Schweitzer Fachinformationen
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DIE SCHATTEN DER UNARTIGEN KINDER
»Lachzahn!«, donnerte der Weihnachtsmann und klatschte in die Hände.
Schneller, als man Schlittenglöckchen sagen konnte, erschien eine kleine Wichtelfrau im weißen Arztkittel im Lesezimmer. Auf die Brusttasche des Kittels waren die Buchstaben WHO (Wichtel-Heilungs-Organisation) gestickt.
»Ich eile, ich rase, ich komm, so schnell ich kann.
Ich hörte dich rufen, nun sag schon, was liegt an?«,
trällerte Lachzahn auf Wichtelart.
»Unser Dinosaurier-Freund hier hat offenbar Zahnschmerzen, und ich hielt es für das Beste, deinen professionellen Rat einzuholen. Schließlich bin ich der Weihnachtsmann und nicht die Zahnfee!«, gluckste der Weihnachtsmann und schlug sich auf die Oberschenkel.
»Das ist völlig richtig,
meine Hilfe ist hier wichtig.
Und nun, du armer, kranker Dino,
sag bitte laut AHHH, nicht OHHH!«,
sang Lachzahn (denn falls ihr es vergessen habt: Die Wichtel sangen ständig und für ihr Leben gerne, besonders bei der Arbeit). Der Weihnachtosaurus öffnete widerwillig sein Maul, das groß genug war, um einen Wichtel mit einem Happs zu verschlingen, was er natürlich NIEMALS tun würde. Lachzahn spähte prüfend auf eine Reihe scharfer Zähne.
»Potz Plätzchen, welch ein Schmutz!
Da hilft jetzt nur ein großer Putz!«,
spöttelte Lachzahn, krempelte die Ärmel ihres Kittels hoch und beugte sich weit ins Maul des Dinosauriers.
Der Weihnachtsmann sah verblüfft dabei zu, wie die winzige Zahnärztin ein ganzes Festgelage an weihnachtlichen Köstlichkeiten aus dem Maul zog, die zwischen den Zähnen des Dinosauriers gesteckt hatten. Zu einer munteren Melodie zählte sie auf:
»Zwischen den Zähnen verfangen
sind zwölf süße Zuckerstangen,
elf kleine Kipferl,
zehn Würstchenzipfel,
neun Pfefferkuchenhäuschen,
acht Schaumgummimäuschen,
sieben Zimtsterne,
wer isst die nicht gerne?
Sechs Bratäpfel, jawohl,
und FÜNF ROSENKOHL!
Vier Stück Stollen,
drei Zuckerschneckenrollen,
zwei Hackklöpse, sehr große .«
Der Weihnachtsmann konnte nicht anders, er sprang auf und schmetterte: »Und ein Toastie mit Vanillesoße!«
Stille.
Es gibt für einen Nordpol-Wichtel nichts Schlimmeres, als wenn jemand ihm die letzte Liedzeile klaut.
»Es tut mir leid, ich konnte einfach nicht widerstehen .«, sagte der Weihnachtsmann und machte ein beschämtes Gesicht. »Nun denn, wie steht es um den Zahn?«
Du alberner Dino, du hast nicht geputzt,
ich fürchte, der Zahn, der ist bald futsch.
Hast du Glück, fliegt er von allein heraus,
aber ziehe trotzdem eine Lehre daraus!«,
schnaubte Lachzahn und versetzte dem lästigen Zahn einen leichten Tritt, woraufhin er wackelte und der Weihnachtosaurus aufjaulte. Lachzahn kletterte die Leiter hinunter, schüttelte den Kopf und der Dinosaurier rieb sich die Wange. Zahnschmerzen sind echt was Schlimmes, aber dass ein Dinosaurier, der sich noch nie die Zähne geputzt hat und sich von Zuckerstangen und Weihnachtsleckereien ernährt, überhaupt noch Zähne hat, ist ein Wunder.
»Mach dir keine Sorgen, mein lieber Dinosaurier. Zähne kommen und gehen. Los, lass mal sehen, wie er wackelt!«, sagte der Weihnachtsmann aufgeregt. Warum Erwachsene so versessen darauf sind, einen Wackelzahn wackeln zu sehen, bleibt eins der großen ungelösten Rätsel.
Aber der Weihnachtosaurus wollte seinen Zahn nicht wackeln lassen. Er presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf.
»Es ist sein erster Wackelzahn«, sagte der Weihnachtsmann zu Lachzahn und strahlte wie ein stolzer Vater. Dabei wusste Lachzahn - eine erfahrene Zahnärztin der Wichtel-Heilungs-Organisation - das natürlich selbst.
Der Weihnachtosaurus dagegen war alles andere als begeistert, dass er seinen ersten Zahn verlieren sollte. Genau genommen schlackerten ihm schon beim Gedanken daran die Knie. Und zwar noch viel doller, als sein Zahn wackelte.
»Iss nicht mehr so viele Zuckerstücke,
sonst klafft in deinem Lächeln 'ne Lücke«,
sang Lachzahn, griff in ihre Kitteltasche und holte eine Selleriestange heraus.
»Stattdessen Gemüse, gekocht oder roh,
ja, das macht deine Zahnärztin froh!«
Sie warf dem Weihnachtosaurus den Sellerie vor die Füße. Dann verschwand sie und der Weihnachtsmann und der Weihnachtosaurus konnten ihre Arbeit wieder aufnehmen.
Es gab kaum etwas, was der Weihnachtosaurus nicht aß, aber er würde eher den Rosenkohl vom vergangenen Weihnachtsfest essen als eine Stange Sellerie.
Als der Weihnachtsmann sah, wie der Weihnachtosaurus angewidert die Nasenlöcher blähte, zog er eine Schublade an seinem Schreibtisch auf, in der ein rotes Telefon zum Vorschein kam. Es sah aus wie eins dieser Telefone, die in Cartoons immer im Notfall benutzt werden, und es hatte nur eine Taste . mit der man direkt in der Küche anrufen konnte!
»Hallo? Wir haben hier einen Gemüsenotfall«, sagte der Weihnachtsmann und gluckste in sich hinein. »Ich sagte GEMÜSENOTFALL. Einen Notfall mit Gemüs. Ach, egal, beeil dich einfach!«
Keine dreieinhalb Sekunden später klopfte es an der Tür und eine Wichtelfrau mit einer rüschenbesetzten Schürze betrat den Raum und schob eine winzige Küche auf einem Wägelchen hinein.
»Ah, Buttercreme, wieso hat das so lange gedauert? Wir haben hier eine Selleriestange, um die du dich sofort kümmern musst«, sagte der Weihnachtsmann zu seiner stets verlässlichen Wichtel-Chefköchin. »Der Weihnachtosaurus hat strenge Gemüsediät verordnet bekommen, aber er scheint nicht sonderlich erfreut darüber zu sein.«
»Was? Wo? Wie? Sellerie .?«, überlegte Buttercreme laut, rückte ihre sternförmige Brille zurecht und musterte die Selleriestange, die fast so groß war wie sie selbst.
»Könntest du den Sellerie etwas interessanter schmecken lassen?«, fragte der Weihnachtsmann und zwinkerte dem Weihnachtosaurus zu.
»Es ist traurig und sehr schade,
Sellerie ist wirklich fade.
Will ich ihn verwandeln,
muss ich weise handeln«,
sang Buttercreme und zog ein Kochbuch aus der unteren Ablage ihres Wägelchens.
»Ho, ho, ho Weihnachtosaurus, auf dich wartet ein Leckerbissen! Buttercreme ist dafür bekannt, dass sie alles verzaubern kann: Kohlrüben werden köstlicher als Kuchen, Lauch wird leckerer als Lollis, und Grünkohl . äh, na ja, der schmeckt vermutlich immer irgendwie scheußlich - aber trotzdem, wenn es jemand schafft, dann Buttercreme!«, sagte der Weihnachtsmann und rieb sich die Hände, während Buttercreme schon hier was schnippelte, dort was verrührte, daneben etwas würfelte und gegenüber irgendwas hackte. Es war, als würde man einer Künstlerin dabei zusehen, wie sie ein Meisterwerk erschuf.
»Voilà!«, verkündete Buttercreme schließlich und hielt dem Weihnachtosaurus seinen neuen Leckerbissen hin.
»Buttercreme, du hast es mal wieder geschafft!«, freute sich der Weihnachtsmann und bewunderte den Snack, der jetzt wie ein mit Juwelen besetztes königliches Zepter aussah.
»Mit feinster Erdnussbutter gefüllt,
zur Zier in knackige Kirschen gehüllt.
Cremig und knusprig und saftig,
es schmeckt einfach fantastisch!«
Buttercreme lächelte, legte ihr Kochbuch zurück auf das Wägelchen und marschierte damit zur Tür hinaus.
»Na los, probier mal«, sagte der Weihnachtsmann aufgeregt und der Weihnachtosaurus biss ein winziges Häppchen von der Selleriestange ab. Plötzlich schienen seine Geschmacksnerven zu explodieren. Die Selleriestange war süß, salzig, saftig und pikant zugleich. Ruck, zuck futterte der Weihnachtosaurus die ganze Stange auf und wünschte sich sehnlichst, es gäbe noch mehr davon.
»Siehst du, dank Buttercreme wird das mit dem Mehr-Gemüse-Essen ein Klacks!« Der Weihnachtsmann zwinkerte. »Weitere schlimme Zahnschmerzen bleiben dir damit hoffentlich erspart. So, dann wollen wir uns mal wieder an die Arbeit machen, in Ordnung? Zeit, die böse Liste in Angriff zu nehmen. Wärst du so gut, den Raum etwas zu verdunkeln?«
Während der Weihnachtsmann die böse Liste von der Waagschale nahm und zurück auf die Schreibtischmitte hievte, flog der Weihnachtosaurus einmal in Höchstgeschwindigkeit durch den Raum und löschte mit seinem Windstoß die Lichter aus. Dunkelheit breitete sich aus.
Nachdem der Weihnachtosaurus wieder gelandet war, schnippte der Weihnachtsmann mit den Fingern. Er fing einen Funken Sternenstaub auf und zündete damit eine dunkelgrüne Kerze an, die auf seinem Schreibtisch stand.
Kaum flammte die Kerze auf, klappte der dicke Leinenbuchdeckel wie von Zauberhand auf. Seite um Seite wurde ein Name nach dem anderen sichtbar, als würde ein Geist die Buchstaben mit goldener Tinte schreiben.
»Fangen wir an mit . Ronnie Pranke.« Kaum hatte der Weihnachtsmann den Namen des Jungen...
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