Schweitzer Fachinformationen
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Ein Mann fällt in ein Loch, das so tief ist, dass er nicht wieder herausklettern kann. Er ist verletzt und hat Angst.
»Hilfe!«, schreit er. »Ich sitze hier unten fest!«
In diesem Moment kommt zufällig ein Arzt vorbei. Als er die Hilfeschreie hört, stellt er ein Rezept aus, lässt es in das Loch fallen und geht weiter.
»Ist da jemand? Kann mir bitte irgendjemand helfen!«
Als Nächstes bleibt ein Pastor stehen, kritzelt ein Gebet auf ein Stück Papier, wirft es zu dem Abgestürzten hinunter und geht weiter.
»Ich brauche Hilfe! Ich komme hier nicht raus!«, schreit der Mann.
Schließlich kommt ein Freund vorbei, sieht den Mann in dem Loch gefangen und springt sofort zu ihm runter.
»Du Idiot! Jetzt bist du auch hier unten! Warum hast du das denn getan?«, fragt der Mann.
Sein Freund antwortet: »Weil ich selbst schon mal hier unten gewesen bin. Ich weiß vielleicht, wie man rauskommt. Und weil ich möchte, dass du weißt, dass du nicht allein bist.«
Ich war vierunddreißig und weinte häufiger, als es wahrscheinlich für einen erwachsenen Mann gut war. Weil meine Frau mich verlassen hatte. Und weil ich unseren kleinen Jungen vermisste, der nun nicht mehr jeden Tag bei mir zu Hause war. Und weil sie sich mit einem Sackgesicht traf - dem einzigen Menschen, dem ich je gewünscht habe, von einer heftigen Explosion zerfetzt zu werden.
Obwohl ich meine Frau in den zwei Jahren davor kaum berührt hatte, machte mich der Gedanke, dass jemand anders dies tun könnte, fertig. Mein kleiner Sohn, der noch nicht mal im Kindergartenalter war, würde von nun an von diesem Sackgesicht großgezogen werden, dachte ich. Ich habe keinen Einfluss mehr darauf, wer sich um meinen Sohn kümmert. Ich stellte mir eine Zukunft vor, in der er nach den Spielen der Little League vom Spielfeld rennt und sich in die Arme seiner Mutter und seines bösen Stiefvaters wirft, und für alle anderen würden sie wie eine wunderbare kleine Familie aussehen. Und ich würde in einiger Entfernung stehen und mich zu einem höflichen Lächeln zwingen, als ob alles in Ordnung wäre, mir aber insgeheim wünschen, ich wäre tot.
Aber ich hatte dazu noch andere unmittelbare Probleme zu bewältigen. Nachdem ich ein Leben lang mit meinen Eltern, College-Mitbewohnern oder meiner Frau zusammengelebt hatte, war ich nun zum ersten Mal allein. Das konnte so nicht gut gehen.
Es gibt viele Geschichten von Typen in meinem Alter, die wieder in die freie Wildbahn entlassen werden. Die mit dem Selbstvertrauen und der sexuellen Kompetenz, die sich aus der Lebens- und Schlafzimmererfahrung ergeben, an denen es uns in frühen Jahren noch gemangelt hatte, in der Datingwelt abräumen. Ich sollte es mal mit Onlinedating versuchen! Mittlerweile macht sich niemand mehr über dich lustig, wenn du es tust!
Ich habe Onlinedating mit Match und Tinder ausprobiert, obwohl Tinder damals den Ruf hatte, lediglich eine App für unverbindliche Sexkontakte zu sein.
Meistens waren die Frauen nicht interessiert. Da das Internet es den Leuten erlaubt, ihre Datingvorlieben einfach zu filtern, dauerte es nicht lange, bis mir klar wurde, dass kürzlich geschiedene, 1,75 Meter große, alleinstehende Väter, die viel weinen, nicht gerade als die Crème de la Crème der Onlinedating-Szene angesehen werden.
Ein paar Interessentinnen gab es aber. Die Witwe, die mich mochte, mir aber vorhielt, dass ich mich auf Onlinedating-Websites bewegte, obwohl ich so kurz nach der Scheidung emotional gar nicht reif dafür war. Die Hörgeräteakustikerin, die in ihren SMS nach jedem einzelnen Satz »LOL« schrieb. Die Frau, die sich als die Schwester eines Arbeitskollegen entpuppte, was dazu führte, dass wir uns beide die Hand gaben und sagten: »Tja. War wohl eine Scheißidee. Hab noch ein schönes Leben und so.«
Vor einem Date bläute ich mir immer ein: Sprich nicht über deine Scheidung. Sprich nicht über deine Scheidung. Sprich nicht über deine Scheidung. Meistens hatte ich die Scheidung schon angesprochen, bevor noch die Vorspeisen auf dem Tisch standen. Ich Idiot!
Ich war eine Niete beim Daten. Nicht nur weinte ich zu oft, noch dazu bekam ich die ersten grauen Haare, und ich war Vater eines Vierjährigen, was viele Frauen, die an einem Stiefmutterdasein nicht interessiert waren, sofort die Reißleine ziehen ließ. Die höflich-aufgebrachte Witwe hatte recht: Ich war dort, um meine Einsamkeit zu bekämpfen, und nicht, um ehrliche Kontakte zu knüpfen, die zu gesunden, dauerhaften Beziehungen führen konnten.
Immer wieder ging mir durch den Kopf, wie ungerecht es war, dass meine Frau in ihrem neuen Leben und ihrer neuen Beziehung so glücklich zu sein schien, während ich unglücklich und allein durch einen Tränenschleier eine Netflixserie nach der anderen wegglotzte.
Ich werde als einsamer Incel, als unfreiwillig enthaltsamer Mann sterben, und dieser Scheißtyp wird meinen Sohn umarmen und meiner Frau neben meinem Sarg einen Zungenkuss verpassen, bevor er mit ihr zu einem fantastischen Safariurlaub nach Afrika fliegt, wo meine Frau mein Ableben umgehend mit unvorstellbar heißem Sex, einem Akt, den wir nie ausprobiert haben, feiern und sagen wird: »Hahahahahahahaha! Ich wette, Matt hat die ganze Zeit nur rumgesessen und geheult, und keine Frau wollte ihn küssen! Was für ein kleiner, unbedeutender Verlierer er doch war! Ich bin so froh, dass ich mit dir hier bin und nicht mit ihm!«
Solche Szenarien habe ich mir ernsthaft ausgemalt. Es waren dunkle Zeiten.
Eines Nachts, als ich kurz vorm Durchdrehen war und mich mit Wodka zu betäuben versuchte, rief ich eine Therapeutin unter einer kostenfreien 1-800-Nummer an. Ich bin mir ziemlich sicher, dass auch sie mich für einen Verlierer hielt.
Sie fragte mich über mein Leben aus. Wahrscheinlich habe ich geantwortet: »Hmmm. Ich mache gerade eine Scheidung durch. Ich lebe unfreiwillig zölibatär. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ein Typ, den ich nicht kenne, seinen Penis in meine Frau reinsteckt. Es läuft großartig, danke der Nachfrage.«
Sie antwortete: »Sie sind doch Journalist, ich glaube, es würde Ihnen guttun, wenn Sie anfingen, ein Tagebuch zu führen. Schreiben Sie einfach auf, wie es Ihnen geht.«
Wahrscheinlich hatte sie gemeint, dass ich es für mich in einem privaten Tagebuch festhalten sollte. Stattdessen habe ich mich ein wenig mehr betrunken und alles ins Internet gestellt.
Mit dem Blog Must Be This Tall To Ride begann ich 2013, um meine Trauer und die Wut nach meiner Scheidung zu verarbeiten - ganz wie die Therapeutin mir am Telefon geraten hatte. Sie hatte mich ermutigt aufzuschreiben, wie ich mich fühle. Das habe ich dann auch getan. Ich wollte es als eine Art düstere Komödie inszenieren, die meine Irrungen und Wirrungen als kürzlich geschiedener, alleinerziehender Vater in der Midlife-Crisis dokumentiert, der versucht, Frauen kennenzulernen und ein neues Leben zu beginnen. Ich dachte, so dysfunktional und bemitleidenswert, wie ich mich dabei gebe, könnte es für andere ganz lustig sein.
Ich habe mich fast so geöffnet wie bei einem Tagebuch. Es fiel mir leicht, mich beim Schreiben verletzlich zu zeigen und authentisch zu bleiben, weil ich mich zu elend fühlte, als dass es mir etwas ausmachte, was andere von mir dachten, und weil ja keine Gefahr bestand, dass es jemand lesen würde.
Aber dann haben die Leute es doch gelesen und sich bei mir gemeldet, schnell hatte ich eine kleine, aber engagierte und ständig wachsende Leserschaft.
Diese Leute haben mir in mehrfacher Hinsicht das Leben gerettet. Die Leute mochten meine Texte, schrieben sie. Sie halfen ihnen, sich weniger allein zu fühlen, schrieben sie. Meine öffentlichen Selbstreflexionen über Ehe und Scheidung kamen ihnen persönlich und vertraut vor, schrieben sie.
Ich bin nicht allein, stellten wir gemeinsam fest.
Die Tatsache, dass die Menschen mir Aufmerksamkeit schenkten, veränderte alles. Wollte ich nur zum substanzlosen...
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