Kunst

Was sind Begriff und Wesen der Kunst? Die Frage wird in Guenter Figals neuem Buch in einander ergaenzenden Perspektiven aufgenommen, so dass sich eine - naturgemaess komplexe - Antwort aus der Zusammengehoerigkeit dieser Perspektiven ergibt. Ins Spektrum des Buches gehoert zunaechst die Auseinandersetzung mit der Modernitaet der Kunst; Kunst, so erweist sich, ist nicht in avantgardistischer Weise modern, sondern vor allem darin, dass sie, ihre eigenen Moeglichkeiten der Schoenheit findend, sich frei zu den grossen Werken der Tradition verhalten kann. Figal erkundet ausserdem "Lesarten", also Wirkungsgeschichten, in denen sich Begriffe der Kunst reflektiert ausbilden - in Mehrfachbelichtungen gleichsam, die ein hermeneutisch fundiertes sachliches Verstaendnis von Kunst und Kunstformen erlauben. Behandelt werden ebenso der Erkenntnischarakter der Kunst in seiner Spannung zwischen Logos und Mythos und damit die Frage, wie die Philosophie seit ihren Anfaengen sich zur Kunst als Herausforderung und moeglicher Ergaenzung verhaelt. Schliesslich geht es um die fuer die Kunst wesentliche Verschraenkung von Wahrnehmbarkeit und Verstaendlichkeit, also um ihren aesthetischen Charakter. Zu den Autoren, mit denen Figal sich auseinandersetzt, gehoeren Platon und Aristoteles, Kant und Nietzsche, Heidegger, Benjamin, Adorno, ebenso Goethe, Hoelderlin, Kleist, Baudelaire, Ernst Juenger, Paul Klee und Beckett. Die eroerterten Kunstwerke repraesentieren die Kunst in ihrem ganzen Reichtum: von der Antike bis zur Moderne, in Musik, Literatur und bildender Kunst, einschliesslich der Gestaltung von Gebrauchsdingen. Die Frage nach der Kunst, so zeigt Figals Buch, gehoert ins Zentrum der Philosophie; mit ihr werden philosophische Fragen im Allgemeinen anschaulicher und klarer.