps [Seite 104]
6 - 4. Kapitel: Was Kinder von ihren Eltern wirklich brauchen [Seite 106]
6.1 - Geborgenheit und beständige Liebe [Seite 107]
6.2 - Körperliche Unversehrtheit und Sicherheit [Seite 111]
6.3 - Individuelle und entwicklungsgerechte Erfahrungen [Seite 114]
6.4 - Grenzen und Strukturen [Seite 117]
6.5 - Bindungssicherheit [Seite 119]
6.6 - Zusammenfassung [Seite 130]
6.7 - Buchtipps [Seite 130]
7 - 5. Kapitel: Was gute Erziehung ausmacht [Seite 132]
7.1 - Autoritative Erziehung [Seite 133]
7.2 - Kindern Liebe und Wertschätzung geben [Seite 140]
7.3 - Kindern Grenzen setzen [Seite 145]
7.4 - Kinder nicht u¨berwachen, aber informiert sein [Seite 149]
7.5 - Kinder im Streben nach Autonomie unterstu¨tzen [Seite 150]
7.6 - Zusammenfassung [Seite 158]
7.7 - Buchtipps [Seite 159]
8 - 6. Kapitel: Erziehungsfehler: Ursachen, Folgen und Auswege [Seite 160]
8.1 - Überbehu¨tung und Verwöhnung [Seite 160]
8.2 - Vernachlässigung [Seite 164]
8.3 - Körperliche und psychische Misshandlung [Seite 167]
8.4 - Bestrafung und gerechte Strafen [Seite 174]
8.5 - Gewaltfreie Erziehung [Seite 177]
8.6 - Zusammenfassung [Seite 183]
8.7 - Buchtipps [Seite 185]
9 - 7. Kapitel: Kinder brauchen Kinder [Seite 186]
9.1 - Gleichaltrige und Freunde in der Kindheit [Seite 187]
9.2 - Das Verhältnis der Eltern zu den Freunden ihrer Kinder [Seite 193]
9.3 - Eltern mit jugendlichen Kindern: Loslassen und Haltgeben [Seite 196]
9.4 - Wie Gleichaltrige die Entwicklung Jugendlicher fördern [Seite 201]
9.5 - Stören oder fördern sich die Beziehungen zu Eltern und Freunden? [Seite 207]
9.6 - Zusammenfassung [Seite 211]
9.7 - Buchtipps [Seite 212]
10 - 8. Kapitel: Medien in Kinderhand und Kinder als Konsumenten [Seite 214]
10.1 - Fernsehen: Der (un)heimliche Erzieher in der Familie [Seite 214]
10.2 - Fernsehen und Computerspiele - der Weg zur Gewalt? [Seite 219]
10.3 - Kinder und Jugendliche surfen im Internet [Seite 226]
10.4 - Handys in Kinderhand [Seite 232]
10.5 - Kinder sollen Taschengeld bekommen - denn Sparen will gelernt sein [Seite 239]
10.6 - Zusammenfassung [Seite 245]
10.7 - Buchtipps [Seite 246]
11 - 9. Kapitel: Eltern und Lehrer: Kooperation statt Konfrontation [Seite 248]
11.1 - Familie und Schule im Zusammenhang [Seite 248]
11.2 - Schule belastet Eltern und Kinder [Seite 254]
11.3 - Wie Eltern die Schulleistung ihrer Kinder beeinflussen [Seite 259]
11.4 - Wie Schule und Elternhaus kooperieren können [Seite 262]
11.5 - Zusammenfassung [Seite 269]
11.6 - Buchtipps [Seite 270]
12 - 10. Kapitel: Integrative Elternbildung [Seite 272]
12.1 - Eltern in ihrer Erziehungsverantwortung stärken [Seite 273]
12.2 - Wissen, was Kinder brauchen [Seite 277]
12.3 - Eltern und Familien stärken [Seite 279]
12.4 - Elternkurse und Online-Elterntraining [Seite 287]
12.5 - Familienzentren und lokale Präventionsnetzwerke [Seite 295]
12.6 - Zusammenfassung [Seite 299]
12.7 - Buchtipps [Seite 300]
13 - Adressen im Internet: Wo Eltern Rat und Unterstu¨tzung finden [Seite 302]
14 - Literatur [Seite 322]
15 - Autoren und Sachwortregister [Seite 340]
1. Kapitel Eltern mit Kindern in unserer Leistungsgesellschaft (S. 19-20)
Eltern sind in Erziehungsfragen tief greifend verunsichert und mit ihren Kindern häufig überfordert. In der Folge nehmen die Probleme der Kinder zu: Kinder können kaum zuhören, vermögen es nicht mehr, fehlerfrei zu lesen und zu schreiben, wissen sich nicht mehr zu benehmen. Moderne Eltern wollen nicht autoritär sein, sie wollen auch nicht erziehen, wie sie von ihren eigenen Eltern erzogen worden sind. Elterliche Konflikte, Trennungen und Familienarmut tragen mit dazu bei, dass Eltern ihre Kinder nicht mehr positiv zu erziehen vermögen. Solche Pressemeldungen sind kein Einzelfall. Fast tagtäglich ist zu lesen, dass Kinder aufgrund von Erziehungsunsicherheit und -resignation der Eltern kaum noch Grenzen kennen. Es wird von seelisch verwahrlosten Kleinkindern, verhaltensauffälligen und an Gesundheitsproblemen leidenden Grundschülern oder von gewaltbereiten Jugendlichen berichtet. Wer solche Nachrichten liest, gleichzeitig als Mutter oder Vater die Erfahrung macht, dass Klassenkameraden und Schulfreunde der eigenen Kinder kaum noch Grenzen kennen, wird sich früher oder später fragen: Warum läuft in der Erziehung so manches falsch? Was macht Eltern im Umgang mit den Kindern so unsicher? Warum fühlen sich viele Eltern in der Erziehung überfordert? Der Beantwortung dieser Fragen widmet sich das erste Kapitel.
Gesellschaftliche Widersprüche und verunsicherte Eltern
Wären alle Kinder gleich, wäre Erziehung nicht gerade ein Kinderspiel, aber doch sehr viel einfacher. Kinder sind jedoch sehr unterschiedlich - und ihre Eltern sind es auch. Eltern haben oft sehr unterschiedliche Vorstellungen darüber, was Kinder brauchen. In der Folge fühlen sich viele Mütter und Väter im Spagat zwischen überholten Modellen von autoritärer und antiautoritärer Erziehung verunsichert. Überall grassiert die Angst vor falscher Erziehung. Allein schon wegen der negativen sprachlichen Assoziationen im Sinne von «ziehen» und «Zucht» wird Erziehung von vielen Eltern abgelehnt. So hat sich bei zahlreichen Konflikten des Alltags ein nervendes Herumverhandeln mit Kindern entwickelt: Fernsehen, Konsum von Süßigkeiten, Kleidungsfragen, Hausaufgaben, Ausgeh- und Schlafenszeiten unterliegen permanenter Verhandlungen. Dabei haben viele Eltern den Mut zur Erziehung verloren. In der Konsequenz wird Kindern kein verbindlicher Vergleichsmaßstab zur Orientierung mehr verfügbar gemacht. Eltern und Kinder machen auf kumpelhaft cool und Kinder lernen kaum noch Grenzen kennen.
Bei einem Anteil von durchschnittlich bis zu 20 Prozent psychisch gestörter Kinder (Ihle & Esser, 2002) ist es verständlich, dass Eltern den vermeintlichen Experten mit der einfachen Lösung herbeisehnen.