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Pur'dahm Tea'va«, sagte Domo'dahm Rorn'el. Seine Stimme war hell und kratzend. Er sprach Englisch, doch das fiel ihm schwer. »Erhebe dich.«
Tea'va kam wieder auf seine Beine. Er zwang sich, mit jedem der anderen Pur'dahm Augenkontakt zu suchen. Sie starrten ihn zornig mit ausdruckslosen Gesichtern an. Sie wussten, was er getan hatte. Sie alle wussten, was er getan hatte. Es war nicht alles seine Schuld. Tuhrik hatte eine Hand mit im Spiel. Eine größere Hand als seine? Das war schwer zu sagen. Schwer für ihn einzuschätzen. Es war an Rorn'el, das zu entscheiden.
Natürlich war Tuhrik tot und seine Si'dahm war eine Verräterin. Rorn'el hätte Ehri niemals erlauben dürfen, die Menschen so nah zu studieren. Er hatte versucht, es Kan'ek recht zu machen, die Arbeit fortzuführen, die der vorherige Domo'dahm begonnen hatte, und sie einer kompletten Integration näherzubringen. Es war genauso sehr sein Versagen wie Tea'vas.
Nicht, dass er dies jemals sagen würde. Das zu tun, würde bedeuten, Rorn'els Weisheit anzufechten, was wiederrum bedeuten würde, dem Domo'dahm in einem Spiel des Intellekts ebenbürtig zu sein. Ein Spiel, von dem Tea'va wusste, dass er es nicht gewinnen konnte. Ein Verlust, der seinen sofortigen Tod bedeuten würde.
»Domo'dahm Rorn'el«, begann Tea'va. Er würde aggressiv sein, zuerst sprechen und seinen Fall darlegen, bevor die versammelten Pur'dahm die Gelegenheit ergreifen konnten, seine Worte zu verdrehen und sie gegen ihn zu verwenden. Sie hatten alle Rorn'els Platz einnehmen wollen, und sich gegenseitig zu diskreditieren, war ein Teil des Spiels. »Ich glaube, dass die neueste menschliche Aktivität bewiesen hat, dass meine anfänglichen Bedenken richtig waren. Zu erlauben, die externen .«.
»Sei still«, sagte Rorn'el leise.
Tea'va hörte auf, zu sprechen.
»Was denkst du, warum das Menschenschiff zurückgekommen ist, nach fünfzig Jahren der Abwesenheit?«, fragte Rorn'el.
»Domo'dahm?«
»Irgendetwas machte sie mutig, meinen Sie nicht, Gr'el?«
»Ja, Domo'dahm«, erwiderte der Pur'dahm. »Vielleicht stand es damit in Verbindung, dass einer unserer Gi'shah-Piloten die Verfolgung durch das Netz aufnahm?«
»Ein verzweifelter Versuch, ein weiteres der kleinen Raumschiffe der Menschen zu zerstören«, sagte ein zweiter Pur'dahm, Orish'ek. »Zu welchem Zweck, wenn wir schon so viele zerstört haben, und sie kommen dennoch weiterhin?«
»Ihr stelltet zu der Zeit meine Motive nicht infrage«, sagte Tea'va. »Ihr glaubtet, dass es klug war, den zu zerstören, den ihr Heil'shur nennt. Der eine, der uns immer entkommen ist. Ihr glaubtet, dass er gefährlich sein könnte.«
»Ich sagte dir, dass der Erfolg des Piloten eine kleine Sorge war«, sagte Rorn'el. »Falls er den anderen beibringen konnte, unsere Verteidigungsanlagen regelmäßig zu besiegen. Eine kleine Sorge, Tea'va, weil sie uns dennoch nicht schaden können.«
»Sag uns, dass du deinen Wert nicht als Jäger beweisen wolltest, Tea'va«, sagte Orish'ek.
»Sag uns, dass du nicht beweisen wolltest, dass du besser bist als wir«, sagte Gr'el. »Weil du ihre Luft ohne Unterstützung atmen kannst. Weil du dich mit den Müttern paaren kannst.«
»Warum sollte ich mich jemals mit den Müttern paaren wollen?«, fauchte Tea'va. »Ihr beleidigt mich.«
»Die Wissenschaftler glauben, dass unsere Zukunft davon abhängt«, sagte Rorn'el. »Ob du dieser Praxis zustimmst oder nicht, das Potential deines Splicings kann nicht ignoriert werden. Du beleidigst uns mit deinem Stolz.«
»Ein Domo'dahm muss stolz sein«, sagte Tea'va. »Um die richtigen Entscheidungen zu treffen, muss ein Domo'dahm stark in seinen Überzeugungen sein. Das ist es, was den Pur'dahm beigebracht wird. Das ist es, was uns allen beigebracht wurde.«
»Standhaft zu sein und dickköpfig zu sein sind zwei unterschiedliche Dinge, Tea'va«, sagte Rorn'el. »Deshalb bist du als ein Ungnädiger hier, anstatt unter uns zu stehen.«
»Ich hatte ihn beinahe«, sagte Tea'va. Er bedauerte seinen Wutausbruch sofort. Er konnte das Spiel nicht gewinnen, wenn er seine Emotionen nicht unter Kontrolle halten konnte.
»Wieder Stolz«, sagte Rorn'el. »Was hat uns dein Stolz gebracht? Ein Schiff entkam Kan'ek. Ein Schiff mit der Fähigkeit, auf dem Slipstream zu reisen. Ein Schiff mit der Fähigkeit, zu diesem Planeten zurückzukehren.«
»Es ist nur ein Schiff«, sagte Tea'va. »Es kann das Lek'shah nicht bezwingen.«
»Das ist es, was sie glaubten, bevor du so fahrlässig in das Netz geschossen hast«, sagte Gr'el. »Du zeigtest ihnen, dass das Lek'shah nicht unbezwingbar ist, dass es einen Weg hindurch gibt. Dass wir verwundbar sind.«
»Das kleinste Licht der Hoffnung wächst bald zu einem Stern heran«, sagte Rorn'el. »Die Menschen bleiben zu lassen, war ein Risiko, das ich nicht länger eingehen wollte. Deshalb haben wir unsere Patrouillen ausgeweitet. Deshalb beabsichtigen wir, sie auszurotten.«
»Und deshalb habt ihr Ehri ihr Experiment erlaubt?«, sagte Tea'va. Er spannte sich an, als ihm bewusst wurde, dass er mehr Schaden als Gutes anrichtete.
»Wir hätten sie unter Kontrolle halten können. Selbst mit den Waffen, die sie gestohlen hatte, hätte sie sie ohne die Hilfe der externen Kräfte nicht halten können. Selbst jetzt erwarte ich, dass wir sie bald wieder hier haben werden.«
»Wieder hier? Hast du nicht vor, sie zu töten?«
»Nein. Ich will sie zurückhaben.«
»Warum?«
»Sie ist anders. Ich bin neugierig.«
»Domo'dahm, das ist ein Fehler.«
»Du solltest nicht derjenige sein, der Fehler beurteilt. Ehri zeigt viele derselben Eigenschaften der Un'hai auf. Ich möchte verstehen, wie das geschehen konnte.«
»Nichts davon wäre von Belang, wenn das Schiff nicht zurückgekommen wäre«, sagte Gr'el.
»Oder wenn der Pilot nicht entkommen wäre«, sagte Orish'ek. »Wieder.«
Tea'va senkte seinen Kopf. Es war seine Schuld, dass das Raumschiff es mit der Waffe zurück zum größeren Sternenschiff geschafft hatte. Er hatte eines von ihnen getroffen, aber es war das falsche gewesen. Der Mensch war ihm ein zweites Mal entkommen. Dann waren die Truppen, die er geschickt hatte, um den abgeschossenen Piloten zu bergen, von den frisch bewaffneten Menschen und der Lor'el, von der Rorn'el so eingenommen war, bezwungen worden. Alles war für ihn außer Kontrolle geraten, seit er die Verfolgung durch das Netz aufgenommen hatte.
Es war ein Fehler, von dem er nicht wusste, ob er sich davon erholen konnte. Er musste es versuchen. Zuerst musste er aber darauf achten, dass ihn sein defensives Verhalten nicht ständig übermannte.
»Domo'dahm«, sagte er, während er seinen Kopf in größerer Unterwürfigkeit tiefer neigte. »Ich akzeptiere, dass meine Handlungen die Sicherheit der Bek'hai bedroht haben und den Menschen dieses Licht der Hoffnung gegeben haben, von dem du gesprochen hast. Ich übernehme die Verantwortung für die Tode der anderen Pur'dahm und für mein Versagen, den Heil'shur bei zwei Gelegenheiten nicht getötet zu haben.« Er sah auf, war kaum in der Lage, die Umrisse des Domo'dahm in der Dunkelheit ausmachen. »Ich flehe dich an, Domo'dahm. Erlaube mir, das Kommando über die Ishur zu übernehmen, und ich werde die Menschen finden. Ich werde sie zerstören, bevor sie herausfinden können, wie man das Lek'shah bezwingt. Ich werde sie bis ans Ende des Universums jagen, und ich werde dich nicht wieder enttäuschen.«
»Das Kommando über die Ishur übernehmen?«, sagte Orish'ek. »Du möchtest für dein Scheitern belohnt werden?«
»Ich möchte meinen guten Namen wieder herstellen«, sagte Tea'va. »Domo'dahm, du hast geglaubt, dass der Erfolg meiner Erschaffung ein Bote unseres nächsten Zeitalters ist. Bitte, erlaube mir, zu beweisen, dass dein Vertrauen nicht fehl am Platz ist.«
Eine Stille legte sich auf den Hof. Die Blicke der anderen Pur'dahm zeigten, dass sie wütend waren, dass Tea'va gefragt hatte. Das war Tea'va egal. Seine fortschrittliche genetische Zusammensetzung war das Einzige, womit er verhandeln konnte, er würde das nicht vergeuden. Und falls er die menschliche Rebellion finden und sie vernichten konnte, dann wäre er in der Lage, zur Erde zurückzukehren als die rechte Hand des Domo'dahm.
»Du machst mich genauso neugierig wie sie«, sagte Rorn'el endlich. »Ich werde deinem Antrag unter zwei Bedingungen zustimmen.«
»Domo'dahm«, sagte Orish'ek. »Du kannst nicht .«
»Maße dir nicht an, mir zu sagen, was ich tun oder nicht tun kann, Orish'ek«, fauchte Rorn'el. »Du hast zehn Jahre gebraucht, um diese Zelle zu erreichen. Ich kann dich ihr binnen Sekunden verweisen.«
Orish'ek blickte zu Boden und senkte seinen Kopf.
»Was sind deine Bedingungen, Domo'dahm?«, fragte Tea'va. Er würde alles für die Gelegenheit tun, sich von den Misserfolgen zu erholen, von denen Rorn'el glaubte, dass er sie begangen hatte.
»Erstens wird Gr'el dich als dein Si'dahm begleiten. Er wird mir über eure Erfahrungen berichten. Falls ich einen Grund sehe, dich von deinem Kommando zu entbinden, dann werde ich das ohne Zögern tun.«
Tea'va blickte zu Gr'el. Er hasste den Gedanken, jemanden dabei zu haben, der ihn beobachtete. Er wusste aber...