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Sommer 1966. Die junge Meg träumt davon, ihre Ausbildung als Köchin mit einer erfolgreichen Karriere zu krönen. Da erreicht sie ein Anruf aus Dorset: In dem charmanten Landgasthof Nightingale Woods, den ihre Mutter Louise leitet, hat von heute auf morgen der Koch gekündigt, und ein großes Fest steht bevor. Die Chance für Meg, sich zu beweisen! Doch das leicht heruntergekommene Anwesen hält einige Überraschungen bereit, nicht zuletzt in Gestalt von Justin, dem Sohn des Besitzers, der eigene Pläne verfolgt. Aber auch Meg ist entschlossen, ihre Idee eines kulinarischen Neustarts für das Nightingale Woods umzusetzen - mit weitreichenden Folgen nicht nur für sie selbst ...
Dorset, Frühling 1966
Einen kurzen Moment lang stand Meg allein auf dem Bahnsteig. Sie war ins tiefste Dorset gereist, und es fühlte sich an, als wäre sie in einer anderen Welt gelandet. Es war erst kurz nach vierzehn Uhr, und alles war sehr ruhig. Sie hatte Zeit, die Blumenampeln, die Kübel mit den leuchtend roten Tulpen, sonnengelben Narzissen und blauen Traubenhyazinthen sowie die friedliche Stimmung in sich aufzunehmen. Es war ungewöhnlich warm für einen Tag im April, und die Hitze flimmerte über dem Bahnsteig.
Dann kam ihre Mutter Louise in Sicht. »Es tut mir so leid, dass ich zu spät bin, Liebes! Und danke, dass du so kurzfristig kommen konntest! Ich war sehr erleichtert, als du zugesagt hast.« Sie umarmte Meg und drückte sie fest.
»Schon in Ordnung«, antwortete Meg. »Als ich gesagt habe, dass meine Mutter mich braucht, hat der Geschäftsführer meine Kündigung sofort angenommen und mir erlaubt, mich gleich auf den Weg zu machen.«
»Lass dich ansehen! Es ist viel zu lange her, seit wir uns zuletzt gesehen haben. Ich liebe deine Frisur!«
Meg fuhr sich nachlässig durch die Haare. »Ich müsste eigentlich mal wieder zum Friseur! Abgesehen davon, dass die Frisur regelmäßig nachgeschnitten werden muss, sollte ich auch den Pony und die Seiten feststecken, solange die Haare nass sind. Dazu hatte ich keine Lust. Jetzt sind sie einfach lockig und machen, was sie wollen.«
»Du wirkst sehr attraktiv. Ich mag auch dein Kleid. Die Farbe unterstreicht das Grün deiner Augen. Allerdings ist es ziemlich kurz.«
»Zu kurz? Es endet knapp oberhalb meiner Knie, nicht in der Mitte der Oberschenkel.« Meg besaß nicht viele Kleider; die meiste Zeit verbrachte sie ohnehin in Küchen, wo sie eine weiße Kochjacke und eine karierte Hose trug, oder sie arbeitete als Kellnerin in einem schwarzen Kleid mit Schürze. Wenn sie freihatte, sah man sie hauptsächlich in Hosen. Doch jetzt war es so warm, dass sie gedacht hatte, für die Reise wäre ein Kleid bequemer.
»Es ist sehr hübsch«, erwiderte Louise, klang jedoch nicht ganz überzeugt. »Aber hier in Dorset leben wir ein bisschen hinter dem Mond. Swinging London ist weit entfernt. Das Einzige, was hier schwingt, sind die Kirchenglocken.«
Meg lachte und freute sich, dass ihre Mutter trotz ihrer anstrengenden neuen Arbeit ihren Humor nicht verloren hatte. »Ich habe jedenfalls auch meine Arbeitskleidung mitgebracht. Ich möchte ja schließlich mit meiner modernen Art nicht die Pferde scheu machen.«
»Hier gibt es hauptsächlich Kühe.« Louise griff nach Megs Koffer. »Hattest du eine gute Reise? Das letzte Stück ist wunderschön, nicht wahr? Hast du Hunger? Ich kann dir was kochen, sobald wir da sind, aber wir sollten uns beeilen.«
»Schon in Ordnung. Ich habe im Zug gegessen - Sandwiches und die Reste einer Veranstaltung gestern Abend.«
Meg folgte ihrer Mutter, die zügig auf den Parkplatz zustrebte, auf dem nur zwei Auto parkten. Louise blieb neben einem blassblauen Mini Traveller stehen. »Das ist unserer.«
»Oh, Mum! Ein Mini!«, rief Meg aus. »Der ist aber chic! Der würde sich auch an der King's Road gut machen.«
»Stimmt! Andrew - der Hoteleigentümer - hat den Wagen gekauft, damit ich ihn nutzen kann. Natürlich aus rein praktischen Gründen.« Louise lachte. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, dich zu sehen. Ich wusste nicht, ob ich den Küchenchef umbringen würde oder er mich. So oder so, es geht irgendwie alles den Bach runter!«
»Es kam mir sehr gelegen, eine Ausrede zu haben, meine Arbeit zu beenden«, erwiderte Meg. »Es hat mich mittlerweile schrecklich gelangweilt, Mahlzeiten für reiche Bankangestellte zu kochen. Das hier ist die perfekte Übergangslösung, bis ich nach Frankreich fahre. Ich werde dort in einer echten französischen Restaurantküche arbeiten.«
»Ich finde es so spannend, dass du das arrangieren konntest. In der Provence? Dann wirst du also in Alexandras Nähe sein?«
»Richtig. Antoine, ihr Ehemann - er ist ein Graf .«
»Das habe ich nicht vergessen!«
»Jedenfalls hat er mir dabei geholfen, die Stelle zu finden. Die Arbeit wird sehr schwer sein, und ich glaube nicht, dass ich dafür bezahlt werde. Doch ich werde so viel lernen, dass es sich auf jeden Fall lohnt.«
»Du wirst kein Gehalt bekommen?«, fragte Louise empört.
»Nein. Es ist ein Praktikum. Ich werde viel lernen, das wird mein Lohn sein. Früher mussten junge Köche die erfahrenen, alten für das Privileg bezahlen, bei ihnen kochen zu lernen - also ist die Situation heute doch schon viel besser.«
Louise presste missbilligend die Lippen aufeinander. »Nun, ich hoffe, du wirst die Arbeit hier unten in Dorset nicht so langweilig finden wie die in London. Die Gäste sind keine reichen Bankkaufleute. Die meisten mögen das, was man >einfache Kost< nennt. Eigentlich kommt das auf den Tisch, was der Koch beschließt aufzutischen.«
»Mach dir bitte keine Sorgen, Mum. Ich tue alles, was du von mir willst. Mein französischer Sklaventreiber kann mich ohnehin jetzt noch nicht brauchen. Du kannst den ganzen Sommer über mich verfügen, jedenfalls so lange, wie du mich brauchst.«
Louise hob Megs Koffer in den Kofferraum und ging zur Fahrertür. »Steig ein, Liebes, die Tür ist offen.«
Als sie losfuhren, forderte Meg ihre Mutter auf: »Jetzt erzähl mir mal alles! Seit du mich angerufen hast, sterbe ich vor Neugier. Ich weiß, dass du eine anstrengende Zeit hattest, aber ich bin ganz aufgeregt. Du weißt ja, ich liebe Herausforderungen.«
Louise schluckte. »Eine große Veranstaltung steht ins Haus, ein Mittagessen. Das Hotel richtet dieses Essen jedes Jahr aus, und es ist immer einträglich für uns. Die Veranstaltung hat eine jahrelange Tradition. Ursprünglich war der Anlass der Geburtstag des Gutsherrn; alle Pächter kamen und feierten gemeinsam. Heutzutage gibt es nicht mehr viele Pächter, daher werden auch andere Leute eingeladen. Seit dem Krieg müssen die Gäste selbst zahlen, doch sie kommen trotzdem sehr gerne. Einige reisen sogar von weither an. Andrew hat dafür gesorgt, dass ich über alles informiert bin, bevor er abreisen musste.«
»Wo ist Andrew denn? Es kommt mir seltsam vor, dass er sich unmittelbar vor dieser großen Veranstaltung aus dem Staub macht.«
»Nun ja, sein Vater ist vor einiger Zeit nach Frankreich ausgewandert, und jetzt ist er verstorben. Andrew muss sich um seinen Besitz kümmern und den Nachlass regeln. Gestern Abend hat er mir am Telefon erzählt, dass ein fürchterliches Durcheinander herrscht. Andrew führt das Hotel inzwischen seit ein paar Jahren, und er liebt es. Wir hoffen, dass er es erben wird, doch wir wissen es nicht.« Louise stockte. »Er hat mir die Verantwortung übertragen, obwohl ich ursprünglich nur als Rezeptionistin und Büroleiterin eingestellt worden bin.«
»Und es ist nicht einfach?«
Ihre Mutter schüttelte den Kopf. »Die Arbeit ist noch neu für mich. Und sobald Andrew abgereist war, hat sich Geoff, der Küchenchef, den ich noch nie mochte, mit dem ich aber bislang nicht viel tun hatte, in einen Tyrannen verwandelt.«
»Nun, jetzt bin ich ja da, du kannst ihn rausschmeißen.«
»Wenn ich das nur könnte! Größere Entscheidungen muss ich mit Andrews Sohn abstimmen, dem ich noch nie begegnet bin. Seit ich hier bin, hat er nicht das geringste Interesse am Hotel gezeigt.«
Meg lachte. »Mach dir keine Sorgen, Mum. Tyrannische Küchenchefs, die mit unflätigen Ausdrücken um sich werfen, sind die Regel. Ich habe schon mit Dutzenden zusammengearbeitet. Alles wird gut. Jetzt erzähl mir, wie das Hotel so ist.«
»Oh! Nightingale Woods ist ein absolut entzückendes, altes Anwesen im georgianischen Stil mit einer perfekten Architektur«, antwortete Louise, ganz offensichtlich dankbar für den Themenwechsel. »Als ich die Anzeige in The Lady gelesen habe, habe ich das Haus in einem alten Reiseführer nachgeschlagen, den ich im Personalraum der Schule gefunden habe. Ich habe mich auf Anhieb verliebt!«
»Verliebt?« Meg war verblüfft. Sie hatte noch nie erlebt, dass ihre Mutter sich so sehr für ein Haus begeisterte, auch wenn sie die Architektur perfekt fand.
»Ja! Ich habe mich in das Haus verliebt.« Sie schmunzelte verschmitzt. »Da hatte ich Andrew natürlich noch nicht kennengelernt.«
»Mum?«
»Das war natürlich ein Scherz. Ich bin einfach so froh, dass du hier bist - ich bin ein bisschen aufgedreht.«
Ihre Mutter war in der Tat aufgedreht, mehr als ein bisschen, fand Meg. Es könnte daran liegen, dass sie es so sehr genoss, an einem warmen Frühlingsnachmittag ein schickes kleines Auto über von Blumen gesäumte Landstraßen zu steuern; oder es war die Freude über das Wiedersehen mit ihrer Tochter, die sie eine ganze Weile nicht gesehen hatte. Doch Meg vermutete, dass noch mehr dahintersteckte.
»Warum hast du dich um eine neue Stelle beworben? Ich dachte, die Arbeit als stellvertretende Hausmutter in der Schule hat dir gefallen. Du hast dich doch gerne um die Jungen dort gekümmert, und die Lehrer waren nett, oder nicht?«, erkundigte sich Meg.
»Es war eine Verknüpfung von Umständen. Die Schulroutine hat mich allmählich gelangweilt, das Zählen von Bettlaken und das Kümmern um...
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