Schweitzer Fachinformationen
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Sechzehn Mal war ich mit meinem Fjordpferd Lasse schon auf Wanderritten gewesen. Das heißt, auf sechzehn Ritten übernachtete ich mindestens einmal auf der Rittstrecke. Es waren sehr unterschiedliche Ritte.
Mehrere Male hatte ich mich von anderen Reitern organisierten Veranstaltungen angeschlossen. So zum Beispiel den beiden fünftägigen Naturparkritten der VFD in Brandenburg
(VFD = Vereinigung der Freizeitreiter und Fahrer Deutschlands e. V.).
Mehrmals war ich mit Lasse im Alleingang losgezogen. Schließlich traute ich mich sogar, Teilnehmer auf den von mir organisierten Ritten mitzunehmen.
Es waren sowohl Ritte in der Nähe meines Wohnsitzes bei Gifhorn als auch Ritte in weit über hundert Kilometer entferntem, fremdem Gelände.
Zwei Gemeinsamkeiten hatten all diese Ritte. Zum einen waren die Quartiere schon vor dem Abritt bei der Planung festgelegt worden.
Zum anderen wurde das Gepäck für die Übernachtungen, wie zum Beispiel Paddockmaterial, Eimer, Pferdefutter und Zelt, per Fahrzeug von Quartier zu Quartier transportiert.
Als besonders praktisch hatte sich der Einsatz eines Trossanhängers erwiesen. Beim Abbau des Lagers wurde das Gepäck in diesen verladen.
Im Verlauf des Tages wurde der Trossanhänger vom alten zum neuen Quartier gebracht. Zum Teil wechselten die Zugfahrzeuge und Fahrer dabei von Tag zu Tag. Ein fester Trossfahrer, der über den gesamten Ritt zur Verfügung stehen musste, wurde so nicht benötigt.
Am Pferd selbst führte ich nur das Gepäck für einen Tagesritt mit (Putzzeug, Halfter, Regenzeug, Wasserflasche, Lunchpaket etc.).
Beides sollte nun auf meinem siebzehnten Wanderritt von Gifhorn zur Nordseeinsel Neuwerk anders werden. Diesmal wollte ich mich auf das allernotwendigste Gepäck beschränken und dieses am Sattel auf dem Pferd mitführen.
Bei der Suche nach einer geeigneten Route nutzte ich digitales Kartenmaterial des Niedersächsischen Landesvermessungsamtes (CD TOP 50), ohne allerdings dabei die Quartiere festzulegen.
Somit begann mein siebzehnter Wanderritt erst einmal mit ein paar Stunden Arbeit am PC.
Der Höhepunkt des Rittes sollte der von Familie Schröder für die Interessengemeinschaft Fjordpferd e. V. organisierte Ritt durch das Watt zur Nordseeinsel Neuwerk werden.
Durch diesen Termin einerseits und durch meinen Jahresurlaub war der Zeitrahmen des Rittes festgelegt. Für Hin- und Rückritt reichte die Zeit nicht aus. Daher plante ich die Rückreise eher konventionell mit Pferdeanhänger und Zugfahrzeug.
Bis zur Nordsee zu reiten und mich dann dort von jemandem abholen zu lassen, kam für mich nicht in Frage. So entschied ich mich dazu, mein Auto und meinen leeren Pferdeanhänger vorab zu Schröders nach Wremen an die Nordsee zu bringen.
Im Vorfeld meiner Anmeldung hatten sie mir angeboten, bei ihrer eigenen Anreise zum Wattritt mein Gespann nach Sahlenburg mitzubringen.
Da ich nicht nur gerne reite, sondern auch gerne Fahrrad fahre, plante ich, die gut zweihundertsiebzig Kilometer zurück nach Gifhorn mit dem Fahrrad zu fahren.
Dabei konnte ich schon vorab den Großteil meiner späteren Rittstrecke abfahren, ich hatte die Möglichkeit, nach potenziellen Quartieren Ausschau zu halten und tat nebenbei noch etwas für meine Fitness.
So holte ich nach einer Nacht bei Schröders mein Fahrrad und das Gepäck aus meinem VW-Bus und machte mich startklar. Hans und Helga hatten mir ein paar Minuten zuvor eine gute Fahrt gewünscht und waren dann zur Arbeit gefahren.
Nun war ich fast startklar.
Mir fehlte nur noch die Kartentasche mit den von mir gedruckten Karten.
Diese lag allerdings unerreichbar auf dem Beifahrersitz.
Nun rächte es sich, dass der Kastenwagen, den ich so nach und nach in ein Wohnmobil umgebaut hatte, eine Trennwand hatte. Diese trennte die vorderen Sitze vom Lade-/Wohnraum ab.
Als ich mit Schröders aus dem Haus ging, hatte ich nur die Schiebetür im hinteren Teil des Wagens aufgeschlossen und den Schlüssel anschließend Hans gegeben, damit er während meiner Abwesenheit mein Gespann notfalls umparken konnte. Hans hatte den Schlüssel sogleich in Haus gebracht und war zur Arbeit gefahren.
Nun hatte ich ein Problem.
Ohne die Landkarten würde ich den von mir ausgearbeiteten Weg nicht finden.
Schröders Tochter Stephanie hatte Semesterferien und war noch zu Hause.
Sollte ich sie wachklingeln?
Oder sollte ich mich als Autoknacker versuchen?
Bei meinem früheren Auto hatte ich mal den Autoschlüssel eingeschlossen. Damals baute ich nach dem Tipp eines Bekannten einfach die Abdeckleiste am Fenster der Fahrertür ab. Dadurch konnte ich mit einem Schraubenzieher an die Türmechanik gelangen und die Tür entriegeln.
Leider waren die Türen meines Volkswagens in dieser Hinsicht gewissenhafter konstruiert. Nachdem ich die Abdeckung an der Fahrertür abgehebelt hatte, musste ich feststellen, dass ich nicht an die Türmechanik herankam.
Also beschloss ich, doch Stephanie wachzuklingeln.
Allerdings führte auch ein mehrmaliges Klingeln an der Haustür zu keiner Reaktion.
So unternahm ich einen weiteren Versuch als Autoknacker.
In der Blechwand, die mich von meiner Kartentasche trennte, war ein kleines Loch. Wenn ich einen Faden mit einer Schlinge durch das Loch stecken würde und es mir gelänge, damit den Knopf von der Türverriegelung auf der Innenseite der Beifahrertür zu angeln, könnte ich so die Tür öffnen.
Aus einem Fahrradbowdenzug, einem Nähfaden und einem bisschen Klebeband bastelte ich mir eine geeignete Schlinge.
Zu meinem Verdruss rutschte die Schlaufe jedes Mal, wenn ich endlich den Knopf getroffen hatte, wieder ab.
Sollte ich vielleicht doch lieber versuchen, Schröders anzurufen?
Würden die mir von der Arbeit aus helfen können?
Dann wurde mir klar, dass ich bisher mit Schröders nur über ihren Festnetzanschluss telefoniert hatte. Handynummern hatte ich keine von ihnen.
So blieb mir nichts anderes übrig, als meine »Angelversuche« mit dem Bowdenzug fortzusetzen. Diese verliefen jedoch weiterhin erfolglos.
Schließlich sah ich Stephanie beim Verlassen des Hauses und lief sogleich zu ihr hin, um sie wegen meiner misslichen Lage anzusprechen.
Zum Glück hatte sie noch ein bisschen Zeit, wusste allerdings nicht, wo ihr Vater Hans meine Autoschlüssel verwahrte. Nachdem wir erfolglos versucht hatten, ihn telefonisch zu erreichen, machten wir uns gemeinsam auf die Suche, bei der wir schließlich die Schlüssel fanden.
Nun konnte es endlich losgehen.
Obgleich viele der Wege auf der geplanten Rittstrecke schöne Reit-, aber eher mäßig gute Fahrradwege waren, kam ich anfangs gut voran.
Bis sich mit einem hohen Pfeifen ein Plattfuß ankündigte. Schnell war das Hinterrad zum Flicken des Schlauches ausgebaut.
Einen Ersatzschlauch hatte ich aus Nachlässigkeit nicht mitgenommen. In der letzten Zeit hatte ich auf weit über tausend Kilometern keinen Platten mehr gehabt.
Schnell war der Schlauch geflickt und das Rad wieder eingebaut. Es ging weiter - für etwa einen Kilometer.
Dann fühlte sich der eben noch prall aufgepumpte Hinterreifen wieder schlapp an.
Nun hieß es abermals, das Hinterrad auszubauen, um zu sehen, warum dieses Luft verlor. Leider erwies sich der eben aufgebrachte Flicken als undicht. Es sah danach aus, dass die Vulkanisierlösung des Flickzeugs zu alt war und nicht mehr funktionierte. Außerdem war das Loch, das die Scherbe geschnitten hatte, ziemlich groß und genau an einer nahtartigen Wulst des Fahrradschlauchs.
Unweit der Wiese, auf der ich mich zwecks erneuter Fahrradreparatur niedergelassen hatte, standen ein paar Häuser.
Vielleicht hatte einer der Bewohner Fahrradflickzeug, welches nicht so alt wie meines war?
Einen Versuch war es zumindest wert.
Zum Glück war in einem der Häuser jemand zu Hause und die nette Familie hatte sogar Flickzeug für mich. Als ich erfuhr, dass meine Retter selbst Pferde hatten, erzählte ich ihnen von meinem geplanten Wanderritt. Sie waren so begeistert, dass sie mich spontan zu einem verspäteten Mittagessen einluden.
So konnte der neue Flicken, den ich nach dem Entfernen des »alten« mit frischer Lösung aufgebracht hatte, eine knappe Stunde trocknen, während ich von meinen Plänen berichten »musste« und mir dabei Spaghetti munden ließ.
Leider blieb der Schlauch auch nach dieser Trockenzeit undicht.
Durch den weggeschlossenen Schlüssel und den Platten hatte ich inzwischen viel Zeit verloren und der Abend nahte.
Daher zögerte ich nicht, als man mir das rettende Angebot machte, mich mit dem Auto nach Bad Bederkesa zu fahren, damit ich dort noch vor Ladenschluss im Fahrradladen einen neuen Schlauch kaufen konnte. Eine gute Stunde später konnte ich mich dann wieder mit gewechseltem Schlauch auf den Weg machen, natürlich nicht, ohne mich ausgiebig bei meinen Rettern bedankt zu haben.
Nach dem flachen Weideland, durch das ich bis zum Plattfuß gekommen war, führte mich mein Weg durch einige Hügel mit zum Teil sandigen...
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