Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Die junge Tilly Delaney ist vor zwei Jahren auf mysteriöse Weise verschwunden. Die Polizei von Los Angeles hat ihren Fall inzwischen längst zu den Akten gelegt. Aus Verzweiflung über die Untätigkeit des LAPD dringen Tillys Eltern, in das forensische Labor der Strafverfolgungsbehörden ein und stellen ein Ultimatum: Findet endlich unsere Tochter, oder wir werden Stunde um Stunde alle Beweise für andere ungeklärte Fälle vernichten.
Detective Charlie Hoskins ist seit fünf Jahren undercover in einer mörderischen Motorradgang. Sollte das Labor brennen, verliert er alles, wofür er gearbeitet hat.
Lynette Lamb war Polizeibeamtin ? bis sie vor ihrem ersten Einsatz in LA gefeuert wurde. Herauszufinden, was mit Tilly passiert ist, ist ihre einzige Chance, wieder in den Beruf einzusteigen, auf den sie sich ihr ganzes Leben lang vorbereitet hat.
Hoskins und Lamb haben nicht viel Zeit, um diesen cold case zu lösen, denn die Situation droht völlig außer Kontrolle zu geraten .
Die Nähnadel stieß ruckartig durch das dicke, steife Material von Lambs kohlrabenschwarzem Uniformhemd und bohrte sich unversehens ins weiche Fleisch ihres Zeigefingers. Sie jaulte auf, saugte am Finger herum und vergewisserte sich sofort mit hektischen Blicken, dass niemand im Umkleideraum sie gehört hatte. Sie war allein. Mit ihrer Nervosität hatte sie wahrscheinlich alle vertrieben. Nervosität war ansteckend, und das hier war ein Beruf, in dem zitternde Finger, ein leichenblasses Gesicht und ein unsicherer Gang nicht besonders nützlich waren.
Sie kauerte in Unterwäsche auf der abgescheuerten Holzbank zwischen den übereinandergestapelten Spinden und ließ die vergangenen demütigenden Momente vor ihrem geistigen Auge Revue passieren. Bei ihrer Ankunft im Polizeihauptquartier von Van Nuys hatte sie sich vor dem mit Speichelschutzscheiben ausgerüsteten Empfangstresen eingefunden und den hinteren Bereich nicht wie ihre Kolleginnen und Kollegen mithilfe einer Karte durch den Personaleingang betreten. Auf dem Weg in den Umkleideraum hatte sie wie ein schreckhaftes Pferd mit blähenden Nüstern auf die unvertrauten Gerüche und Anblicke im Großraumbüro des Erdgeschosses reagiert. Und war direkt vor den Augen zweier Zivilfahnder über ein am Boden festgeklebtes Kabel gestolpert.
Der an einem einzigen gekringelten Faden von ihrer Brusttasche baumelnde Knopf war ihr erst aufgefallen, als sie ihre Zivilkleidung ausgezogen hatte, um ihre Uniform anzulegen. Herrje! Warum ausgerechnet jetzt? Wie oft war sie am Wochenende in ihr Schlafzimmer gelaufen, um ihre im Kleiderschrank hängende Uniform zu bewundern und ehrfürchtig die makellosen Ärmel zu berühren, ohne dass ihr der lose Knopf aufgefallen war? Das Nähset hatte sie am Boden ihres prall gefüllten Rucksacks gefunden, zwischen ihren sorgfältig gepackten Notutensilien: Elektrolyt-Tabletten, Aspirin, Tampons, Snacks, ein Satz Zivilkleidung, drei verschiedene Haargummis, falls das, was sie gerade benutzte, gegen die Kleiderordnung verstoßen sollte. Warum zum Teufel hatte im Handbuch nichts über Haargummis gestanden? Mit tauben Fingern nähte Lamb den Knopf jetzt wieder an, streifte das Hemd über und strich es mit zackigen Bewegungen glatt.
Sie betrachtete noch schnell ihr Spiegelbild, dann schlug sie die Spindtür zu. Sämtliche Farbe war ihr aus dem Gesicht gewichen. Am Handtuchspender riss sie ein Knäuel Papier heraus und tupfte sich zum zigsten Mal an diesem Tag die schweißnassen Achselhöhlen ab. Dann trat sie an die Tür und legte die Hand an den Knauf.
Mit geschlossenen Augen flüsterte sie sich etwas zu.
»Du hast es verdient, hier zu sein.«
Lynette Lamb, P1 Officer beim Los Angeles Police Department, atmete tief ein und langsam wieder aus. Dann schob sie die Tür auf und marschierte in ihren ersten Tag bei der Polizei.
Auf dem Flur vor der Umkleide kam sie sich vor wie die Neue auf dem Schulhof; starr vor Schreck, angreifbar. Als sie das Großraumbüro betrat, stand die Kollegin, die sie zur Umkleide geführt hatte, an der Kaffeestation, eine Hand auf dem Tresen, Daumen und Zeigefinger der anderen an der Nasenwurzel. Die Geste sollte wohl so viel wie Mal wieder die Arschkarte gezogen kommunizieren. Ihr Kollege tätschelte ihr tröstend den Ellbogen, bevor er davonging.
Lamb straffte den Rücken und reckte das Kinn vor. Sie hatte vollstes Verständnis. Diese Frau, wer auch immer sie sein mochte, war vermutlich angewiesen worden, Lamb an ihrem ersten Tag wie ein Babysitter zu betreuen. Lamb konnte ihre Enttäuschung nachvollziehen. Frischlinge waren nervig. Aber Lamb hatte eine schnelle Auffassungsgabe, ein hervorragendes Gedächtnis und einen Blick für Details. Ihre Noten auf der Akademie bestätigten das. Sie hatte es schriftlich, schwarz auf weiß: Sie hatte es verdient, hier zu sein. Lamb rang sich ein Lächeln ab, trat vor die Frau und stand stramm.
»Ich wäre dann so weit, Officer .«, Lamb warf einen raschen Blick auf das Namensschild der älteren Kollegin, ». Officer Milstone.«
Milstone würdigte sie keines Blicks.
»Mitkommen«, sagte sie stattdessen und ging einfach los.
Lamb folgte ihr eifrig, nickte und lächelte den Kollegen und Kolleginnen zu, die sie aus ihren Arbeitsnischen beobachteten, einige am Telefon, andere hinter ihren Monitoren hervor. Milstone und Lamb gingen über einen Korridor ins Treppenhaus und erklommen schweigend die Stufen zum oberen Stockwerk. Büros, ein paar Vernehmungsräume, ein Wartezimmer. Vor einer Tür mit Milchglasscheibe, neben der das Namensschild »Lieutenant Gordon Harrow« angebracht war, blieb Milstone stehen.
Natürlich, dachte Lamb, zuerst muss ich mich beim Chef vorstellen. Sie bedankte sich stumm beim Universum, dass ihre Panik sich langsam in freudige Erregung auflöste. Ihr brannten die Wangen. Nachdem sie erfahren hatte, dass man sie in Van Nuys einsetzen würde, hatte sie eine Menge über Gordon Harrow recherchiert. Sie kannte seinen Werdegang, seine wichtigsten Fälle, seinen Familienstand, seine Hobbys: Surfen und Golf. Lamb konnte es kaum erwarten, seine Ansprache über das Valley, sein Team und seine Arbeitsweise zu hören. We work hard and play hard.
Lamb war bereit - für beides.
Milstone klopfte einmal.
»Jap«, sagte jemand.
Milstone schob die Tür auf. Lamb wartete, dass sie vorausging. Tat sie aber nicht. Als Lamb sich immer noch nicht rührte, machte Milstone eine ungeduldige Handbewegung. Mach schon! Lamb huschte ins Zimmer. Hinter dem verbeulten und mit Papierstapeln übersäten Metallschreibtisch saß eine müde Version desselben Gordon Harrow, dessen Konterfei sie seit zwei Wochen auf ihrem Monitor angestarrt hatte. Ohne die Polizisten-Schirmmütze, die er sonst immer bei Pressekonferenzen trug, wirkte er seltsam unvollständig. Er strich sich über die Borsten auf seinem kleinen Kopf und begrüßte Lamb mit einem erstaunlich laschen Händedruck.
»Sir, guten Morgen«, setzte sie an. »Es ist mir eine Ehre, Sie kennenzu.«
»Setzen!«
Sie gehorchte.
Er betrachtete den Computerbildschirm zu seiner Linken, es sah aus, als würde er dort etwas lesen. Die Welle der Erregung, die sich noch vor der Tür bei ihr aufgebaut hatte, hielt auf dem Kamm kurz inne.
Harrow wandte sich vom Computer ab und faltete die Hände.
»Lynette«, sagte er.
Da wusste sie Bescheid.
Lynette. Nicht »Officer Lamb«.
Ganz schlechtes Zeichen.
»Ich muss Ihnen ein paar wichtige Fragen stellen«, sagte Harrow. »Und damit das gleich klar ist: Wie Sie diese Fragen beantworten, hat keinerlei Auswirkung auf das Endergebnis, das Sie hier heute erwartet. Das steht bereits fest. Daran kann ich nichts mehr ändern. Ich überbringe nur die Botschaft.«
»Okay«, sagte sie.
Lamb wartete auf die Pointe. Die nicht kam. Hinter der Milchglasscheibe schlenderten Leute vorbei, lachten, telefonierten. Sie lauschte, in der Hoffnung, von ihren zukünftigen Kollegen ein verräterisches Flüstern oder Kichern zu hören, irgendein Zeichen, dass das alles hier nur ein harmloser Streich war, den man der Anfängerin spielen wollte. Aber sie hörte nichts dergleichen. Die Welt da draußen ging ohne sie weiter. Die Welle brach. Krachte herab, tiefer, tiefer, tiefer, unglaublich schwer, unglaublich schnell.
Harrow richtete die grauen Augen direkt auf sie. »Vor einer Woche, am Abend des elften Oktober, waren Sie in der Stadt unterwegs. Sie feierten Ihren Akademieabschluss. Dabei waren Sie in Begleitung Ihrer Freundinnen und Freunde. Allesamt Kadetten. Ist das korrekt?«
»Ja«, sagte sie.
»Sie besuchten einige Bars in der Gegend um West Hollywood?«
»Ähm. J-Ja.«
»Und in den frühen Morgenstunden, gegen zwei Uhr am nunmehr zwölften Oktober, trennten Sie sich von Ihrer Gruppe«, sagte Harrow. »Sie buchten ein Uber. Zusammen mit einem Mann, den Sie als Brad...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.