Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Manche der folgenden Witze setzen sich ironisch mit der Rolle des Rabbis als Berater auseinander oder erzählen von den Eigenarten der Menschen, die ihn um Rat aufsuchen, andere liefern ungewöhnliche Lösungsideen für scheinbar unlösbare Probleme. Entgegen der Ankündigung, den Witzen keine Deutungen hinzuzufügen, werde ich gleich bei der Betrachtung des ersten Witzes eine Ausnahme von dieser Regel machen und mehrere Interpretationsansätze anbieten. Dabei geht es nicht darum, die »richtige Bedeutung« eines Witzes zu entschlüsseln, sondern einen Eindruck davon zu vermitteln, was für eine Vielzahl an Möglichkeiten es gibt, einer Geschichte oder einem Witz Sinn oder Bedeutung zu entnehmen oder, genauer gesagt, ihm eine solche zuzuschreiben. Der Rabbi, von dem sogleich die Rede sein wird, existiert ja nur in der Geschichte, was immer uns zu seiner Person einfällt, entstammt unserer eigenen kreativen Leistung. Die Frage lautet also nicht: »Was möchte uns die Geschichte erzählen?«, sondern: »Würde ich annehmen, die Geschichte hätte uns etwas zu erzählen, was könnte ich daraus lernen .?«
2. Witz
Der Grün und der Blau konsultieren den Rabbi wegen eines Rechtsstreits.22 Der Rabbi bittet Grün in sein Zimmer, folgt aufmerksam dessen Beschreibung der Einzelheiten des Konflikts und meint dann: »Du hast recht!« Zufrieden verlässt Grün den Raum.
Danach empfängt der Rabbi den Blau, folgt auch dessen Ausführungen und stellt dann fest: »Du hast recht!«
Die Rebbezn23, die Zeugin der Gespräche gewesen war, stellt ihren Mann daraufhin zur Rede: »Ich verstehe dich nicht! Es können doch nicht beide recht haben!«
Darauf meint der Rabbi: »Du hast auch recht!«
Allparteilichkeit
Man könnte unterschiedliche Motive hinter dem Verhalten des Rabbis vermuten. Es wäre beispielsweise möglich, dass sein Denken von der Philosophie des radikalen Konstruktivismus geprägt ist und er kurz zuvor das Buch des Physikers und Philosophen Heinz von Foerster »Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners« gelesen hat. Das Verständnis, dass unsere Wahrnehmung kein Abbild der äußeren Realität liefert, sondern dass Realität für jedes Individuum eine Konstruktion aus Sinnesreizen und Gedächtnisleistung darstellt, ist für Berater:innen vor allem deshalb von Bedeutung, weil es vor der Vorstellung schützt, Berater:innen wären im Besitz einer »objektiven Wahrheit«. Erst wenn Klient:innen das Vertrauen gewinnen, dass sie in ihrem Blick auf die Dinge wertgeschätzt werden, ist es ihnen möglich, sich neuen Sichtweisen zu öffnen.
In der therapeutischen und beraterischen Arbeit im Mehrpersonensetting, wie etwa der Paarberatung, im Konfliktmanagement oder der Mediation, gilt für Berater:innen der Anspruch nach Allparteilichkeit. Das Verhalten des Rabbis könnte einem ungeschickten Versuch gleichkommen, diesem Anspruch gerecht zu werden. Er hätte dabei jedoch etwas missverstanden: Allparteilichkeit bedeutet keineswegs, jedem Konfliktpartner zu versichern, dass er recht habe. Die Aufgabe des Moderators besteht vielmehr darin, die Parteien zu unterstützen, ihre Anliegen zu artikulieren und zu begründen und das gegenseitige Verstehen zu vermitteln. Die naheliegendste Erklärung für seine Antworten wäre wohl, dass der Rabbi einfach konfliktscheu ist und sich mittels dieses taktischen Manövers der Notwendigkeit entzieht, Position zu beziehen.
3. Witz
Sarah kommt zum Rabbi und klagt: »Ich bin verzweifelt, jeden Tag, wenn ich morgens den Stall betrete, finde ich dort mehrere tote Hühner vor. Bitte, Rabbi, gib mir eine Ejze. Was soll ich tun?«
Nach kurzem Nachdenken meint der Rabbi: »Füttere deine Hühner abends immer erst nach Sonnenuntergang und mische vier Handvoll Mais unter das Futter.«
Am nächsten Tag kommt Sarah wieder und sagt: »Ich habe es so gemacht, wie du es mir aufgetragen hast. Als ich heute in den Stall kam, lagen wieder vier tote Hühner auf dem Boden. Rebbe, gib mir eine Ejze, was kann ich tun?«
Der Rabbi denkt wieder nach, übergibt ihr einen Zettel und sagt: »Räuchere den Stall aus und wenn du damit fertig bist, sprich das Gebet, das auf diesem Blatt Papier steht.«
Am darauffolgenden Tag steht Sarah wieder betrübt vor dem Rabbi und erzählt: »Ich habe, wie du geraten hast, den Stall ausgeräuchert und das Gebet gesprochen, über Nacht sind jedoch abermals acht Hühner gestorben. Rabbi, hast du noch eine Ejze für mich?«
Darauf meint der Rabbi: »Ejzes habe ich noch viele, nur: Hast du noch Hühner?«
Der Therapeut wird mein Problem lösen
Viele Klient:innen wünschen sich von ihren Berater:innen Lösungen oder klare Handlungsanweisungen. Sie meinen, sie müssten ihre Probleme nur genau genug beschreiben und erhielten dann ein Rezept, das sie in die Lage setzt, sie zu lösen.
Wenn Berater:innen eine solche Zuschreibung der alleinigen Verantwortung für das Erreichen der Beratungs- oder Therapieziele annehmen, laufen sie Gefahr, in eine Auftragsfalle zu laufen, denn sie tragen dann, aus der Sicht der Klient:innen, auch die alleinige Verantwortung für ein mögliches Scheitern. Das Entwickeln von Lösungen umfasst meist Prozesse, die auch die Mitarbeit der Klient:innen erfordern und deren Verantwortung als »Spezialist:innen für das eigene Leben« anerkennen.
Wenn Berater:innen ihren Klient:innen in einer Haltung »professionellen Nichtwissens«24 begegnen, öffnet dies meist den Raum für Klärungsprozesse, in deren Rahmen es den Klient:innen möglich wird, alte Denk- und Verhaltensmuster zu identifizieren und sich von gewohnten Glaubenshaltungen und Gewissheiten zu lösen. Bei einer internationalen Tagung für Systemische Aufstellungsarbeit in Köln war der Benediktinermönch David Steindl-Rast als Keynote Speaker eingeladen. Nach der Beendigung seines Vortrags beantwortete er in aller Bescheidenheit, jedoch überaus eloquent, sämtliche Fragen aus dem Zuschauerraum. Bei einer Frage hielt er inne, dachte kurz nach und meinte dann: »An dieser Stelle möchte ich den Dalai Lama zitieren: >Ich weiß es nicht!<«
4. Witz
Der Rabbi sitzt und klärt.25 Da wendet sich einer der Schüler an ihn und fragt: »Rabbi, worüber denkst du nach?«
»Ich denke darüber nach, wenn man aus allen Bäumen, die es auf der Welt gibt, einen einzigen, riesigen Baum erschaffen würde, und dann würde man aus allen Äxten dieser Welt eine riesige Axt formen, und wenn man dann auch noch alles Wasser, das auf der Welt existiert, zusammensammeln würde und man würde daraus ein riesiges Meer erschaffen . und wenn man dann mit dieser Axt, die aus allen Äxten geformt ist, den Baum, der aus allen Bäumen dieser Welt geschaffen ist, fällt, und der stürzt in das Meer, das aus allem Wasser dieser Erde erschaffen wurde: Oj, möcht das geben a >Platsch!<«
Zu Tode analysieren
Der Witz macht auf ironische Weise deutlich, wie man sich im Nachdenken über die Welt und im Analysieren von Problemen auch verirren kann. In einer Reihe von Therapiemethoden wird es als wichtig für den Heilungsprozess erachtet, Klient:innen die Möglichkeit zu geben, über ihre Probleme zu sprechen und sich intensiv mit deren Ursachen zu befassen. Dahinter steht unter anderem die Idee, dass es oft nur möglich ist, Lösungen zu finden, wenn die Ursachen der Probleme ausreichend verstanden werden. Bei manchen Zustandsbildern kann es sich jedoch sogar als schädlich erweisen, über lange Zeiträume hinweg in der »Problemsuppe« herumzurühren. Vor allem bei Klient:innen, die in ihrem Alltag unter »Gedankendrängen« leiden, kann das intensive, selbstreflektierende Befassen mit den eigenen Empfindungen, Sorgen und inneren Zuständen anstatt zur Heilung zu Symptomverschlimmerung führen.
Bei jüdischen Hochzeiten ist es Brauch, weniger begüterte Gemeindemitglieder zum Hochzeitsessen einzuladen. Für die in einer Vielzahl jüdischer Witze auftauchenden »Schnorrer« ist dies eine Gelegenheit, sich den Bauch vollzuschlagen.
5. Witz
Zwei »Schnorrer« unterhalten sich auf einer Hochzeit: »Das Essen hier ist wirklich hervorragend, ich könnte stundenlang weiterfuttern, aber sag, warum stehst du nur da und isst überhaupt nichts?«
Darauf meint der zweite: »Ich habe schon so viel in mich hineingestopft, dass ich keinen Bissen mehr runterkriege!«
»Das ist mir auch schon öfter passiert, aber wenn ich nichts hinunterbringe, stecke ich einfach einen...
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