1 - Gesund bleiben im Lehrberuf [Seite 1]
1.1 - Inhaltsverzeichnis [Seite 6]
2 - Einfu¨hrung [Seite 10]
2.1 - Ziel des vorliegenden Buches [Seite 11]
2.2 - Der Lehrberuf im Wandel - Hintergru¨nde und Fakten [Seite 12]
2.3 - Der Aufbau dieses Buches [Seite 15]
2.4 - Zum Ansatz des Buches [Seite 16]
2.5 - Adressat/-innen des Buches [Seite 17]
2.6 - Dank [Seite 18]
3 - 1. Die Ausgangslage: Beanspruchung, Belastungen und Gesundheit [Seite 20]
3.1 - 1.1 Einleitung: Lehrer sein - (k)ein unmöglicher Beruf?! [Seite 20]
3.2 - 1.2 Zur psychosozialen Bedeutung von Arbeit: Chancen und Gefahren [Seite 28]
3.3 - 1.3 Was beansprucht und belastet? [Seite 31]
3.4 - 1.4 Belastungsstudien [Seite 43]
3.5 - 1.5 Was belastet und beansprucht mich? [Seite 74]
3.6 - 1.6 Modelle und Konzepte fu¨r psychische Gesundheit [Seite 81]
4 - 2. Innere und äußere Antreiber, Anspru¨che und Ideale [Seite 92]
4.1 - 2.1 Einleitung [Seite 92]
4.2 - 2.2 Äußere Antreiber und gesellschaftliche Anspru¨che [Seite 92]
4.3 - 2.3 Innere Antreiber und persönliche Ideale [Seite 96]
4.4 - 2.4 Perfekt oder gut genug? [Seite 107]
4.5 - 2.5 Innere Antreiber und äußere Anspru¨che [Seite 110]
4.6 - 2.6 Die Kunst, eine schlechte Lehrperson zu werden - oder eine Anleitung zum Burn-out in 13 Schritten [Seite 112]
5 - 3. Psychologische Grundbedu¨rfnisse: Kennen, klären, befriedigen [Seite 116]
5.1 - 3.1 Einleitung [Seite 116]
5.2 - 3.2 Elf psychologische Grundbedu¨rfnisse des Menschen und ihre Bedeutung [Seite 117]
6 - 4. Gesund sein - gesund bleiben: Ebenen, Möglichkeiten, Erfordernisse und Grenzen [Seite 124]
6.1 - 4.1 Einleitung [Seite 124]
6.2 - 4.2 Einfluss auf die Rahmenbedingungen des Berufes [Seite 127]
6.3 - 4.3 Gestaltung der Arbeitsbedingungen vor Ort [Seite 136]
6.4 - 4.4 Ausbildung, Berufseinfu¨hrung und Begleitung [Seite 161]
6.5 - 4.5 Entwicklungsbemu¨hungen der Lehrpersonen [Seite 165]
7 - 5. Wichtige persönliche Pfeiler, um gesund zu bleiben - oder wieder gesund zu werden [Seite 176]
7.1 - 5.1 Einleitung [Seite 176]
7.2 - 5.2 Adaptive Akzeptanz [Seite 181]
7.3 - 5.3 Realistischer Optimismus [Seite 182]
7.4 - 5.4 Angemessene Ideale, Anspru¨che und Ziele [Seite 188]
7.5 - 5.5 Selbstsorge - Selbstfu¨rsorge [Seite 199]
7.6 - 5.6 Balance zwischen Berufs- und Privatleben [Seite 206]
7.7 - 5.7 Stärkung der Selbstwirksamkeit und der Kontrollu¨berzeugung [Seite 211]
7.8 - 5.8 Verantwortung u¨bernehmen und Verantwortlichkeiten klären [Seite 222]
7.9 - 5.9 Distanzierungsfähigkeit und angemessene Abgrenzung [Seite 229]
7.10 - 5.10 Befriedigende Beziehungsgestaltung, soziale Unterstu¨tzung und Netzwerkorientierung [Seite 241]
7.11 - 5.11 Die körperliche Seite: Bewegung, Ernährung, Schlaf, Luft, Tageslicht [Seite 247]
7.12 - 5.12 Lösungsorientiert statt problemverhaftet [Seite 249]
7.13 - 5.13 Zukunftsbezogen statt vergangenheitsorientiert [Seite 253]
7.14 - 5.14 Gelungenes und Positives wu¨rdigen und wertschätzen [Seite 255]
7.15 - 5.15 Sinnfindung und Sinnhaftigkeit [Seite 264]
7.16 - 5.16 Gelassenheit und Humor [Seite 270]
7.17 - 5.17 Aussagen von Schulleitenden und einer Lehrerin [Seite 277]
8 - 6. Gesundheitsfördernde Aphorismen und Aussagen zur Schule und zu Lehrpersonen [Seite 288]
8.1 - 6.1 Einleitung [Seite 288]
8.2 - 6.2 Aphorismen und Aussagen zur Schuleund zu Lehrpersonen - eine kleine Auswahl [Seite 288]
9 - Literaturverzeichnis und Links [Seite 294]
10 - Übersicht Download-Materialien: Arbeitsblätter, Übungen, Tests [Seite 316]
11 - Personen-/Sachregister [Seite 390]
11.1 - Sachregister [Seite 391]
Die Ausgangslage: Beanspruchung, Belastungen und Gesundheit 19-21)
1.1 Einleitung: Lehrer sein - (k)ein unmöglicher Beruf?!
Den halben Tag recht haben und den anderen Halbtag frei - dieser Lehreralltag soll belastend sein? Solche und ähnliche Vorstellungen zum Lehrberuf sind immer noch stark verbreitet und lassen Aussagen zur Beanspruchung und Belastung im Lehrberuf fast skurril erscheinen. Nur: Die Diskrepanz zwischen den Vorurteilen und dem konkreten Schulalltag ist in den meisten Fällen frappant.
Vor diesem Hintergrund sind folgende Zeilen eines Lehrers mit langjähriger Erfahrung aussagekräftig, die ich kommentarlos wiedergebe:
Ist das alles machbar?
Wir Lehrpersonen leiden unter teilweise nicht mehr zumutbaren Arbeitsverhältnissen. Beispiele: überfüllte Klassen, extrem heterogene Zusammensetzung der Klasse, teilweise kaum tragbare Schüler, zu kleine Klassenräume, hohe Integrationsansprüche ohne entsprechende Entlastung und Hilfen. Dazu kommt eine zunehmende extreme Arbeitsverdichtung: Uns Lehrpersonen, den Schulleitungen und den Schulen als Ganzes werden laufend neue Arbeiten und Zusatzaufgaben zugewiesen - bei einem gleichzeitig enorm gestiegenen Erwartungsdruck der Gesellschaft (Eltern, Bildungsverwaltung, Politik, Wirtschaft usw.). Zudem ist die Schule angehalten, permanent ihre Unterrichtserfolge nachzuweisen und ihre Arbeit fortlaufend zu evaluieren. Schließlich sollen Konzepte für unterschiedlichste Bereiche wie Sicherheit, Gesundheit, Ernährung, Mobbing neben dem Unterricht erarbeitet und umgesetzt werden - ohne entsprechende Zeitgefäße und Bezahlung. Wie sollen wir das noch bewältigen?
Einige Zahlen zum Phänomen «Belastung»
Hat die Belastung in der Schule zugenommen? Haben sich die Aufgaben erweitert? Wenn ja, wie und warum? In den 1960er-Jahren begannen Forscher/-innen, sich systematisch und konkret mit Belastung und Gesundheit im Lehrberuf zu beschäftigen, seit den 1980er-Jahren werden die verschiedensten Belastungsfaktoren in der Schule qualitativ wie quantitativ differenzierter erfasst.
Ein wichtiger Aspekt, der zu Belastung führen kann, ist das Thema «Entscheiden». Ist Ihnen bewusst, wie oft Lehrpersonen Entscheidungen fällen müssen?
«Lehrerinnen und Lehrer haben in einer Unterrichtsstunde bis zu 200 Entscheidungen zu treffen und dabei im Durchschnitt 15 zu meistern.» (Kretschmann, 2006, S. 21) Entscheidungen treffen, in derart kurzer Zeit, in dieser hohen Kadenz und zudem häufig in Konfliktsituationen: Schon das allein ist eine anstrengende Tätigkeit! Dabei stellen Entscheidungen nur einen kleinen Teil der Anforderungen im Schulalltag dar. Das Handeln im Lehrberuf ist mehrdimensional und fordert ein permanentes Abwägen unterschiedlicher Maximen, Ziele, Bedürfnisse usw.
Andere Untersuchungen beschäftigen sich mit der Distanzierung, der Erholung. Wie sehen hier die konkreten Zahlen aus? Gemäß einer Untersuchung von Kretschmann 2006 (S. 30) fällt vielen Lehrpersonen das Nicht-abschalten-Können enorm schwer:
51 % der Gedanken kreisen oft oder ständig um die Arbeit.
53 % der Lehrpersonen sind lange im Voraus aufgrund von schwierigen beruflichen Situationen beunruhigt.
72 % der Lehrpersonen denken schon am Sonntagnachmittag mit Beklemmung an den nächsten Schultag.
Bisher war von Lehrpersonen die Rede. Wie steht es nun um die Arbeitstätigkeit und ihre Zusammenhänge mit medizinischen Befunden? Auch dazu eine kurze Übersicht (Kretschmann, 1994/2006, S. 30): Risiken von Herz- und Kreislauferkrankungen: Lehrpersonen rangieren an zweiter Stelle (nach Piloten/-innen, Busfahrern/-innen, Fluglotsen/-innen)!