1 - Inhaltsverzeichnis, Geleitwort, Vorwort [Seite 7]
2 - 1 Projekt BLiCK: Eine Einfu?hrung [Seite 21]
2.1 - 1.1 Hintergrund und Problembeschreibung [Seite 21]
2.2 - 1.2 Projektziel und Fragestellungen [Seite 22]
2.3 - 1.3 Methodisches Vorgehen [Seite 23]
2.4 - 1.4 Ethisches Vorgehen und Gu?tekriterien [Seite 27]
3 - 2 Krisen in der Häuslichkeit: Eine Annäherung [Seite 29]
3.1 - 2.1 Ergebnisse [Seite 29]
3.2 - 2.2 Krisensituationen und die Folgen [Seite 32]
4 - 3 Häusliche Krisensituationen: Eine Literaturu?bersicht [Seite 35]
4.1 - 3.1 Krisendefinitionen und Krisenverständnis [Seite 35]
4.1.1 - 3.1.1 Krisenverständnis in der Literatur [Seite 35]
4.1.2 - 3.1.2 Ableitung der Arbeitsdefinition von Krisen im häuslichen Setting [Seite 38]
4.2 - 3.2 Arten von Krisen [Seite 39]
4.2.1 - 3.2.1 Gesundheitsbezogene Krisen [Seite 39]
4.2.1.1 - 3.2.1.1 Körperlich bedingte gesundheitsbezogene Krisen [Seite 40]
4.2.1.2 - 3.2.1.2 Psychisch bedingte gesundheitsbezogene Krisen [Seite 41]
4.2.1.3 - 3.2.1.3 Konsequenzen gesundheitsbezogener Krisen [Seite 42]
4.2.2 - 3.2.2 Umfeldbezogene bzw. zwischenmenschliche Krisen [Seite 44]
4.2.2.1 - 3.2.2.1 Beschreibung [Seite 44]
4.2.2.2 - 3.2.2.2 Konsequenzen [Seite 46]
4.2.3 - 3.2.3 Fazit [Seite 47]
5 - 4 Bewertung häuslicher Krisen: Sicht der Pflegenden [Seite 51]
5.1 - 4.1 Verhaltensweisen und Herausforderungen in Krisen [Seite 51]
5.2 - 4.2 Umgang der Pflegenden mit Krisen [Seite 53]
5.3 - 4.3 Auswahl relevanter Krisensituationen [Seite 55]
5.4 - 4.4 Ableitung der fu?nf Hauptkrisen fu?r Pflegende im häuslichen Setting [Seite 58]
6 - 5 Hauptkrisen der häuslichen Pflege: Eine Bewertung [Seite 61]
6.1 - 5.1 Terminal- und Finalphase der unterstu?tzten Person [Seite 61]
6.2 - 5.2 Auffinden einer Person in einer Notfallsituation [Seite 63]
6.3 - 5.3 Einsamkeit und Isolation [Seite 63]
6.4 - 5.4 Grenzen pflegender Angehöriger [Seite 64]
6.5 - 5.5 Beziehungsgestaltung im häuslichen Pflegearrangement [Seite 65]
7 - 6 Buchser Pflegeinventar fu?r häusliche Krisen [Seite 67]
7.1 - 6.1 Einfu?hrung in das Buchser Pflegeinventar [Seite 67]
7.2 - 6.2 Terminal- und Finalphase der unterstu?tzten Person [Seite 69]
7.2.1 - 6.2.1 Krisenanalyse: Terminal- und Finalphase [Seite 69]
7.2.1.1 - 6.2.1.1 Hintergrund [Seite 69]
7.2.1.2 - 6.2.1.2 Problemstellung [Seite 72]
7.2.2 - 6.2.2 Kriseninventar: Terminal- und Finalphase [Seite 79]
7.2.2.1 - 6.2.2.1 Interventionen aus Sicht der Expert*innen [Seite 79]
7.2.2.2 - 6.2.2.2 Interventionen aus der Literatur [Seite 87]
7.2.3 - 6.2.3 Derzeitige Implementierung in der Praxis [Seite 111]
7.2.4 - 6.2.4 Empfehlungen zum Vorgehen in der Terminal- und Finalphase [Seite 111]
7.2.4.1 - 6.2.4.1 Bewusstsein entwickeln und die Krise thematisieren [Seite 111]
7.2.4.2 - 6.2.4.2 Die Krise managen [Seite 112]
7.2.4.3 - 6.2.4.3 Die Krise reflektieren [Seite 113]
7.3 - 6.3 Auffinden einer Person in einer Notfallsituation [Seite 113]
7.3.1 - 6.3.1 Krisenanalyse: Notfallsituationen [Seite 113]
7.3.1.1 - 6.3.1.1 Hintergrund [Seite 113]
7.3.1.2 - 6.3.1.2 Problemstellung [Seite 117]
7.3.2 - 6.3.2 Kriseninventar: Notfallsituationen [Seite 121]
7.3.2.1 - 6.3.2.1 Interventionen aus Sicht der Expert*innen [Seite 121]
7.3.2.2 - 6.3.2.2 Interventionen aus der Literatur [Seite 125]
7.3.3 - 6.3.3 Derzeitige Implementierung in der Praxis [Seite 138]
7.3.4 - 6.3.4 Empfehlungen zum Vorgehen in Notfallsituationen [Seite 138]
7.3.4.1 - 6.3.4.1 Bewusstsein entwickeln und Krisenthematisieren [Seite 138]
7.3.4.2 - 6.3.4.2 Die Krise managen [Seite 140]
7.3.4.3 - 6.3.4.3 Die Krise reflektieren [Seite 140]
7.4 - 6.4 Einsamkeit und soziale Isolation [Seite 140]
7.4.1 - 6.4.1 Krisenanalyse: Einsamkeit und soziale Isolation [Seite 140]
7.4.1.1 - 6.4.1.1 Hintergrund [Seite 140]
7.4.1.2 - 6.4.1.2 Problemstellung [Seite 143]
7.4.2 - 6.4.2 Kriseninventar: Einsamkeit und soziale Isolation [Seite 146]
7.4.2.1 - 6.4.2.1 Interventionen aus Sicht der Expert*innen [Seite 146]
7.4.2.2 - 6.4.2.2 Interventionen aus der Literatur [Seite 149]
7.4.3 - 6.4.3 Derzeitige Implementierung in der Praxis [Seite 162]
7.4.4 - 6.4.4 Empfehlungen zum Vorgehen bei Einsamkeit und sozialer Isolation [Seite 162]
7.4.4.1 - 6.4.4.1 Bewusstsein entwickeln und die Krise thematisieren [Seite 162]
7.4.4.2 - 6.4.4.2 Die Krise managen [Seite 162]
7.4.4.3 - 6.4.4.3 Die Krise reflektieren [Seite 164]
7.5 - 6.5 Grenzen pflegender Angehöriger [Seite 164]
7.5.1 - 6.5.1 Krisenanalyse: Grenzen pflegender Angehöriger [Seite 164]
7.5.1.1 - 6.5.1.1 Hintergrund [Seite 164]
7.5.1.2 - 6.5.1.2 Problemstellung [Seite 166]
7.5.2 - 6.5.2 Kriseninventar: Grenzen pflegender Angehöriger [Seite 169]
7.5.2.1 - 6.5.2.1 Interventionen aus Sicht der Expert*innen [Seite 170]
7.5.2.2 - 6.5.2.2 Interventionen aus der Literatur [Seite 174]
7.5.3 - 6.5.3 Derzeitige Implementierung in der Praxis [Seite 190]
7.5.4 - 6.5.4 Empfehlungen zum Vorgehen hinsichtlich der Grenzen pflegender Angehöriger [Seite 190]
7.5.4.1 - 6.5.4.1 Bewusstsein entwickeln und die Krise thematisieren [Seite 190]
7.5.4.2 - 6.5.4.2 Die Krise managen [Seite 191]
7.5.4.3 - 6.5.4.3 Die Krise reflektieren [Seite 192]
7.6 - 6.6 Beziehungsgestaltung im häuslichen Setting [Seite 192]
7.6.1 - 6.6.1 Krisenanalyse: Beziehungsgestaltung [Seite 192]
7.6.1.1 - 6.6.1.1 Hintergrund [Seite 192]
7.6.1.2 - 6.6.1.2 Problemstellung [Seite 194]
7.6.2 - 6.6.2 Kriseninventar: Beziehungsgestaltung [Seite 196]
7.6.2.1 - 6.6.2.1 Interventionen aus Sicht der Expert*innen [Seite 196]
7.6.2.2 - 6.6.2.2 Interventionen aus der Literatur [Seite 198]
7.6.3 - 6.6.3 Derzeitige Implementierung in der Praxis [Seite 207]
7.6.4 - 6.6.4 Empfehlungen zum Vorgehen bei der Beziehungsgestaltung [Seite 208]
7.6.4.1 - 6.6.4.1 Bewusstsein entwickeln und die Krise thematisieren [Seite 208]
7.6.4.2 - 6.6.4.2 Die Krise managen [Seite 208]
7.6.4.3 - 6.6.4.3 Die Krise reflektieren [Seite 209]
7.7 - 6.7 Software zur Unterstu?tzung in häuslichen Krisen [Seite 209]
8 - 7 Resu?mee und Schlussbetrachtung [Seite 213]
8.1 - 7.1 Krisen aus Sicht ambulant Pflegender [Seite 213]
8.2 - 7.2 Krisen aus Sicht der verfu?gbaren Literatur [Seite 214]
8.3 - 7.3 Priorisierung und Bewertung der Krisen durch ambulant Pflegende [Seite 215]
8.4 - 7.4 Reichweite des Kriseninventars [Seite 215]
8.5 - 7.5 Praktische und theoretische Relevanz [Seite 216]
8.6 - 7.6 Zusammenfassung [Seite 216]
9 - Linkverzeichnis [Seite 219]
10 - Verzeichnis der Autor*innen und Mitarbeiter*innen [Seite 221]
11 - Abku?rzungsverzeichnis [Seite 223]
12 - Glossar [Seite 225]
13 - Literatur [Seite 233]
14 - Sachwortverzeichnis [Seite 235]
2 Krisen in der Häuslichkeit: Eine Annäherung
Mareike Hechinger und André Fringer
Um ein Kriseninventar zu erarbeiten, das von unmittelbarem Nutzen für Pflegende im ambulanten Pflegedienst ist, müssen die Perspektiven der Professionellen unbedingt in den Prozess einbezogen werden. Daher war der erste Schritt in der Erarbeitung des Buchser Pflegeinventar für häusliche Krisen eine Problemanalyse. Hierfür wurden zwei Fokusgruppeninterviews mit den Pflegenden der Spitex Buchs durchgeführt und ihre Erfahrungen mit belastenden und herausfordernden Situationen in ihrer täglichen Arbeit erfragt, wie in Kapitel 1.3 dargestellt. In diesem Kapitel werden die Resultate beschrieben und verdichtet dargestellt.
2.1 Ergebnisse
Die Fokusgruppeninterviews zeigten, dass krisenhafte Ereignisse sowohl die unterstützten Personen und die pflegenden Angehörigen als auch die Pflegenden selbst betreffen können. Es wurde außerdem deutlich, dass die Wahrnehmung und das Erleben von Krisen sehr individuell geprägt sind. Nicht jede Krisensituation, die erlebt wird, ist für andere Personen oder Professionelle ebenfalls eine Krise. Das betrifft zum einen die Pflegenden, von denen manche eine Situation als krisenhaft einschätzen, während andere in der Situation keine Schwierigkeiten sehen. Die Pflegenden beschreiben aber auch, dass sie teilweise Krisensituationen in betreuten Familienkonstellationen bemerken, in denen die beteiligten Personen noch keine sehen. Dies liege daran, dass die unterstützten Personen und pflegenden Angehörigen sich sukzessive an die Situation gewöhnt haben, während die Pflegende von außen in die Situation kommen und Schwierigkeiten feststellen. Gerade in der Zusammenarbeit mit Ärzt*innen stellen die Pflegenden unterschiedliche Einschätzungen von Krisen fest, besonders die Akutheit der Situation wird unterschiedlich bewertet.
Als Beispiel führt eine Pflegende die Schwierigkeit an, dass sie sich in der Krisensituation bei den betroffenen Personen vor Ort befindet und unter Umständen lange telefonieren muss, bis die zuständige Ärztin oder der zuständige Arzt erreicht werden kann.
Dennoch gibt es Aspekte, die charakteristisch für Krisensituationen sind. So beschreiben die Pflegenden, dass es helfen kann, die Situation und damit auch die Krise treffender einzuschätzen, wenn sie eine unterstützte Person besser oder bereits seit Längerem kennen. Ebenfalls empfinden sie ihre Berufserfahrung als hilfreich für die Einschätzung und Handlungsfähigkeit in krisenhaften Ereignissen.
Die Pflegenden beschreiben zwei Arten von Krisen. Bei der einen Krisenart handelt es sich um Notfallsituationen, in denen eine unmittelbare Reaktion notwendig ist. Dabei handelt es sich meistens um gesundheitliche Krisen physischer wie psychischer Natur, aber auch um Ereignisse wie Stürze. Die Pflegenden müssen die betroffene Person stabilisieren, die Akutheit einschätzen und entsprechend handeln. Bei der zweiten Krisenart handelt es sich um eine Krise, die eine Pflegende als maximale Zuspitzung einer Situation bezeichnet, die sie über einen längeren Zeitraum beobachten. Für die Pflegenden ist diese Krise mit einer gewissen Hilflosigkeit verbunden, da sie sich zwar bemühen, die Krise zu verhindern, aber an ihre Grenzen geraten und sich letztlich in einer Zuschauerrolle befinden. Ein Beispiel ist der regelmäßige Konsum von Alkohol, bei dem die Pflegenden am Tag der ausgebrochenen Krise bemerken, dass die unterstützte Person zum Beispiel betrunkener ist als sonst. Solche Situationen sind durch extreme Verhaltensweisen wie Aggression, verbale Ausfälligkeiten, große Emotionen und Überlastung, aber auch Angst, Unsicherheit, Machtlosigkeit und Unruhe charakterisiert. Die Pflegenden beschreiben diese krisenhafte Situation als solche, in der sie keinen Zugang mehr zu den unterstützten Personen oder den pflegenden Angehörigen finden.