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Das Baskenland ist ein grenzüberschreitendes, kulturell zusammenhängendes Gebiet in Frankreich und Spanien, auf Spanisch heißt es País Vasco, auf Baskisch: Euskadi.
Das Baskenland war schon lange besiedelt, die ältesten menschlichen Knochenfunde datieren auf die Zeit um 7000 v. Chr. Heute ist innerhalb Spaniens die Autonome Gemeinschaft "Baskenland" eine von 17 Autonomen Gemeinschaften. Sie besteht aus den drei Provinzen Gipuzkoa (spanisch: Guipúzcoa), Bizcaia (Vizcaya) und Araba (Álava). Diese drei Gebiete bestanden bereits im 9. bis 11. Jh. als Grafschaften. Kulturell wird dem Baskenland auch die Autonome Region (eine Art Bundesland) Navarra zugerechnet, aber dort ist der Anteil der Baskisch sprechenden Bevölkerung nur gering, die Sprecher leben hauptsächlich im nördlichen Gebirge von Navarra.
Die Autonome Gemeinschaft "Baskenland" ist relativ klein (mit 7234 km² ist es die drittkleinste Gemeinschaft in Festland-Spanien) und zählt nur 2,2 Mio. Einwohner. Bilbao (baskisch: Bilbo) ist die Hauptstadt der Provinz Bizkaia, San Sebastián (baskisch: Donostia) diejenige von Gipuzkoa. Bilbao ist die größte Stadt (353.000 Einwohner), gefolgt von Vitoria-Gasteiz (239.000, zugleich Hauptstadt der Autonomen Gemeinschaft Álava) und San Sebastián (186.500). Die Wirtschaftskraft des Baskenlandes ist überdurchschnittlich hoch, nicht nur im spanischen Vergleich, sondern auch im gesamteuropäischen.
Die Basken lebten traditionell in dörflichen Gemeinschaften und ließen sich von einem gewählten Vertreter bei überregionalen Treffen vertreten, der dort ihre Belange vorbrachte. Einer der wichtigsten Versammlungsorte war Gernika (spanisch: Guernica), wo sich die Basken unter der heiligen Eiche versammelten. Sogar die Könige von Kastilien und Navarra kamen dorthin, um den Basken ihre einst gewährten Sonderrechte zu bestätigen. Diese sogenannten "Fueros" (Sonderrechte) wurden ihnen schon im Mittelalter gewährt, u. a. hatten sie das Recht, Steuern und Zölle selbstbestimmt zu verwalten. Später kam das Recht hinzu, den Militärdienst im Baskenland ableisten zu können. Diese Sonderrechte wurden im 19. Jh. eingeschränkt und teilweise abgeschafft, unter Diktator Franco verschlimmerte sich die Lage noch weiter. Erst 1978 erhielten die Basken im demokratischen Spanien ihren Autonomiestatus zurück. Die Einschränkung der Sonderrechte, die Unterdrückung während der Franco-Zeit und die hohe Wirtschaftskraft ließen im Baskenland eine ausgeprägte Unabhängigkeitsbewegung mit der ETA als militantem Flügel entstehen. ETA bedeutet Euskadi Ta Askatasuna ("Baskenland und Freiheit") und ist eine Organisation, die sich 1959 als Widerstandsgruppe gegen die Franco-Diktatur gegründet hatte. Nach dem Ende der Franco-Zeit machte sie aber weiter im Kampf für eine baskische Unabhängigkeit. Dabei griff sie auch zur Gewalt.
Die sehr komplizierte Situation rund um das Thema ETA kann im Rahmen dieses Buches nicht ausreichend beleuchtet werden, daher folgen hier nur einige kurze Informationen. Die ETA hatte sicherlich in der Franco-Zeit einen großen Rückhalt in der baskischen Bevölkerung, im demokratischen Spanien sank dieser jedoch. 2011 wurde ein Waffenstillstandsabkommen mit dem spanischen Staat ausgehandelt, das zu einer völligen Auflösung der ETA führen soll. Die ETA beging über 800 Morde, aber die Anschläge richteten sich sehr selten gegen touristische Ziele und wenn, dann meist mit einer Vorwarnung. Das Thema ETA ist im Baskenland natürlich noch präsent, aber ausländische Besucher werden heute wahrscheinlich nicht einmal mehr Wandparolen der ETA in der Altstadt entdecken, wie der Autor es noch um 1990 in Bilbao tat.
Es ist noch gar nicht so lange her, da hatte Bilbao keinen sonderlich guten Ruf. Es war eine im Vergleich zu anderen spanischen Orten wohlhabende Stadt, es gab viel Arbeit, vor allem in der Schwerindustrie und auf den Werften. Viele Spanier kamen aus dem ärmeren Süden und fanden hier Lohn und Brot, ihr Glück fanden die wenigsten. Bilbao war von der Schwerindustrie geprägt, die Werften und auch durch das hier nicht sonderlich gute Wetter. Es war eine graue Stadt, hässlich nannten sie viele, es fehlten einfach Licht und Farben. In den 1970er- und 1980er-Jahren gab es in Spanien nur sehr wenige Städte, in denen ein gewisser Wohlstand herrschte und wo man dauerhafte Arbeit fand, Bilbao war eine von ihnen. Dann aber kam die Werftenkrise mit Macht und damit verbunden ein Einbruch in der gesamten Schwerindustrie. Um 1990 war Bilbao eine traurige Stadt, in der viele Arbeitsplätze verschwunden waren und in der Industrieruinen standen. Aber dann raffte man sich auf und legte buchstäblich den Schalter um: "Weg von der Schwerindustrie, hin zur Kunst" lautete das Motto.
Zunächst wurde das Museo Guggenheim {45} gebaut, was eine mutige, richtungsweisende Entscheidung darstellte. Es entstand nicht nur ein Museum mit herausragenden Ausstellungsstücken, sondern auch ein ungewöhnliches Museumsgebäude. Aber es ging noch weiter: Aus der untergegangenen Großwerft Euskalduna am Fluss ría del Nervión entstanden das Kongress- und Musikzentrum Palacio Euskalduna {43} und das Museo Marítimo Ría de Bilbao {42}. Es wurden weiterhin sehr schöne öffentliche Plätze und Flanierpromenaden geschaffen, die mit Kunstwerken gespickt sind, wie der Paseo de la Memoria {44}. Außerdem errichtete man mehrere futuristische Brücken und eine ebenso futuristische Metro mit einzigartigen Eingangsbereichen. Als "alles, bloß nicht normal", könnte man die Entwürfe bezeichnen. Und es klappte! Allein das Museo Guggenheim zieht alljährlich etwa 1 Million Besucher an. Bilbao machte einen gewaltigen Sprung, weg von der Tristesse Ende des 20. Jahrhunderts hinein in den hoffnungsfrohen Aufbruch und die Moderne des 21. Jahrhunderts. Das Altstadtviertel um die Siete Calles {31} mit seinen traditionellen Pintxo-Bars hat alle Stürme überlebt und wurde etwas aufgehübscht.
Betrachtet man all diese Veränderungen, dann hat sich Bilbao tatsächlich neu erfunden, ohne alte Werte zu verleugnen. Diese Leistung wurde bereits mit Städtebau-Preisen gewürdigt. Wer heute Bilbao besucht, erlebt eine farbenfrohe, teilweise futuristisch gestaltete Stadt mit sehr viel Kunst, aber auch mit stolzen Basken in ihren altehrwürdigen Pintxo-Bars.
In der City von Bilbao an der Plaza Moyúa {38} (004sb-hf)
San Sebastián ist eine größere Stadt, die sehr schön an einer halbkreisförmigen Strandbucht liegt, die den Namen "La Concha" ("die Muschel") trägt. Dieser Strand wird zu beiden Seiten von zwei Hügeln begrenzt, dem Monte Igeldo {21} zur linken (westlichen) und dem Monte Urgull {1} zur rechten (östlichen) Seite.
Über viele Jahrhunderte war San Sebastián nur ein kleiner Ort, der unterhalb vom Monte Urgull mit dessen Hafen {3} lag. Mehrfach wurde die Stadt in Kriege verwickelt und dieses Bedrohungspotenzial blieb lange vorherrschend, sodass die Stadt kaum wachsen konnte. Erst 1863 fielen die Stadtmauern endgültig, nun wurde die Stadt großflächig nach Süden hin vergrößert. Drei Jahre später wurde San Sebastián wegen des milden Klimas von der spanischen Königin María Cristina zur Sommerresidenz erwählt. Das gab der Stadt einen entscheidenden Impuls, denn Adel und wohlhabende Familien wählten plötzlich ebenfalls die Stadt als sommerlichen Urlaubsort. Im Laufe der nächsten Jahrzehnte entstanden hochherrschaftliche Wohnungen, Hotels und ein Spielkasino. San Sebastián bekam den Ruf eines "besseren" Seebades. Diesen Ruf konnte die Stadt eigentlich bis heute erhalten, wenngleich Blut- und Geldadel schon lange nicht mehr mit der früheren Selbstverständlichkeit kommen. Noch heute lebt die Stadt gleichwohl von auswärtigen Besuchern, ohne aber zu einem Ziel des Massentourismus geworden zu sein. Dafür sind wahrscheinlich auch die Hotelpreise viel zu hoch. So konnten die Bausubstanz und die schöne Architektur des späten 19. Jahrhunderts erhalten bleiben. Hochhausriesen gibt es praktisch nicht und der schöne Strand der Playa de la Concha {18} ist immer noch die Hauptattraktion.
Die kleine Altstadt (->) beim Hafen existiert nach wie vor. Sie ist voll von Bars, Restaurants und vor allem Pintxo-Lokalen. Hier brodelt das Leben, während an der gut zwei Kilometer langen Strandpromenade relativ wenige Lokale liegen. Diese Promenade hat ihren unvergleichlichen Charme erhalten können wie keine zweite in Spanien.
Der Strand Playa de la Concha {18} (005sb-sm)
Bilbao und San Sebastián liegen knapp 100 km voneinander entfernt, sind aber bestens miteinander vernetzt. Ein internationaler Flughafen (->) befindet sich in Bilbao, er liegt etwa 10 km vom Stadtzentrum entfernt. Es gibt Busse ins Zentrum von Bilbao und einmal pro Stunde auch eine Verbindung zum Busterminal von San Sebastián.
Wer nur diese beiden Städte besuchen möchte, benötigt kein Auto. Sowohl...
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