Schweitzer Fachinformationen
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Ein packendes Katz-und-Maus-Spiel zwischen Ermittler und Killer - kann der Detective den Fall lösen, bevor der Mörder die Geduld mit seinen gefangenen Opfern verliert?
In der Nähe von Edinburgh werden in einer abgebrannten Waldhütte die Überreste einer Frauenleiche gefunden. Nur wenige Gewebsspuren führen zu dem Schluss, dass es sich bei der Toten um die vor Tagen verschwundene Anwältin Elaine Buxton handelt. Detective Luc Callanach leitet die Ermittlungen. Doch er ahnt nicht, dass die echte Elaine Buxton noch lebt und in einem Keller gefangen gehalten wird - von einem Mann, der nur einen Wunsch hat: die Frau zu finden, die er in seine perfekte Gefährtin verwandeln kann. Wird Callanach das Rätsel lösen, bevor der Täter die Geduld mit seinem Opfer verliert?
Der Auftakt der neuen spannenden Krimireihe von Helen Fields
Das Festnetztelefon klingelte. King betrachtete die Nummer, ehe er abnahm. Es war ein hiesiger Anschluss.
»Dr. King«, blaffte er.
»Hallo, hier ist Sheila Klein aus der Personalabteilung. Man hat mich gebeten, Sie anzurufen und mich zu erkundigen, wann wir Sie zurückerwarten können. Die Richtlinien der Universität verlangen nach drei fortlaufenden Tagen der Abwesenheit aus medizinischen Gründen die Vorlage eines ärztlichen Attests.«
Reginald King seufzte. Er hasste diese läppischen Regeln und Vorschriften, die ihn an seine banale, öffentliche Existenz fesselten. Die Frau am Telefon konnte unmöglich begreifen, dass es in seinem Leben Aspekte gab, die weit mehr Aufmerksamkeit erforderten als sein unterbezahlter, unterschätzter und unterfordernder Job.
»Die Bedingungen meines Arbeitsvertrags sind mir bekannt.«
»Und haben Sie schon eine Vorstellung, wann Sie zurück sein oder uns ein Attest Ihres Arztes vorlegen werden?«, fragte Sheila, deren Stimme gegen Ende immer leiser wurde.
Während ihres Gejammers nahm King einen Schlüssel aus der Tasche. »Noch ein paar Tage«, sagte er. »Vielleicht eine Woche. Das Virus hat meinen Brustkorb befallen und mein Asthma verschlimmert.«
»Oje, das hört sich furchtbar an. Wissen Sie, wir verfolgen eine Politik der offenen Tür. Rufen Sie an, wenn Sie glauben, Sie bräuchten mehr Zeit. Ich bin überzeugt, die Fakultätsleiterin wird Verständnis dafür haben.«
Die Leiterin der philosophischen Fakultät würde ganz gewiss kein Verständnis haben, dachte King. Sie würde so ignorant sein wie eh und je, und die Ignoranten wussten ihn nie zu schätzen. Nur weil er kein Akademiker war, weil seine Qualifikation von einer Universität kam, die sie nicht anzuerkennen beschlossen hatte, weil er nicht über Kontakte und Netzwerke die Karriereleiter erklommen hatte, war sie an ihm nicht interessiert. Nun, die philosophische Fakultät durfte ihm gern seinen Lohn zahlen, während er sich Zeit für sich selbst nahm. Professorin Natasha Forge, die jüngste Fakultätsleiterin der Universität von Edinburgh, würde zweifellos nicht einmal seine Abwesenheit bemerken.
King zog den Stecker des Telefons aus der Anschlussdose. Über zwölf Stufen stieg er hinab in den Keller, schaltete das Licht ein und schob eine hölzerne Verkleidung zur Seite, hinter der ein Schlüsselloch zum Vorschein kam. Er entriegelte die versteckte Tür, ging hindurch und parallel zur ersten Treppe, aber verborgen hinter einer Schicht aus Mauersteinen, Mörtel und Schalldämmung, wieder zwölf Stufen hinauf. Im hinteren Teil seines Hauses gab es ein geheimes Reich, fensterlos, still, zeitlos. Ein Ort wahrer Schönheit. Er beglückwünschte sich selbst zu den angenehmen, besänftigenden Pastellfarben, mit denen er es gestaltet hatte, zu der sanften, klassischen Musik und den Kunstdrucken, die die Wände schmückten. Sofern man das Haus nicht von außen und innen vermaß, würde man nie erfahren, dass es diesen Bereich gab. Dies war seine Insel. Er zitierte die Zeilen von John Donne, als er mit dem Schlüssel zur letzten Tür ging. Der große Dichter hatte recht. Er konnte nicht ganz sein, wenn er allein war. Das war der Grund, warum er einem glücklichen Menschen die Chance bot, ihn auf seiner Reise zu begleiten. Als er die Tür öffnete, fing die Frau auf dem Bett an zu schreien.
Während die ihrem Leichnam zugeordneten Knochen bereits auf einem Autopsietisch lagen und DNA-Stränge in kodierter Form durch den Cyberspace wirbelten, damit ihr Tod formell bestätigt werden konnte, schrie die neuerdings für tot gehaltene Elaine Buxton, bis ihre Stimme heiser klang.
»Dein Zahnfleisch heilt gut ab«, sagte King in sanftem Ton. Sein Stolz verlangte, dass er niemals die Nerven verlor, ganz gleich, wie sehr sie brüllte. Bei der anderen Frau war das etwas anderes gewesen. Als er sie geholt hatte, hatte sie gekratzt, gebissen und ihn so heftig getreten, dass seine Leiste eine Woche lang fürchterlich geschmerzt hatte. Die hatte keine feinfühlige Behandlung gebraucht; sie hatte weit unter ihm gestanden.
»Bitte, laffen Fie mif gehen«, würgte Elaine hervor, und wieder flossen die Tränen. Das ärgerte ihn, und er war überzeugt, so wäre es auch jedem anderen Mann ergangen, aber für eine Weile musste er wohl mit solch einem Verhalten rechnen. Bis sie ihn zu schätzen lernte.
»In einer Woche ist dein Mund weit genug abgeheilt, um ein Gebiss anzupassen. Danach beginnen wir mit der Sprachtherapie. Das geht nicht von jetzt auf gleich, aber du bist eine kluge Frau. Du brauchst noch eine Dosis Antibiotika und mehr Steroide. Bitte kämpf nicht gegen mich, ich versuche nur, den Heilungsprozess voranzutreiben.«
Elaine begann zu zittern, doch die Bewegung wirkte sich nicht auf die Handschellen mit den kurzen Ketten aus, mit denen sie an Armen und Beinen an das Bett gefesselt war. King zog zwei Spritzen hervor. Er war stets respektvoll, wenn er sie berührte, darauf bedacht, keinen unnötigen Schmerz auszulösen. Noch hatte sie das nicht verstanden. Offensichtlich dachte sie, ihr drohe jeden Moment die gleiche Behandlung wie ihrem Körperdouble. Es war wirklich eine Schande, dass er die Frau vor Elaines Augen hatte töten müssen, aber das war ein unerlässlicher Bestandteil des pädagogischen Prozesses. Sie musste wissen, dass er streng sein konnte. Jedem Schüler musste der Stock gezeigt und die Karotte angeboten werden. Die Erkenntnis, dass ein Lehrer keinen Ungehorsam tolerierte, war ein hervorragender Anreiz.
Mit seiner blassen, glatten Hand streichelte er Elaines Arm. Sie erschauerte, als seine Haut die ihre berührte, bat ihn aber nicht aufzuhören. Vielleicht, überlegte er, lernte sie bereits dazu. Darum hatte er sie ausgewählt. Monatelang hatte er sie beobachtet, gewartet und ihre Tage und Nächte aus dem Schatten verfolgt. Studiert hatte er sie, und dieses Studium - ein echtes Studium, nicht die klägliche Ausrede dafür, die heutzutage an Universitäten hingenommen wurde - hatte Früchte getragen. Sie war perfekt. Anpassungsfähig. Schnell. Kein Ehemann und keine Kinder, die sie ablenken könnten. Er hatte zugeschaut, wie sie um sechs Uhr abends einen juristischen Schriftsatz an sich genommen und die ganze Nacht mit nichts außer Koffein zu ihrer Unterstützung gearbeitet hatte, um dann am folgenden Morgen in den Gerichtssaal zu springen, als hätte sie zehn Stunden geschlafen. Anschließend war sie ins Fitnessstudio gegangen, um die Spannung aus ihrem Körper zu vertreiben. Exzesse kannte sie nicht. Sie war eine Getriebene, genau wie er. Ein Mensch, der beständig besser wurde.
Gerade deswegen war die Wahl ihres Doubles solch eine Ironie. Einen größeren Gegensatz hätte King nicht finden können. Alles, was er gebraucht hatte, war eine Frau, die grob im gleichen Alter war, ähnlich groß und ähnlich gebaut. Der Umstand, dass sie eine Prostituierte war, spindeldürr (vermutlich eine Folge jahrelangen Drogenmissbrauchs) und kaum in der Lage, einen zusammenhängenden Satz herauszubringen, hatte es ihm deutlich leichter gemacht, sie zu entsorgen. Er hätte netter sein können, aber sie wollte einfach nicht hören, als er versuchte, ihr zu erklären, welchen Dienst sie erbringen würde, dass sie ihm eine Lebenspartnerin schenken sollte, die das perfekte Gegenstück zu ihm war.
Ihren Namen hatte er nie erfahren. Wie es aussah, würde sie für alle Zeiten die vermisste Elaine Buxton sein. Und Elaine Buxton, ausgelöscht aus dem Reich der Lebenden, gehörte voll und ganz und allein ihm.
»Ich könnte dir einen neuen Namen geben«, sagte er. »Das könnte ein bedeutender Teil des Anpassungsprozesses sein. Stell im Kopf eine Auswahl von drei oder vier zusammen. Anschließend erklärst du mir, warum du jeden davon ausgesucht hast, und dann werde ich den wählen, der mir am meisten zusagt. Das wäre eine gute Methode, um gemeinsam voranzuschreiten.«
»Fie find verrückt«, flüsterte sie, als er die Nadel aus ihrem Arm zog.
»Solche gemeinen Dinge solltest du nicht sagen. Aber du bist aufgebracht, und ich werde eine Weile nachsichtig mit dir sein.«
»Waf 'aben Fie mit dem Mädfen gemacht?«
»Über die brauchst du dir nicht den Kopf zu zerbrechen. Am Ende hat sie mit ihrem Opfer ihr vergeudetes Leben wiedergutgemacht.«
Elaine starrte die Stelle an, an der er sorgfältig eine große Plastikplane für den Leichnam des Mädchens ausgebreitet hatte. King hatte einen alten Wagen genommen, den er in einem Autohaus gemietet hatte, dessen Ruf ausreichend schlecht war, dass der Eigner kaum daran interessiert sein konnte, Umgang mit der Polizei zu pflegen. Untergebracht hatte er den Wagen in einer Garage, die er weit von seinem Zuhause entfernt angemietet hatte. Eines Nachts war er nach Glasgow gefahren, hatte die junge Frau eingeladen, die an ihrem üblichen Platz sexuelle Dienstleistungen feilbot (er war schon einige Male zuvor dort gewesen, um die Richtige auszuwählen), und war mit ihr durch ein paar Straßen gefahren, um ein ruhiges Plätzchen zu suchen, an dem sie sich ihr Geld verdienen konnte. Noch als er ihr das mit Chloroform getränkte Tuch aufs Gesicht gepresst hatte, war ihm aufgefallen, wie amüsant diese Vorstellung war. Geld verdienen. Diese jungen Dinger dachten, mehr müssten sie heutzutage nicht tun, um ein paar Pfund einzusacken. Sie glaubten, die Männer existierten dafür, sie zu bezahlen, und es würde reichen, einen kurzen Rock zu tragen und sich die Lippen rot anzumalen. Das war einfach jämmerlich. Und sie hatte ihm dreißig Pfund dafür abknöpfen wollen, dass sie ihre schmutzige Zunge in seine Hose steckte. Er hatte die Welt von einer Plage befreit. Er mochte durchaus die Ausbreitung einer furchtbaren Krankheit gestoppt haben, indem er ihren bewusstlosen Leib unter eine Plane gepackt und...
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