Schweitzer Fachinformationen
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Aqua Exercise - Wissenschaftlich fundiert und praxisnah erklärt
Dieses Fachbuch begründet den evidenzbasierten gesundheitlichen Mehrwert von Aqua Exercise (AE). Es richtet sich an Fachpersonen der Physiotherapie und der Sportmedizin in der Rehabilitation und bietet einen fundierten Leitfaden für die gesundheitsfördernde Anwendung von Aqua Exercise.
Aqua Exercise beschreibt ein gezielt strukturiertes Bewegungsprogramm, das die besonderen physikalischen Eigenschaften des Wassers nutzt. Kräfte wie Auftrieb, Dichte, hydrostatischer Druck und thermische Einflüsse - bekannte biophysikalische Merkmale, die den Körper auf einzigartige Weise herausfordern und unterstützen. Bei der muskulären Aktivität im Wasser entstehen komplexe Reaktionen, die eine Vielzahl von Anpassungseffekten in allen Organsystemen nach sich ziehen. Aus der Kombination von AE mit den physikalischen Eigenschaften des Wassers entsteht ein therapeutischer Gewinn für Therapie und Prävention.
Der erste Teil des Fachbuchs definiert die Grundlagen von Aqua Exercise aus Physik, Chemie, Physiologie und Thermoregulation, ergänzt um die organisatorischen und personalen Voraussetzungen. Der zweite Teil stellt die krankheitsspezifischen Anwendungen vor und beschreibt das differenzierte Vorgehen der Fachpersonen. Der letzte Teil widmet sich praxisnahen Themen wie spezifischen AE-Übungen, trainingsbiologischen Grundlagen, Methodik und Regeneration. Detaillierte Einblicke in zellbiologische Anpassungsprozesse werden dabei mit Fragen zur Trainingsintensität und -dauer verknüpft. Das Fachbuch schließt ab mit einem Blick auf die Möglichkeiten der aktiven und passiven Regeneration nach dem Training - sowohl in thermisch indifferenten als auch in thermisch differenzierten Wasserumgebungen.
Die Nutzung von Bädern weist eine jahrtausendalte Vorgeschichte auf, wie frühgeschichtliche archäologische Funde bei der Indus-Kultur in der Jungsteinzeit und bei den Griechen aufdeckten. Es ist überliefert, dass rituelle Bäder mit hydrotherapeutischen Anwendungen in beinahe allen Hochkulturen genutzt wurden. Die öffentlich zugänglichen Bäder waren einst beliebte Orte für Erholung und psychophysische Entspannung. Aus deutschsprachig erschienenen Schriften zum Bäderwesen um 1500 geht hervor, wie Heilquellen und natürliche ortsspezifische Heilmittel zur Verhütung von Krankheiten und zum Heilen und Lindern genutzt wurden. Die Anfänge von Bewegung im Wasser indes begründeten Mitte des 19. Jahrhunderts die bedeutenden Hydrotherapeuten Vincenz Prießnitz und Sebastian Kneipp. Sie verwendeten nicht nur ortsgebundene Balneotherapeutika innerhalb kurativer Anwendungen, es geht auf ihre Initiative zurück, bewegungsphysiologische Reize im Wasser zu nutzen. Die bewegungsfördernden Inhalte sind die ersten Vorläufer des neuzeitlichen Aqua Exercise (AE). Das Bewegungsbad hat sich über die Zeit als fest strukturierte Behandlungsform im Kurwesen etabliert, lange bevor AE an der Schnittstelle zwischen Praxis und Forschung methodologisch wissenschaftlich aufgearbeitet wurde. Oftmals als falsch hingestellt, konkurriert AE das Bäderwesen nicht, vielmehr ließ sich das Bäderwesen schon seit den Anfängen mit dem Bewegungsbad vorteilhaft verbinden.
Die Balneotherapie innerhalb der Balneologie umfasst den Einbezug physikalischer Wasserfaktoren und darin begründet die kurmäßige Bäderanwendung. Zu den entscheidenden Badfaktoren zählen in erster Linie spezifische physikalischen Reize, deren physiologischen Wirkungen erklärbar sind. Auf Seite der physikalischen Wassereigenschaften wirkt der Auftrieb zusammen mit der Schwerkraftentlastung und dem Druck. Von der Entlastungwirkung leiten sich Behandlungsoptionen bei Beschwerden am Stütz- und Bewegungsapparat ab. Der Faktor Wasserdruck seinerseits erhöht das zentrale Herz-Lungen-Volumen und intensiviert den Stoffwechsel und die Zirkulation. Dies führt zu einer besseren Sauerstoffversorgung im Gewebe. Der hydrostatische Druck wirkt sich unter Beteiligung des Lymphsystems entwässernd aus. Interstitielles Wasser strömt in das Lymphsystem und in Flussrichtung des Blutgefäßsystems ab, von wo aus es über die Nieren ausgeschieden wird. In Tabelle 1-1 sind die wichtigsten Primärwirkungen der physikalischen Faktoren im Wasser und davon abgeleitete Indikationen zusammengefasst.
Die Balneotherapie steht der im Englischen verwendeten Begrifflichkeit Aquatic Therapy (AT) sehr nahe. Aquatic Therapy beinhaltet gesundheitsförderliche Interventionen wie thermomineralisches Immersionstraining, Hydrotherapie, Sauna und bezieht als übendes Verfahren auch das Bewegungsbad mit ein.
Zulasten des Kurwesens und ihrem Verständnis nach, der kurativen Medizin, erbringt das heutige Rehabilitationswesen den Leistungsauftrag zur Einleitung der Wiederherstellung körperlicher Funktionen nach Erkrankungen oder Unfällen. Die RehaMaßnahmen sind dabei unter stetig wachsenden Druck von knap14pen Zeit- und Materialressourcen zeit- und sachgemäß und auf naturwissenschaftlicher Basis ausgerichtet. Das bringt mit sich, dass die naturwissenschaftlich orientierte klinische Medizin der direkten kausalen Beziehung mit messbarer Veränderung folgt (Schoberwalter et al., 2016). Bei der Logik wird entgegen früheren Auffassungen der Mensch auf seine Subteile reduziert. Für den Behandlungserfolg zählen nicht nur unmittelbar nachweisbare Reaktionen von Einzelmaßnahmen. Erst die Vielzahl unterschiedlicher Therapieformen mit wiederholter Reizanwendung - darunter auch unspezifische Reizkonfigurationen - führen zu einer Verbesserung der Regulationsökonomie und -kapazität, die den allgemeinen Gesundheitszustand anheben (Gutenbrunner, 2003). Der Ansatz der Kurortmedizin wird von der integrativen Systemanalyse gestützt. Demnach ist der Mensch als ein komplexes, emergentes System1 zu denken, der in Wechselbeziehung zur Umwelt steht und in die Bereiche Klimafaktoren, Bädernutzung und Bewegung hineingreift. Durch das Zusammenspiel mit der Umwelt bringt der geforderte Organismus selbstorganisiert in Bezug auf seine Eigenschaften neue Leistungsqualitäten hervor. Selbst gering dosierte Reize können, dem Prinzip Hormesis folgend, eine gesundheitsförderliche Wirkung haben, indem sie die Widerstandskraft über die Zeit erhöhen. Bei den niedrigen Reizstärken spielen die Immediateffekte eine untergeordnete Rolle. Vielmehr wichtig ist der längere Zeitrahmen für die Entwicklung eines Hafteffektes (Chronomedizin) (Schoberwalter et al., 2016). Mit dem Hafteffekt wird auch das richtig angewandte Wasserbad als geeignetes Therapieverfahren von der Balneologie gerechtfertigt. So gesehen leisten Bäderanwendungen, die in ein rehabilitatives Rahmenkonzept verankert sind, einen wichtigen Beitrag zur Gesundung.
Auftrieb
Skelettsystem
Dichte
Haut
Hydrostase
Lymphsystem
Blut
Herz/Kreislauf
Atemorgane
Vegetativum
Gelenkentlastung
Sinnesorgan Haut
Tastkörperchen - Sensorik
Ödemreduktion, Zunahme des Venentonus
Hämodilution
Vegetativ-hormonelle Blutvolumenregulation
Training respiratorischer Funktionsgrößen
Endokrinologicher Regelkreis Entspannung
Muskuloskelettale Erkrankungen
Stresskrankheiten
Schwellneigung nach OP/Verletzungen, Zirkulationsprobleme
Hypertonie, PAVK
Hypertonie, Rekonvaleszenz
Obstruktive Lungenerkrankungen
Störungen der HPA-Achse
Aqua Exercise (AE) steht für strukturiert-dosierte Bewegungsförderung unter Ausnutzung der physikalischen Eigenschaften des Wassers und bezeichnet eine planmäßige Vorgehensweise unter Angabe der Trainingsdosis zur Steigerung der körperlichen Fitness (Ahrens et al., 2021). Aquatic Therapy und Aqua Exercise finden häufig in Thermalbädern statt, die von einer Heilquelle gespeist werden und chemische Eigenschaften aufweist. In der heutigen Rehabilitation mit den Qualitätsanforderungen 15der evidenzbasierten Medizin bestimmt der Einsatz von AE den therapeutischen Handlungsspielraum. Mittlerweile beschäftigen sich ungezählte Arbeitsgruppen...
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