Schweitzer Fachinformationen
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Freundschaft, Liebe, Zusammenhalt, Geheimnisse und schicksalhafte Entscheidungen über die Grenzen der Zeit hinweg: »Die Geminiden« ist die fesselnde Fortsetzung der Fantasy-Mystery-Reihe SPEKTRUM
Pi, Noah & Co. versuchen herauszufinden, warum ausgerechnet sie als Zeitreisende mit übernatürlichen Kräften auserwählt wurden und wer hinter dem Mordanschlag auf den Astrophysiker Josef steckt. Pi ist bislang durch ihr schrilles Äußeres aufgefallen und dadurch, dass sie ihre Gefühle meist hinter einem Lächeln verbirgt. Doch jetzt kann sie Feuer erzeugen und hat ständig Angst davor, jemanden zu verletzen. Außerdem wird sie jede Nacht von der Erinnerung an die Begegnung mit >Schattengesicht< heimgesucht. Wer ist der unheimliche Mann, und wer ist der geheimnisvolle William, in den sie nach einem Kuss aus heiterem Himmel zu verlieben droht? Auf der Suche nach Antworten auf all ihre Fragen begibt sich die Gruppe auf neuerlichen Zeitreise, ohne die Folgen abschätzen zu können .
»Echte Buchmagie ... Eine fantastische Erzählung mit einem Plot-Twist nach dem anderen.« WEEKENDAVISEN (Dänemark)
Bd. 3 "Die Ursiden": Herbst 2025
Ich habe Josef nicht umgebracht.
Meine Finger krallen sich in die Fleecedecke auf meinem Schoß, während ich Noah anstarre. Seine Haut leuchtet bläulich im Schein des Fernsehers, sein Blick ist auf das Zombie-Spiel gerichtet, das er gerade auf der Playstation spielt. Das schwarze Haar hängt ihm in die Augen. Er machte keine Anstalten, es zur Seite zu streichen.
Das Klackern des Controllers ist das einzige Geräusch im Raum. Normalerweise zieht mein Bruder immer Grimassen, wenn er spielt, aber jetzt ist sein Gesicht ausdruckslos. Als hätte er den vergangenen Tag noch nicht verarbeitet.
Ich schwitze unter der Fleecedecke. Meine Haut kribbelt warm, vor allem an den Handflächen. Meine Kleidung und meine dicken Dreadlocks stinken immer noch nach Rauch.
Die Brandbombe hat den Schuppen zum Explodieren gebracht. Nicht ich.
Das habe ich mir immer wieder vorgebetet, seit wir von Karl zurückgekehrt sind. Seit wir ihm erzählt haben, dass wir seinen Vater sterben sahen.
Ich schließe die Augen und erinnere mich, wie meine Hände zu brennen begannen, als die Brandbombe durch das Fenster des Schuppens flog. Wie ich in Panik den Holztisch anzündete und sich das Feuer so nur noch schneller ausbreitete.
Wie ich es nicht, überhaupt gar nicht kontrollieren konnte. Und wie jeder Schrei meine Panik noch stärker machte, das Feuer noch kräftiger.
Ich weiß nicht, ob Josef so oder so tot gewesen wäre. Ich weiß nicht, ob wir irgendetwas hätten tun können, um es zu verhindern.
Aber ich habe es schlimmer gemacht.
Ich drehe die Handflächen nach oben. Meine Finger werfen krumme Schatten in dem blauen Fernsehlicht, das über sie hinwegflackert. Kein rotes Licht wie in dem Moment, als ich den Tisch in Brand setzte. Blutrote Flammen. Bis dahin waren sie immer gelb gewesen.
Im Erste-Hilfe-Kurs in Australien habe ich gelernt, dass man Feuer nie unterschätzen sollte. Es kann sich in Sekundenschnelle von harmlos zu tödlich entwickeln. Vor allem in der australischen Trockenzeit, wenn alles ausgedörrt und die Brandgefahr ultrahoch ist.
Ich habe gelernt, wie man Verbrennungen behandelt. Dass man niemals Wasser über brennendes Öl schütten darf, sondern stattdessen versuchen sollte, die Flammen mit einer Decke zu ersticken. Feuer muss atmen können, um zu leben.
Ich habe alles gelernt, was man über Feuer wissen muss. Nur nicht, was zu tun ist, wenn man selbst brandgefährlich ist. Wenn das Feuer von innen kommt. Ich habe keine Ahnung, wie ich es kontrolliere oder warum die Flammen plötzlich die Farbe wechseln. Was hat das rote Feuer zu bedeuten?
Aus dem Fernseher ertönen Schreie, als Noah einen Zombie mit einem Kopfschuss erledigt. Er kaut auf einem seiner Snakebite-Piercings herum, aber ansonsten ändert sich sein Gesichtsausdruck nicht. Seine Finger bewegen sich mechanisch über die Knöpfe.
Wir konnten nicht direkt ins Bett gehen, als wir in der Nacht heimkamen. Es war wie eine stillschweigende Übereinkunft. Noah hat die Playstation eingeschaltet und ich habe zwei Dosen Cola geholt. Obwohl wir jetzt telepathieren können, sind wir oft so sehr auf einer Wellenlänge, dass wir es gar nicht brauchen. Bei einigen Dingen zumindest.
Glücklicherweise ist niemand da, der unsere nächtlichen Eskapaden kommentieren könnte. Unsere Mutter kommt erst nächste Woche aus Australien zurück, also hat sie keine Ahnung, dass wir den Großteil des Abends im Jahr 1969 verbracht haben.
Ich ziehe die Beine hoch aufs Sofa, presse die Stirn fest gegen meine Knie und versuche, die Erinnerung an die lodernden Flammen aus meinem Kopf zu verdrängen. Aber sie tanzen auf den Innenseiten meiner Augenlider und lassen sich unmöglich ersticken. Ich öffne die Augen wieder. Sie brennen vor Müdigkeit.
Josef ist fort. Es fällt mir immer noch schwer, das zu verstehen. In der Vergangenheit haben wir ihn gerade erst kennengelernt, aber in unserer Gegenwart ist er schon seit vielen Jahrzehnten tot. Karl wurde als Siebenjähriger zum Waisenkind.
Es kommt mir vor, als säßen wir schon seit Stunden schweigend auf dem Sofa, aber draußen vor dem Fenster ist es noch völlig dunkel und die Schatten der vielen Umzugskisten im Wohnzimmer flimmern im Licht des Bildschirms.
Aus Gewohnheit tippe ich auf mein Smartphone, um zu sehen, wie spät es ist, aber das Display bleibt schwarz.
Oh, crap. Es funktioniert nicht. Alle unsere Handys und Uhren sind komplett zerstört worden, als wir durch die Zeit gereist sind. Stattdessen schaue ich auf die digitale Anzeige an einem der Geräte.
»Es ist halb vier. Wir sollten ins Bett gehen«, sage ich.
Noah pustet einem weiteren lebenden Toten das Hirn weg.
Wozu?, fragt er, ohne die Lippen zu bewegen.
Ich verziehe das Gesicht. Ich habe mich immer noch nicht daran gewöhnt, ihn in meinem Kopf zu haben. Es ist erst ein paar Tage her, dass wir die Sache mit der Telepathie entdeckt haben. Zum Glück teilen wir nicht alle unsere Gedanken miteinander, sondern nur das, was wir an den anderen gerichtet denken.
»Wenn wir die ganze Nacht wach bleiben, sehen wir so aus wie die da.« Ich werfe einen vielsagenden Blick auf die Zombies, die ziellos über den Bildschirm wanken. »Denk daran, was wir mit den anderen abgesprochen haben.«
Noah stößt ein Schnauben aus.
Ja sicher, telepathiert er. Klugscheißer-Alban findet, wir sollten >eine Fassade von Normalität wahren<.
»Nicht nur Alban«, erwidere ich gereizt. »Josef hat gemeint, wir sollen kein Aufsehen erregen und niemandem von den Zeitreisen und unseren Fähigkeiten erzählen. >Ihr wisst nicht, wem ihr vertrauen könnt.< Das waren seine letzten Worte!«
»Nicht die allerletzten.« Noah benutzt zum ersten Mal seine Stimme, seit wir wieder zu Hause sind. Durch die vielen Stunden des Schweigens klingt sie noch heiserer als sonst. Er drückt auf Pause und dreht den Kopf zu mir. »Er wollte uns im Schuppen noch etwas erzählen, vor dem Ausbruch des Feuers. Was hat er noch einmal genau gesagt?«
Die Sommersprossen auf Noahs Nase rücken zusammen, als er versucht, sich daran zu erinnern, was passiert war, kurz bevor jemand Adriana und mich in den Schuppen stieß und die Tür zuschlug.
Ich schlucke.
»Er hat gesagt: >Mehr Zeit bekommt ihr nicht. Und Betrügen ist lebensgefährlich.<«
Noah nickt langsam.
»Was hat er mit >Betrügen< gemeint?«, fragt er, eher an sich selbst gerichtet. Er setzt das Spiel fort und schießt weiter auf Zombies, in seine Spekulationen versunken. Beim Töten denkt es sich am besten. Das ist sein Mantra.
Normalerweise spiele ich mit. Ich liebe den Adrenalinkick, wenn wir uns in >Tekken< gegenseitig killen oder gemeinsam Monster zur Strecke bringen. Aber im Moment wird mir von den röchelnden Schreien übel.
Ich schaue auf Noahs Hände, um das Gemetzel auf dem Bildschirm nicht ertragen zu müssen. Ein Großteil seines schwarzen Nagellacks ist abgeblättert, die Nägel sind weiter heruntergekaut als sonst. Das dreieckige Muster auf seiner Handfläche leuchtet immer dann bläulich auf, wenn das Licht des Fernsehers auf die glänzende Haut fällt. Die Narben sind ein physischer Beweis dafür, dass wir das alles nicht nur geträumt haben.
Wie kann es sein, dass unsere Verletzungen so schnell verheilt sind? Es sind erst wenige Tage seit den Verbrennungen durch den Zeitreisekompass vergangen, aber anstelle von Schorf haben wir bereits Narben. Mit exakt der gleichen Form und dem gleichen Muster wie das Glasprisma, das Noah in Australien gekauft hat. Glücklicherweise trägt er es immer unter dem Oberteil, sodass die Chance besteht, dass Mama die Ähnlichkeit entgeht und sie gar nicht erst anfängt, Fragen zu stellen.
Bis auf Weiteres kann ich die Narben noch unter meinen fingerlosen Handschuhen verstecken. Aber was ist, wenn es Sommer wird? Wir können sie nicht ewig verdecken. Nicht so clever, mit riesigen identischen Brandwunden herumzulaufen, wenn wir uns, wie Josef geraten hat, unauffällig verhalten wollen.
Ich habe das Gefühl, dass Mama ausflippen wird. Sie hat kein Problem mit unseren Piercings und wechselnden Haarfarben, aber bei Noahs illegalem Tattoo ist sie völlig ausgetickt. Ich schiele auf die großen schwarzen Buchstaben auf seinem Unterarm.
Courage is resistance to fear, mastery of fear
not absence of fear
Teenie-Rebellion ohne Rücktrittsrecht. Typisch Noah.
Mama hat uns Tattoos verboten, solange wir noch nicht achtzehn sind. Einer ihrer seltenen Erziehungsversuche, hat sie doch selbst am Hals ein Tattoo, ein hässliches Herz mit dem Namen Juan, als Erinnerung an ihre Jugendzeit.
Noah hat sich sein Tattoo stechen lassen, kurz nachdem Papa abgehauen ist. Hat die Sache nicht gerade besser gemacht.
Das Sofa knarrt, als er gegen die Rückenlehne plumpst. Die dreieckige Form des Prismas ist mitten auf seiner Brust zu erahnen, unter dem schwarzen T-Shirt.
Ich habe nie kapiert, warum er es trägt. So ein Bling-Bling passt eigentlich nicht zu seiner schwarz gekleideten »Scheiß auf die Welt«-Attitüde. Andererseits hält er es für eine Frage der Ehre, immer das genaue Gegenteil davon zu tun, was die Leute von ihm erwarten.
»Ich gehe jetzt ins Bett«, sage ich. »Wenn du später bei Karl einschläfst, don't blame it on me.«
Noah versucht nicht einmal, zu antworten. Er erledigt zwei Zombies mit einem Schuss, ohne zu blinzeln. Ihre schlammig schwarze Hirnmasse spritzt in alle Richtungen.
»Ich werde dich nicht decken, wenn du die Schule schwänzt.« Ich stehe von der Couch auf.
Noahs Mundwinkel wandern...
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