Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Drüben am Marienplatz, im Herzen Münchens, wuseln geschäftige Innenstadtkäufer durch die großen Warenhäuser der Fußgängerzone. Am Viktualienmarkt, nur 200 m entfernt, ist um 18 Uhr dagegen schon Feierabend: Unter den Schatten spendenden Kastanienbäumen im Biergarten sitzt ein Pärchen am Holztisch. Die beiden nehmen einen großzügigen Schluck von ihrer frisch gezapften Maß Bier, blinzeln schweigend in die Abendsonne, lauschen dem Plätschern des Brunnens und dem sonoren Gebrumme ihrer Biertischnachbarn, schauen den Marktstandbesitzern beim Aufräumen zu, atmen zufrieden den Bratwurstduft ein und breiten ihre mitgebrachten Radieschen und Brezn vor sich aus. Das muss es sein, das Münchner Dolce Vita mit einer Gelassenheit, die man sonst eher den Südeuropäern zuschreibt.
Tatsächlich liegt der Brenner nur zwei Stunden Autofahrt entfernt, und die Münchner mögen es, wenn man ihre Heimat als "nördlichste Stadt Italiens" bezeichnet. Die Italiener wiederum sind gern gesehene Gäste in der Stadt und strömen in Scharen in die bayerische Landeshauptstadt, vor allem während des Oktoberfests und zur Adventszeit. Auch wenn Sie die Liebe der Italiener zu München teilen, sollten Sie es ihnen in diesem Punkt möglichst nicht gleichtun: Denn außerhalb dieser beiden Hoch-Zeiten haben Sie viel bessere Chancen, die Stadt ganz entspannt in ihrer Vielfalt kennenzulernen.
Vorausgesetzt, Sie steuern nicht nur die touristischen Hotspots an, sondern machen sich auf Entdeckungsreise durch die einzelnen Stadtviertel, von denen jedes einen ganz eigenen, sich manchmal deutlich von den benachbarten Vierteln unterscheidenden Charme besitzt. Angefangen mit der Altstadt, wo rund um den Marienplatz und den Alten Peter das Herz der Bayernmetropole schlägt. Von dort ist es ein Katzensprung in Münchens umtriebigstes Viertel rund um den Gärtnerplatz, das sich vom Kleinbürgerviertel zum modernen Quartier für solvente Künstler, Familien und die schwule Community entwickelt hat. In der Maxvorstadt und in Schwabing mischen sich dagegen Studenten, Kunstinteressierte und Bohemiens mit Shoppingtouristen. Den größten Wandel erfuhr in den vergangenen Jahren jedoch das Westend rund um die Schwanthalerhöhe oberhalb der Theresienwiese: Hier siedelten sich immer mehr Künstler und Kleingastronomen an, die dem ehemaligen Arbeiterviertel, dessen Migrantenanteil bei über 35 Prozent liegt, ein internationales und kreatives Flair verleihen. Eine typische Entwicklung für München, das schon immer vieles gleichzeitig war und ist: traditionell und modern, schwarz und rot, FC Bayern und 1860 München, familiär und single, Großstadt und Provinz, Hightechbastion und Trachtenwerkstatt, Villenvorort und Glasscherbenviertel, beständig und wandelbar.
Zwar lebt das Klischee vom bärtigen Stammtischbruder im Wirtshaus und der mit Geld um sich werfenden Schickeria weiter, aber mehr in den Köpfen als in der Realität. Zunehmend gesellt sich zu diesem Bild auch das einer jungen, zukunftsorientierten Stadt, deren Jugend alte Traditionen wiederentdeckt - und neu für sich interpretiert. Ein gutes Beispiel ist der Wandel der Tracht: Viele junge Münchner gehen - vor einigen Jahren noch unvorstellbar - heute in Dirndl und Lederhosen zur Wiesn. Darunter auch viele Neubürger aus der Medienbranche, auf die München immer noch eine hohe Anziehungskraft ausübt. Diese versuchen ihr Glück u. a. in einem der über 250 Buch- und Zeitschriftenverlage: München ist nach New York die Stadt mit der höchsten Verlagsdichte der Welt. Für Münchens Ruf als Medien- und Wissenschaftsstandort sind auch die Ludwig-Maximilians-Universität und die Technische Universität verantwortlich. Beide Unis gehören mit insgesamt rund 84?000 Studenten zu den führenden Hochschulen Europas, was auch für die Münchner Filmhochschule gilt, die bereits mehrere Oscar-Nominierte und -Gewinner wie Caroline Link und Florian Henckel von Donnersmarck hervorbrachte und München im internationalen Filmgeschäft schon öfter mitspielen ließ.
Trotz aller Internationalität und Weltoffenheit trägt die Stadt ihren Beinamen "Millionendorf" nicht ganz zu Unrecht: Wenn Sie bei Ihren Spaziergängen die Hauptstraßen verlassen, werden Sie nicht wenige Straßenzüge entdecken, die einen geradezu dörflichen Charakter haben. Falls das Wetter mitspielt, werden Sie zudem feststellen, wie viele Münchner es nach draußen zieht - an die Ufer der renaturierten Isar, in die vielen grünen Stadtgärten oder auch nur für eine kurze Rast zur nächsten Parkbank. Setzen Sie sich ruhig dazu, und spüren Sie, was das Lebensgefühl hier ausmacht.
In Zahlen betrachtet ist München aber dann doch nicht so klein, wie es manchmal wirkt: Die drittgrößte Stadt der Bundesrepublik nähert sich der 1,5-Mio.-Einwohner-Schallmauer, Tendenz weiter steigend. Die geradezu magnetische Anziehungskraft der Stadt hängt mit der hohen Lebensqualität, den vielen Freizeitmöglichkeiten in Alpennähe und mit der gleichbleibend guten Wirtschaftsentwicklung zusammen. So ziehen jährlich mehr als 120?000 Menschen nach München. Aber auch der Babyboom spielt eine wichtige Rolle. Die Geburtenrate übersteigt die Zahl der Todesfälle seit einigen Jahren um etwa 5000 pro Jahr. Die Stadt sorgt in Anbetracht dieses Zuwachses schon mal vor und realisiert ein Bauvorhaben nach dem anderen: ein neues Wohnviertel in Freiham ganz im Westen, Wohnraum in ehemaligen Kasernen, Erweiterung der Bebauung in Riem und am Ackermannbogen, um nur einige Beispiele zu nennen. Dazu kommen die architektonischen Neuerungen in Zentrumsnähe, die auch Touristen nicht verborgen bleiben: Mitten in der Fußgängerzone wurde kräftig abgerissen und neu gebaut.
Erneuert hat sich München auch als Ausgehstadt. War in den Neunzigern das Nachtleben noch eher auf ausgelagerte Partykomplexe am Stadtrand verteilt, sind heute die wichtigsten Bars und Clubs mitten im Zentrum. Auch ausgediente Kaufhäuser oder Kraftwerke werden gerne mal für subkulturelle Zwecke zwischengenutzt - bis gut vor einem Jahrzehnt war das noch undenkbar. Entlang der Sonnenstraße flanieren nun Nachtschwärmer bis in die frühen Morgenstunden vorbei an Bars, Cafés und Clubs, in denen ausgiebig gefeiert wird. Ebenso groß wie das Party- ist das kulturelle Angebot in der Landeshauptstadt: Oper, Theater, Ballett und Literatur genießen nach wie vor einen hohen Stellenwert, besonders die Festivals - wie z. B. die Opernfestspiele, Open-Air-Kino oder das Tollwood-Festival - sind feste Größen im Veranstaltungskalender und locken seit Jahren Tausende Besucher an.
Und auch kulturhistorisch interessierte Gäste kommen in München mit seinen steinernen Zeugen aus über 850 Jahren Stadtgeschichte auf ihre Kosten. Einige relevante Eckdaten: München wird 1158 das erste Mal urkundlich erwähnt, nachdem Heinrich der Löwe, Herzog von Sachsen und Bayern, die damalige Zollbrücke bei Freising zerstören und eine neue Brücke isaraufwärts in "Munichen" errichten ließ. Markt und Münze kommen hinzu, München ist damit gegründet. 1255 wird die Stadt zur Residenz der Wittelsbacher, deren Einfluss bis heute spürbar ist. 1632 besetzt Gustav Adolf von Schweden München im Zuge des Dreißigjährigen Kriegs. Während des Spanischen Erbfolgekriegs haben die Österreicher hier kurzzeitig das Sagen, und 100 Jahre später, im Jahr 1800, nimmt Napoleon München ein. Sechs Jahre darauf wird Bayern Königreich und München Sitz der Verwaltung. Nicht nur Luftschlösser baut schließlich König Ludwig II., der Märchenkönig, der heute noch von vielen Bayern verehrt wird: Das Schloss Neuschwanstein gehört zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten Deutschlands. In der ersten Hälfte des 20. Jhs. spielt München keine rühmliche Rolle: Zwar startet Kurt Eisner hier 1918 die Novemberrevolution, doch wenig später wird München zur Hauptstadt der braunen Bewegung; als Ort der Gründungssitzung der NSDAP wählt Hitler das Münchner Hofbräuhaus. Während des Zweiten Weltkriegs wird die halbe Stadt zerbombt, aus den Trümmern entsteht nach und nach wieder Neues: Der Olympiaberg beispielsweise ist das Ergebnis einer jahrelangen Schuttanhäufung. Noch heute ist am Schauplatz der Olympischen Sommerspiele 1972, die auch aufgrund einer blutigen Geiselnahme in Erinnerung bleiben, ein großes Freizeitareal zu finden.
Die schrecklichen Ereignisse von damals waren sicher nicht der Grund, warum sich die Münchner gegen eine neuerliche Olympia-Bewerbung aussprachen. Es ist eher eine schwer greifbare Stimmung, die sich gegen weiteres Wachstum und Gigantomanie wendet. So stimmten die Einheimischen nicht nur gegen eine Austragung der Olympischen Winterspiele 2022, sondern auch gegen die dritte Startbahn am Münchner Flughafen. Zu viel Lärm, zu hohe Umweltbelastung...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.