V Lektion I: Vermögensplaner und -berater und welche man vermeiden sollte
Es ist schwierig, dass ein Mann etwas versteht, wenn sein Gehalt davon abhängt, dass er es nicht versteht.
- Upton Sinclair
Die unterdurchschnittlichen Renditen, die Anleger mit ihren Investments erzielen, beruhen zum Teil darauf, dass zumeist ein Fokus auf die Erzielung relativer Wertentwicklungen als auf Vermögensaufbau gelegt wird. Unterschiedliche Interessen der Akteure im Finanzsektor und in Organisationen führen dazu, dass die Steigerung des zu verwaltenden Vermögens im Vordergrund steht und bestmögliche Leistungen und Renditen diesem "Wachstumsdrang" zum Opfer fallen - zum Nachteil der Anleger. Dabei kommt es bei einem Zuwachs des Fondsvermögens häufig zu Abhängigkeiten betreffend Gremienentscheidungen und anderen negativen Einflussfaktoren (auch das zum Nachteil der Anleger und Investoren, wie wir noch sehen werden).
In den vielen Jahren, in denen ich mich auf dem Feld des Investierens bewege, bin ich immer wieder dubiosen Akteuren, Kollegen, Freunden und Bekannten begegnet, welchen misslungene Vermögensveranlagungen widerfuhren und deren Portfolio sich sprichwörtlich in "Luft" auflöste. Einen Berater an seiner Seite zu haben, welcher die Interessen der Klienten in den Vordergrund stellt, kann dabei als "Segen" für die betroffenen Anleger und Investoren gewertet werden. Die Vermeidung von Anlageberatern und Vermögensverwaltern, die hauseigene Fonds absetzen, provisionspflichtige Produkte vertreiben oder solche, die unsinnige aktive Strategien forcieren, zu welchen auch Market-Timing zu zählen ist, gilt als essenziell, soll Vermögen langfristig gemehrt werden.
Anlageberater und Vermögensverwalter mit einem glasklaren Verständnis ihres Berufsethos können mittels kontinuierlicher Beratung Ihrer Familie und auf Basis Ihrer individuellen Lebensumstände ein optimales Portfolio konzipieren und zu besseren finanziellen Entscheidungen, einem höheren materiellen Wohlstand und damit einer erhöhten Lebenszufriedenheit und -qualität beitragen. Wichtig ist, sich ein eigenes Bild des jeweiligen Beraters oder Verwalters zu machen. Eine sorgfältig, abgewogene Entscheidung sollte unbeeinflusst darauf beruhen, ob der potenzielle Vermögensberater frei von Interessenskonflikten ist (häufig nicht der Fall, da Banken und Vermögensverwalter zumeist ihre eigenen Produkte bzw. Fonds offerieren) und eine Philosophie verfolgt, die nachvollziehbar ist und für einen Sinn macht. Auf weitere wichtige Punkte (beispielsweise die fachliche Kompetenz und die Bedeutung der Aufgabenteilung zwischen den involvierten Institutionen) wird in der Folge näher eingegangen. Es sollen die folgenden Frage-/Themenstellungen abgehandelt werden, sodass den Versuchungen der Wahl eines nicht geeigneten Anlageberaters und Vermögensverwalters nicht nachgegeben wird. Diese inkludieren:
V Eine der wichtigsten Fragen ist: Wo wird das Geld verwahrt? Dies sollte unbedingt nicht bei dem Veranlagungsberater, sondern andernorts verwahrt werden (auf dies kommen wir in der Folge noch zu sprechen - dargestellt anhand des Bernie-Madoff-Skandals).
V Wichtig ist sich immer zu fragen, ob die Planungs- und Veranlagungsphilosophie für einen denn Sinn macht. Ist die Philosophie, die die jeweiligen Investmentberater bzw. Vermögensverwalter verfolgen in sich schlüssig und kohärent? Dabei sollten nicht viele unterschiedliche Strategien verfolgt werden, welche auf diffusen Prinzipen beruhen.
V Es sollte auf bestimmte Qualifikationen des Teams geachtet werden. So ist auf die jeweilige Erfahrung und bestimmte Ausbildungen/Studienabschlüsse zu achten (bspw. rechtliche oder wirtschaftliche - je nach Anforderungsprofil).
V Wichtig ist auch die Vergütungsstruktur und die Frage nach deren Offenlegung. Ist diese offengelegt worden? Auch schriftlich? Diese Fragen sollten mit einem Ja beantwortet werden. Es sollten dafür keine Provisionen verrechnet werden (beispielsweise Bestandsprovisionen).
V Auch sollte man den Vermögensverwalter oder -berater nach den Eigentumsverhältnissen der jeweiligen Investment-Produkte fragen. Gehören diese zu dem Unternehmen oder einem verbundenen Unternehmen, von welchem diese Produkte angeboten werden? Wenn ja, sollte man diesen Vermögensverwalter oder -berater vermeiden.
V Gibt es klare Trennlinien zwischen der Anlageberatung und Vermögensverwaltung? Wie steht es um den Erhalt oder die Gewährung von Zuwendungen (z.B. Platzierungs- und Vertriebsfolgeprovisionen)?
V Wichtig auch: Handelt es sich um vertraglich gebundene Vermittler oder unabhängige Vermögensberater? Unabhängigen ist jedenfalls der Vorzug zu geben.
Freud und Leid - und was Ihr Berater dazu beiträgt
Es sollte ein Berater ausgewählt werden, welcher über bestimmte Prinzipien und Werte verfügt. Leider ist das häufig nicht der Fall, da diese im falschen Umfeld tätig und darin mehr oder weniger "gefangen" sind. Es ist kein großes Geheimnis und nicht neu, dass viele auf dem Finanzdienstleistungssektor handelnde Personen nicht im besten Interesse ihrer Kunden handeln [es sei dahingestellt, ob sie dabei auch wissen was sie tun und verkaufen (bewusst) oder erst gar nicht wissen was sie da eigentlich verkaufen (unbewusst) und damit nicht im besten Interesse ihrer Kunden handeln (provisionsgetriebener Verkauf von Fonds u.Ä.)].14 Um bereits im Vorfeld die falschen Berater auszuschließen sollte vor allem auf drei Aspekte geachtet werden:
Kompetenz der jeweiligen Berater. Häufig verkaufen diese ganze Bündel von Produkten oder Strategien, welche den Kunden glaubhaft machen sollen, sie verfügen über einen besonderen Schutz bei Kursverlusten. Dabei wissen die Berater und Manager häufig selbst nicht um die Funktionsweise dieser Veranlagungsprodukte. Aber es soll sich vor allem verkaufen....
Zu beachten ist ebenso die Verwahrung der zu veranlagenden Gelder (dies soll anhand des Madoff-Skandals näher dargestellt werden)
Bei Beratern kann es sich auch um "versteckte" Verkäufer handeln
Gute von schlechten Beratern unterscheiden - I: Kompetenz
Aus den bisher angeführten Sachverhalten kann entnommen werden, dass viele Veranlagungsberater aufgrund von Interessenkonflikten vermieden werden sollten (u.a. wurden gebundene Vermittler und unabhängige Vermögensberater angeführt). Aber auch wenn alle Unabhängigkeitserfordernisse erfüllt worden sind, müssen die Berater über Kompetenzen verfügen, um stets die Interessen der Kunden in den Mittelpunkt zu stellen. Dies deshalb, da das Metier der Veranlagungsberatung ein anderes ist als beispielsweise das der Technik, der Medizin oder des Rechts. Folgendes sollte beachtet werden:
1. Referenzen und Umfeld des Beraters
Es gibt sehr viele Berufsbezeichnungen und Weiterbildungen für Vermögensberater. Viele von diesen sind jedoch ihr Geld nicht wert. Auf das Umfeld dieser Branche kamen wir bereits zu sprechen. Allgemein ist anzuführen, dass die überwiegende Mehrheit von Vermögensberatern keine universitäre Ausbildung absolvierte. Anders als bei Anwälten oder Medizinern, welche eine medizinische oder juristische universitäre Ausbildung zu vollziehen haben, verhält es sich in der Finanzbranche. Deshalb ist es wichtig auf eine entsprechende Ausbildung zu achten (entsprechende Befähigungen oder beispielsweise ein universitärer wirtschaftswissenschaftlicher Abschluss). Alternativ sind auch anerkannte berufliche Qualifikationen wie Certified Financial Planner (CFP) oder Chartered Financial Analyst (CFA) in Erwägung zu ziehen. Bei der Nachlass- oder Erbschaftsplanung sollte entsprechende anwaltliche Expertise vorhanden sein und mitunter die Vermögensveranlagung zurate gezogen werden. Aber auch wenn all die angeführten Schritte bei der Auswahl von Investmentberatern beachtet wurden (u.a. Unabhängigkeitserfordernisse, keine eigenen [inhouse] Fonds), gilt es zu beachten, dass der jeweilige Berater häufig mit Klienten arbeitet, die über ein ähnliches Profil wie Sie verfügen. Damit ist gemeint, dass Investmentberater häufiger mit Menschen arbeiten sollten, welche sich gerade in einer gewissen Lebensphase befinden oder über ein bestimmtes Profil verfügen. Ist man in der Lage über ein bestimmtes Vermögen hinauszukommen, sollte man sich Investmentberater zurate ziehen, welche es gewohnt sind, mit diesem Klientel zu arbeiten. Es ist in anderen Metiers dasselbe. Wenn man einen Mediziner benötigt und eine Knieoperation ansteht, möchte man einen orthopädischen Chirurgen, der über entsprechende Erfahrung verfügt und bereits eine Reihe dieser Operationen erfolgreich durchgeführt hat. Dieselbe Vorgangsweise ist im Falle von Vermögensveranlagungen zu wählen.
2. Philosophie und Prozess des Beraters
Nicht wenige Vermögensverwalter und Investmentberater offerieren Produkte, in welche sie selbst nie investieren würden. Oder sie verkaufen Dinge, von welchen sie selber nicht wissen, wie sie eigentlich funktionieren. Folglich ist es wichtig sich zu vergewissern, ob die angebotenen Dienstleistungen und Produkte für einen selbst Sinn machen. Leider ist die Finanzindustrie sehr undurchsichtig und voller dubioser Akteure. Es ist wie in anderen Branchen auch, sobald jemand Lust verspürt etwas zu kaufen, ist jemand da es jemand anderen zu verkaufen. Dabei ist auch bei unabhängigen Vermögensberatern Vorsicht geboten, da auch diese vor solchen Praktiken nicht zurückschrecken.
Es ist einfach jemandem zu sagen, nur an Marktaufschwüngen zu partizipieren und nicht an Kursverlusten....