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Als diese Zeit vorbei war, fuhren wir weiter bis Slowenien. Vor uns lag eine Balkanreise. Nach den warmen Temperaturen auf Korsika und Sardinien war es hier, vor allem nachts im Van, oft ordentlich kalt. Die vielen Berge und faszinierenden, klaren Seen machten allerdings auch diesen Trip besonders. Dann landeten wir schließlich in Kroatien. Überraschenderweise zog uns dieses Land so sehr in seinen Bann, dass aus den geplanten drei Wochen Aufenthalt ganze acht wurden. Es gab wunderschöne kleine Inseln, zahlreiche Nationalparks und ein kristallklares Meer. Durch die Pandemie waren viele der Sehenswürdigkeiten, bei denen es normalerweise vor Touristen wimmelte, menschenleer. Von Kroatien ging es weiter nach Bosnien und Herzegowina, Montenegro und Albanien - Länder, die merkwürdigerweise nie auf meiner Bucketlist gestanden hatten und mich trotzdem ins Staunen versetzten. Wir spazierten durch idyllische Städte, sahen verlassene Strände und wanderten durch weite Berglandschaften. Als wir schließlich in Griechenland waren, entdeckten wir damit eines meiner Lieblingsländer der Van-Reise. Wir erkundeten Insel für Insel und hielten an unglaublichen Stellplätzen mitten in der Natur. Oft standen wir direkt am Meer und wachten jeden Morgen mit der schönsten Aussicht über das im Sonnenlicht funkelnde Wasser auf. Es war das ultimative Freiheitsgefühl: anzuhalten, wo es uns gefiel, und das eigene Zuhause immer dabeizuhaben. In Athen ließen wir schließlich unseren Van zum ersten Mal für eine Woche am Hafen stehen und begaben uns auf einen Segeltrip. Die Tage auf dem Wasser waren magisch: Wir lernten, wie man segelt, sahen fast täglich Delfine, die neben dem Boot auf- und absprangen, beobachteten die schönsten Sonnenauf- und -untergänge über dem Meer und erlebten die Welt aus einer völlig neuen Perspektive. Jaimy und ich glaubten, nicht glücklicher sein zu können. Alles war perfekt!
Die letzten Wochen unserer Reise verbrachten wir in Italien. Dort ließen wir uns treiben, erkundeten Städte, Dörfer und italienische Landschaften. Dieses Land ist einfach immer einen Besuch wert. Nicht nur wegen der hübschen Orte, sondern auch wegen des Essens, der Menschen und der gesamten Atmosphäre. Pizza, Pasta und Gelato - ich hätte mich den ganzen Tag davon ernähren können. Und dann, nach insgesamt acht Monaten Van-Life, ging unser Roadtrip allmählich zu Ende. Traurig darüber, dass unser wohl schönstes gemeinsames Jahr, und damit auch Jaimys Sabbatjahr, nun vorbei war, traten wir die Rückreise in unsere Heimatländer an. Rückblickend waren die Investition unserer Ersparnisse in den Van, der monatelange Ausbau und damit die Erfüllung unseres Traumes das Beste, was wir während der Pandemie hätten machen können. Eines ist sicher: Mit dem eigenen Van durch Europa zu reisen, das ist ein ganz besonderes Lebensgefühl! Weil wir fast immer allein gewesen waren, und das mitten in der Natur, waren wir die meiste Zeit isoliert und damit automatisch weniger gefährdet, uns selbst oder andere anzustecken. Und das Beste: Unser JJ van de Van gehörte jetzt zu uns. Jaimy und ich versprachen uns fest, dass die nächste Van-Reise nicht lange auf sich warten lassen sollte. Schließlich war die Freiheit, die wir in unserem gemeinsamen Zuhause in den letzten acht Monaten erlebt hatten, unbezahlbar.
Nach dem Ende des Sabbatjahres startete Jaimy zurück in seinen Vollzeitjob als Process Operator. Sein Schichtdienst und die vielen Überstunden, die er oft machte, brachten für uns als Paar einen großen Vorteil mit sich: Manchmal konnte er sich einige Zeit am Stück freinehmen und mich weiter auf Reisen begleiten. Zum Beispiel waren wir gemeinsam für vier Wochen mit dem Backpack in Mexiko unterwegs. Dort entdeckten wir Mexico City, Puerto Escondido, Tulum und Inseln wie Isla Holbox und Isla Mujeres - Mexiko war so vielseitig und bezaubernd, dass jedes unserer Interessen in dieser Zeit gestillt werden konnte. In Puerto Escondido, einem supercoolen Surferort, lebten wir in einem Surfcamp direkt am Meer. Es dauerte nicht lange, bis wir uns wie zu Hause fühlten. Jeden Morgen starteten wir damit, mit einem Brett unter dem Arm ins Wasser zu laufen und die vielen großen und kleinen Wellen zu reiten. Immer mit dabei: meine Angst vor dem Meer. Doch seit ich meinen Tauchschein in Südafrika gemacht hatte, hatte ich gelernt, sie besser zu kontrollieren, weswegen mich vom Surfen nichts mehr abhalten konnte. Auf dem Wasser war ich einzig und allein im Moment - frei von Gedanken und glücklich mit dem Blick über den Ozean. In Tulum tauchte ich noch einmal mit einer Sauerstoffflasche in die Unterwasserwelt ab. Wir besichtigten verschiedene Salzgrotten und natürlich Chichén Itzá - ein weiteres der sieben Weltwunder der Neuzeit. Ich hatte die beeindruckende Maya-Stätte bereits 2016 mit Kimi, meiner Zwillingsschwester, besucht. Doch es war etwas ganz Besonderes, diesen Ort nun auch Jaimy zu zeigen. Schließlich, wenige Monate nach der Mexiko-Reise, ging es für uns in das nächste Abenteuer, was nicht kontrastreicher hätte sein können: nach Erzurum in der Türkei.
Wusstet ihr, dass man in der Türkei Ski fahren kann? Ich jedenfalls nicht. Was ich aber wusste, war, dass Skifahren meine allergrößte Leidenschaft ist. Als ich beruflich zum Skifahren nach Erzurum eingeladen worden war, bekam ich sofort Herzchen in den Augen. Nichts kommt für mich an dieses unsagbare Gefühl heran, auf zwei Brettern einen Berg voller Schnee hinunterzusausen. Jetzt die Möglichkeit zu haben, noch unentdeckte Pisten unsicher zu machen, war ein riesengroßes Geschenk. Erzurum hatte ein fantastisches Skigebiet, was auch für fortgeschrittene Fahrer wie mich genügend zu bieten hatte. Dazu waren die Pisten bis spät in die Nacht geöffnet, wodurch wir bei den Abfahrten nicht nur traumhafte Sonnenuntergänge, sondern auch einen klaren Sternenhimmel erlebten. Als wir nach dem Ski-Abenteuer weiter nach Istanbul aufbrachen, ging es mir kurz nach unserer Ankunft schlagartig schlecht. Es war, als hätte ich mir eine Erkältung eingefangen, nur dass es viel schlimmer war. Ein Corona-Schnelltest im Hotel bestätigte, was ich befürchtet hatte: positiv. Auch Jaimy blieb nicht lange verschont. Krank und völlig erschöpft verkrochen wir uns in unserem winzigen Hotelzimmer in Istanbul - ohne Essen und ohne Medikamente. Wir schliefen fast 16 Stunden täglich. Uns fehlte jegliche Kraft - sogar um uns hin und wieder ins Badezimmer zu schleppen. Mit Fast-Food-Essen vom Lieferdienst und ohne Medikamente, die Linderung versprechen könnten, war es eine echte Qual, in einem fremden Hotelzimmer zu verharren. Auch wenn uns klar gewesen war, dass wir uns jederzeit hätten anstecken können, war die Realität härter als das, was wir erwartet hatten. Natürlich wäre es angenehmer gewesen, in den eigenen vier Wänden gesund zu werden, statt in einem fremden Land in einem Hotelzimmer eingesperrt zu sein. Trotzdem waren wir nach unserer Genesung wieder bereit, in das nächste Abenteuer zu ziehen. Krank werden konnten wir überall - auch zu Hause. Also ging es für einen weiteren Job nach Finnland. Der Städtetrip durch Helsinki führte uns weiter nach Lappland - davon hatte ich schon ewig geträumt. Ich konnte es nicht fassen, endlich dort zu sein. Die Gegend war unheimlich naturbelassen und idyllisch. Alles um uns herum war von einer dicken Schneedecke umhüllt. In Levi fuhren wir bei minus 15 Grad Ski. Auch wenn es verflucht kalt war, war es das Magischste, was ich je erlebt hatte. So magisch, dass mir Tränen die Wangen hinunterliefen, während ich die Piste entlangfuhr. Ich war so fucking dankbar. Was für ein besonderes Leben hatte ich mir da aufgebaut? Konnte das alles wahr sein? Genau das war mein Job! Ich träumte nicht länger mein Leben - ich lebte meinen Traum. Und das jeden einzelnen Tag und in vollen Zügen. Neben den Ski-Ausflügen machten wir eine Fatbike-Fahrradtour und drehten eine Runde mit Huskys oder einem Jetski durch den Schnee. Wir schliefen in einer kleinen Hütte unter einem Glasdach, durch das wir im Liegen die Nordlichter beobachteten. Wie viel toller konnte das alles bitte noch werden?
»Ich löse alles auf!«, beschloss ich eines Tages, nachdem mich der Ruf meines Herzens dazu ermutigt hatte, von nun an Vollzeit zu reisen. Von 365 Tagen war ich im letzten Jahr ohnehin mindestens 300 Tage unterwegs gewesen. Miete für eine Wohnung zu bezahlen, die sowieso kaum bewohnt wurde, machte für mich kaum mehr Sinn. Also sortierte ich wieder einmal aus, was nicht mehr zu mir gehörte, verkaufte meine Möbel, besorgte mir einen Lagerraum für das, was ich unbedingt behalten wollte, und schloss die Türen meiner Dreizimmerwohnung in Deutschland für immer hinter mir zu. Ohne festen Wohnsitz und mit wenig Hab und Gut zog ich zurück in unseren Van. Damit begann nicht nur die nächste Reise, sondern auch ein komplett neuer Lebensabschnitt: Von nun an war ich eine Vollzeit-Weltenbummlerin, wie sie im Buche steht. Jaimy verabschiedete sich ziemlich zeitgleich von seinen WG-Mitbewohnern in Breda und zog vorerst zurück zu seinen Eltern. All das mit gutem Grund: Wir wollten Geld sparen. Denn trotz unseres Van-Kaufs und des gelungenen Plan B war der Traum einer gemeinsamen Weltreise für Jaimy und mich noch lange nicht vergessen. Im Gegenteil - kaum dass...
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