Ein paar Worte zu
Anfang
Hallo, du!
Es ist schön, dass du dieses Buch in den Händen hältst, und bestimmt freust du dich schon sehr darauf, es zu lesen. Bevor es losgeht, möchte ich aber noch kurz ein paar Worte persönlich an dich richten.
In diesem Buch lernst du mutige und selbstbewusste Mädchen kennen und erlebst mit ihnen acht spannende Geschichten. Wenn du die Worte "mutig" und "selbstbewusst" hörst, denkst du vielleicht: Es geht um Mädchen, die niemals Angst haben, die alles mitmachen und die so sind, wie andere es von ihnen erwarten.
Viele denken das. Aber mutig und selbstbewusst zu sein, heißt etwas ganz anderes. Es heißt, dass du zu dir selbst stehst, deine eigene Meinung hast und dein Leben so lebst, wie du selbst es möchtest. Das ist oft gar nicht so leicht, denn es gibt viele kleine und große Herausforderungen im Leben, und es gibt leider auch Menschen, die andere schlechtmachen, nur weil sie anders sind. Davon darfst du dich nicht aus der Bahn werfen lassen und auch nicht beeinflussen lassen. Aber wie geht das? Das Zauberwort heißt "innere Stärke". Und genau darum geht es in diesen acht Geschichten.
Oft muss man für sich selbst stark sein, manchmal aber auch für andere. Und manchmal braucht man selbst auch jemanden, der einem hilft, an die eigene innere Stärke zu glauben.
Es gibt Momente, in denen man sich schwach fühlt, an sich zweifelt und denkt, dass man einfach nicht gut genug ist. Jeder hat mal diese Momente, du sicher auch. Aber du bist wertvoll und einzigartig, und zwar genauso, wie du bist. Und genau darin liegt deine innere Stärke. Genau dort findest du Mut und Selbstbewusstsein: in dir selbst.
In den Geschichten geht es aber nicht nur um Mut und Selbstbewusstsein, sondern auch darum, wie wichtig Freundschaft und Zusammenhalt sind. Gemeinsam ist man noch viel stärker, denn man kann sich gegenseitig beschützen und sich aufmuntern, wenn einer mal durchhängt und nicht weiterweiß.
Die Mädchen in den Geschichten, ihre Freunde, ihre Familien und manchmal auch ihre Lehrer zeigen dir: Für jede kleine und größere Schwierigkeit gibt es eine gute Lösung, wenn du an dich glaubst, gelassen bleibst und das Leben auch mal mit Humor nimmst. In den Geschichten geht es aber auch um gegenseitigen Respekt und einen friedvollen Umgang miteinander. Denn jeder Mensch und jedes Lebewesen ist wertvoll und einzigartig und verdient es, gut behandelt zu werden. Und noch etwas Wichtiges erfährst du in diesem Buch: Dass du das Glück manchmal dort findest, wo du es gar nicht erwartet hast, oder dass es die ganze Zeit schon bei dir ist, ohne dass du es bemerkt hast. Aber vor allem zeigen dir die mutigen und selbstbewussten Mädchen in diesem Buch, wie wichtig es ist, dass du immer du selbst bleibst und deinen eigenen Weg gehst.
Mehr will ich nun aber nicht vorwegnehmen. Die spannenden Geschichten möchten auch nicht länger darauf warten, endlich von dir gelesen zu werden. Und du möchtest bestimmt auch nicht länger warten. Ich wünsche dir viel Spaß beim Lesen!
Denn neben den wertvollen Botschaften geht es vor allem darum, dass du Freude an den Geschichten hast. Lies sie, wann immer du magst, und in deinem eigenen Tempo. Es sind deine Geschichten, es ist dein Buch. Wenn du selbst noch nicht so gut lesen kannst, lass dir die Geschichten von deinen Eltern, großen Geschwistern oder Großeltern vorlesen. Sie werden bestimmt auch noch viel daraus lernen.
Wenn du schon gut lesen kannst, dann kannst du die Geschichten ja deiner Familie oder auch deinen Freunden vorlesen oder ihnen erzählen, was du gelesen hast. Natürlich nur, wenn du das möchtest.
So, jetzt habe ich aber wirklich genug gesagt. Nun geht es endlich los mit den Geschichten!
Ärger am Gartenzaun
Leonie ist neun Jahre alt und wohnt mit ihren Eltern in einem schönen kleinen Haus mit einem hübschen Garten. Es ist ein großer Garten mit vielen alten Bäumen und einer Wiese mit hohem Gras, wo im Frühling und Sommer viele bunte Blumen blühen. Leonie liebt den Garten und verbringt viel Zeit dort. Bei warmem Wetter liegt sie am liebsten auf einer Decke auf der Wiese und liest Bücher. Sie beobachtet auch gern die Schmetterlinge, Bienen und Hummeln auf den Blumen. Leonie hilft ihrer Mama und ihrem Papa bei der Pflege des Gartens. Das macht ihr viel Freude. Im Garten sind auch zwei große Apfelbäume, ein Kirschbaum, zwei Himbeersträucher und ein Erdbeerbeet. So hat die Familie frisches Obst direkt vor der eigenen Tür. Leonie hilft gern bei der Ernte. Das hat sie auch schon gemacht, als sie noch klein war.
Bei dem ganzen Obst sind im Garten aber auch manchmal Wespen zu Besuch. Auch das war schon so, als Leonie noch klein war. Einmal ist es leider passiert, dass Leonie von einer Wespe gestochen wurde. Sie war damals fünf Jahre alt und wollte gerade einen Apfel aufsammeln, der auf der Wiese gelegen hat. Sie hat nicht gesehen, dass eine Wespe an dem Apfel gesessen hat. Als Leonie nach dem Apfel gegriffen hat, hat sie plötzlich einen großen Schmerz in der Hand gefühlt und die Wespe gesehen. Leonie hat laut geschrien und geweint. Mama und Papa haben sie getröstet und eine aufgeschnittene Zwiebel auf den Wespenstich gelegt. Dann haben sie ihr erklärt, dass sie immer erst schauen muss, ob eine Wespe an dem Obst sitzt, bevor sie es anfasst. Am nächsten Tag war der Schmerz schon weg und die Hand war nicht mehr geschwollen. Leonie wollte gleich wieder bei der Ernte helfen. Aber da war wieder eine Wespe. Leonie ist sofort schreiend weggelaufen, als sie die Wespe gesehen hat. Sie hatte schreckliche Angst, wieder gestochen zu werden.
Dummerweise haben das die beiden Jungen, die im Haus nebenan wohnen, gesehen und gehört. Sie waren auch gerade im Garten. Einer der Jungen ist zwei Monate älter als Leonie. Er heißt Daniel. Sein Bruder Dennis ist ein Jahr jünger. Beide sind sehr frech und haben Leonie schon immer gern geärgert. Als die beiden Jungen mitbekommen haben, wie Leonie vor der Wespe geflüchtet ist, haben sie laut gelacht. "Was ist denn mit der kleinen Leonie los?", hat Daniel mit gespieltem Bedauern zu Leonies Eltern herübergerufen. "Sie wurde gestern von einer Wespe gestochen", hat Leonies Mama erklärt. Da haben die beiden Jungen noch mehr gelacht. Dennis hat gerufen: "Oh nein, arme kleine Leonie, das ist ja schrecklich! Wie hast du das bloß überlebt?" Leonie hat sich sehr über Dennis und Daniel geärgert und es war ihr sehr peinlich, dass ausgerechnet die blöden Nachbarjungen sie beim Weglaufen gesehen hatten.
Am Abend hat sie zu Mama und Papa gesagt: "Ich will keine Angst vor Wespen haben. Ich liebe doch den Garten und helfe so gern mit dem Obst. Und ich will auch nicht, dass die blöden Jungen über mich lachen." Papa hat tröstend zu ihr gesagt: "Das mit der Angst hört bestimmt bald wieder auf. Das ist jetzt nur, weil es gerade erst gestern passiert ist. Und die Nachbarjungen vergessen das bestimmt bald wieder und lachen nicht mehr." Leider hatte er nicht recht, jedenfalls nicht ganz. Leonies Angst ist zwar nach ein paar Wochen weniger geworden, aber die Jungen haben sie immer mehr ausgelacht und geärgert. Und so ist es leider bis heute geblieben, obwohl das schon vier Jahre her ist.
Dennis und Daniel nutzen immer noch jede Gelegenheit, um sich über Leonie lustig zu machen. Leider sind sie auch häufig im Garten, wenn Leonie bei sich im Garten ist. Dann rufen sie herüber: "Oh, kleine Leonie, pass auf! Da ist eine große Wespe!" Und dazu lachen sie ganz gemein. Sie laufen auch oft mit ausgebreiteten Armen ganz albern durch ihren Garten und machen dabei "Bzzz, bzzz". Einmal ruft Leonie wütend: "Wie alt seid ihr eigentlich? Drei Jahre?" Aber die Jungen machen sich nur noch mehr über sie lustig. Leonie ist genervt. Sie will ihre Ruhe haben in ihrem schönen Garten. In den Sommerferien haben Dennis und Daniel sie sogar ein paarmal mit dem Gartenschlauch nassgespritzt, als sie auf der Wiese gelegen und gelesen hat. Besonders schlimm daran ist, dass Leonies geliebte Bücher dabei nass geworden sind und jetzt gar nicht mehr schön aussehen. "Wie kann man nur so gemein sein?", denkt Leonie oft. Sie mag schon gar nicht mehr in ihren schönen Garten gehen. Manchmal bleibt sie in ihrem Zimmer, obwohl draußen die Sonne scheint. Sie hat zum Glück viele Freunde, die sie besuchen kann und die auch Gärten haben. Aber das ist nicht das Gleiche.
Leonie will ihren Garten und ihre Ruhe zurückhaben. Sie ist traurig und wütend. Zu ihren Eltern sagt sie: "Das geht so nicht weiter. Die müssen damit aufhören." Mama gibt ihr einen Rat: "Beachte die beiden doch gar nicht. Dann hören die bestimmt bald von selbst auf. Tu so, als ob die beiden Luft sind. Wenn sie Luft sind, ist es egal, was sie machen und sagen, denn Luft hört man nicht und sieht man nicht." Das hört sich zwar ziemlich klug an, aber Leonie sieht da ein Problem: "Luft sagt und tut aber wirklich nichts. Luft macht auch nicht meine Bücher kaputt. Daniel und Dennis schon!" Papa gibt ihr recht. Das mit dem Gartenschlauch war zuviel. Am nächsten Tag wird er mit den Eltern von Dennis und Daniel reden.
Als Papa nach dem Gespräch zurückkommt, hat er einen ganz komischen Gesichtsausdruck. Er sieht aus, als ob er gleichzeitig lachen und weinen möchte. "Was haben die gesagt?", fragt Leonie aufgeregt. Papa antwortet: "Sie haben gelacht. Und dann haben sie gesagt: "Wir können es ja versuchen, aber wir können Ihnen nicht versprechen, dass die Jungs damit aufhören!' Einfach unglaublich, diese Nachbarn." Leonie nimmt ihren Papa liebevoll in die Arme und sagt: "Danke, Papa, dass du es versucht hast. Vielleicht hat Mama ja recht und die hören irgendwann von selbst...