4. Grundlagen der Tierkommunikation
Grundregeln im Tiergespräch
Die Haltung, die man mit einiger Erfahrung in der Tierkommunikation annehmen sollte, ist ähnlich der eines Therapeuten oder einer Therapeutin, eines Beraters oder einer Beraterin. Das Ziel ist, möglichst genau zu verstehen, wie es dem Tier geht oder was es mitteilen möchte. Wenn es um Traumata oder Ängste geht, begleitet man das Tier Schritt für Schritt darin, sich selbst besser zu verstehen.
Oft ist es nicht so einfach, die eigenen Interpretationen und Gefühle aus dem Gespräch auszuklammern. Angenommen, man fragt einen Hund, was er gerade tut. Wenn man die Antwort von ihm empfängt, laufen drei Vorgänge parallel im eigenen Kopf ab:
- Man nimmt etwas wahr (sehen, hören, riechen, schmecken, spüren), beispielsweise das Bild eines wegfahrenden Autos.
- Man versucht, das Wahrgenommene zu verstehen, und interpretiert es, zum Beispiel die Menschen sind soeben mit dem Auto weggefahren und haben den Hund alleine gelassen.
- Man fühlt etwas, reagiert also auf Wahrnehmung plus Interpretation mit einer Emotion. Der Hund tut einem vielleicht leid, weil er alleine zu Hause gelassen wird.
Diese drei Empfangsvorgänge sollten immer möglichst gut auseinandergehalten werden, da die eigene innere Klarheit eine wesentliche Voraussetzung für eine gelungene Kommunikation ist. Oft interpretiert man zu schnell etwas in das Wahrgenommene hinein und zieht Schlüsse aus den Informationen, die man vom Tier empfangen hat, die nicht stimmen.
In obigem Beispiel könnte das wegfahrende Auto alles Mögliche bedeuten: Vielleicht ist gerade eine Futterlieferung eingetroffen, und der Hund freut sich auf das Rinderohr, das er gleich bekommen wird; oder Freunde sind auf Besuch gekommen und haben ihren Hund zwecks Urlaubsbetreuung vorbei gebracht, und der Hund, mit dem man kommuniziert hat, freut sich sehr, Zeit mit diesem Hund zu verbringen.
Es ist also wichtig, direkt beim Tier nachzufragen, wenn die Wahrnehmung nicht klar ist und Spielraum für Interpretationen offenlässt, statt zu rätseln und selbst zu interpretieren.
Gesprächshaltung in der Tierkommunikation
Für ein vertrauensvolles Gespräch ist es wichtig, dem Tier gegenüber eine bestimmte Haltung einzunehmen. Dazu gehören:
- Empathie: Es ist hilfreich, stets zu versuchen, im Tiergespräch das Erleben des Tieres nachzuvollziehen, um seine Sichtweise der Welt verstehen zu können.
- Wertschätzung: Je mehr wir den Tieren das Gefühl geben, Interesse für ihre Meinungen zu haben, desto eher können sich die Tiere uns gegenüber öffnen. Nur so zu tun, als hätte man Interesse, reicht natürlich nicht, denn in der Telepathie gibt es keine Unwahrheiten: Die Tiere nehmen das wahr, was man wirklich meint.
Wenn die Katze beispielsweise erzählt, dass es ihr Spaß macht, Vögel zu jagen, sollte man versuchen, sich mit seiner eigenen (menschlichen) Meinung zurückzuhalten und darauf einzugehen, wie es die Katze empfindet. - Echtheit: In der telepathischen Kommunikation ist es kaum möglich, jemandem etwas vorzumachen oder gar zu lügen, denn es schwingt immer das im Gespräch mit, was man wirklich fühlt oder denkt. Manche Tiere sind allerdings wahre Meister und Meisterinnen darin, Dinge nicht mitzuteilen, indem sie ihre Gesprächspartner einfach ablenken oder vom Thema abschweifen. Es gibt also in der Telepathie keine direkten Lügen, aber Ausweichmanöver, die man mit der Zeit immer besser erkennen kann.
- Fairness: Wer einem Tier etwas verspricht oder einen "Deal" aushandelt, sollte sich auf jeden Fall an das Versprochene halten, um das Vertrauen des Tieres nicht zu verlieren.
Folgende Faktoren sind im Tiergespräch sehr hilfreich:
- Die eigene Absicht überprüfen: Tiere merken schnell, ob man echtes Interesse an ihnen hat oder irgendwelche Ego-Ziele im Gespräch verfolgt, beispielsweise jemandem beweisen zu wollen, dass Tierkommunikation funktioniert oder man sie beherrscht.
- Positive Aussagen machen: Wenn man ein Tier dazu bewegen möchte, ein problematisches Verhalten abzulegen, ist es wichtig, dem Tier mitzuteilen, was es stattdessen tun soll, und ihm nicht zu sagen, was es nicht tun soll. Ein Hund, der an Besuchern hochspringt, tut sich leichter, dies nicht mehr zu tun, wenn man ihn bittet, mit allen vier Pfoten auf dem Boden zu bleiben, wenn Menschen zu Besuch kommen.
- Das Empfangene nicht bewerten: Wenn Tiere etwas von sich preisgeben, sollte man möglichst verständnisvoll und neutral bleiben und nicht anfangen, die Dinge, die das Tier gesagt hat, zu bewerten, indem man dem Tier mitteilt, welche seiner Meinungen in Ordnung sind und welche nicht.
- Nicht interpretieren: Die meisten Fehler passieren in der Tierkommunikation an der Stelle, wo man versucht, eine Wahrnehmung zu deuten, und sie falsch interpretiert. Man sollte daher immer bei der Empfindung bleiben, die man im Gespräch hat, und zwar möglichst konkret. Wenn man ein rotes rundes Ding sieht, dann ist es kein Ball, Frisbee oder Apfel, sondern ein rotes rundes Ding. Das Einzige, was man tun kann, ist, das Tier zu bitten, den Gegenstand genauer zu beschreiben, beispielsweise ob es etwas zu Fressen ist oder ob das Tier damit spielt.
- Kein Druck: Je mehr Druck man sich und dem Tier macht, desto eher kann es passieren, dass die Verbindung nicht stabil zustande kommt oder gar nicht funktioniert.
Unbedingt vermeiden sollte man:
- Bemitleiden ("oh je, du Arme, wie furchtbar")
- Psychologisieren ("Geburtstrauma")
- Etikettieren ("gestörtes Tierheimtier")
- Befehlen ("jetzt wirst du aber endlich gehorchen")
- Drohen (" ... sonst kommst du ins Tierheim")
Eine weitere wichtige Regel der Tierkommunikation ist, nur mit Tieren zu kommunizieren, wenn man die Erlaubnis des Tierbesitzers oder der Tierbesitzerin hat. Bei Wildtieren, oder wenn nicht weiß, ob ein Tier zu einem Menschen gehört, muss man niemanden um Erlaubnis fragen, außer das Tier selbst.
Wenn ein Tier von sich aus Kontakt zu einem fremden Menschen aufnimmt und kommunizieren möchte, sollte man im Sinne der Diskretion unbedingt darauf achten, keine persönlichen Details des Menschen zu erfragen, mit denen das Tier zusammenlebt. Man sollte immer eine klare Grenze bei den Informationen ziehen, die einen nichts angehen, weil sie für das jeweilige Tiergespräch nichts zur Sache tun und nur die eigene Neugierde befriedigen würden. Hat man keine Erlaubnis, mit einem Tier zu kommunizieren, und tut es dennoch - weil das Tier es möchte, sollte man unbedingt am Anfang des Gesprächs klarstellen, dass man die Wünsche des Tieres nicht an den Menschen weitergeben kann, dem es gehört.
Grenzen der Tierkommunikation
Mittels Tierkommunikation kann man generell über alle denkbaren Themen mit Tieren sprechen. Besonders hilfreich finden es die meisten Tierbesitzer, Entscheidungen gemeinsam mit ihrem Tier treffen zu können: Von der Aufnahme des Tieres in die Familie bis hin zur Sterbebegleitung.
Was meist nicht gut funktioniert, sind Zahlen, Namen und konkrete Daten. Tiere denken anders, sie können Menschen vielleicht aufgrund eines Geruchs oder einer Körperhaltung unterscheiden, aber wissen nicht unbedingt, wie die Personen miteinander verwandt sind oder zueinander stehen, wie ihre Namen lauten etc. Die Frage: "Wie geht es dir mit Martina?" ist daher für ein Tier unter Umständen nicht zu beantworten, weil es Martinas Namen gar nicht kennt.
Davon abgesehen, gibt es einige wichtige Einschränkungen der Tierkommunikation, die es zu beachten gilt. Vorsicht ist vor allem bei Diagnosen, Verhaltensänderungen und Druck geboten.
Diagnosen
Tierkommunikation ist ähnlich wie verbale Kommunikation. Telepathie ist kein Allheilmittel. Tiere wissen nicht mehr als wir Menschen. Es kann vorkommen, dass sie eine sehr intensive Verbindung zu ihrer Seele haben und auch Antworten geben, die verblüffend sind und von großer Weisheit zeugen, doch das ist eher eine Ausnahme.
Ein telepathisches Tiergespräch über ein körperliches Problem kann man gut mit einem verbalen Gespräch mit einem anderen Menschen vergleichen. Wenn man eine Person beispielsweise fragt, warum ihr die Schulter weh tut, weiß sie es wahrscheinlich nicht und benötigt eine ärztliche Diagnose. Mittels Tierkommunikation Diagnosen zu stellen, ist unseriös und rechtlich problematisch.
Um Tieren optimal helfen zu können, ist es sinnvoll, mit Tierärzten zu kooperieren und die Tierkommunikation mit der medizinischen Untersuchung zu verbinden, indem man mit dem Tier die vorgeschlagenen Therapiemöglichkeiten bespricht.
Auch vor der tierärztlichen Diagnose kann es hilfreich sein, das Tier zu fragen, wo es Schmerzen hat, und es zu bitten, seine Körperempfindungen genau zu beschreiben. Unter Umständen kann man sich so Zeit, Mühe und Geld sparen, wenn dann nur die entsprechenden Körperteile untersucht werden...