Schweitzer Fachinformationen
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Wasser und Liebe
Rosis Wassertipps, Teil 1
Bei verstopfter Nase, Schnupfen und Atemproblemen helfen Inhalationen mit Salzwasser. Einfach 2 l Wasser, gemischt mit 2 - 3 EL Salz, in einem Topf zum Kochen bringen, Handtuch über den Topf, Kopf darunter, einatmen. Achtung, dass es nicht zu heiß wird!
Ich schwebe. Beinahe zumindest. Angenehm warm umschmeichelt mich das Salzwasser. Leise erklingt Entspannungsmusik unter der Wasseroberfläche. Ich tauche meinen Nacken und die Ohren etwas tiefer hinab. Gitarren- und Klavierklänge vermischen sich mit den dumpfen Stimmen der Badenden und den leichten Wellen. Seltsam, wie ungewohnt eine Melodie sich anhört, wenn der Schall nicht von Luft, sondern von Wasser übertragen wird. Es ist beinahe so, als würde der Klang intensiver sein und durch die Zellen dringen wie eine sanfte Massage.
Ich halte die Augen geschlossen, obwohl ich weiß, dass Sepp mich begierig mustert. Nicht nur das wohltuende Nass prickelt auf meiner Haut, auch Sepps neu erweckte Leidenschaft. Wir haben zu unserer Höchstform zurückgefunden. Es liegt wohl mehr als nur ein Funken Wahrheit in der Redewendung, dass nach einem ordentlichen Gewitter neue, frische Klarheit herrscht. Sepp und ich lieben uns. Intensiv. Wild. Beinahe unbeherrscht. Für die Außenwelt hat sich freilich nichts zwischen Sepp und mir verändert. Wir sind noch immer das unorthodoxe ältere Pärchen, das sich im Herbst des Lebens kennen- und lieben gelernt hat.
Wenn ich daran zurückdenke, wie Sepp vor gut zwei Jahren in meine Stube geschlurft ist und verschämt nach Rat gefragt hat, wie er seinem kleinen Seppel wieder zu altem Standvermögen verhelfen kann, muss ich schmunzeln. Dass ich, die Kräuterrosi, Ortsheilkundige und alteingesessene Beindlrichterin, die wirksamste Medizin für sein müdes Stehaufmännchen sein würde, hatte ich zum damaligen Zeitpunkt nicht geahnt. Seither sind Monate vergangen. Sepp hat sein florierendes Bordell »Das Herzkastl« meinem Sohn Raphael und meiner Schwiegertochter vermacht. Dann hat er sich nicht nur in meinem kleinen Bauernhäuschen eingenistet, sondern auch in meinem Herz. Gemeinsam leben wir im beschaulichen Dorf Ibm. Das Ibmer Moor umgibt uns und formt Land und Leute. Sepp hat zu mir gefunden. Er ist nicht mehr länger der Bumshütten-Sepp, sondern mein Sepp, Kräuterrosis Sepp.
Ich seufze leise in mich hinein, froh darüber, dass Sepp und ich uns näher sind als je zuvor. Die letzten Monate waren eine Herausforderung für unsere junge Beziehung und unsere alten Köpfe. Wer schon viel mehr als ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel hat, der kämpft gegen und mit seinen eigenen Wertvorstellungen. Ein langes Leben bedeutet auch, dass man viel Erfahrung gesammelt und in einigen Dingen festgefahrene Glaubenssätze entwickelt hat.
Sepp war davon überzeugt, dass ich mich unnötig in Gefahr begebe, nur weil ich anderen Menschen helfen will. Ich kann aber nicht anders und muss meine Schnüffelnase einfach in fremde Angelegenheiten stecken, wenn ich dieses Kribbeln spüre. Sobald ich fühle, dass ich auf der richtigen Fährte bin, halten mich weder Sepp noch Kurt, mein Schwiegersohn in spe und Inspektor bei der Mordkommission, auf. Nur so konnte ich der Familie des Mordopfers vom Kopfinger Baumkronenweg helfen. Sepp ist durch meinen Einsatz tausend kleine Tode gestorben - vor Sorge um mich. Dadurch haben sich die Gewitterwolken über uns verdichtet, bis wir ordentlichen Streit hatten. Ja, der Mordfall rund um den Baumkronenweg-Mörder hätte unserer Liebe beinahe das Genick gebrochen. Aber nun sind wir hier. In der Therme Geinberg. Nur Sepp und ich. All die Sorgen und Ängste gehören der Vergangenheit an. Ich lausche noch einen Moment der sanften Unterwassermusik in der Salzlagune. Dann setze ich mich langsam wieder gerade hin und öffne die Augen. Stimmengewirr statt lieblicher Musik. Sofort läuft mir ein kühler Schauer den Rücken hinab. Die winterliche Luft auf meinen nassen Haaren lässt mich zittern.
Sepp mustert mich und streicht sanft über meine feuchte Haut. »Ich glaube, wir gehen besser hinein. Nicht dass du dich im Außenbecken erkältest.«
Ich lege meinen Kopf schief und lächle. »Du bist ziemlich überfürsorglich, mein lieber Sepp«, antworte ich.
Er zieht die Stirn kraus. »Ich denke nur an die möglichen unangenehmen Nachwirkungen, wenn du dir die Schulter verkühlst und heute Abend nicht für das bereit bist, was ich mit dir vorhabe.«
Seine Stimme klingt fast wie ein Schnurren, und ich kann von seinem Gesicht ablesen, in welche Richtung seine Pläne gehen. »Typisch Mann«, scherze ich, »denkt immer nur an das Eine.«
»Stimmt nicht, mir geistert da das eine oder andere im Kopf herum«, erwidert Sepp lachend.
Wie könnte ich ihm da böse sein?
»Na dann, nichts wie rein ins Warme, du Tiger!«, gebe ich mich geschlagen.
Sepp nickt zufrieden. Gemächlich und darum bemüht, fast bis zu den Ohren im Wasser zu bleiben, schleichen wir zum Beckenausgang, der bereits im Inneren des Gebäudes liegt.
Das Salzwasserbecken ist meiner Meinung nach das schönste der Therme. In der wärmeren Jahreszeit kann man es sich auf einer der Liegen oder einer Sonneninsel bequem machen, den aufgeschütteten Sandstrand genießen und sich bräunen lassen. Oder man schlürft umgeben von Palmen einen süßen Cocktail von der Poolbar. Im Winter ist es dafür leider zu kalt. Dennoch mag ich das Prickeln auf der Haut von der warmen Sole.
Ich steige aus dem Wasser. Am Ständer hängen unsere Hotelbademäntel, und auch die Badeschlappen stehen bereit. Schnell wickle ich das weiche Frottee um meinen Körper, bevor mir wirklich kalt wird. Sepp tut es mir gleich. Dann hake ich mich bei ihm unter, und wir schlendern los in Richtung der Ruheliegen für die Hotelgäste.
»Wie geht's deinem Bein?«, will ich wissen.
Sepp zuckt die Schultern. Im Frühjahr hat er sich das Knie und den Fuß bei einem Sturz verletzt, und bis heute sind seine Bewegungen nicht mehr richtig geschmeidig. »Mal sehen, ob es nach der Massage am Nachmittag besser wird«, sagt er.
Ich verziehe den Mund. Warum nur hat Sepp das Romantikpaket inklusive Ganzkörpermassage, Aroma-Liebesbad und Partner-Hamam gebucht? Er hat wohl gedacht, lieber mehr als weniger. Mir hätten drei Nächte im Hotel mit kulinarischen Genüssen und vielleicht noch dem Aroma-Bad vollends gereicht. Der Gedanke, dass irgendein junges Mädchen meine Falten hin- und herknetet, als wäre ich ein reifer Brotteig, missfällt mir. Wenn hier jemand knetet, ruckt oder zieht, dann bin ich es. Ich richte die Menschen gerade, nicht umgekehrt.
Sepp löst sich aus meinem Griff und klappt die Liege für mich hoch. »Bitte, Madame«, sagt er, und ich muss grinsen. Wir lassen uns auf den gemütlichen Liegen nieder. Sepp lächelt mich an. Wahrscheinlich hat er es nur gut gemeint mit dem Total-Verwöhn-Package. Er wollte alles richtig machen und konnte nicht ahnen, dass es mir unangenehm ist, wenn mich jemand anderer berührt als er.
Schon bei unserem Rückflug von Georgien hat er mir versprochen, mich mit ein paar netten Ideen zu verwöhnen, um wieder Schwung in unsere Liebe hineinzubekommen. Und ja, ich muss gestehen, mein Sepp ist ein ausgekochter Romantiker. Nachdem sich meine Tochter Daniela von der Eizellenentnahme erholt hatte und klar war, dass es mit einer Leihmutterschaft in Georgien klappt, war auch diese Sorge von meinen Schultern gefallen. Das Leben ordnete sich nach all den Turbulenzen langsam wieder.
Ich hatte zwar Todesängste ausgestanden, als mich meine Dani per Flugzeug nach Georgien verschleppt hat, aber der Erfolg war jede Schweißperle wert. Fliegen und ich, das geht in etwa so zusammen wie eine Flasche Schnaps und danach eine große Tasse Kakao mit Marshmallows - man kann es machen, besonders klug ist es aber nicht. Doch die Liebe zu meiner Daniela hat mich sogar meine immense Flugangst beiseiteschieben lassen, und ich musste mich nur zwei- oder dreimal übergeben.
Dass Daniela auf diese wahnwitzige Idee gekommen ist, durch eine bei uns illegale Art und Weise ein Kind zu bekommen, war eine ziemliche Herausforderung für mich. Die Ärzte hatten ihr nach der Fehlgeburt und der Schwangerschaftsvergiftung alle Hoffnung auf ein eigenes Baby zunichtegemacht. Doch Daniela wollte ihren Traum nicht aufgeben. Sie hat eine Lösung gefunden. Eine risikoreiche Lösung, der ich niemals zugestimmt hätte. Doch ich wurde nicht gefragt, sondern ins Flugzeug und vor vollendete Tatsachen gesetzt. Wie die Mutter, so die Tochter, hat Sepp nur lapidar gemeint und damit direkt ins Schwarze getroffen.
Auf jeden Fall hat die Zeit in Georgien Sepp und mich zusammengeschweißt. Unsere Beziehung ist auf einer neuen Ebene gelandet. Wir haben uns herrlich wild zusammengestritten, und während meine Tochter Daniela ihren unkonventionellen Babyplänen nachgegangen ist, haben Sepp und ich uns die Wartezeit ganz konventionell in den Hotelbetten verkürzt.
Danach war alles anders. Sepp ist mit meinem Hang zu Mord und Totschlag versöhnt, und ich nehme es ihm nicht mehr übel, wenn er zur männlichen Überglucke mutiert und mich vor der bösen Welt oder eben einer erkälteten Schulter beschützen will.
Sepp hat auch sein Versprechen gehalten und für wunderbare verlängerte Wochenenden gesorgt. Zuerst hat er mich in eine einsame Almhütte entführt. Wir haben die Kühe beobachtet, während das Alpenglühen sich langsam in den neuen Tag verwandelt hat, und die frische Bergluft genossen. Danach waren wir in Venedig, wo wir in der Gondel die Kanäle entlanggefahren sind und mir Sepp die Frage aller Fragen gestellt hat. Bis heute...
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