Schweitzer Fachinformationen
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VORWORT
Dieses Buch zu schreiben hat mir viel Freude bereitet. Seit einigen Jahren untersuche ich, wie sich moderne Beziehungen verändern und sich technologische und gesellschaftliche Entwicklungen auf unser Denken, Verhalten und die Art und Weise auswirken, wie wir mit anderen Beziehungen eingehen. Unsere Welt dreht sich rasant, und wir Menschen müssen uns sehr schnell anpassen. Tagtäglich entstehen rund um den Globus neue Trends, werden gesellschaftliche Normen irrelevant oder gelten gar als merkwürdig. Kein Wunder, dass sich viele Menschen verwirrt fragen, wie sie sich anderen gegenüber verhalten sollen, und zunehmend zögerlich reagieren. Gleichzeitig wird von uns Spontaneität erwartet. In dieser schnelllebigen Welt gilt die Fähigkeit, rasche Entscheidungen zu treffen, als Stärke.
Doch hastig getroffene Entscheidungen können sich später als falsch herausstellen. Es ist in der Tat eine Kunst, spontan gute Antworten parat zu haben, aber auch zu wissen, wann es angebracht ist, sich noch ein wenig Zeit zu lassen und die Dinge kritisch zu überdenken. Schnell markiert man jemanden, an dem einem etwas missfällt, mit einer »Red Flag« - einem Warnhinweis. »Tschüss, du Zicke, dann eben eine andere!«, denken viele heute. Sie machen sich aus dem Staub, wenn es anstrengend wird, und verlernen es so, auch mal innezuhalten, sich schwierigen Situationen zu stellen und ein Problem anzugehen. Zu lernen, zwischen Red und Green Flags - negativen oder positiven Verhaltensmerkmalen - zu unterscheiden, ist eine wichtige Kompetenz. Man muss sie trainieren, vor allem wenn es gilt, in einer Beziehung schnell eine Entscheidung zu treffen. Zu erkennen, welches Verhalten gesund und welches ungesund ist, kann dir jede Menge Beziehungsdramen ersparen. Und noch wichtiger ist es, zu merken, wenn man selbst eine Red Flag ist. Gewiss keine leichte Aufgabe und eine, die ein hohes Maß an Introspektion erfordert.
»Red Flags« und »Green Flags« sind in unserer modernen Gesellschaft zu populären Begriffen geworden, nicht zuletzt dank Fernsehshows, Jugendkultur und sozialer Netzwerke. Diese »Flaggen« - Metaphern für Warnhinweis bzw. positives Signal - helfen uns, bessere Entscheidungen zu treffen, unsere Erfahrungen mit anderen zu reflektieren und unseren Blick öfter nach innen zu richten. Doch Red und Green Flags sind auch etwas sehr Subjektives. Ein Verhalten, das für manche ein Warnhinweis ist, kann für andere »grünes Licht« bedeuten, obwohl es in Wahrheit feuerrot ist! Ob wir etwas als Red oder Green Flag wahrnehmen, hängt von der eigenen Erziehung, den Werten, der Kultur, Lebenserfahrung und den Medien ab, die unsere Überzeugungen und Wahrnehmungen beeinflusst haben. Leider ist das Betriebssystem unseres Gehirns nicht fehlerfrei (vor allem die Wahrnehmung ist recht fehleranfällig), daher können vorschnelle Urteile uns in die Irre führen. Red Flags, Green Flags vereint wissenschaftliche Erkenntnisse, persönliche Geschichten und die neuesten Verhaltenstrends, die unsere Beziehungen zu Familie, Freunden oder Kolleginnen beeinflussen, und wird dir hoffentlich helfen, deine Urteilskraft zu verbessern.
SCHNELLE ENTSCHEIDUNG VERSUS REFLEKTIERTER DENKPROZESS
Ein weiteres Ziel dieses Buchs ist es, dich in die Lage zu versetzen, eingehender über dein Denken und deine Beobachtungen zu reflektieren. Ferner dir das nötige psychologische Rüstzeug an die Hand zu geben, um menschliches Verhalten und Alltagssituationen besser einschätzen zu können. Ich möchte, dass du RED nicht einfach als »rotes Licht« betrachtest und GREEN nicht einfach nur als »grünes Licht«. Ich möchte dich befähigen, bessere Entscheidungen zu treffen, wenn es um Red Flags geht. Und statt nur schnell zu entscheiden, solltest du auch in der Lage sein, im richtigen Moment langsamer zu denken und besser zu entscheiden. RED ist für mich ein Akronym, das für Reflect (reflektieren), Engage (sich engagieren) und Decide (entscheiden) steht. Bei manchen Gelegenheiten lassen sich diese Phasen von RED schnell durchspielen. Einige Verhaltensweisen können Warnhinweise sein, die bedeuten: »Lauf, so schnell du kannst!« Doch meistens bedeutet RED einfach nur: »Halt, warte kurz!«, genau wie ein Stoppschild im Straßenverkehr. Stopp, Blick nach rechts, Blick nach links, und wenn die Straße frei ist, kann man weiterfahren. Red Flags gibt es in allen möglichen Schattierungen von Rot, also lass dir Zeit, sie gründlich zu studieren. Im Folgenden findest du ein paar Beispiele dafür, wie du besser mit Red Flags umgehen kannst:
Reflektieren (R)
»Warte kurz! Das scheint mir nicht richtig zu sein. Ich denke noch ein wenig darüber nach und möchte herausfinden, warum mich dieses Verhalten so getriggert hat.«
»Ist das wirklich ein Regelbruch, oder könnte es sein, dass ich überreagiere?«
»Bin ich so gelangweilt, weil ich in vorherigen Beziehungen immer nur Chaos erlebt habe?«
Engage/sich befassen (E)
»Okay, das ist mir aufgefallen. Aber ich möchte der Sache noch ein wenig auf den Grund gehen!«
»Das ist für mich ein mögliches Ausschlusskriterium. Ich werde einen Kumpel/eine Freundin fragen, ob er oder sie es genauso sieht wie ich.«
»Vielleicht mache ich aus einer Mücke einen Elefanten. Wenn ich ehrlich bin, könnte auch ich das Problem sein. Ich werde mit jemandem darüber reden, um eine objektive Meinung zu bekommen.«
Decide/einen Entschluss fassen (D)
»Ich habe gründlich darüber nachgedacht und glaube nicht, dass ich die Beziehung fortführen möchte. Wir haben völlig unterschiedliche Werte.«
Dieses Verhalten ist inakzeptabel, aber ich möchte trotzdem herausfinden, ob wir das Problem in den Griff bekommen.«
»Ich habe darüber nachgedacht, warum mich dieser Vorfall so getriggert hat, und es ist offenbar eher ein >Ich<-Problem, an dem ich arbeiten möchte.«
Je besser man mit Red Flags umzugehen lernt, umso leichter wird man problematisches Verhalten erkennen. Man korrigiert so seine Fähigkeit, effektiv auf schwierige Situationen einzugehen. Wenn wir alle kompetenter mit Red Flags umzugehen wüssten, würden wir nicht nur unsere Beziehungen verbessern, sondern diese Welt auch zu einem besseren Ort machen.
Green Flags zu identifizieren erfüllt ebenfalls einen bestimmten Zweck. Wir assoziieren mit der Farbe Grün »Okay, geh weiter« oder Zustimmung. Das menschliche Gehirn konzentriert sich weniger auf Dinge, die sich sicher anfühlen. Warum auch? Das kostet Zeit und Energie. Doch es gibt einen guten Grund, sein Augenmerk auch auf ein positiv wahrgenommenes Verhalten zu richten. Der betreffenden Person zu sagen, wie sehr wir GRÜNES Verhalten schätzen, erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sie dieses Verhalten auch weiterhin an den Tag legt. Wenn du also, metaphorisch gesprochen, »grün siehst«, denke an das Akronym GREEN - Genuine (genuin, echt), Respect, Emphathize (Mitgefühl), Elevate (erhöhen), Nurture (nähren).
Genuin/echt (G)
»Grünes« Verhalten ist genuin - echt. Es kommt von innen. Beispiele für genuines Verhalten sind Freundlichkeit, Rücksichtnahme und Authentizität.
Respekt (R)
Grünes Verhalten ist auch respektvoll. Es respektiert die Zeit anderer, deren Privatsphäre und den Freiraum, den sie beanspruchen, sowie deren Lebenssicht. Zeige auch du Respekt vor grünem Verhalten.
Empathie (E)
Grünes Verhalten zeichnet sich auch immer durch Empathie aus. Mitgefühl umfasst eine Vielzahl von Verhaltensformen innerhalb menschlicher Beziehungen. Ein guter Zuhörer zu sein, zwischen den Zeilen lesen zu können, zu verstehen, wie sich jemand in bestimmten Situationen fühlt, und sein Verhalten gegenüber anderen Personen in verschiedenen Situationen anpassen zu können, all das sind Kernkompetenzen, um eine Beziehung lebendig und gesund zu erhalten. Achte darauf, grünes Verhalten tatsächlich nachzuempfinden. Ergründe, woher es kommt und warum Menschen es an den Tag legen.
Elevate/erhöhen (E)
Grünes Verhalten wirkt sich positiv auf das Gemüt aus. Wenn jemand einen gut behandelt und unterstützt oder angemessen in schwierigen Situationen reagiert, ist das äußerst bestärkend. Und es motiviert einen, sich mit positivem Verhalten zu revanchieren. Jede Beziehung folgt einer einfachen Gleichung: 1 + 1 > 2, was heißt, dass eins plus eins immer mehr als zwei ergibt. Grünes Verhalten schafft Synergien und positive Emotionen auf beiden Seiten.
Nurture/nähren, fördern (N)
Grünes Verhalten sollte man fördern. Damit ein Verhalten nachhaltig ist, muss man es hegen. Eine Pflanze braucht Wasser, Sonne und Nährstoffe, um zu wachsen und zu gedeihen. Das Gleiche gilt für menschliche Beziehungen. Nähre grünes Verhalten, indem du es anerkennst, bestärkst und respektierst. Allerdings ist das nicht immer leicht. Deshalb müssen wir uns alle gegenseitig zu grünem Verhalten ermuntern.
STANDARD-EINSTELLUNG VERSUS REFLEKTIERENDE EINSTELLUNG
Die meisten unserer Entscheidungsprozesse und Verhaltensweisen laufen auf Autopilot. Das heißt, wir sind uns häufig nicht bewusst, warum wir bestimmte...
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