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Auf dem Hamburger Stadtgebiet leben heute knapp 1,8 Millionen Menschen. Vor gar nicht so langer Zeit sah das noch ganz anders aus. Denn das Hamburger Stadtgebiet war über Jahrhunderte ziemlich klein. Und dort wurde lange Zeit Plattdeutsch gesprochen, nichts anderes. Platt war sogar die hochoffizielle Amtssprache, neben Latein. Aber wer konnte schon Latein? Sogar der Bürgereid wurde bis Mitte des 19. Jahrhunderts auf Platt abgelegt.
Hamburg war schon immer eine Stadt, die vom Handel und von der Seefahrt lebte. Hamburger Kaufleute schickten ihre Söhne in die Ferne, was damals zumeist Nordeuropa, England und Russland bedeutete. Überall dort konnte man sich zumindest in den Kontoren mit Platt verständigen. Erst sehr viel später ging es auch nach Übersee, wo dann Spanisch und Englisch gefragt waren.
Umgekehrt kamen täglich viele Bauern, Fischer und sonstige Händler durch die Stadttore und beschickten die vielen Hamburger Märkte. Und die wohlhabenden Hamburger Familien suchten Personal fürs Haus und Angestellte für die Firma. Man suchte und fand auch hier in der nahen plattdeutschen(!) Umgebung. Sie alle brachten ihre eigenen sprachlichen Färbungen und Begriffe mit, was sich dann mit dem Hamburger Platt vermischte.
Hochdeutsch wurde damals bestenfalls in der Kirche gesprochen und sehr viel später erst in der Schule. Was so manchem Erstklässler am ersten Schultag einen veritablen Kulturschock verpasst haben dürfte. Dennoch verlor Platt zu Beginn des 20. Jahrhunderts allmählich seine beherrschende Stellung. Was dann auch zur Ausbildung des sogenannten Missingsch führte.
Missingsch war das Ergebnis, wenn ein plattdeutscher Muttersprachler Hochdeutsch sprechen musste und dabei Fehler machte, weil er den plattdeutschen Satzbau auch im Hochdeutschen anwendete. Ein Beispiel wäre der falsche hochdeutsche Satz: "Das ist für ihr", abgeleitet vom Plattdüütschen "Dat is för ehr", was wörtlich übersetzt eben tatsächlich Das ist für ihr hieße, aber natürlich meint: "Das ist für sie". Dieses Phänomen gibt es heute im Alltag nicht mehr, bestenfalls noch im Kabarett.
Keine Frage: Plattdeutsch ist eindeutig zu einer Zweitsprache geworden, die überwiegend im ländlichen Raum gesprochen wird. Auf Hamburg bezogen wäre das vor allem in den südlichen Randgebieten in den Vier- und Elbmarschen, wo noch viele Bauernhöfe liegen, im Alten Land mit seinen vielen Obstplantagen und ganz generell eher nur noch von der älteren Bevölkerung. Und teilweise im Hafen, aber auch hier ist Platt auf dem Rückzug. Isso!
Das Hafenplatt war übrigens eine Art Sonderform, da es um viele Fachbegriffe und fremdsprachliche Ausdrücke erweitert wurde, die heute nur noch vereinzelt im allgemeinen Sprachgebrauch erhalten sind. Auch so mancher älterer Kaufmann aus der City schnackt noch Platt! Dennoch ist und bleibt die Hamburger Innenstadt im Alltag platt-freies Gebiet.
Sonderformen sind auch der Nachtjargon, der früher auf St. Pauli gesprochen wurde. Hier hatte sich eine Art Geheimsprache entwickelt, in der sich die Zuhälter, Kellner und Prostituierten unterhielten, damit Gäste und Polizei nicht alles mitbekamen. Aus diesem Jargon sind einige Begriffe ins allgemeine Hamburgisch eingeflossen, einige sehr gebräuchliche davon werden am Ende des Buches im Kapitel "Luden-ABC" vorgestellt.
Und dann gab es noch die Ketelklopper-Sprook, die Kesselklopfer-Sprache aus dem Hafen. Die ist heute verschwunden, genau wie die Berufsgruppe der Kesselklopfer. Die führten eine schwere Arbeit aus, sie klopften nämlich mit schwerem Hammer den steinharten Kesselstein aus den Kesseln der Dampfschiffe. Eine wirklich harte und sehr laute Arbeit, in der Hafen-Hierarchie standen diese Jungs recht weit unten. Um sich besser verständigen zu können, bauten sie die Sprache ein wenig um, passten sie dem Rhythmus der Hammerschläge an.
Grundlage war Plattdeutsch, aber von jedem Wort, das mit einem Konsonanten begann, wurde dieser erste Buchstabe nach hinten ans Wortende gesetzt und um ein i ergänzt (aus "du" wurde "udi"). Alle Wörter, die mit einem Vokal begannen, wurden um ein "i" ergänzt (aus "ich" wurde "ichi"). So entstand eine Art Singsang, der wohl beim Lärm im Schiffsbauch besser zu verstehen war. Mit dem Aussterben der Dampfschiffe verschwand diese Sprache, einige Fragmente hielten sich noch eine Zeit lang am Hafenrand und sind dem einen oder anderen älteren Hamburger vielleicht als "Barmbeker Latein" bekannt, aber heutzutage dürfte diese Sondersprache verschwunden sein.
Übrigens, ein gängiges Beispiel, das Kinder noch lange kannten: "Du bist doof" wird zu udi istbi oofdi. All dies (Platt, Missingsch, Sonderformen) ist überwiegend verschwunden, oder deutlich auf dem Rückzug, hat aber viele Spuren in der Hamburger Mundart hinterlassen. Besonders die Sprachmelodie, das etwas breiter Gesprochene hat Anlehnungen ans Plattdeutsche. Auch bestimmte Begriffe überlebten. Sie wurden gebraucht, gehegt und gepflegt und fanden schließlich Einlass in den alltäglichen (hochdeutschen) Sprachgebrauch der Hamburger.
hamburgische Ausdrücke
Fremdsprachliche Einflüsse
Schon früh lebten auch Ausländer in Hamburg. Neben den Briten, die sich bereits ganz früh als Händler hier niederließen, kamen Anfang des 19. Jahrhunderts die Franzosen als Besatzer. Sie waren naturgemäß nicht sehr gern gesehen und ebenso naturgemäß wenig gewillt, die Hamburger Sprache zu lernen. Also mussten die Hamburger sprachlich 'ran.
Als die Franzosen dann nach ein paar Jahren wieder abzogen, hinterließen sie doch einige sprachliche Spuren. Mit das bekannteste Wort dürfte das so typische Hamburger tschüß sein. Es soll nämlich ursprünglich vom französischen "adieu" stammen und über ein paar verschlungene Umwege und Abschleifungen zu adjüs, atschüs und dann schließlich zum tschüß mutiert sein. Der Rest ist Geschichte. Das Wort kennt in Deutschland wohl wirklich jeder!
Weitere Beispiele aus der Franzosenzeit
Wer heutzutage in Hamburg aufwächst, der lernt Hochdeutsch. Und zwar die Hamburger Variante. Und wie geht die?
Details folgen später, aber generell sprechen die Hamburger etwas breiter. Ziehen manche kurze Wörter auch gerne zusammen. Verschlucken obendrein manche Endsilben, sprechen andere dagegen etwas härter aus.
Dascha n Ding sagt dann der Hamburger, und meint: Das(ist) ja ein Ding. Haben Sie das verstanden?So ehm un ehm würde ein Hamburger vielleicht erwidern und damit andeuten, dass er es so eben und eben kapiert hätte.
Ne?
Das Wörtchen ne oder nä findet sich auch ständig im Wortschatz. Zum einen als Ersatz für das Wort "eine": ne dolle Kiste, oder als Füllwort am Ende einer Frage, dann leicht nach oben gezogen gesprochen und eigentlich nur eine Bejahung erwartend: Du wahs gesteen krank, nä? Landsleute aus anderen Regionen kennen das Phänomen auch, würden hier ein "gell" oder "wa" anhängen.
der s-pitze S-tein
Eine andere sprachliche Besonderheit, an der man früher den Hamburger sofort erkannte, verschwindet immer mehr aus dem alltäglichen Sprachgebrauch: das Stolpern übern spitzen Stein. Die Hamburger s-tolpern nich meha üban s-pitzen S-tein. Die Hamburger stolpern nicht mehr übern spitzen Stein und das bedeutet, das Überbetonen (einzeln sprechen) der einzelnen Buchstaben von St oder Sp am Wortanfang kommt kaum noch vor.
Na ja, man hört es zwar noch hin und wieder, aber nicht mehr so selbstverständlich wie noch vor einer Generation. Denn darauf legte der Hamburger...
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