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Alex Ferguson gilt als einer der erfolgreichsten, charismatischsten und einflussreichsten Trainer der Fußballgeschichte. Über den unglaublichen Zeitraum von 27 Jahren war der Schotte als Manager und Trainer in Personalunion das Gesicht und die Seele von Manchester United. Er entdeckte und formte Weltstars wie Cristiano Ronaldo, David Beckham, Roy Keane, Eric Cantona oder Ruud van Nistelrooy. Unvergesslich das Champions-League-Finale 1999 gegen Bayern München, bei dem seine Mannschaft aus einem 0:1 Rückstand binnen 102 Sekunden in der Nachspielzeit ein 2:1 machte - die Queen schlug ihn danach zum Ritter. Ferguson blieb dabei immer er selbst, mit seiner Meinung hielt er nie hinter dem Berg. Mit bissigem Spot überzog er seine Lieblingsrivalen José Mourínho und Arsène Wenger. Bezeichnend daher auch sein Spitzname "Der Föhn", der auf seine mitunter deftigen und lautstarken Wutausbrüche zurückgeht, vor denen keiner seiner Spieler sicher war.
In seinem Buch lässt Alex Ferguson nichts aus und berichtet von einem Vierteljahrhundert Fußball auf höchstem Niveau. Höchst unterhaltsam und absolut mitreißend!
Wenn ich ein Spielergebnis anführen müsste, das am besten versinnbildlicht, worum es bei Manchester United geht, dann wäre es das Spiel Nummer 1500, mein letztes. West Bromwich Albion gegen Manchester United 5:5. Verrückt. Wunderbar. Unglaublich.
Wann immer man zu einem Spiel von United ging, erwartete man Tore und Emotionen, und das Herz wurde oft auf eine harte Probe gestellt. Auch an diesem Tag war das so. Wir hatten innerhalb von neun Minuten eine 5:2-Führung gegen West Bromwich aus der Hand gegeben, und ich machte in der Umkleide meiner Verärgerung über die verschenkte Führung Luft. Aber die Spieler durchschauten mich, denn ich konnte meine verhohlene Begeisterung über das spannende Spiel mit dem historischen Unentschieden wohl nicht richtig verbergen. Also sagte ich einfach: »Danke, Jungs. Ihr habt mir einen verdammt guten Abschied geschenkt!«
David Moyes war bereits zu meinem Nachfolger ernannt worden und als wir nach dem Spiel in der Kabine saßen, witzelte Ryan Giggs: »David Moyes hat gerade sein Amt niedergelegt.«
Trotz unserer Abwehrschwächen an diesem Tag war ich stolz und erleichtert, dieses tolle Team von Spielern und den ebenso tollen Trainerstab in Davids Obhut zu übergeben. Meine Arbeit war getan. Meine Familie wartete in der Regis Suite auf dem Gelände von West Brom auf mich, und ein neues Leben lag vor mir.
Es war einer jener Tage, die einem wie ein Traum erscheinen. West Brom hatte alles erstklassig organisiert und sich bestens um mich gekümmert. Später schickten sie mir die von sämtlichen Spielern unterschriebenen Listen mit den Mannschaftsaufstellungen. Fast meine ganze Familie war bei mir: drei Söhne, acht Enkel und etliche gute Freunde. Ich freute mich, dass sie da waren und dass wir alle gemeinsam dieses letzte Spiel erleben konnten.
Als ich auf dem Gelände von West Brom aus dem Teambus stieg, wollte ich jeden Augenblick bewusst genießen. Das Loslassen fiel mir nicht schwer, weil ich wusste, dass der richtige Zeitpunkt gekommen war. Am Vorabend vor dem Spiel hatten die Spieler bekannt gegeben, dass sie mir zu meinem Ruhestand etwas überreichen wollten. Ihr besonderes Geschenk bestand aus einer schönen Rolex aus dem Jahr 1941, meinem Geburtsjahr, bei der die Zeit auf 15:03 Uhr eingestellt war, also genau jenen Zeitpunkt, an dem ich am 31. Dezember 1941 in Glasgow das Licht der Welt erblickte. Dazu überreichten sie mir ein Fotoalbum, das meine Zeit bei United Revue passieren ließ - mit Bildern meiner Enkel und meiner Familie auf der Mittelseite. Es war der Uhrennarr Rio Ferdinand, der die Idee für dieses Geschenk hatte.
Nachdem man mir das Album und die Uhr überreicht hatte und heftig applaudiert wurde, bemerkte ich auf den Gesichtern einiger Spieler einen besonderen Ausdruck. Manche waren sich wohl nicht ganz sicher, wie sie mit diesem Moment umgehen sollten, weil sie mich ja immer in ihrer Nähe gehabt hatten; einige seit 20 Jahren. Ich bemerkte den fragenden Gesichtsausdruck, der zu sagen schien: Wie wird es jetzt wohl weitergehen? Manche hatten nie einen anderen Trainer als mich.
Trotzdem war noch ein Spiel zu machen, und ich wollte, dass es gut wird. Schon nach einer halben Stunde lagen wir 3:0 in Führung, aber West Brom war nicht bereit, mir den Abschied zu versüßen. John Sivebæk erzielte am 22. November 1986 das erste Tor für United in meiner Zeit als Trainer. Den letzten Treffer landete Javier Hernández am 19. Mai 2013. Beim Spielstand von 5:2 hätte daraus auch 20:2 für uns werden können. Beim Stand von 5:5 hätten wir auch 20:5 verlieren können. Die Abwehr war das reinste Chaos. West Brom erzielte innerhalb von fünf Minuten drei Tore, alles Treffer von Romelu Lakaku, also ein Hattrick.
Trotz des späten Ansturms auf unser Tor war die Stimmung in der Umkleide ausgelassen. Nach dem Abpfiff blieben wir noch auf dem Spielfeld, um uns bei den United Fans zu bedanken. Giggsy schob mich nach vorn, und die Spieler hielten sich im Hintergrund. Ich stand allein vor einem Mosaik glücklicher Gesichter. Unsere Fans hatten den ganzen Tag über gesungen, skandiert und waren rumgehüpft. Wie gern hätte ich 5:2 gewonnen, aber das 5:5 war in gewisser Weise ein passender Abschluss. Es war das erste 5:5-Unentschieden in der Geschichte der Premier League und das erste in meiner Karriere: Ein abschließendes kleines Stückchen Geschichte in meinen letzten 90 Minuten als Coach.
Wieder zurück in Manchester erwartete mich in meinem Büro eine Flut von Post. Real Madrid schickte ein schönes Geschenk: eine Kopie des La Plaza de Cibeles aus massivem Silber, also jenes Platzes mit dem berühmten Brunnen in Madrid, auf dem die Madrilenen traditionell ihre Meister feiern. Dabei lag ein netter Brief von Florentino Pérez, dem Präsidenten von Real. Auch Ajax Amsterdam und Edwin van der Sar schickten Präsente, und Lyn, meine Assistentin, musste sich durch Berge von Briefen arbeiten.
Beim Heimspiel gegen Swansea City am Wochenende zuvor - meinem letzten Spiel im Old Trafford - hatte ich keine Ahnung, was mich außer einer Ehrenformation noch erwarten würde. Es war das Ende einer arbeitsreichen Woche, in der wir der Familie, unseren Freunden, den Spielern und dem Mitarbeiterstab beibringen mussten, dass ich beschlossen hatte, eine neue Lebensphase einzuläuten.
Der Keim meines Entschlusses, zurückzutreten, war im Winter 2012 gelegt worden. Um die Weihnachtszeit nahm ein Gedanke in meinem Kopf immer klarere und deutlichere Züge an: Ich werde aufhören.
»Warum hast du das vor?«, fragte Cathy.
»So etwas wie das Versemmeln des Titels im letzten Spiel, wie in der vergangenen Saison, halte ich nicht noch mal aus«, erklärte ich ihr. »Ich hoffe nur, wir gewinnen dieses Mal die Meisterschaft und erreichen das Finale der Champions League oder des FA Cups. Das wäre ein großartiger Abschluss.«
Cathy, die im Oktober ihre Schwester Bridget verloren und damit zu kämpfen hatte, über den Verlust hinwegzukommen, stimmte mir bald zu und hielt meine Entscheidung für richtig. Ihrer Meinung nach war ich noch immer jung genug, um in meinem Leben andere Dinge anzupacken, falls ich das wollte. Mein Vertrag verpflichtete mich, den Club bis zum 31. März in Kenntnis zu setzen, falls ich im Sommer zurücktreten wolle.
David Gill hatte mich an einem Sonntag im Februar spontan angerufen und gefragt, ob er bei mir zu Hause vorbeikommen könne. Am Sonntagnachmittag? »Ich wette, er legt sein Amt als Geschäftsführer nieder«, sagte ich. »Entweder das, oder du wirst gefeuert«, meinte Cathy. Tatsächlich hatte sich David entschlossen, am Ende der Saison zurückzutreten. »Mensch, David«, sagte ich. Und ich beichtete ihm, dass ich das Gleiche vorhatte.
An einem der folgenden Tage rief mich David an, um mir zu sagen, dass ich mich auf einen Anruf der Glazers, den amerikanischen Eigentümern des Clubs, die auch die beiden Vorstandsvorsitzenden von United stellten, gefasst machen sollte. Als es so weit war, versicherte ich Joel Glazer, dass meine Entscheidung nichts mit Davids plötzlichem Rücktritt zu tun habe. Ich sagte ihnen, dass mein Entschluss bereits zu Weihnachten festgestanden habe und legte ihm ausführlich meine Gründe dar: Nach dem Tod von Cathys Schwester im Oktober hatte sich unser Leben verändert, und Cathy fühlte sich einsam. Joel zeigte dafür viel Verständnis. Wir vereinbarten, uns in New York zu treffen. Dort versuchte er dann, mir meinen Rücktritt auszureden. Ich sagte ihm, dass ich seine Bemühungen zu schätzen wisse und dankte ihm für seine Unterstützung, und er brachte seine Dankbarkeit für meine Arbeit zum Ausdruck.
Da ich von meinem Entschluss nicht abzubringen war, drehte sich das Gespräch bald um die Frage, wer mein Nachfolger werden könnte. Wir waren uns einig: David Moyes war der richtige Mann.
David Gill kam bei mir zu Hause vorbei, um über die Verfügbarkeit von David Moyes zu reden, denn die Glazers legten großen Wert darauf, dass nach meinem Rücktritt, sobald dieser öffentlich gemacht wurde, keine lange Phase der Spekulationen über meine Nachfolge entstehen sollte. Sie wollten, dass mein Nachfolger sein Amt innerhalb weniger Tage antrat.
Vielen Schotten wird eine gewisse Sturheit und ein starker Wille nachgesagt. Wenn Schotten ihrer Heimat den Rücken kehren, dann meist nur aus einem einzigen Grund, der Suche nach Erfolg. Schotten verlassen das Land nicht etwa, um die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Sie ziehen fort, um sich selbst zu verwirklichen. Das kann man auf der der ganzen Welt feststellen, vor allem jedoch in Amerika und Kanada. Das Verlassen ihrer Heimat ist für die Schotten fast immer mit dem Entschluss verbunden, etwas zu erreichen. Diese schottische Sturheit, von der häufig die Rede ist, zeigt sich auch bei mir.
Dem im Ausland lebenden Schotten mangelt es nicht an Humor. Und auch David Moyes fehlt es nicht an ausgeprägtem Witz. Doch wenn es um ihre Arbeit geht, nehmen die Schotten die Sache sehr ernst - eine Eigenschaft von unschätzbarem Wert. Häufig bekam ich dehalb zu hören: »Während eines Spiels sieht man dich nie lächeln.« Darauf antwortete ich immer: »Ich bin nicht da, um zu lächeln, sondern um das Spiel zu gewinnen.«
David besaß einige dieser typischen Wesenszüge. Ich kannte seinen familiären Hintergrund. Sein Vater, David Moyes senior, war Trainer bei Drumchapel, wo ich als junger Bursche gespielt hatte. In seiner Familie gibt es ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl. Ich will nicht behaupten, dass dies ein Grund wäre, jemanden zu engagieren, trotzdem möchte man sich bei jemandem, der für einen so wichtigen Job vorgesehen ist,...
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