Schweitzer Fachinformationen
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Geleitwort 9
Vorwort 11
Teil 1 Annes Weg
Einleitung 15
»Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser« 19
Misstrauen als Grundeinstellung 22
Kontrolle schafft Sicherheit 25
Vollständige Kontrolle ist nicht mehr möglich 28
Peters Entschuldigung 35
Die Misstrauensspirale 39
Der Weg in die Misstrauensspirale 45
Frühzeitiges Handeln kann die Misstrauensspirale beenden 49
Nichthandeln führt zum Verlust der besten Mitarbeiter 51
Misstrauen schafft noch mehr Misstrauen 53
Typische Warnsignale für die Misstrauensspirale 55
Der Wendepunkt 59
Die neue Führungsstrategie 61
Die Elemente der neuen Führungsstrategie - Teil 1 65
Element 1: Ziele, Ergebnisse und Nutzen 65
Element 2: Wichtige Kommunikations-Spielregeln 66
Element 3: Rollenbeschreibungen 75
Element 4: Unternehmensvision 84
Element 5: Unternehmens-Spielregel-System 93
Element 6: Kompetenzentwicklung 104
Der Zwischenbericht 111
Die Elemente der neuen Führungsstrategie - Teil 2 115
Element 7: Gemeinsam gelebte Werte 116
Element 8: Aktive Führung durch proactive Führungsmethodik 124
Die Vertrauensspirale - Teil 1 135
Voraussetzungen für eine neue Führungsstrategie 139
Die Vertrauensspirale - Teil 2 141
Annes Überzeugungsarbeit - Teil 1 147
Die Präsentation für Peter 153
Annes Überzeugungsarbeit - Teil 2 159
Epilog 163
Teil 2 Transformation zur »Vertrauensstrategie« - ein Leitfaden für die Praxis
Einleitung 167
Grundlegende Themen, die zu beachten sind 169
Kommunikation 169
Zusammenarbeit 169
Eine neue Führungsstrategie 171
Analyseprozess 172
Zielsetzung 174
Nutzen 175
Umsetzung der 5 Voraussetzungen 176
Ein letzter Tipp - die lernende Organisation 201
Teil 3 Annes Einträge im Business-Tagebuch
Die Vertrauensstrategie kompakt 205
Eigene Notizen 215
Danksagung 217
Der Autor 219
Literaturhinweise 221
Stichwortverzeichnis 223
»Hallo Anne, wie geht's?«, fragt der Anrufer. Es ist Stefan, der Geschäftsführer des Unternehmens, für das Anne vorher fünf Jahre lang gearbeitet hat. Sie hat Stefan in diesen Jahren sehr zu schätzen gelernt. Er ist ihr Mentor geworden, da er sie immer wieder mit seinen ungewöhnlichen Fragen zum Nachdenken gebracht hat. Er half ihr dadurch sehr, sich selber besser einschätzen zu können und die Ursachen der Geschehnisse zu verstehen. Gedankenverloren antwortet sie: »Ganz gut.«
»Okay, und wie geht es dir wirklich?«
»Ich hatte wieder mal ein Erlebnis der dritten Art.« Sie muss über sich selbst lächeln.
»Wollen wir uns treffen und du erzählst mir davon?«, fragt Stefan.
»Ja, sehr gerne, ich komme in 30 Minuten bei dir vorbei und freue mich darauf, mich mit dir auszutauschen.«
»Was glaubst du, warum dein Vater im Strategie-Workshop so unerwartet reagiert hat?«, fragt Stefan direkt, als Anne sein Büro betritt. »Woher weißt du denn, dass es erneut ein Problem mit Peter gegeben hat?«, entgegnet Anne überrascht. »Liebe Anne, ich kenne dich nun schon seit einigen Jahren und ich weiß, dass du dich selten aus der Ruhe bringen lässt. Es sei denn, es passiert etwas, was du nicht nachvollziehen kannst. Peters Verhalten war oft schon so ein Punkt für dich. Zurück zu meiner Frage. Was meinst du, warum Peter dich erneut mit seiner Reaktion überrascht hat?« »Ich weiß es, ehrlich gesagt, nicht. Ich bin gedanklich bereits alles durchgegangen. Aber ich komme bisher noch zu keinem Ergebnis.« »Na schön, dann lass uns doch einmal den Hergang rekonstruieren«, schlägt Stefan vor. »Wann hat der Verlauf des Meetings denn eine Wendung genommen?«
»Unser Produktionsleiter hat gerade die Produktionsplanung vorgestellt«, schildert Anne, »und Peter hatte einige Fragen dazu, die der Produktionsleiter auch alle fundiert beantworten konnte. Abschließend sagte er: 'Ich bin mir sicher, dass wir uns auf das Produktionsteam verlassen können. Die Leute arbeiten sehr eigenständig bei der Planung und Umsetzung der neuen Abläufe. Außerdem haben wir ihnen dieses Mal freie Hand gelassen, wie sie die neuen Produktionsprozesse personell realisieren wollen.' Und dann ist Peter sehr ernst geworden und hat den Produktionsleiter gefragt, ob er denn alles genau kontrolliere und sich alle Details zeigen ließe. Der Produktionsleiter erwiderte, dass er seinem Team vertraue, weil es erfahrene Fachkräfte seien, die die Aufgaben sicher sehr gut eigenständig gelöst bekämen«, erinnert sich Anne.
»Dies war leider nicht die Antwort, die mein Vater hören wollte«, fährt sie fort. »Er wurde sofort ungehalten und ging den Produktionsleiter an, dass er seinem Job als Führungskraft nicht sorgfältig nachgehe, dass er die Kontrolle über seine Abteilung anscheinend verloren habe und dass er, Peter, gar nicht mehr wisse, warum er überhaupt den Führungskräften so viel Geld bezahle, wenn sie ihren Job nicht richtig machen würden. Und ob er denn nicht wisse, dass die Mitarbeiter nur darauf warten würden, sich unbeobachtet einen faulen Lenz machen zu können und das Geld des Unternehmens zu verschwenden.«
Anne schaute Stefan resigniert an und ergänzt: »Dann hat Peter das Meeting übernommen und allen Führungskräften klargemacht, was er von ihnen erwartet: Sie sollten aufhören, blind zu vertrauen, und stattdessen besser genaue, detaillierte Anweisungen geben und diese haarklein kontrollieren. Und ob sie denn ganz vergessen hätten, wie vor vielen Jahren diverse Fehlentwicklungen dazu geführt hatten, dass das Unternehmen fast am Rande des Ruins stand. Aufgrund dieser Geschehnisse habe er viel gelernt und sei sich sicher, dass der Grundsatz seines Vaters, des Gründers des Unternehmens, schon immer richtig war und auch immer richtig bleiben würde.«
»Und was ist der Grundsatz deines Großvaters gewesen?«, fragt Stefan. »Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!«, erinnert sich Anne. »Das war ein geflügelter Spruch meines Großvaters und auch Peter hat diesen Spruch am Ende seines Monologes in dicken, roten Buchstaben an das Whiteboard geschrieben.«
»Weißt du denn, Anne, woher dieser Spruch kommt und was er im Ursprung bedeutet?«, fragt Stefan. »Na, das ist doch offensichtlich. Er bedeutet, dass es besser ist, stets zu kontrollieren, ob auch alles nach den Vorgaben erledigt wird, und dass Vertrauen zu schenken eben nur die zweitbeste Wahl ist«, erwidert Anne lustlos.
»Bist du der Meinung, dass es nur ein Spruch ist?«, fragt Stefan nach.
»Sicherlich ist es nicht nur ein Spruch. Es sagt wahrscheinlich auch etwas über die Einstellung aus, die jemand hat, der diesen Spruch sinnvoll findet«, entgegnet Anne nun etwas nachdenklicher.
»Okay, welche Einstellung, meinst du, hat jemand, der diesen Spruch für sich als wichtig ansieht?«, hinterfragt Stefan. Anne erwidert: »Eine solche Einstellung entsteht wahrscheinlich, wenn man schlechte Erfahrungen in Situationen gemacht hat, in denen man anderen zu viel Vertrauen geschenkt hat. Oder auch, wenn man nur das glaubt, was man selbst kontrolliert hat, und grundsätzlich unterstellt, dass andere Menschen das Vertrauen zu ihren Gunsten ausnutzen.«
»Gut, und was für eine Schlussfolgerung ziehst du nun für dich daraus in Bezug auf deinen Großvater und deinen Vater?«, bohrt Stefan nach.
»Da bin ich mir noch nicht ganz sicher«, entgegnet Anne.
»Dann denk doch nochmals darüber nach und durchforsche deine Erfahrungen mit ihnen. Wann und in welchen Situationen ist dir aufgefallen, dass diese Einstellung das Verhalten von Peter prägt? Sobald du damit einen Schritt weitergekommen bist, melde dich gerne wieder bei mir.
Einen kleinen Hinweis möchte ich dir noch mit auf den Weg geben. Der Spruch 'Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser' wird geschichtlich übrigens Lenin, dem russischen kommunistischen Politiker und Revolutionär, zugeschrieben. Wobei Lenin um 1920 herum gesagt haben soll: 'Vertraue, aber prüfe nach!' Das wiederum gilt als ein altes russisches Sprichwort.«
Gedankenverloren verlässt Anne Stefans Büro und geht ziellos durch die Straßen. Was, wenn hinter diesem alten Spruch viel mehr steckt, als sie bislang geglaubt hat? Hatte der Spruch vielmehr eine gewisse Grundeinstellung und eine Haltung geprägt? Kann es sein, dass auf Basis dieser Grundhaltung die Verhaltensweisen einer Person derart beeinflusst werden, dass es immer wieder zu bestimmten Reaktionen kommt? Ist sich die Person denn überhaupt bewusst, wie sehr diese Grundhaltung das eigene Handeln bestimmt?
Plötzlich stoppt Anne abrupt und sieht sich um. »Wo bin ich eigentlich hingelaufen?«, fragt sie sich und blickt sich leicht verwundert um. Sie steht an einer ihr unbekannten Kreuzung mitten in der Stadt. Sie war wohl grübelnd durch die ganze Stadt gelaufen. Schnell fängt sie sich wieder, schaut sich nach der nächsten Fahrgelegenheit um und steigt in den Bus, der zurück ins Büro fährt. Sie hat das Gefühl, dass sie der Ursache des Handelns ihres Vaters von heute Morgen und in verschiedenen anderen Situationen konkret auf der Spur ist.
In ihrem Büro angekommen, öffnet sie ihr Business-Tagebuch und beginnt zu schreiben:
»Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser« ist mehr als nur ein Spruch oder ein Sprichwort, es ist eine Grundeinstellung in Bezug auf die Zusammenarbeit mit anderen Menschen.
Sobald ein Mensch diese Grundeinstellung für sich verinnerlicht hat, geht er generell davon aus, dass die Arbeiten von anderen Menschen ständig kontrolliert werden müssen, da diese ansonsten nichts, das Falsche oder nur das Notwendigste tun. Mit dieser Einstellung unterstellt man prinzipiell, dass Menschen nur eingeschränkt vertraut werden kann, da man ansonsten hintergangen wird. Diese Einstellung deutet also auf ein tiefes Misstrauen hin, das immer wieder neu genährt und verstärkt wird, sobald Erlebnisse stattfinden, bei denen das eigene Vertrauen missbraucht wird.
Anne schließt ihr Business-Tagebuch und schaut nachdenklich aus dem Fenster. Sie hat das erste Mal seit Monaten das Gefühl, dass sie einen Ansatzpunkt in Bezug auf die Ereignisse rund um ihren Vater sieht.
Außerdem ist sie wieder einmal froh, von Stefan die Idee des Business-Tagebuchs übernommen zu haben. Seitdem sie begonnen hat, alles Wichtige in ihr Buch zu schreiben, werden ihr viele Hintergründe besser klar. Das Aufschreiben zwingt sie, ihre Gedanken konkret zu formulieren, und macht ihr so die Sachverhalte deutlicher.
So ist sie, trotz des unerwartet schlecht verlaufenen Meetings von heute Morgen, wieder zuversichtlich und verlässt ihr Büro mit einem Lächeln.
Als Anne am nächsten Morgen ihr Business-Tagebuch zur Hand nimmt und den Eintrag des letzten Tages noch einmal studiert, fällt ihr auf,...
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