Schweitzer Fachinformationen
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In der Hitze Algeriens ist Safia einem Mann versprochen, den sie noch nie zuvor getroffen hat. Alles in ihr sträubt sich, dem Pakt zu folgen und ihre Freiheit aufzugeben. Doch Petru, einer der uralten Karpatianer, ist ihre einzige Chance, sich gegen die bösen Dämonen zur Wehr zu setzen, die ihre Heimatstadt bedrohen. Er wiederum weiß schon lange, dass sie zusammengehören. Denn sie ist die Wiedergeburt seiner Seelenverwandten, die vor 2000 Jahren durch sein Verschulden ermordet wurde. Bevor die zwei der Anziehung zueinander nachgeben können, müssen sie jedoch Petrus gefährlichem Erzfeind gegenübertreten. Denn von Sieg oder Niederlage hängt das Leben von Safias gesamter Familie ab ...
Die Brise vom Mittelmeer trug die ersten Zeichen des kommenden Sturms heran. Safia Meziane stand auf dem Kamm des Hügels und blickte über das türkisfarbene Wasser, das langsam in Bewegung geriet, weil der Wind mit verstohlenen Fingern an der glasartigen Oberfläche zupfte. Der Knoten in ihrem Magen wurde noch fester, als sie zusah, wie das Meer zusehends unruhiger wurde. Für gewöhnlich liebte sie Stürme, aber heute quälte sie die Unruhe, war sie sich sicher, dass das Wetter etwas bedeutend Unheilvolleres als Blitz und Donner brachte.
»Diesen Anblick werde ich niemals müde«, sagte Amastan Meziane, den Blick hinaus auf das Meer gerichtet. »Als junger Mann stand ich mit meinem Vater genau an dieser Stelle und fühlte mich vom Glück begünstigt, an diesem Ort leben zu können.«
»So wie ich auch«, gestand Safia und sah ihren Großvater an.
Safias Familie waren Imazighen. Außenstehende bezeichneten sie manchmal als Berber. Der Familie gehörte ein sehr erfolgreicher Bauernhof in den Hügeln oberhalb von Dellys. Sie hatten einen außergewöhnlichen Blick auf das Meer und den Hafen dieser Stadt. Auf dem Landwirtschaftsbetrieb wurden die verschiedensten Tiere gehalten, hauptsächlich Schafe und Ziegen. Die gewonnene Wolle wurde für die Kleidung und die Teppiche gesponnen und gefärbt, die sie auf dem Markt verkauften oder von der Familie, in die Safias älteste Schwester eingeheiratet hatte, durch die Sahara zu auswärtigen Märkten gebracht wurden. Andere Familienmitglieder stellten Schmuck oder Töpferwaren her. Alle trugen zu dem Erfolg des Haushalts, des Bauernhofs und des Stammes bei.
Ihr Großvater Amastan war der anerkannte Führer der Familie. Genau wie er hatte sich Safia stets glücklich geschätzt, in diese Familie geboren worden zu sein. Dort zu leben, wo sie lebte. Auf dem Familienhof groß zu werden. Sie hatte zwei ältere Schwestern, die sie abgöttisch liebten, und drei ältere Brüder, die sie wie einen kostbaren Schatz behandelten, genau wie ihre Eltern und Großeltern. Alle schufteten auf dem Hof. Als ihre älteste Schwester Illi geheiratet und mit ihrem Mann Kab gegangen war, hatte sich niemand über die nun zusätzlich anfallende Arbeit geärgert. Sie freuten sich für Illi, aber Safia vermisste sie schrecklich und freute sich auf den Augenblick, an dem sie von ihren Reisen zurückkehrte.
Amastan seufzte. »Unsere Familie hat über Jahrhunderte gute Phasen erlebt, Safia. Wir können uns nicht beklagen. Wir haben immer gewusst, dass dieser Augenblick kommen wird.«
Er fühlte es auch. Sie bildete es sich nicht ein. Diese Sturmböen trugen das Böse mit sich. Still und leise hatte es ihren Hof infiziert. Sie hatte es die ganze Zeit gewusst, aber ihr Bestes getan, es als unbegründete Einbildung abzutun. Die Zahl der Schädlinge hatte sich plötzlich vervielfacht. Vor drei Wochen hatte sie die Spuren eines unbekannten Raubtiers entdeckt. Vor einer Woche hatten mehrere wilde Tiere in der Nähe der Klippen eine Ziege ausgeweidet. Was für welche es auch immer waren, sie schienen immer im Boden zu verschwinden, wenn sie versucht hatte, den Spuren zu folgen. Es war jedenfalls mehr als eines gewesen, aber sie konnte die genaue Zahl einfach nicht herausfinden.
»Ich liebe es, wie Dellys aussieht, Jeddi, Tag oder Nacht. Wie sich die schönen modernen Bauten einfügen, die nahe der alten Ruinen errichtet wurden, und die seewärtigen Ruinen auf dem Hügel. Ich liebe die Sonnenauf- und untergänge, das Meer mit seinen Farben und ständig wechselnden Stimmungen, die Märkte und die Menschen. Dellys ist so modern, und dennoch liegen unsere Kultur und unsere Geschichte direkt vor unseren Augen, wo sie jeder sehen kann. Und auf den Hügeln stehen die Artefakte unserer Geschichte. Wir sind genauso. Unsere Familie. Sie ist wie Dellys. Nach außen hin modern. Jeder, der uns sieht, würde uns für progressiv halten.« Sie liebte ihr Leben. Und vor allem liebte sie den großen Stamm, den sie ihre Familie nannte.
Safia sah ihren Großvater nicht an; ihr Blick blieb auf die Schönheit der See gerichtet. Die Frauen ihrer Familie waren im Gegensatz zu denen vieler anderer Stämme hervorragend gebildet. Sie sprachen Tamazight und Arabisch, darüber hinaus hatten sie Französisch und Englisch gelernt. Safia hatte außerdem eine uralte Sprache lernen müssen, die sonst niemand hatte meistern müssen. Ihre Großmutter und Mutter konnten sie sprechen, und Aura, eine ihrer Freundinnen, war Expertin in dieser Sprache, also hatte sie das Glück, sich zusammen mit ihr darin üben zu können. Sie hatte nie infrage gestellt, warum sie eine so alte Sprache hatte lernen müssen, die in diesen modernen Zeiten sonst niemand benutzte. Wenn ihr Großvater oder ihre Großmutter etwas anordneten, wurde das für gewöhnlich gehorsam getan.
Ihr Großvater vertrat nicht nur die Ansicht, dass sie ihren Horizont erweitern sollten; er bestand auch darauf, dass seine Töchter und Enkelinnen den Umgang mit Waffen erlernten und im waffenlosen Kampf genauso gut wie die Männer der Familie waren. Die Frauen kümmerten sich um den Haushalt, aber sie arbeiteten auch auf dem Hof. Sie lernten alles Nötige zu tun und wurden stets als geschätzte Mitglieder der Sippe behandelt. Gab es Probleme zu lösen, wurden ihre Stimmen gehört. Es war alles sehr zukunftsweisend und unterschied sich häufig von den Traditionen der anderen Stämme.
Ihr Großvater arrangierte Ehen auf die althergebrachte Weise. Sein Wort war Gesetz. Er forderte viel von den Männern, die sie heirateten. Safia wollte sich nicht vorstellen, was geschehen würde, sollte er jemals herausfinden, dass man seine Töchter oder Enkelinnen schlecht behandelte. Außenseitern erschien Amastan sehr streng, aber er war ein Mann der leisen Töne und fair. Niemand wollte ihn jemals gegen sich aufbringen. Und wenn es doch einmal geschah, hatte er die ganze Familie hinter sich; nicht dass er das gebraucht hätte. Er war eine Kraft, mit der man rechnen musste.
»Wir müssen rein, Safia. Ich habe deinem Vater gesagt, er soll die Familie zusammenrufen. Wir können das nicht länger vor uns herschieben. Du wirst die Karten lesen, und ich beratschlage mich heute Nacht mit den Ahnen. Wir müssen genau wissen, womit wir es zu tun haben und wie viel Zeit uns bleibt, um uns darauf vorzubereiten.« Er legte ihr die Hand auf die Schulter, als wüsste er, dass sie eine Ermunterung brauchte.
Ihr Herz sank. All die Jahre hatte sie sich eingeredet, dass die Geschichten, mit denen sie aufgewachsen war, einfach nur seit Jahrhunderten überlieferte Mythen waren. Sie waren nicht real. Dämonen und Vampire gehörten genauso wenig in die moderne Welt wie die Legenden, die in ihrem Teil der Welt aufgekommen waren.
»Ich habe versucht, nicht daran zu glauben, Jeddi«, gestand sie. »Seit meinen ersten Schritten habe ich gelernt, diese Dinge zu bekämpfen, und ich habe täglich die Karten gelesen, aber ich habe es trotzdem nicht geglaubt.«
»Du hast daran geglaubt, Safia, sonst hättest du dich nicht so hart dafür geschunden. Du bist sehr diszipliniert, mehr als es deine Mutter und Großmutter jemals waren. Du hast auf dem Hof oder im Haus gearbeitet, auch hast du dich niemals vor deinen Waffenübungen gedrückt. Du hast daran geglaubt. Du hast nur wie wir alle gehofft, dass das Böse nicht zu unseren Lebzeiten aufersteht.«
Sie musterte ihren geliebten Großvater. Zum ersten Mal wurde sie sich der tiefen Sorgenfalten bewusst, die sich in sein Gesicht gegraben hatten. In dem verblichenen Blau seiner Augen lag Unbehagen. Das allein machte die vielen Male, in denen sich ihr Instinkt gemeldet hatte, und den Knoten in ihrem Magen sehr real.
»Als du geboren wurdest«, fuhr er fort, »wussten wir Bescheid. Deine Großmutter, deine Mutter und dein Vater. Ich wusste es. Ich habe Kontakt zu den Ahnen aufgenommen, nur um sicher zu sein. Niemand von uns wollte, dass es die Wahrheit ist, aber in dem Augenblick, in dem du zur Welt gekommen bist, konnten wir alle sehen, dass du anders bist. Du wurdest mit besonderen Gaben geboren.« In seiner Stimme lag Trauer. »Du wurdest mit grünen Augen geboren.«
Das war richtig, sie war die Einzige in der Familie mit grünen Augen, aber warum sollte das einen Unterschied machen? Doch sie stellte seine Worte nicht infrage. »Ich habe mich darauf vorbereitet«, flüsterte sie. »Aber selbst jetzt, wo ich das Böse im Wind spüre, fühlt es nicht real an. Obwohl ich genau weiß, dass die Unfälle auf dem Hof tatsächlich Angriffe auf unsere Familie waren. Ich weiß das, aber mein Verstand will die Wirklichkeit nicht anerkennen.«
Sie drehte sich um und blickte auf Dellys, das sich in der Ferne ausbreitete. »All diese unbekannten, unschuldigen Menschen, die dort leben. Die Restaurants. Die Geschäfte. Der Markt. Ich liebe den Markt. Niemand ist sich der kommenden Gefahr bewusst. Es ist ja nicht so, dass Soldaten auftauchen und sie angreifen, dass sie den Feind sehen könnten. Würden wir sie warnen, niemand würde uns glauben. Ich wüsste nicht einmal, was wir ihnen sagen sollten.«
»Du weißt noch nicht, womit du es zu tun hast«, bemerkte Amastan mit sanfter Stimme. »Ich habe es dir schon oft gesagt, Safia, bereite dich vor, aber mach dir keine Sorgen über Dinge, über die du keine Kontrolle hast - das vielleicht oder auch nicht passieren wird. Davon hast du nichts. Wenn du keine Ahnung hast, wer oder was dein Feind ist, und du darüber grübelst, machst du ihn viel stärker und mächtiger, als er ist.«
Sie wusste, dass ihr Großvater recht hatte. Sie vertraute ihm. In ihrer ganzen Jugend hatte sie nicht erlebt, dass er einen falschen Rat gegeben hätte. Er dachte immer erst nach, bevor er...
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