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Mit einem Drink in der Hand steuere ich auf Ole zu, der gerade dabei ist, sein Zimmer abzuschließen. Es ist noch recht früh am Abend, aber die Einweihungsparty von meinem Bruder Aidan und seinem Mitbewohner Ole ist bereits in vollem Gange.
»Sag mal, kennst du die alle?«, ärgere ich ihn, denn ich weiß genau, er war dagegen, ganz Hamburg zu der Fete hier einzuladen. Doch mein Bruder hat sich schlussendlich durchgesetzt. Was ich klasse finde. Ich liebe es ja, wenn es so richtig abgeht.
»Sagen wir einfach, wie es ist«, grummelt er drauflos. »Dein Bruder hat Scheiße gebaut.«
»Ach komm, jetzt drück mal nicht so auf die Stimmung. Sieh es positiv: Endlich ist mal was los hier. Das ist die Gelegenheit, dich mit jemandem über Leon hinwegzutrösten«, versuche ich seine miese Laune zu vertreiben und halte ihm eine Flasche Bier hin. Leon war lange Zeit der Tanzpartner von Lea, der Freundin meines Bruders, und der hat unserem Ole hier in den letzten Wochen gehörig den Kopf verdreht. Was ich nicht so recht verstehen kann, denn eigentlich stand Ole bislang immer nur auf Frauen. Bis auf Leon hat er nie irgendwelchen Kerlen hinterhergeschaut. Allerdings hat ebendieser Leon ihn jetzt nach recht kurzer Zeit schon wieder abserviert, weswegen Ole derzeit nicht so besonders gut drauf ist. »Wenn du jetzt was mit mir zusammen trinkst, dann helfe ich euch morgen auch beim Aufräumen«, versuche ich ihm irgendwie die Party hier doch noch schmackhaft zu machen. Es braucht zwar einen Moment, doch schließlich greift Ole nach der Flasche und leert sie in einem Zug bis zur Hälfte.
»Ich nehme dich beim Wort«, lenkt er endlich ein.
Yeah, genau das, was ich hören wollte, freue ich mich und genehmige mir selbst einen Schluck meines Cocktails. Meine Augen streifen die Eingangstür. Der Typ, der da so verloren am Rahmen lehnt, kommt mir bekannt vor.
»Ist das da drüben nicht dein komischer Cousin?«, will ich von Ole wissen. Er folgt meinem Blick.
»Oh, Shit. Auch das noch.« Ole sieht nicht besonders glücklich darüber aus, dass der hier aufgetaucht ist. Ich selbst kenne ihn ja überhaupt nicht. Bin ihm vor ein paar Tagen an der Elbe unten nur zufällig einmal kurz begegnet, als ich mit den anderen etwas Sonne tanken wollte. Gesprochen haben wir allerdings nicht miteinander. »Okay, Pat. Jetzt bist du gefragt. Geh rüber zu ihm, und lass deinen Charme spielen«, fordert er mich auf. Irritiert schaue ich Ole direkt in die Augen.
»Ich soll was? Hast du 'nen Knall?« Mein Blick wandert zurück zu seinem Cousin, der vollkommen fehl am Platz wirkt und allein schon vom Aussehen her absolut nicht hier reinpasst. Ehrlich, Leute. Kein Mensch trägt heute mehr so 'ne Harry-Potter-Brille. Das ist absolut out und einfach nur nerdy, und nicht auf die sexy Art. Von seiner Kleidung wollen wir besser erst gar nicht reden. Klein kariertes Hemd, tannengrüne Jeans, ein Pullunder, aus dem der Kragen des Hemdes akkurat hervorblitzt. Mein Moderadar möchte am liebsten schreien bei solch einem Anblick. Nee, echt. Der ist so gar nicht mein Typ. Wie er schon da steht. So verkrampft, verschreckt und total abgetörnt von der potenziell besten Party, die Hamburg seit Langem zu Gesicht bekommen hat. Und den soll ich jetzt bei Laune halten? Ernsthaft?! Die Skepsis in meinem Gesicht ist wohl nicht mehr zu übersehen, als ich wieder zu Ole hinüberschaue.
»Ehrlich. Wenn du es nicht tust, dann ist die Party schneller vorbei als dir lieb ist«, versucht mir Ole seinen Vorschlag weiter schmackhaft zu machen. »Und wolltest du heute Abend nicht den süßen Typen mit der Lederjacke klarmachen, den du letztens im Roxy kennengelernt hast? Hab' ihn extra für dich eingeladen.« Oh, wie fies. Eigentlich wollte ich gerade Nein sagen. Schließlich hab' ich es echt nicht nötig, mich an jemanden ranzumachen, der mir absolut nicht zusagt. Aber musste er jetzt unbedingt den Typen in der Lederjacke ins Spiel bringen? Das ist unfair. Ole weiß genau, wie sehr ich auf den stehe. Heute wäre also die perfekte Gelegenheit, ihm näherzukommen. Erneut wandert mein Blick zur Tür hinüber, wo unser Gesprächsobjekt sich bis jetzt noch keinen Zentimeter von der Stelle gerührt hat. Bin mir eigentlich nicht mal sicher, ob er atmet. Wie eine Erscheinung, die nicht real ist, kommt er mir vor. Würde mich nicht wundern, wenn er sich beim nächsten Augenblinzeln in Luft auflöst. »Guck genau hin«, setzt Ole mir weiter zu. Er merkt, dass er mich ins Wanken gebracht hat. »Das ist das Gesicht von jemandem, der not amused ist. Das solltest du schleunigst ändern, wenn du noch ein paar weitere Drinks genießen möchtest.«
»Ehrlich, du und mein Bruder, ihr tut ja immer so, als wäre das die größte Flachpfeife auf Erden. Ist er wirklich so stocksteif?«, muss ich einfach fragen. Schließlich will ich wissen, worauf ich mich einlasse - womöglich.
»Ja, aber wenn du dir jetzt ein wenig Mühe gibst, dann wird das der Abend seines Lebens«, nimmt er mich ordentlich hoch.
Dass Ole mich gerade verarscht, ignoriere ich für den Moment. Unentschlossen kaue ich auf meiner Unterlippe, während ich überlege. So schwer sollte es doch eigentlich nicht sein, den Typen da drüben bei Laune zu halten. Ein paar Drinks, ein verheißungsvolles Lächeln, vielleicht ein Tanz . Seine Messlatte kann schließlich nicht besonders hoch liegen. Und während ich dies alles durchziehe, halte ich nach dem Typen in der Lederjacke Ausschau.
»Okay, ich mach' es«, sage ich in dem Moment, in dem ich den Entschluss fasse. »Ein Drink, mehr nicht.«
»Ein Drink, mehr nicht«, plappert Ole mir nach, klopft mir aufmunternd auf die Schulter und sieht so aus, als hätte er im Traum nicht damit gerechnet, dass ich mich tatsächlich noch auf diesen Deal einlasse. Dann gehe ich rüber.
»Hi . Ben, richtig?«, spreche ich ihn einfach ohne Vorankündigung von der Seite an. Überrascht lässt er die Menschenmenge, die er bis eben argwöhnisch beobachtet hat, aus den Augen und sieht mich an. Vermutlich hat er nicht damit gerechnet, dass jemand ihn anspricht. Aber vielleicht schaut er ja auch immer so. Wer kann das wissen? Ich lasse mich von seinem starren Blick nicht weiter irritieren und rede weiter. »Erinnerst du dich? Wir haben uns letztens an der Elbe kurz getroffen. Ich bin Aidans Schwester, Pa .«
»Ich weiß, wer du bist. Du bist Patricia. Natürlich«, unterbricht er mich und bringt meinen Auftritt für den Bruchteil einer Sekunde aus dem Konzept. Dass er meinen Namen noch weiß, habe ich nicht erwartet. Doch ich fange mich schnell wieder und lächle.
»Stimmt genau. Die bin ich. Und du bist Oles Cousin, hab' ich gehört.«
»Das ist korrekt.«
»Cool«, versuche ich unser mühseliges Small-Talk-Gespräch in Gang zu halten. »Und? Kennst du außer Ole noch mehr Leute hier, oder soll ich dich mit einigen bekannt machen?«, frage ich höflich, obwohl ich mir die Antwort schon denken kann. Überraschenderweise zeigt Ben auf einen jungen Mann, der gerade dabei ist, Leas beste Freundin Kiki in ein Gespräch zu verwickeln. Auch den Typen habe ich neulich an der Elbe gesehen. Er hat Ben begleitet.
»Bin mit Simon hier. Simon ist mein Mitbewohner und hat mich mehr oder weniger überredet. Wir wohnen zwei Stockwerke weiter oben. Eigentlich bin ich nicht so gerne unter Menschen«, wird Ben mit einem Mal direkt redselig. Ich verliere seine Aufmerksamkeit wieder an die Menschenmenge, und erneut huschen seine Augen wachsam von einem zum anderen. »Nee, bin ich wirklich nicht.« Ich ignoriere einfach, dass er mir gerade offenbart hat, dass er ein Schisser ist, der vor einer Menschenansammlung Angst hat, und halte mich konsequent an den Plan, ihn bei Laune zu halten. Nach diesem Abturner gerade würde ich normalerweise auf dem Absatz kehrtmachen.
»Ach, man keine Bange«, wiegele ich ab. »Die sind hier alle voll cool drauf. Und mal ehrlich«, sage ich weiter, dabei greife ich nach seinem Handgelenk und zerre ihn mit mir mit. »Du siehst aus, als könntest du durchaus etwas Spaß vertragen. Komm einfach mit.« Er kommt nicht dazu, mir zu antworten, sondern ist voll und ganz damit beschäftigt, nicht hinter mir auf die Schnauze zu fliegen. Durch eine Menschenmenge hat dieser Typ sich mit absoluter Sicherheit noch nie gequetscht. Garantiert war er niemals auf einem Rockkonzert oder in einer überfüllten Bar in der Schanze unterwegs. Die amüsierten Blicke, die uns ereilen, lächle ich einfach charmant weg. Ich kann mir gut denken, wie dämlich wir zwei aussehen müssen. Doch jetzt gilt es erst einmal, Ben vom Eingang wegzubekommen. Mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen schlängele ich mich also weiter bis zum Wohnzimmer vor. Dort angekommen, hüllt uns die Lichteranlage, die Aidan sich von 'nem Freund ausgeliehen hat, in flackerndes Licht. Der Bass der Musik kitzelt im Bauch. Oh, ich mag so was ja sehr und bin beinahe süchtig nach diesen markdurchdringenden Bässen. Entschieden halte ich auf das improvisierte DJ-Pult zu, an dem Aidan gerade selbst steht und sich mit dem Typen, der hier auflegt,...
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