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Zur Beantwortung dieser Frage schauen wir uns erst einmal die »offizielle« Definition des Wortes an.
Der Duden beschreibt eine Serie als:
Wahrig, das digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, definiert »seriell« als:
und insbesondere in der Kunst als
Als Synonyme werden in den Wörterbüchern z. B. »Reihe«, »Folge« und »Gruppe« genannt.
Eine Serie ist also eine Reihe von gleichartigen Dingen, die ein stimmiges Ganzes, eine zusammenhängende Folge darstellen. Aber was ist eine »stimmige« Serie?
Laut Duden sind Synonyme von »stimmig« beispielsweise »ausgewogen«, »im richtigen Verhältnis«, »ein ausgewogenes Ganzes bildend«, »gut zusammenpassend«, »im Gleichgewicht« und »harmonisch«.
»Stimmigkeit« wird mit Harmonie als logische Korrektheit der Teile eines Ganzen gleichgesetzt: Stimmigkeit über das gesamte Werk hinweg, kompositorische Stimmigkeit, Stimmigkeit der Szenen.
Auch die Begriffe »Zusammenhang« und »Kohärenz« tauchen in Verbindung mit Serien immer wieder auf.
Als Synonym für »Kohärenz« nennt der Duden zum Beispiel den »roten Faden«, die »Folge«, »Folgerichtigkeit« und den »Sinnzusammenhang«: Der »rote Faden« (der leitende, verbindende Grundgedanke: sich als roter Faden/wie ein roter Faden durch etwas hindurchziehen) läuft an bestimmten Themen entlang und wird auch als Grundmotiv bezeichnet: das Grundmotiv einer Erzählung.
An diesem Versuch einer Definition zeigt sich meiner Ansicht nach, warum es so schwierig ist, das Konzept »Fotoserie« zu erfassen und zu erklären, denn hier treffen subjektive Wahrnehmungen und objektiv beschreibbare Sachverhalte aufeinander.
Wenn wir über gleichartige, konkrete Objekte sprechen, dann ist relativ offensichtlich, um was es geht. Beispielsweise ist das Motiv (der Hydrant) auf den drei folgenden Fotos leicht zu erkennen, zu benennen und zu verstehen. So einfach ist es jedoch nicht immer, denn als »Bindeglied« kann auch eine Idee, ein Gefühl, eine Stimmung oder ein besonderer Gemütszustand dienen, und das hat sicherlich viel mit der subjektiven Sicht des Fotografen zu tun. Sogar Erklärungen sind manchmal notwendig: Der kreativ-künstlerische Ansatz reicht in diesem Fall noch weiter, allerdings eventuell auf Kosten der Verständlichkeit der Serie. In der zeitgenössischen Fotokunst sieht man daher auch immer wieder Serien mit Begleittexten, Erklärungen und Kommentaren.
Wie wir den Wörterbuchdefinitionen entnehmen konnten, bedeutet »Stimmigkeit« so viel wie »Harmonie als logische Schlüssigkeit der Teile eines Ganzen«. Diese Harmonie ist jedoch ganz und gar subjektiv. Disharmonie ist dagegen in manchen Fällen objektivierbar. Schauen wir uns einmal ein Beispiel aus der Kulinarik an: Schokolade in Kombination mit bestimmten Gewürzen schmeckt nicht jedem, selbst wenn der Geschmack und die Menge der Zutaten objektiv im richtigen Verhältnis zueinander stehen. Ein weiteres Beispiel: In Frankreich essen manche Leute mit Genuss Macarons mit einer Mischung aus Foie Gras und Schokolade, die ein berühmter Konditor herstellt. Diese beiden auf den ersten Blick unvereinbaren Zutaten schmecken zusammen harmonisch, denn sie werden mit Künstlerhand sehr fein aufeinander abgestimmt. Würde man jedoch einen Kartoffelauflauf mit Milchschokolade bestreuen, dann hätte selbst ein Drei-Sterne-Koch kaum Erfolgschancen.
Aber die Kombinationen müssen gar nicht so exotisch sein - man kann auch Zutaten auswählen, von denen man weiß, dass sie gut miteinander harmonieren: Birne und Schokolade passen zum Beispiel immer gut zusammen und können auf mannigfaltige Weise kombiniert werden. Auch bei Fotoserien geht es darum, einen Gleichklang, eine Harmonie zu finden. Natürlich kann man nicht erwarten, dass eine Serie jedem gefällt, aber Kombinationen, die einfach nicht zueinander passen, sollte man vermeiden. Mit diesem Buch will ich Ihnen keine Tipps geben, wie Sie ein unergründlicher zeitgenössischer Künstler werden. Ich möchte Ihnen das Fotografieren in Serien schmackhaft machen, die im Laufe der Zeit immer komplexer werden.
Die Verbindung zwischen den Bildern der Serie auf dieser Seite und auf Seite 32 ist weniger offensichtlich als bei der vorherigen Serie. Als erstes fällt die Bearbeitung ins Auge: die Vignette und die poppigen Farben. Das reicht allerdings noch nicht aus, damit die Fotos als Serie gelten können. Ein weiteres Bindeglied ist der gewählte Titel »Happy Days«. Ich wollte die Lebensfreude an unbeschwerten Ferientagen in wohliger sommerlicher Wärme zum Ausdruck bringen. Die Verbindung beruht also nicht auf einem konkreten Gegenstand, sondern auf einem sehr subjektiven Gefühl.
Um noch besser zu erklären, was eine Serie oder Reihe ausmacht, können wir eine Parallele zum Kinofilm ziehen. Schauen wir uns einmal die James Bond-Filme an: Jeder Film hatte eine abgeschlossene Handlung, die Regisseure und Hauptdarsteller wechselten und doch handelte es sich um eine Filmreihe mit bestimmten wiederkehrenden Merkmalen, wie z. B. schönen Autos, technischen Spielereien, bösen Schurken usw.
Diese Bilder stammen aus einer spontan in wenigen Minuten aufgenommenen Serie. Die kleine Figur ist natürlich das Grundmotiv der Serie, die zwar nichts Besonderes ist, aber doch meine Beschreibung des Seriencharakters der James Bond-Filme weiter veranschaulicht. Ich nahm die erstbeste Figur und stellte sie an verschiedenen Stellen in meiner Wohnung auf, ohne groß darüber nachzudenken. Diese Art von Fotos könnte man weiterentwickeln und komplexere Szenen in interessanteren oder sogar ungewöhnlicheren Kulissen aufnehmen.
Eine Bildreihe ist also eine Kombination von Fotos, die zwar sicherlich auch einzeln eine Daseinsberechtigung haben, aber erst zusammen ihre ganze Wirkung entfalten. Die Bilder ergänzen sich gegenseitig, und das einzelne Foto hat zusammen mit den anderen Aufnahmen noch eine andere, weitergehende Bedeutung.
Die Entwicklung einer in sich stimmigen Serie erfordert daher eine gründliche gedankliche Vorarbeit. Natürlich kann man im Studio oder im Freien auch ohne eine solche Vorbereitung einzelne gelungene Fotos aufnehmen, aber Serien sind spontan so gut wie unmöglich. Bei meinen Workshops brechen wir erst zum Fotografieren auf, wenn alle Teilnehmer das Sujet ihrer Serien und sogar die Präsensationsart definiert haben. Mir ist aufgefallen, dass diese Phase meinen Teilnehmern oft Kopfschmerzen bereitet, weil sie vorher nie »in Serien« gedacht haben. Das erklärt auch, warum die Analyse der Fotos im zweiten Teil dieses Buches mit sehr einfachen Serien beginnt (Kapitel 5). Erst nach und nach gehen wir zu komplexeren Serien über.
Den Begriff der »Serie« zu verstehen, ist ja gut und schön, aber was hat das Aufnehmen einer Fotoserie denn überhaupt für einen Zweck? Was bringt das für die eigene fotografische Praxis? Mit diesen Fragen wollen wir uns als Nächstes beschäftigen.
Um zu verstehen, worum es beim Fotografieren einer Serie geht, schlage ich Ihnen zu Beginn eine kleine Übung vor (die Sie unbedingt machen sollten): Schnappen Sie sich Ihre Kamera und nehmen Sie sich 15 bis 30 Minuten Zeit, um Kreise zu fotografieren. Das können Sie bei sich zu Hause, auf der Straße oder im Garten machen, egal wo. Greifen Sie einfach zur Kamera und gehen Sie auf die Jagd nach Kreisen. Wir sehen uns in einer halben Stunde wieder!
Und, was haben Sie gefunden? Ich habe die Übung ebenfalls...
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