Schweitzer Fachinformationen
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Wird die Welt wirklich schlimmer - oder wird sie nur lauter? Werden Erwachsene immer kindischer - oder eigentlich nur normaler? Wie fühlt es sich an, wenn 4 Millionen Menschen die größten Fans und Kritiker zugleich sind? Wie sehr haben ihn die Reisen für seine YouTubePremium Doku-Serie "LeFloid VS The World" geprägt? Jenseits von Click-Army, YouTube und Nerdliebe beschreibt LeFloid, wie das Netz sein Leben verändert hat und was er seinem 15-jährigen Ich heute gerne mitgeben würde. Persönlich wie nie nimmt sich der Mann, der auch »Ulrich Wickert der Generation YouTube« genannt wird, Zeit für die großen und kleinen Fragen des Lebens und schenkt seinen Fans damit ein Buch, das (fast) besser ist als das Internet!
Wie wird man YouTube-Star?
Das kann man wirklich nicht so einfach in ein paar Sätzen beantworten, aber ich will es trotzdem mal versuchen .
Also, ich bin ja Teil einer Generation von YouTubern, die den Begriff »organisches Wachstum« kennenlernen durfte. Das heißt, ich bin nicht von heute auf morgen durch ein Video auf eine Viertelmillion Abonnenten geschossen und musste dann im Alter von sechzehn Jahren irgendwie damit umgehen.
Ich war zwanzig Jahre alt, fertig mit der Schule und hatte zur Überbrückung der Wartesemester einen Job als Azubi in einer Bank, von dem ich später noch was erzähle. Auf jeden Fall lief YouTube nur nebenbei. Es gab zum Beispiel noch gar kein Monetarisierungssystem.
Somit muss ich leider zugeben, dass ich für das YouTube, wie es heute ist, leider keine Anfängertipps habe, denn ich komme aus »Generation 1«. Wenn wir die Monetarisierung mit in die Rechnung nehmen, dann komme ich sogar aus Generation 0.1. Es war komplett anders als heute, es ging alles andere als schnell, und man hat einfach erst mal so vor sich hin gemacht, in der Hoffnung, dass das, was man da anstellt, irgendjemand sehen möchte. Heute machst du vielleicht einen Clip, der aus irgendeinem Grund einen Nerv trifft, und plötzlich macht es BÄM, du hast eine Million Views und eine Viertelmillion Abos. Das ging früher gar nicht, aber heute kann das tatsächlich passieren.
Das muss ich aber sofort wieder einschränken, denn ich will nicht, dass sich da jetzt irgendwer völlig übertriebene Hoffnungen macht. Jaa, es ist »möglich«, aber aufgrund der vielen Millionen Clips ist es eben auch verdammt unwahrscheinlich, dass es mit einem Schlag passiert. Denn die Leute müssen deinen Clip ja auch erst einmal finden, und das geht nur, wenn irgendwer weiß, wo er draufklicken soll.
Im Umkehrschluss bedeutet das, dass ein besonders krasser Clip, in dem dir zum Beispiel jemand eine Silvesterrakete in den Arsch steckt und die dann anzündet, vielleicht tatsächlich eine Menge Views abräumt, weil die ganze Welt sehen will, was für ein unfassbarer Vollidiot du bist. Aber das ist nichts, worauf du irgendwas aufbauen kannst.
Na ja, klar kannst du dir weiterhin Dinge in den Hintern schieben, die man anzünden, aufblasen oder zur Explosion bringen kann - aber ich bezweifle, dass du damit über Jahre hinweg einen Kanal am Laufen halten kannst. Vor allem wirst du irgendwann dich selbst nicht mehr am Laufen halten können, weil du dir irgendwann die linke Arschbacke mit nem Chinaböller weggeschmettert hast.
Also: Logo ist es heute genauso wichtig wie damals, dass man auffällt, dass man etwas Besonderes macht. Aber eben nicht nur durch Lautstärke, Pranks, Challenges und die krasseste Scheiße, seit es krasse Scheiße gibt. Das ist nicht nachhaltig, und damit wirst du eben nicht zu einem »Star«, sondern du bist und bleibst »der Depp, der krasse Scheiße macht«.
Vielleicht muss man erst einmal die Gegenfrage stellen: Was willst du? Willst du wirklich langfristig YouTube als Job? Oder vielleicht nur mittelfristig, als Sprungbrett oder zum Ausprobieren?
Es ist total okay und gar nicht so dumm, wenn man sagt: »Gut, auf YouTube hab ich jetzt mal rumprobiert und im Idealfall gar nicht mal so unerfolgreich - jetzt such ich mir aber mal nen Job im Marketing oder beim Fernsehen.«
Ich selber hab das so hybridmäßig gemacht, weil ich mich nicht drauf verlassen wollte, dass das mit meinem Kanal ewig so weitergeht. Darum habe ich eine Marketingfirma gegründet, die sowohl mich als auch andere Künstler und Formate betreut, und damit ein Stück weit Sicherheit bekommen, dass ich nicht auf ewig alles alleine stemmen muss.
Tatsächlich hab ich aber einen Tipp, der dabei hilft, erfolgreich zu werden und es auch zu bleiben. Er klingt leider banal, aber das ist bei den meisten guten Tipps so: Setz' dir keine Maske auf!
Natürlich kann es sein, dass du mit dieser Maske großen Erfolg hast, aber das Dumme ist, dass diese Verkleidung dann Teil deines Erfolgs ist und du sie nicht einfach so wieder ausziehen und in den Schrank hängen kannst. Es gibt so viele Geschichten von Künstlern, die irgendwann mal die falsche Entscheidung getroffen haben und zeit ihres Lebens unglücklich damit waren.
Der Schlagerstar Roy Black wollte eigentlich Rock'n'Roll machen, aber das Publikum wollte immer nur »Ganz in Weiß« und dergleichen hören. Und selbst wenn du einfach nur erklären willst, dass du nicht identisch bist mit der Maske, unter der dich die Leute kennen, wird es schwierig: Leonard Nimoy, der Darsteller von »Mr. Spock«, hat in den Siebzigern eine Autobiografie mit dem Titel »I am not Spock« rausgebracht. Damit wollte er eigentlich nur sagen: »Es gibt Unterschiede zwischen mir und Spock.« Aber viele haben das als eine Art Abrechnung verstanden, und das Geschrei war riesengroß.
Zurück zu YouTube: Die Leute nehmen dich so wahr, wie du dich in deinen Clips gibst. Und mit dieser Außenwahrnehmung musst du dann leben. Wenn diese Figur, die du da verkörperst, aber inkohärent zu dem ist, wie du wirklich bist oder wie du dich selber siehst, dann kommst du irgendwann in die Bredouille. Und das kann viele ungeahnte Probleme bereiten.
Denn die Menschen erwarten jetzt von dir, dass du dich nicht nur in deinen Clips, sondern auch privat und in der Öffentlichkeit so gibst. Und wenn sie das nicht bekommen, dann sind sie enttäuscht, und das ist in Zeiten von Social Media leider deutlich problematischer als vielleicht vor zwanzig Jahren. Ein schlechter Ruf ist da draußen ganz schnell verteilt - es braucht nur einen Heini, der ein blödes Foto von dir macht, dazu einen Spruch, was du für ein aufgesetztes Arschgesicht bist, und einen Tweet.
Das klingt jetzt vielleicht nach Panikmache, aber YouTube ist noch einmal etwas ganz anderes als das Musiker- oder Schauspielgeschäft. Denn als erfolgreicher YouTuber oder meinetwegen Social Influencer gibst du deiner Community immer das Gefühl, dass sie dich kennt. Aus dieser scheinbaren Nähe, die auch durch die sozialen Netzwerke befeuert wird, entsteht eine Art »einseitiges Vertrauensverhältnis«: Die Menschen dort draußen vertrauen darauf, dass du genauso bist, wie sie denken, dass du bist. Und wenn du diese Erwartung dann enttäuschst, dann kann das drastische Folgen haben.
Also sei sehr vorsichtig und ehrlich mit dem, wie du dich gibst und was du an privaten Dingen öffentlich teilst. Sonst wirst du dir diese Maske, die du dir für die Videos aufsetzt, partout jedes Mal aufsetzen müssen, sobald du die Tür hinter dir zumachst, um genauso die Außenwirkung zu erhalten, die du in den Videos erzielst. Und das halte ich für nicht gesund. Außen- und Eigenwahrnehmung sollten immer kompatibel bleiben, sonst macht es krank.
Das sind hilfreiche Ratschläge, wie man erfolgreich bleibt. Aber wie wird man erfolgreich?
Ja, da möchte man jetzt wahrscheinlich ein Geheimrezept haben, hab ich aber nicht. Kann ich mir ja bei mir selber bis heute auch nicht erklären. Auf jeden Fall braucht man nach wie vor Geduld. Das geht nicht unbedingt von heute auf morgen. Und wenn es von heute auf morgen geht, dann heißt es nicht, dass es nicht von heute auf morgen auch wieder vorbei sein kann.
Es gibt kein Rezept.
Du kannst versuchen, etwas zu kopieren, dann musst du besser sein, sonst kannst du es gleich lassen. Oder du kannst in eine Sparte gehen, die funktioniert. Dann bist du vielleicht erfolgreich, aber mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht lange und vermutlich noch nicht mal glücklich damit.
Und der Witz ist: Es gibt YouTuber, die haben vielleicht fünfzig Abonnenten und sind glücklich mit dem, was sie da tun - weil sie es gerne tun.
Ich hab Kanäle abonniert, die fünftausend Abonnenten haben. Klar, das ist heutzutage nicht gerade viel. Aber die machen gutes Zeug, und das zählt. Mit Geduld und Hingabe haben solche Kanäle eher die Chance, sich zu einem stabilen Ding zu entwickeln, als der Typ, der einmal hunderttausend Views hatte, weil er sich beim Spültabslutschen gleichzeitig die Socken angezündet hat. Don't try this at home.
Weißt du, wann ich mein erstes Abonnentenspecial gedreht hab? Das war 2009/2010, und zwar für sechzig Abonnenten! Wow, mehr als fünfzig Abos!? Ich dreh ab! Das war wirklich ein großer Moment für mich, und ich denk oft daran, wie ich mich damals gefühlt habe.
Um heute mit YouTube so viel zu verdienen, dass du dir das Zimmer in der Studenten-WG finanzieren kannst, brauchst du eine große Regelmäßigkeit bei der Veröffentlichung und mindestens 100 000 Abonnenten. Das ist aber wirklich nur geschätzt, weil Abonnenten und Views überhaupt nicht mehr miteinander einhergehen. Es kann sein, dass du viele Abonnenten hast, aber deine Views das gar nicht widerspiegeln, oder umgekehrt.
Eine Katja Krasavice hat mit ihrem Tits, Ass & Sex Kanal etwas über eine Million Abos, aber ihre Clips haben vier bis achtzehnmal so viele Views. Mag sein, dass da auch eine Rolle spielt, dass sich der Vater das Abo lieber verkneift, bevor sich der Sohnemann auf dem Handy vom Papa mit großen Augen durch die YouTube-Liste klickt. Andersherum gibt's das natürlich auch. Du hast eigentlich viele Follower, aber aus irgendeinem Grund deutlich weniger Views als Abos. Dann hast du vermutlich zu irgendeinem früheren Zeitpunkt etwas verkauft, was du seitdem nie wieder so richtig eingelöst hast, und solltest mal überdenken, wo du mit deinem Kanal hinwillst.
Wie auch immer, wenn es okay läuft, kommt dann hoffentlich irgendwann der Punkt, wo du tatsächlich auf den Nebenjob verzichten kannst. Wenn du wirklich davon leben willst,...
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