Schweitzer Fachinformationen
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Die Nächte im Sumpf waren oft schwül. Feuchte Hitze waberte durch die Zypressenhaine und netzte die langen Spitzenschals aus Spanischem Moos, die von krummen Ästen hingen. Die fransigen Schleier wiegten sich in einer leichten Brise und verliehen der ohnehin gespenstischen Nacht eine noch schaurigere Atmosphäre. Ein hundertköpfiger fröhlicher Froschchor quakte laut, während Waschbären still und leise zum entengrützenbedeckten Wasser hinunterschlichen, um sich die Tatzen zu waschen, und zwei Alligatorenbullen einander mit Furcht einflößendem Bellen zu einem Revierkampf herausforderten.
Sonia Lopez folgte dem schmalen Wildwechsel, den sie in den letzten Wochen verbreitert hatte, um tiefer in den Sumpf zu gelangen. Rund um sie herum summten und brummten Schwärme von Insekten, und nicht eines von ihnen verstummte, wenn sie leichtfüßig vorbeiging. Das lag daran, dass sie in den letzten zwei Monaten alle Nächte damit verbracht hatte, jeden Zentimeter des Landes, das sie gekauft hatte, zu erforschen. Sie besaß sechzehn Hektar Sumpf und wollte damit vertraut werden. Weil es bald so weit war. Sie hatte es kommen sehen, und sie war heilfroh, dass sie vorbereitet war.
»Wir sind fast da«, sagte sie leise. »Warte noch. Ich weiß, dass es schwerfällt.«
Irgendetwas bewegte sich wellenförmig unter ihrer Haut und hinterließ ein so schreckliches Jucken, dass sie Mühe hatte, sich nicht blutig zu kratzen. Ihre Gelenke schmerzten, und tief in ihrem Innern wütete ein wildes Feuer, das sie gnadenlos vorantrieb. Alles an ihr brannte, ihre Haut war so empfindlich, dass die Kleidung unangenehm daran scheuerte, und ihre Brustwarzen schienen durch einen heißen Draht mit ihrem Unterleib verbunden zu sein. Es war unerträglich. Nicht auszuhalten. Es gab nur noch einen Platz, an dem sie in Sicherheit war - im Sumpf.
Das Grunzen eines Wildschweins ließ sie schneller gehen. Sie musste ins Zentrum ihres Landes gelangen, wo sie einen kleinen Unterstand errichtet hatte, gerade groß genug, um eine dünne Matratze hineinzulegen. Dort konnte sie sich ausziehen, ihre Sachen relativ beruhigt liegen lassen und sich verwandeln. Beeil dich. Schnell. Die Worte dröhnten ihr im Takt ihres Herzschlags in den Ohren.
Seit dem ersten plötzlichen und erschreckenden Erscheinen ihrer Leopardin, als die Katze ihr das Leben gerettet hatte, hatte sie es dem Raubtier erlaubt, frei herumzustreifen, wenn sich die Gelegenheit ergab. Aber so ungeduldig, so . rastlos hatte sie die Leopardin noch nie erlebt. Als ihre Gelenke anfingen zu knacken, atmete Sonia tief durch, doch der schreckliche Schmerz ließ nicht nach. »Warte. Versuch es. Mir zuliebe, Gatita. Versuch, durchzuhalten. Wir sind gleich da.«
Sonia wagte es nicht, ihre Leopardin in der Nähe der Zivilisation freizulassen. Schon gar nicht jetzt, denn die Katze war definitiv rollig. Das hieß, dass auch sie empfängnisbereit war und nicht mit Männern zusammenkommen durfte, denn sie traute sich selber nicht. Sie hatte nicht geahnt, dass der Sexualtrieb so stark sein würde, dass er nicht zu beherrschen war.
Ihre Katze brauchte einen Kater, und wenn sie von sich auf das Tier schließen konnte, verging es sicher vor Hitze. Sonia versuchte zu laufen, stolperte aber, weil ihre Zehen sich bereits verbogen. Ihr Ziel vor Augen, warf sie sich mit dem Körper die letzten Schritte vorwärts bis zum Unterstand und zog sich dabei hastig aus. Normalerweise faltete sie ihre Kleider ordentlich zusammen, aber dazu blieb keine Zeit mehr. Ihre Leopardin war in Not, und sie wollte ihr helfen.
Nichts hatte sie auf den furchtbaren Hunger, den übermächtigen Drang vorbereitet, der sie so quälte, dass sie schreien wollte. Und nichts half dagegen. Sie hatte es versucht. Weder Spielzeuge noch Finger. Schluchzend hatte sie aufgegeben und sich unter die kalte Dusche gestellt, bis sie erkannt hatte, dass auch das nichts nützte. Es gab kein Entrinnen. Und für Gatita war es noch viel schlimmer.
Plötzlich fand Sonia sich auf allen Vieren wieder. So tief wie möglich atmete sie gegen den Schmerz beim Verwandeln an. Ihr Schädel fühlte sich zu klein an. Kinn, Zehen und Finger taten weh. Jeder Muskel, jedes Gelenk. Doch der Schmerz half ihr auch, in diesem einen unheimlichen Moment ihren Sexhunger zu vergessen.
Nach dem vielen Üben dauerte das Verwandeln nur noch wenige Minuten, doch diese Minuten waren qualvoll. Dann war ihre Leopardin da, ein geschmeidiges, wunderschönes Geschöpf. Sie war eher klein, und ihr dichtes Fell war vom Kopf bis zum Schweif mit so vielen schwarzen Rosetten bedeckt, dass sie einander zu berühren schienen. Daher wirkte ihr Pelz beinah schwarz mit schmalen, goldglänzenden Ringen dazwischen. Jeder Leopard hatte ein einzigartiges Muster, dennoch war Sonia ein wenig stolz auf das Fell ihrer Katze. Sie fand Gatita sehr schön und ihren Pelz außergewöhnlich und selten. Das bedeutete natürlich auch, dass sie besonders auf das Tier achten musste.
Sie hatte nicht genug Zeit gehabt, ihre Kleider aufzusammeln und in den Beutel zu stopfen, den Gatita um den Hals trug, also musste sie dafür sorgen, dass die Leopardin wieder zum Unterstand zurückkehrte, wo sie sich nach ihrem Streifzug auf der Matratze ausruhen konnte. Mit aufmunternden Worten lenkte sie die Leopardin in den Sumpf.
»Lauf davor davon, meine Kleine, für uns beide, lauf davon.«
Gatita war noch nie brünstig gewesen. Sonia wusste, dass dieser Zustand eine Woche oder sogar länger anhalten konnte. In der Zeit würden sie beide die Hölle durchleben. Sie hatte gewusst, dass sie eines Tages mit dem Sexhunger der Katze konfrontiert sein würde, doch der Gedanke, dass sie das Gleiche fühlen könnte, war ihr nie gekommen.
Gatita frei herumlaufen zu lassen, war nicht ganz ungefährlich. Grundsätzlich fiel es Sonia nicht schwer, die Kontrolle über die Katze zu behalten, doch im Moment hatte sie kaum sich selbst im Griff. Jede Zelle ihres Körpers verlangte nach einem Mann. Inzwischen wäre ihr jeder recht gewesen. Sie hatte sich Urlaub genommen und die Stadt gemieden, aber sie wünschte, sie hätte auch daran gedacht, ihr Haus mit Stahlplatten an den Fenstern und Türen zu sichern, damit sie beide nicht mehr herauskamen. So war es besser, die Leopardin durch den Sumpf laufen zu lassen, sonst litten sie nur beide und beschädigten gar das Haus, das sie doch gerade mit so viel Mühe restaurierte.
Gatita lief durch den Sumpf und setzte über verrottende, moosbewachsene Baumstämme hinweg. Nebel kam auf, und die Schwaden, die durch die Bäume zogen, erhöhten den geheimnisvollen Reiz der Landschaft noch. Eine Eule schrie ärgerlich, weil sie ihre Beute verfehlt hatte. Die beiden Alligatoren versuchten immer noch, einander zu imponieren.
Sonia, tief in der Leopardin versteckt, ermahnte die Katze, nicht zu nah ans Wasser zu gehen. Der alte Bulle würde sein Revier verteidigen. Er war fast vier Meter lang und bereit, jede Kampfansage eines neuen Rivalen auf seinem Gebiet anzunehmen. Er hatte in einem Umkreis von fünf Kilometern zwölf Weibchen und nicht vor, auch nur eines davon aufzugeben. Gatita sollte keinem der beiden gerade so aggressiven Bullen als Futter dienen.
Auf leisen Sohlen trabte das kleine Weibchen über die feuchten Blätter und den Morast, die den Boden des Sumpfes bildeten. Mühelos sprang es über die Termiten, die sich von den faulenden Stämmen ernährten, und landete absolut lautlos. Sonia war immer sehr beeindruckt davon, wie schnell und völlig unhörbar Gatita sich durch die Vegetation bewegte. Damit die Leopardin ein möglichst großes Territorium hatte, stand der Unterstand mittig auf dem Grundstück.
Den größten Teil der sechzehn Hektar Sumpfland hatte niemand haben wollen, daher war es ideal für sie beide. Vor dem Haus lag die Straße und dahinter der Sumpf, der sich bis an die Grenze zweier anderer Grundstücke erstreckte, von denen eines ebenfalls nur Sumpfland war, während das andere zum riesigen Besitztum ihres Nachbarn gehörte, das anscheinend etliche Quadratmeter Sumpfland umfasste. Damit hatte ihre Leopardin ein recht großes Gebiet, in dem sie umherschweifen konnte.
Gatita rieb Kopf und Körper überall an den Büschen und Bäumen, verteilte ihre Duftmarken und rief sehnsüchtig nach einem Kater. In der Hinsicht konnte Sonia ihr nicht helfen. Sie wusste, dass dieses Jammern meilenweit zu hören sein würde, aber sie konnte die sexsüchtige Katze nicht daran hindern, ihr Verlangen herauszuschreien.
Plötzlich blieb Gatita stehen und witterte. Ihre Schnurr- und Tasthaare funktionierten wie ein Radar und meldeten ihr, wer sich wo in der Nähe befand, und zwar so genau, dass sie Beute oder Angreifer exakt orten konnte.
Ohne Vorwarnung stieß Gatita einen völlig neuen Schrei aus, der Sonia erschauern ließ. Nicht weil er an das kreischende Geräusch einer rostigen Säge erinnerte, sondern weil das kleine Weibchen damit offenbar nach etwas - oder jemandem - rief.
Was machst du da?, zischte Sonia, doch sie wusste es bereits. Die Leopardin hatte den Duft eines Männchen aufgefangen, das sein Revier markiert hatte. Wie konnte das sein? In Louisiana gab es doch keine Leoparden, oder? Zugegeben, sie wusste nicht viel über den Staat oder die Gegend, in die sie gerade gezogen war, aber sie war sicher, dass es dort keine Artgenossen gab. Vielleicht ein oder zwei Berglöwen, aber bestimmt keine Leoparden.
Voller Sorge um ihre Leopardin verkrampfte sich Sonia. Das Letzte, was sie wollte, war ein Kampf zwischen ihrer Leopardin und einem männlichen Berglöwen. Sie hätte das Gebiet viel sorgfältiger erkunden sollen. Aber sie hatte sich in das Haus verliebt. Und sie hatte einen Platz für ihre...
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