Schweitzer Fachinformationen
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Michael fuhr das rote Rad. In gleicher Farbe passten die Packtaschen auf dem Gepäckträger und dem Lowrider an der vorderen Gabel.
Er war ein roter Punkt. Und mit seinen Freunden bewegten sie sich am Rhein immer aufwärts, mal die grünen
Uferpromenaden nutzend, auf Asphalt oder Schotter vorbei an Ulmen, Kastanien, häufiger Buchen, Obstbäumen und allerlei Gebüsch. Ginster konnte er erkennen. Ein anderes Mal schraubten sie sich hoch auf die Plateaus links und rechts an Deutschlands teilenden Strom, sich von ihm entfernend, ihn verlierend, die 18-gängige Schaltung bis ins kleinste Ritzel nutzend.
Den Fluss immer neben sich wissend waren die Freunde wenige Tage unterwegs; mit den Zelten, Schlafsäcken und Doppelkammermatratzen auf Campingplätzen duschend und warm Essen gehend. Michael gerade 19 und die anderen zwischen 21 und 27 waren fit. Sie zirkelten wie bunte Punkte im Grün der Alleen, Wälder, an Buchenhecken vorbei. Michael liebte die starken Weidenstämme sehr, die immer wieder gestutzt nie aufhörten in die Höhe zum Licht zu treiben.
Inzwischen radelten sie, durch die mit Weinstöcken belagerten bergischen Hänge, mal hoch und mal wieder hinunter, immer Hauptrichtung Süden, an dem grau-blau entgegengesetzt nach Norden zur See drängenden Strom entlang.
Michael mochte die erholsame Kühle, die von dem breiten, viel Wasser führenden alten Deutschen ausging. Der 'Kluge' genannte Klaus hatte die Tour ausgearbeitet, die Karten auf dem Navi, und leider drehte er wieder in die Hänge, eine steile Biegung auf die nächste Höhe nutzend.
Wenn auch kleine Schweißperlen seine Stirn und die Hände zierten, der blaue Himmel, die weißen wenigen Zirren, die Helligkeit, das Grün, die durch die Landschaft geprägten Bauernhäuser, größere Liegenschaften, alles war wie geschaffen für ihn. Für den späten Sommer noch mit leichten Winden, kühler als er erwartet hatte, war ihm auf den nackten Mittelgebirgskämmen und doch jetzt gerade mit direkter Sonne, heiß.
Michael trank aus einer seiner Fahrradflaschen, schaltete nochmals zurück. Nur Esther blieb bei ihm. Sie fielen gegenüber den vorwegfahrenden Klaus, Peter und Wilbur still zurück.
Michael war kein Fighter. Auf einem Fahrradausflug mit Eltern und Geschwistern war er 15-jährig vor einer ansteigenden Kurve einfach abgestiegen, hatte sich ins Gras gesetzt und auf einen braunen Acker gestarrt, um sich von seinem schmerzenden Hintern abzulenken, um zwei Tränen rauszudrücken, und er trotzte der Anforderung. Er hielt halb durch, halb wusste er gar nicht, dass er eine halbe Stunde so Ruhe findend gesessen hatte, bis sein Vater kam und voller Sorgen fragte, was passiert sei, ob er gestürzt sei, die Familie hätte nach vorn drängend, gar nicht bemerkt, dass er fehlte. Von Esther an ihn gerichtet:
"Guck mal. Halt mal."
Die 'Schöne' 21-jährige, mit sonst lockigen dunkelbraunen schulterlangen Haaren, die zusammengebunden für die Tour am Hinterkopf baumelten, schwang sich vom Rad, streckte ihre 1,75 m, den athletischen, weiblichen Körper, und blickte ihm in die Augen, lachte, und blickte wieder diesmal zum Gebäude, vor dem sie Halt machten:
"Cool. Was sind die anderen dumm, daran vorbeizufahren. Guck mal! .... Wowwwh."
Sie tätschelte ihn an der Schulter, war vertraulich. Er kannte sie von der Schulband, wo sie gesungen hatte. Sie standen Schulter an Schulter und schauten.
Sie staunten über ein Schloss auf einem Felsen, freistehend, über eine schmale Brücke durch ein steinernes Torgebäude mit zwei Wachtürmchen erreichbar. Hinten überragte ein glattverputzter hoher Turm, mit oben rundum zinnenbewehrter Aussicht und Flaggenmast. Vorn zeigte sich ein Gebäude aus grobem Haustein, der Giebel gestaffelt wie große Treppenstufen führte zu einem kleinen Türmchen mit hellklingender kleiner Glocke, bereit jeden Alarm weit zu tragen und Mehrheiten gegen Feuer zu mobilisieren.
Erkerchen schmückten das mehrstöckige Herrenhaus, welches durch zwei- und im Giebel dreigliedrige hohe Rundfenster Lichtstrahlen einließ. Drinnen vermutete Michael hölzerne Facettendecken, wurzelgemaserte Wandtäflungen und Parquetböden; auch Gemälde und feinstes Porzellan, Services oder Schreibschränke und Stühle Châteauneuf würde man finden. Sie sahen ein deutsches Ritterschloss mit Neben- und Gesindehäusern im anschließenden Wald auf alten Festen erneuert, nach mittelalterlichen Vorlagen neuzeitlich und romantisch idealistisch gebaut, so konnte Michael einer Tafel am Radweg vor der Burg entnehmen. Sprachlos fuhren beide nach einer Weile weiter.
Kurz vor dem 7. Oktober war Deutschland wie immer: Urlaub in deutschen Landen! Dort leben, wo andere Rückzugsräume finden und Urlaub genießen! Wie ein Paradies mit mildem Winter, dem Herzen öffnenden Frühling, dem immer noch milden Sommer - bis auf wenige hitzige Tage und den warmen mit dicken Tropfen öfter prasselnden Regen - und mit dem sicher zu erwartenden 'Indian Summer' mit seinen goldgelben Wäldern, manchmal noch mit leichten Grün gesprenkelt. Und dann wurde im Oktober schon Weihnachten angekündigt; wie kurz nach Weihnachten oder doch erst nach dem Böllern schon für Ostern die reichliche Schokolade in Hasen verformt wird.
Als roter Punkt und Ester mehr blau fuhren die beiden entspannt durch Grün und Himmelblau. Die Erde trug sie auf und ab und auf. Der Wind kühlte ausreichend. Die Sonne wärmte ganz so wie es sein musste. Auch wenn Außerordentliches wie eine deutsche Ritterburg nicht mehr kam, die Häuser waren solide, boten den Bewohnern Schutz und Geborgenheit, und zeigten, wenn nicht hunderte so doch viele Jahre, von deutschem Können, Ideen, Stolz, Reichtum und Arbeit, die geleistet worden war.
Die anderen warteten chillig an der nächsten Abzweigung:
"Wart ihr poppen? Hee! Haa...Haa."
"Nee."
Esther verdrehte nur die Augen und grinste.
Am späten Nachmittag wurde Quartier bezogen. Sie fühlten sich gut, die Strecken von round about 40 Kilometern täglich waren nicht zu lang gewesen. An den Abenden hatten die jungen Erwachsenen auch über ernstere Themen gesprochen, Politik, Klima. Aber Michael interessierte sich nicht so, dass er eine Meinung äußern musste, auch wenn er verstand, dass die Entwicklung der letzten Jahre in Bayern und Frankfurt sehr neu waren. Er war auf jeden Fall für die soziale Marktwirtschaft und gegen die 'Freien' und die SGfFD. Seine Eltern erklärten, dass sie selbst links-liberal wählten und das christliche Parteien ein gutes Menschenbild haben.
Er ging früh ins Zelt. Bevor er einschlief, müde von Bewegung, frischer Luft und den vielen Eindrücken dachte er noch an Steffi. Sie wollte mit der Bahn auch zum Festival kommen und sich mit den Freunden am zweiten Tag dort treffen.
Der 6. Oktober war wie die Tage zuvor. Die Anfahrt der Punkte durch Grün, Himmelblau und Liegenschaften war nett. Die Ankunft auf dem Festivalgelände war unspektakulär, wenn auch hoch über dem Rhein, an steiler Klippe, wo die Schiffer eine felsige Kurve durchfahren müssen, wo der Sage nach die schöne blonde Loreley auf dem Felsen sitzend singt, sich zeigt und den Bootsführern den Kopf verdreht, so dass die mit ihren Lastschiffen die Felsen im und am Fluss rammen. Dixikloos standen in langen Reihen noch sehr sauber. Auf der Wiese fanden die Freunde Platz zusammen für ihre Zelte; so wie Michael hatte Esther ein kleines Zelt, die drei Jungmänner schliefen in einem Dreier zusammen. Geplant war für den kommenden Morgen zusammen am Gaskocher Kaffee zu kochen und mit Brot, Aufschnitt, Müsli und was sonst noch da war zu frühstücken.
Mit dem mitgebrachten Alk wollten sie erst eine Stunde vor der ersten Musikband vorbrennen.
Der über die Ohren hellblonde, überall behaarte Wilbur, ein untersetzter, stämmiger, geradezu muskulär bewaffneter Schlagzeuger einer Metallband und weiter Mitglied der kleinen Combo, die jetzt den Fahrradausflug unternahm, war mit 27 Jahren der Älteste und kam am Nachmittag wie verabredet aufgeregt munter zum Treffpunkt.
Michael fühlte sich noch verschlafen vom mittäglichen Zeltaufenthalt, den er bevorzugt hatte, nachdem die Gruppe auf dem Festivalgelände angekommen, ihre Zelte aufgebaut und einen Bummel an den noch nicht zugänglichen Haupt-und Nebenbühnen hinter sich gebracht hatte. Er hatte bereits gesehen, die doppelhausgroßen überdachten Bühnen mit ihren Scheinwerfern, daneben die Videowand auf dem die Stars sichtbar werden würden, die kleinwagengroßen Musikboxen am Rand der Bühne, wie die dahinter aufgetürmten Container für das Backoffice der Bands, der Techniker und Logistiker wie das weiter zurück liegende Terrain für Wohnwagen und Mobile-Homes des unvermeidlichen Trosses der Stars, ganze Kompanien von Maskenbildnern, Managern, Checkern, hilfreichen Mitläufern die notwendig waren, um die Show woke laufen zu lassen. There's no Business than Showbusiness! Für Michael würde es sein...
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