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Oder wie es Sangeskamerad Herbert Grönemeyer einst aber für immer unvergesslich textete: Mama, Mama, wann ist man ein Mann?
Sicher mögen einige von Ihnen nach der Lektüre des voran gegangenen Kapitels die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und etwas Ähnliches sagen oder denken wie: Du meine Güte, es sind eben noch Kindern. Das ist schon richtig. Allerdings sollte man doch erwarten können, dass man mit 16 Jahren schon eine kleine Schürfverletzung am Bein verkraften kann. Die körperliche Abhärtung sollte einhergehen mit der Altersentwicklung, sonst entsteht hier ein Defizit, das bei der Ausübung bestimmter Sportarten durchaus zu Problemen führen kann, auch im mentalen Bereich. Ein weiteres Beispiel aus meiner Trainerzeit: es war bei einem U10-Turnier zu dem meine Co-Trainerin und ich mit unseren sieben- bis achtjährigen Kindern angetreten sind. Im Verlaufe des Turniers mussten wir auch gegen die U12-Mannschaft des gastgebenden Vereins antreten, die außer Konkurrenz mitspielte, da die Spieler dieser Mannschaft die Altersgrenze für dieses Turnier schon weit überschritten hatten. Wir stellten unsere Spieler mental auf die körperlichen Vorteile des Gegners ein und sagten ihnen sich nicht entmutigen zu lassen, ganz gleich wie dieses Spiel verlaufen möge. Und so entstand ein Spiel, in dem wir durchaus mithalten konnten. Eine Szene ist uns Trainern dabei besonders im Gedächtnis haften geblieben. Ein für sein Alter großer, schlaksiger Junge, mit der Frisur von Harry Potter und mit der Brille von Harry Potter - also dieser Harry-Potter-Verschnitt hatte in der Nähe unseres Korbes den Ball in beiden Händen und suchte nach einer Anspielstation. Ich rief eine unserer Spielerinnen beim Namen und sagte ihr, sie solle sich den Ball schnappen. Obwohl die angesprochene Spielerin vier Jahre jünger und nur halb so groß war wie Harry Potter, nahm sie ihr Herz in beide Hände und mit einem anderen Händepaar griff sie beherzt nach dem Ball. Ein kurzer, kräftiger Ruck und schon hatte sie den Ball für sich erobert und leitete den Angriff ein. Als wir bereits die Mittellinie mit einer 3:0 Überzahl überquert hatten und ich vor meinem geistigen Auge schon einen weiteren schönen Korberfolg sehen konnte, holte mich ein unerwarteter Pfiff des Schiedsrichters jäh in die Realität zurück. Was war geschehen? Ein technischer Fehler meiner Mannschaft? Nö, da war alles sauber. Nach einem Moment der Orientierungslosigkeit projizierte ich die Trajektorien der beiden Schiedsrichter zum gemeinsamen Schnittpunkt und fand schließlich den Grund für den Pfiff heraus. Noch am Ort des Ballverlustes stehend setzte Harry Potter heulend unsere Zone unter Trollrotz und Wasser. Auf die Befragung, was denn los sei, beschwerte er sich doch tatsächlich, dass man ihm den Ball weggenommen habe! Ist das zu fassen? Vier Jahre älter und drei Köpfe größer und er beschwert sich darüber, dass ein kleines Mädchen ihm den Ball weggenommen hatte? Doch anstatt dem Jungen zu erklären, dass Basketball nun einmal so gespielt wird, bekommt er zum Trost auch noch zwei Freiwürfe geschenkt. Müßig zu sagen, dass ich als Trainer ganz schön angefressen war ob dieser Entscheidung, denn damit wurden wir gleich mehrfach bestraft. Nicht nur, weil uns ein aussichtsreicher Angriff ohne einen vorliegenden Regelverstoß abgepfiffen wurde, zudem nahm man uns noch den Ballbesitz und damit nicht genug gab man dem Gegner auch noch die Möglichkeit selbst zu einfachen Punkten zu kommen. Und das Schlimmste an der Sache war, dass man Harry Potter damit bestätigte im Recht zu sein. Vermutlich hielten die beiden Schiedsrichter ihre Entscheidung für superpädagogisch aber das genaue Gegenteil ist der Fall, denn über kurz oder lang würde sich der Junge wieder in einer ähnlichen Lage befinden, in der er sich behaupten müsse und der Countdown dafür lief bereits. Auf der anderen Seite hatte meine kleine Spielerin, beseelt von der gelungenen Verteidigungsaktion und dem Lob ihrer beiden Trainer an Selbstvertrauen gewonnen und jeglichen Respekt vor der körperlichen Überlegenheit des Gegners verloren und jagte fortan jedem Ball nach, der in ihre Nähe kam. Und so konnte sie nur kurze Zeit später wieder einen Ballgewinn verbuchen und Sie ahnen es schon, natürlich traf es wieder Harry-Ich-bin-zu-lahm-um-den-Schokofrosch-zu-fangen-Potter. Die Spielsituation war nahezu identisch mit der vorherigen und das gilt auch für die darauffolgenden Reaktionsschemata bei allen aktiven oder passiven Beteiligten. Es ist nicht meine Art, mich in die Angelegenheiten anderer Mannschaften einzumischen, aber das Maß war voll. Genervt von den minutenlangen Unterbrechungen, der Inkompetenz der Schiedsrichter und der Hilflosigkeit der beiden Trainer der anderen Mannschaft fragte ich die Letzteren, ob man die Heulsuse nicht permanent und rückstandsfrei vom Spielfeld entfernen könne, damit wieder Basketball gespielt werden könne. Es ist nur allzu verständlich, dass ich mich mit diesen Äußerungen nicht gerade beliebt gemacht habe, allerdings kam der schärfste Protest von einer Seite, von der ich es am wenigsten erwartet hatte, nämlich von den Schiedsrichtern und den Trainern des Gegners. Bisher waren diese vier Akteure mehr wie die neugeborenen Lämmer in der Herde, anstatt deren Beschützer. Aber dieser akute Anfall von Courage sollte nicht allzu lange andauern, denn nachdem ich noch einmal die Fakten des Vorganges aufgezählt hatte herrschte danach wieder das Schweigen der Lämmer. Unerwartet viel Zuspruch bekam ich dagegen von den zuschauenden Eltern der anderen Mannschaften, die offensichtlich die Situation genauso bewerteten, wie ich es tat: der Junge war eindeutig mit den Anforderungen des sportlichen Wettkampfs überfordert. Das Fazit: der Trieb des Jungen sich selbst zu behaupten war zu dem damaligen Zeitpunkt völlig unterentwickelt und man muss die Frage stellen, in welche sozialen Strukturen er bisher eingebettet war. Zuallererst hege ich die Vermutung, dass er ein Einzelkind ist, denn der Konkurrenzkampf unter Geschwistern ist normalerweise der erste Prüfstein im Leben, ob man seine persönlichen Gegenstände gegen den Zugriff der anderer verteidigen oder im Notfall auch zurück fordern kann. Aber was ist mit Kindergarten oder Schule? Spätestens hier hätte der Junge die entsprechenden Qualitäten erlernen müssen, was aber auch nicht der Fall zu sein scheint. Ich bin kein Kinderpsychologe aber meines Erachtens wird diese Fähigkeit normalerweise im Kleinkindalter, etwa mit vier bis fünf Jahren erworben. Damit hängt der Junge in seiner Entwicklung bereits um etliche Jahre hinterher. Hier ist dringender Handlungsbedarf angesagt, damit er in Zukunft für sich und seine Angelegenheiten selbst einstehen kann.
Ein anderer Fall von akutem Weichei-Syndrom, diesmal aus der Kategorie Erheiternd, avancierte bei meinem damaligen Co-Trainer und mir über Jahre hinweg zu einem Running Gag. Unsere Mannschaft, diesmal eine U14, versammelte sich auf dem Parkplatz vor der Sporthalle zur gemeinsamen Abfahrt zum Auswärtsspiel als plötzlich unser Center auf uns zulief und schon vom weitem verkündete, nicht spielen zu können, da er verletzt sei. Dabei hielt er beide Arme voraus, die Hände mit den Daumen nach oben, die beide geschmückt waren mit handelsüblichen Heftpflastern. Auf die Frage nach der Art der Verletzung gab er Schnittwunden an, die ziemlich tief seien, wie er mehrfach betonte. Natürlich muss ich als verantwortlicher Trainer eine solchen Aussage ernst nehmen, obwohl die beiden Heftpflaster nicht gerade die Message transportierten, dass es sich hier um schwerwiegende Verletzungen handeln würde. Um sicher zu gehen begann ich mit der Befragung: wie kam es zu der Verletzung? Beim Frühstück wollte er sich ein Brötchen mit einer bekannten Nuss-Nugat-Creme schmieren. Wie kann man sich beim Schmieren eines Brötchens in den Daumen schneiden? Die Antwort: nicht beim Schmieren, sondern beim Aufschneiden des Brötchens. Aha. Und wieso sind beide Daumen verletzt? Nachdem er sich in den einen Daumen geschnitten hatte, hätte er das Messer in die andere Hand genommen und sich damit nochmals geschnitten. Aha. Mein Co-Trainer und ich konnten ein lautes Lachen kaum noch unterdrücken. Und weil unser Spieler merkte, dass wir die Geschichte nicht so ganz ernst nahmen, wurde er immer eindringlicher. Er nahm das Pflaster an einem Daumen ab und zeigte uns den Einschnitt. Doch weder mein Co-Trainer noch ich konnten einen Einschnitt erkennen. Auch keine Rötung oder einen ausgefranzten Wundrand, denn schließlich wird er ja nicht mit einem Skalpell sein Brötchen aufgeschnitten haben, sondern mit einem handelsüblichen Messer eines normalen Essbestecks. Schließlich begann unser Spieler noch wie verrückt am Daumen zu pressen, in der Hoffnung es würde noch ein bisschen Blut austreten oder zumindest etwas Blutplasma. Doch, während die Kuppe des Daumens stoisch weiß blieb lief sein Kopf rot an. Schließlich gab er seinen Widerstand auf und wurde von uns kurzerhand als spieltauglich erklärt.
In der Halle des Gegners angekommen wurde die zweite Garstufe von unserem Center-Weichei gezündet. Anstatt die Verletzung selbst zu...
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