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"In seinen besten Momenten, wenn Joe voll im Rhythmus war, hatte er eine intuitive, instinktive Natur, an die kaum irgendein Athlet in irgendeinem Sport rankommt."
Bill Walsh über Joe Montana
Druck.
Druck macht etwas mit Menschen. Wenn das Herz plötzlich laut und schneller klopft, wenn die Gedanken rasen, wenn scheinbar alle Blicke gerade auf einen gerichtet sind. Manche fangen an zu schwitzen, andere können keinen geraden Satz mehr formulieren und wieder andere bekommen bei dem krampfhaften Versuch, innerlich die Ruhe zu bewahren, ein dunkelrotes Gesicht.
Man muss beileibe kein Profisportler sein, um sich in diese Lage hineinzuversetzen - jeder kann sich wohl an eine solche Situation erinnern. Dass es dabei nicht hilft, wenn zusätzlich die Hoffnungen, Träume und womöglich die Enttäuschung tausender Fans vom eigenen Verhalten unter Druck abhängen, liegt in der Natur der Sache.
Joe Montana war anders. Man hört häufig das Klischee des Sportlers, der unter Druck erst zu seiner Bestleistung auflaufen kann. Montana hingegen schwankte zwischen diesem Klischee auf der einen und einem Zustand, in dem er den Druck scheinbar gar nicht bemerkte, auf der anderen Seite.
Als er selbst diese Fähigkeit mal in einem Interview beschreiben sollte, stockte Montana. "Es ist nicht so, dass ich diese Drucksituationen suchen würde", versuchte er sich an einer Erklärung, "aber der Druck macht mir nichts aus. Ich konzentriere mich zu sehr auf meine Aufgabe. Es war für mich nicht so, dass ich unter Druck besser gespielt habe - eher, dass ich auf die gleiche Art und Weise gespielt habe, ob es jetzt der Super Bowl oder das erste Spiel der Saison war" (Dunnavant, 2015, S. 146).
Aufgewachsen in einem sehr kleinen Städtchen in Pennsylvania, südlich von Pittsburgh, war Sport früh in Montanas Leben omnipräsent. Baseball, Basketball, Football - Montana spielte alles, insbesondere Basketball hatte es ihm zunächst angetan; von seinem Vater, der später selbst ein lokales Basketballteam gründete, um organisierten Nachwuchsbasketball in der Gegend anbieten zu können, in dem dann auch Montana spielte, wurde er dabei stets unterstützt.
"Ich habe früher selbst alle möglichen Sportarten ausprobiert. Aber als Kind hatte ich nie jemanden, der mir im Garten den Ball zugeworfen hätte", erzählte er einst dem Journalisten und Sports Illustrated-Reporter Paul Zimmerman. "Vielleicht habe ich das deshalb mit Joe angefangen. Und als wir einmal damit begonnen hatten, stand er immer mit einem Ball in der Hand an der Tür, wenn ich von der Arbeit heimkam."
Für Vater Joseph Sr. stand dabei der Spaß im Vordergrund, "aber ich wollte sicherstellen, dass er die richtigen Basics beherrscht". Montanas Vater las Bücher und studierte andere Quarterbacks, woraufhin er begann, seinem Sohn die richtige Technik beizubringen.
"Die Leute haben mir teilweise vorgeworfen, dass ich ihn zu sehr drängen würde", wusste Joseph Sr., "aber ich denke nicht, dass das stimmt. Es war eher - er hat es so sehr geliebt, und ich habe es geliebt, ihm dabei zuzuschauen. Und ich wollte sicherstellen, dass er es auf die richtige Art und Weise lernt."
Dennoch war es der Basketball, der es Montana zunächst besonders angetan hatte. Er war in allen drei Sportarten früh auffällig gut, doch im Basketball wurde er zum All-State-Spieler in der Highschool und erhielt ein Angebot für ein Stipendium von der North Carolina State University. Seine Footballkarriere hätte an diesem Punkt enden können; für Montana war es eine sehr ernsthafte Überlegung, das Stipendium anzunehmen.
Letztlich aber war ein anderes Angebot noch verlockender.
Die geschichtsträchtige Universität von Notre Dame, für die in den 1960er-Jahren bereits Montanas Kindheitsidol Terry Hanratty gespielt hatte, hatte dem jungen Quarterback ein Footballstipendium vorgelegt. Montana sagte zu.
Wer an diesem Punkt die Hollywood-Geschichte des Highschoolstars erwartet, der an sein Wunschcollege kommt und dort auf dem Weg zu einer der erfolgreichsten NFL-Karrieren aller Zeiten ebenfalls sofort durchstartet - nun, der sieht sich ähnlich getäuscht wie Montana Mitte der 1970er-Jahre. Denn während der Traum vom Posten des Starting-Quarterbacks ohnehin weit entfernt war, gelang es Montana nicht einmal, sich im damals bei den Colleges noch üblichen Juniorteam Snaps zu sichern.
Er war im "Nachwuchsteam", das dafür diente, den jüngeren Studenten Spielpraxis zu geben, meist nur die vierte Wahl. Im Training war er vor allem dafür zuständig, den nächsten gegnerischen Quarterback zu imitieren, um die Defense auf das Spiel vorzubereiten.
"Niemand hat sich dafür interessiert, wie ich spiele. Psychologisch war es ziemlich hart", sollte er später zurückblicken. "Ich musste in das Stadion voller Leute laufen und konnte noch nicht einmal im Nachwuchsteam auflaufen" (Dunnavant, 2015, S. 36).
Auch ein Trainerwechsel spät in Montanas erster Saison - Dan Devine übernahm im Dezember 1974 - änderte an Montanas Ausgangslage zunächst wenig. Zwar war er 1975 alt genug für die erste Auswahl, eindrucksvolle Trainingsauftritte im Frühjahr reichten Devine allerdings nicht, um Montana starten zu lassen.
Das änderte sich noch nicht einmal, als Devine scheinbar zu seinem Glück gezwungen wurde.
Es war das Spiel gegen North Carolina 1975, das erstmals eine größere Öffentlichkeit auf die Montana-Magie aufmerksam machte. Notre Dame lag mit 6:14 zurück, nur noch knapp über fünf Minuten waren zu spielen. Montana bekam seine Chance, und nach jedem Ermessen nutzte er diese vermeintlich auch.
Ganze 72 Spielsekunden stand er insgesamt auf dem Feld - das reichte Montana, um 129 Passing-Yards aufzulegen und das gesamte Spiel letztlich mit sechs Plays zu drehen. Devine sollte es später als "meinen größten Sieg aller Zeiten" beschreiben (Dunnavant, 2015, S. 39); ganz offensichtlich reichte der jedoch nicht, um Montana das Zepter zu übergeben.
Es war schon fast grotesk, als sich das Schauspiel eine Woche später wiederholte. Wieder lag Notre Dame zurück, dieses Mal 10:30 gegen Air Force, und wieder sollte Montana im vierten Viertel das Ruder herumreißen. Er übernahm erneut für Starter Rick Slager - und drehte die Partie abermals. Notre Dame gewann 31:30, und langsam, aber sicher wuchs seine Aura.
Womöglich wäre der Druck der Öffentlichkeit in der Folge dieser Saison zu groß geworden und Devine hätte keine Wahl mehr gehabt. Doch stand Montanas Collegekarriere auch weiterhin unter keinem guten Stern: Eine Schulterverletzung kostete ihn letztlich die gesamte 1976er-Saison, und als er 1977 zurückkehrte, war er die Nummer drei.
Wieder schien der Startplatz zunächst außer Reichweite. Und wieder wurde Devine zu seinem Glück gezwungen.
Nach einem enttäuschenden Start in die Saison entschied sich Devine für den Quarterback-Tausch: Starter Rusty Lisch wurde während des dritten Saisonspiels gegen Purdue zum Backup degradiert, Gary Forystek übernahm. Dessen sportliche Karriere allerdings sollte an diesem Tag enden.
Innerhalb eines Plays erlitt Forystek einen Bruch der Wirbelsäule, einen Bruch des Schlüsselbeins und eine schwere Gehirnerschütterung. Montana konnte in diesem Moment seine Chance riechen. Lisch war eigentlich kein Gegner für ihn, Forystek schwer verletzt - Devine, und für viele damalige Wegbegleiter und Beobachter ist dessen Sturheit bis heute schwer erklärbar, schickte aber selbst in dieser Situation lieber Lisch zurück aufs Feld.
Es musste schon die nächste krachende Niederlage drohen: Purdue führte elf Minuten vor dem Ende mit 24:14 und hatte den gigantischen Upset-Sieg schon vor Augen, als Devine schließlich nachgab und Montana brachte. "Die Spieler sind im Prinzip durch die Gegend gesprungen, als Joe reinkam", verriet Roger Valdiserri, Notre Dames damaliger PR-Verantwortlicher, später. "Ich saß neben meinem Purdue-Kollegen, und er hat mich gefragt, was da los sei. Ich antwortete: 'Das ist Joe Montana. Und ihr habt jetzt ein Problem.'"
Und dann beschrieb Valdiserri das, was zu diesem Zeitpunkt viele innerhalb und außerhalb des Teams bereits spürten; bis auf Devine, offensichtlich: "Joe hatte eine Gabe, er hatte eine Aura. Und die hat seine Mitspieler angetrieben." Das galt - man kann es sich an diesem Punkt fast denken - auch für das Purdue-Spiel. Montana kam rein, Notre Dame legte 17 Punkte in Folge auf und gewann das Spiel 31:24. Nach dem Spiel erklärte Devine Montana, und man wäre...
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