1 - Die Bedeutung außerschulischer Lernorte [Seite 1]
1.1 - Inhaltsverzeichnis [Seite 3]
1.2 - 1. Einleitung [Seite 7]
1.3 - 2. Außerschulische Lernorte [Seite 8]
1.3.1 - 2.1. Einführende Bemerkungen [Seite 8]
1.3.2 - 2.2. Begriffliche Hinweise [Seite 9]
1.3.3 - 2.3. Zur Notwendigkeit des außerschulischen Lernens [Seite 10]
1.3.4 - 2.4. Der methodische Dreischritt des außerschulischen Lernens [Seite 12]
1.3.4.1 - 2.4.1. Die Vorbereitung [Seite 12]
1.3.4.2 - 2.4.2. Die Durchführung [Seite 13]
1.3.4.3 - 2.4.3. Die Nachbereitung [Seite 14]
1.3.5 - 2.5. Kontaktformen mit außerschulischen Lernorten [Seite 14]
1.3.5.1 - 2.5.1. Einmaliger Besuch [Seite 14]
1.3.5.2 - 2.5.2. Erkundung [Seite 15]
1.3.5.3 - 2.5.3. Projektarbeit oder Exkursion [Seite 15]
1.3.6 - 2.6. Anmerkungen zur Lehrerrolle [Seite 16]
1.3.7 - 2.7. Anmerkungen zur Sozialform [Seite 16]
1.3.8 - 2.8. Anmerkungen zur Bewertung [Seite 17]
1.3.9 - 2.9. Einsatz im Unterricht der Sekundarstufe I [Seite 18]
1.3.9.1 - 2.9.1. Möglichkeiten [Seite 18]
1.3.9.2 - 2.9.2. Ziele [Seite 19]
1.3.9.3 - 2.9.3. Vorgehensweise [Seite 19]
1.3.9.4 - 2.9.4. Lehrplanbezug [Seite 19]
1.3.10 - 2.10. Vor- und Nachteile des Außerschulischen Lernens [Seite 21]
1.4 - 3. Historische Lernorte [Seite 24]
1.4.1 - 3.1. Begriffsbestimmung [Seite 24]
1.4.2 - 3.2. Allgemeine Erläuterungen [Seite 24]
1.4.3 - 3.3. Das Potential historischer Lernorte [Seite 25]
1.4.4 - 3.4. Ziele des Besuches historischer Lernorte [Seite 26]
1.4.5 - 3.5. Zur Typologie historischer Lernorte [Seite 26]
1.4.5.1 - 3.5.1. Idealtypus "Erkundung" [Seite 26]
1.4.5.2 - 3.5.2. Idealtypus "Rekonstruktion" [Seite 27]
1.4.5.3 - 3.5.2. Idealtypus "Deutung" [Seite 27]
1.5 - 4. Gedenkstätten als außerschulische Lernorte [Seite 28]
1.5.1 - 4.1. Definition Gedenkstätten [Seite 28]
1.5.2 - 4.2. Gedenkstätten als Lernorte [Seite 29]
1.5.3 - 4.3. Der Umgang mit dem Nationalsozialismus seit 1945 und die Entstehung von Gedenkstätten [Seite 31]
1.5.4 - 4.4. Erziehung nach Ausschwitz und die Forderung an die Gedenkstättenarbeit [Seite 32]
1.5.5 - 4.5. Ziele und Aufgaben der Gedenkstätten und derer Pädagogik [Seite 34]
1.5.6 - 4.6. Allgemeine Hinweise für Gedenkstättenbesuche [Seite 35]
1.5.6.1 - 4.6.1. Vorbereitung [Seite 35]
1.5.6.2 - 4.6.2. Aufenthalt [Seite 36]
1.5.6.3 - 4.6.3. Nachbereitung [Seite 36]
1.5.7 - 4.7. Methoden der Gedenkstättenpädagogik [Seite 37]
1.5.8 - 4.8. Grenzen der Gedenkstättenpädagogik [Seite 39]
1.6 - 5. Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen [Seite 41]
1.6.1 - 5.1. Zur Geschichte des Konzentrationslagers [Seite 41]
1.6.1.1 - 5.1.1. KZ Oranienburg 1933-1934 [Seite 41]
1.6.1.2 - 5.1.2. KZ Sachsenhausen 1936-1945 [Seite 41]
1.6.1.3 - 5.1.3. Sowjetische Speziallager Sachsenhausen 1945-1950 [Seite 44]
1.6.2 - 5.2. Zur Entwicklung der Gedenkstätte [Seite 45]
1.6.2.1 - 5.2.1. Nationale Mahn- und Gedenkstätte Sachsenhausen 1961-1990 [Seite 45]
1.6.2.2 - 5.2.2. Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen seit 1993 [Seite 47]
1.6.2.3 - 5.2.3. Internationale Jugendbegegnungsstätte Sachsenhausen seit 2006 [Seite 48]
1.6.3 - 5.3. Vorstellungen der Gedenkstätte Sachsenhausen und der IJBS über Projektarbeit [Seite 49]
1.6.3.1 - 5.3.1. Grundlegende Erläuterungen [Seite 49]
1.6.3.2 - 5.3.2. Vorbereitungsphase [Seite 51]
1.6.3.3 - 5.3.3. In der Gedenkstätte [Seite 52]
1.6.3.4 - 5.3.4. Nachbereitung [Seite 53]
1.6.3.5 - 5.3.5. Lernen am historischen Ort [Seite 53]
1.6.3.6 - 5.3.6. Forschend-entdeckendes Lernen [Seite 54]
1.6.3.7 - 5.3.7. Ausblick: Neue Zugänge finden und erproben [Seite 54]
1.6.4 - 5.4. Pädagogische Angebote der Gedenkstätte Sachsenhausen [Seite 55]
1.6.4.1 - 5.4.1. Führungen [Seite 55]
1.6.4.1.1 - 5.4.1.1. Überblicksführungen und themenspezifische Führungen [Seite 55]
1.6.4.1.2 - 5.4.1.2. Angeleitete Selbstführung [Seite 56]
1.6.4.2 - 5.4.2. Projekte [Seite 57]
1.6.4.2.1 - 5.4.2.1. Projekttage und Mehrtagesprojekte [Seite 57]
1.6.4.2.2 - 5.4.2.2. Projekt für SchülerInnen ab der 6. Klasse [Seite 58]
1.6.4.3 - 5.4.3. Workcamps [Seite 60]
1.6.5 - 5.5. Arbeitsmittel der Gedenkstätte Sachsenhausen [Seite 61]
1.6.5.1 - 5.5.1. Ständige Ausstellungen und Sonderausstellungen [Seite 61]
1.6.5.2 - 5.5.2. Rundgang [Seite 63]
1.6.5.3 - 5.5.3. Filme und Kinos [Seite 63]
1.6.5.4 - 5.5.4. Die CD-Rom "Gegen das Vergessen" und die Lernzentren [Seite 64]
1.6.5.5 - 5.5.5. "Museumskoffer Jüdische Häftlinge im Konzentrationslager Sachsenhausen" [Seite 66]
1.7 - 6. Durchgeführte Projekte der Gedenkstätte Sachsenhausen und der Internationalen Jugendbegegnungsstätte "Haus Szczypiorski" [Seite 67]
1.7.1 - 6.1. Das Projekt "kunst - raum - erinnerung" [Seite 67]
1.7.1.1 - 6.1.1. Leitziele des Projektes [Seite 67]
1.7.1.2 - 6.1.2. Plastischer Workshop "Denk Mal" [Seite 68]
1.7.1.3 - 6.1.3. Fotoworkshop "Sachsenhausen im Blick" [Seite 69]
1.7.1.4 - 6.1.4. Comicworkshop "Unerm Strich" [Seite 70]
1.7.1.5 - 6.1.5. Schlussbemerkungen zum Modellprojekt "kunst - raum - erinnerung" [Seite 71]
1.7.2 - 6.2. Weitere Projekte [Seite 73]
1.7.2.1 - 6.2.1. Begegnungs- und Filmprojekt "Janusz Galaj" [Seite 73]
1.7.2.2 - 6.2.2. Szenische "Lesung zum 9. November" [Seite 73]
1.7.2.3 - 6.2.3. Projekt "Lernen und Arbeiten im ehemaligen KZ Sachsenhausen" [Seite 74]
1.8 - 7. Schlussbetrachtungen [Seite 76]
1.9 - 8. Literaturverzeichnis [Seite 78]
Textprobe:
Kapitel 1., Einleitung:
Das Anliegen der folgenden Arbeit ist es, die Bedeutung von historischen Orten - wie dem des ehemaligen Konzentrationslagers Sachsenhausen bei Berlin - als außerschulische Lernorte darzustellen. Darüber hinaus soll der Wert eines Gedenkstättenbesuches als wichtiges Element historisch-politischer Bildung herausgearbeitet werden.
Der erste Teil der Arbeit versucht demnach eine ausführliche theoretische Abhandlung über außerschulisches Lernen, historisches Lernen sowie über Gedenkstätten und deren Pädagogik zu bieten. Es gilt zum einen Begriffe wie außerschulische Lernorte, historische Lernorte und den der Gedenkstätten zu definieren sowie zu klären und zum anderen auf das methodische Vorgehen und Besonderheiten im Umgang mit diesen einzugehen. Auf diese Weise soll es gelingen die Notwendigkeit des außerschulischen Lernens zu verdeutlichen und im besten Fall dazu zu motivieren einen außerschulischen Lernort wie die Gedenkstätte Sachsenhausen aufzusuchen. Im zweiten Teil der vorliegenden Arbeit soll die Gedenkstätte Sachsenhausen in Oranienburg näher betrachtet werden. Vorausgehen wird eine Darstellung zur Geschichte des Konzentrationslagers. Im Folgenden soll ein umfassender Überblick über die pädagogische Arbeit in der Gedenkstätte Sachsenhausen gegeben werden, wobei vor allern auf die derzeitigen Arbeitsmittel und Angebote eingegangen werden soll. Gerade weil es gegenwärtig keine aktuelle Übersicht über die Angebote für Schulen gibt, sollen die zusammengetragenen Informationen als Hilfestellung bzw. Orientierung für interessierte Lehrer dienen.' Darüber hinaus versucht die Arbeit eine Fülle von Hinweisen, Anregungen und Tipps für die inhaltliche und organisatorische Vorbereitung eines Gedenkstättenbesuches in Sachsenhausen zur Verfügung zu stellen. Das Aufzeichnen von durchgeführten Projekten der Gedenkstätte Sachsenhausen soll die Arbeit abrunden.
Vor allem die Internetseite der Gedenkstätte Sachsenhausen, welche für viele Lehrer die erste Möglichkeit darstellt sich mit den Angeboten der Gedenkstätte vertraut zu machen ist nicht mehr auf dem neusten Stand. Zum Teil werden Angebote aufgezeigt, die längst aus dem Konzept genommen wurden.
2., Außerschulische Lernorte:
2.1, Einführende Bemerkungen:
Die Forderung nach dem Verlassen des Klassenzimmers besitzt eine lange Tradition. Bereits im 17. und 18. Jahrhundert kam die Idee der Vermittlung an Originalgegenständen auf und manifestierte sich im Realienunterricht oder der Anschauungspädagogik. Auch Persönlichkeiten wie Rousseau waren der Meinung, dass die Realbegegnung und die Anschauung dos Fundament des Unterrichts und Lehrens sei. Anfang des 20. Jahrhunderts verwiesen schließlich auch namenhafte Reformpädagogen wie Montessori oder Hahn auf die Notwendigkeit der außerschulischen Unterrichtsgestaltung. In den Lernorten außerhalb des Klassenzimmers sahen die Reformpädagogen eine Chance, das Interesse der Schiller zu wecken und gemeinsame Erlebnisse zu ermöglichen.' Erlebnis, Selbsttätigkeit, bewusstes Sehen, Hören, die Liebe zur Heimat und' die körperliche Ertüchtigung sprachen für sie ebenso für das Verlassen des Klassenzimmers.
Gerade in der heutigen Zeit, wo Medien oftmals Realbegegnungen ersetzen, rückt die Forderung nach Realitäts- und Praxisbezug wieder in den Vordergrund. Neben dem offenen Unterricht oder dem handlungsorientierten Unterricht bietet vor allern die wesentlich aktuellere Form der Didaktik des außerschulischen Lernens, Möglichkeiten dieser Forderung nachzukommen. Beim außerschulischen Lernen handelt es sich nämlich um einen Unterricht mit lebenspraktischen und lebensbedeutenen Bezügen, ausgelöst durch die handelnde Auseinandersetzung mit einer Thematik. Vor allem die handelnde Auseinandersetzung macht das außerschulische Lernen noch auf eine ganz andere Weise für die pädagogische Betrachtung interessant. In den vergangenen Jahren hat sich der Bildungsbegriff einer Wandlung unterzogen. Heute ist er durch die Berücksichtigung vielfältiger Kompetenzbereiche geprägt. Die einseitige Betonung kognitiver Wissensbereiche wurde somit zugunsten methodischer Kernkompetenzen zurückgedrängt. Vor allem die Handlungskompetenz, welche jeder Schiller bis zum Ende seiner Schulzeit erreicht haben soll, ist zu einem Schlüsselbegriff der Pädagogik gewonnen, denn durch den Erwerb dieser Kompetenz "wird der Lernende dazu befähigt, sich durchdacht, selbstständig, sozial, sach- und fachgerecht im Geflecht gesellschaftlicher Interessen zu verhalten. Da eben das außerschulische Lernen den Erwerb der Handlungskompetenz fördert, rückt diese Art des Lernens gegenwärtig in den Vordergrund. Zudem begünstigt das Aufsuchen außerschulischer Lernorte auch die Sozialkompetenz der Schüler. Nicht immer bietet der reguläre Unterricht den passenden Rahmen zur Entfaltung eines ausgewogenen Sozialverhaltens. Gerade außerschulisches Lernen kann dazu beitragen, dass die Schüler lernen gemeinsam miteinander umzugehen, den eigenen Standpunkt zu verteidigen aber auch andere Meinungen zu akzeptieren. Erfolge zeigen sich bereits in der Grundschule.
2.2, Begriffliche Hinweise:
Grundsätzlich ist festzustellen, dass sich der Begriff des außerschulischen Lernens kaum einheitlich definieren lässt. Es herrscht eine regelrechte Begriffs- und Definitionsvielfalt vor. Zahlreiche Schlagworte und Gegenstandsbestimmungen treten unter dem Begriff des außerschulischen Lernens in Erscheinung, die letztlich alle versuchen das gleiche für sich zu beanspruchen. Im Allgemeinen wird davon ausgegangen, dass außerschulisches Lernen alle bildenden Aktivitäten außerhalb der Schule beinhaltet. Somit sind im engeren Sinne alle Unterrichtsstunden eingeschlossen, die außerhalb des Klassenzimmers stattfinden. Zu beachten ist jedoch, dass dieses Lernen von dem im häuslichen Bereich abzugrenzen ist'. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass außerschulisches Lernen immer dann stattfindet, "wenn sich Schüler außerhalb des Schulgeländes oder außerhalb des schulischen Rahmens mit einem originalen Lerngegenstand unter gezielter pädagogischer Anleitung auseinandersetzen."
"Außerschulisches Lernen beschreibt die originale Begegnung im Unterricht außerhalb des Klassenzimmer An außerschulischen Lernorten findet die unmittelbare Auseinandersetzung des Lernenden mit seiner räumlichen Umgebung statt. Die Möglichkeit einer aktiven (Mit-)Gestaltung sowie die Möglichkeit zur selbstständigen Wahrnehmung mehrperspektivischer Bildungsinhalte durch die Lerngruppe sind zentrale Merkmale des außerschulischen Lernens".
Dass eine regelrechte Begriffs- und Definitionsvielfalt bezüglich des außerschulischen Lernens vorherrscht, soll die Hinzunahme von Ackermanns Ausführungen verdeutlichen. Hier heißt außerschulisches Lernen, "dass bestimmte Inhalte und Probleme außerhalb des Klassenzimmers an der SteIle bearbeitet werden, wo sie direkt gesehen, studiert, unterrichtet werden können."" Darüber hinaus sind Begriffe wie Realbegegnung, Erkundung und originale Begegnung dafür. zutreffend. In höheren Schulstufen gehören zu dieser Organisationsform auch Klassen- und Studienfahrten, Exkursionen sowie Schullandheimaufenthalte und Betriebspraktika. Trotz der angedeuteten Vielfalt, beinhalten die unterschiedlichen Begriffe allesamt dieselben didaktischmethodischen Intentionen - das Verlassen der Schule, die direkte Begegnung und gezielte Auseinandersetzung mit Gegenständen, Personen oder Problernen, wie auch das Lernen und Zusammenleben in der Gruppe außerhalb der Schule.' Abschließend kann man sagen, dass "das Suchen und Aufsuchen von Lernorten außerhalb des Klassenzimmers [.] ein Weg der Schule [ist], die Lern- und Erfahrungsmöglichkeiten der Kinder zu erweitern und so die Lerndefizite in einer veränderten Umwelt zu vermindern."