Schweitzer Fachinformationen
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Die lange weiße Yacht schippert gemächlich durch das klare hellblaue Meerwasser. Vom Schiff aus kann Stefan bis auf den Meeresgrund sehen und die Vielfalt der karibischen Meerestiere bewundern. Bereits als kleines Kind wollte Stefan die ganze Welt bereisen und in ferne Länder und Kulturen eintauchen.
Jetzt, wo Geld für ihn keine Rolle mehr spielt, kann er mit seiner Yacht, ganz ohne Einschränkungen, die ganze Welt erkunden und vor dem kalten Winter in Deutschland fliehen. Es hatte ihn schon früher genervt, bei diesem kalten und nassen Wetter in Deutschland bleiben zu müssen.
Aber hier in der Karibik lässt es sich auch Anfang Dezember gut aushalten. Die Sonne scheint fast ununterbrochen und beschert angenehme 25 °C. Stefan legt sich in einen Liegestuhl auf das vordere Deck, schließt die Augen und genießt einfach nur das schöne Wetter.
Der Wecker reißt Stefan plötzlich und unsanft aus seinem wunderschönen Traum heraus zurück in die Realität. Stefan erwacht an diesem Montagmorgen noch miesgelaunter, als es für einen Montagmorgen üblich ist. Ihm wird gerade mal wieder klar, dass sein Leben eigentlich so ziemlich das Gegenteil des vorherigen Traums ist.
Er wohnt in einer kleinen Eigentumswohnung, weil er sich mit seinem Gehalt als Angestellter in einem Reisebüro weder eine luxuriöse Wohnung noch exotische Fernreisen leisten kann. An eine Yacht braucht er noch nicht mal im Ansatz zu denken. Auch sein letzter größerer Urlaub ist jetzt schon wieder zwei Jahre her und dem kalten Dezemberwetter in Deutschland kann er nicht entfliehen.
Es ist Mitte des Monats und sein Konto ist leider schon wieder im Minus. Er könnte sich also noch nicht mal den kurzen Mallorca-Urlaub leisten, den es gerade bei seinem Arbeitgeber im Sonderangebot gibt.
Widerwillig quält sich Stefan aus dem Bett, um sich für die Arbeit fertig zu machen. Schon lange macht ihm seine Arbeit keinen Spaß mehr. Sie führt ihm ständig vor Augen, welche Reisen er gerade nicht machen kann und wie viele Orte er auf der Welt noch nie gesehen hat. Zudem fordert ihn die Arbeit nicht und er tut sowieso fast täglich das Gleiche.
Er ist mittlerweile Mitte vierzig und hat noch immer nicht seinen großen Traum von einer monatelangen Weltreise wahrmachen können. Schon lange träumt er davon, doch langsam glaubt er selbst nicht mehr daran, dass er es irgendwann mal erreichen wird. Besonders nicht mit seinem aktuellen Job und seinem niedrigen Einkommen.
Niedergeschlagen fährt er mit seinem Auto zum Reisebüro. Mit vielen anderen Pendlern schleicht er Richtung Arbeit. Im Durchschnitt eine Dreiviertelstunde für knapp 20 Kilometer zu benötigen, ärgert ihn mittlerweile schon gar nicht mehr so sehr. Er hat sich daran gewöhnt.
Als er beim Reisebüro ankommt, sieht er einen roten Ferrari direkt vor der Tür auf seinem Parkplatz stehen. Wie so oft regt sich Stefan übertrieben auf und redet sich in Rage: «Was für ein eingebildeter Schnösel! Der meint wohl, er sei etwas Besseres und bräuchte sich nicht an irgendwelche Regeln zu halten. Einfach nur rücksichtslos und unverschämt, mir meinen persönlichen Parkplatz wegzunehmen. Das ist einfach nur typisch für die Reichen.»
Zum Glück ist seine Kollegin gerade im Urlaub, sodass er seinen Wagen auf ihrem Parkplatz abstellen kann. Als er aussteigt, hält er nach dem Fahrer Ausschau, um ihm seine Meinung zu geigen und ihn zurechtzuweisen. Beim Blick in den Wagen stellt er allerdings fest, dass keiner drin sitzt. Er wirft noch einen letzten verächtlichen Blick auf den Sportwagen und begibt sich dann auf den Weg zum Laden. Von seinem Arbeitsplatz aus hat er den teuren Sportwagen direkt im Blick. Auf ihn wirkt es so, als würde sich eine höhere Macht über ihn lustig machen wollen. Besonders nach dem Traum letzte Nacht, der ihm so stark seine eigene Unzufriedenheit vor Augen geführt hat.
Ganz nach dem Motto: «Ätsch. Ein solches Auto und die teuren Reisen, die du dir so sehr wünschst, wirst du dir niemals leisten können.»
Während er noch in seinen Gedanken den Ferrari-Fahrer und die Reichen im Allgemeinen verurteilt, kommt schon der erste Kunde in das Reisebüro. Stefan hat sich zur Vertreibung der Langeweile mit der Zeit ein kleines Spiel einfallen lassen. So versucht er, schon an der Erscheinung, den Klamotten und dem Verhalten des Kunden das gewünschte Reiseziel zu erraten. Mittlerweile ist er ziemlich gut darin und kann sehr viele Kunden richtig einschätzen.
Im Kopf geht er die wichtigsten äußerlichen Merkmale schnell durch: männlich, ungefähr Anfang dreizig, Sneakers, Jeans und eine schwarze Lederjacke. Er ist braun gebrannt und sportlich, wie Stefan es gerne selbst wäre. Besonders auffallend an seiner Erscheinung ist, dass er eine auffallend positive und selbstbewusste Ausstrahlung hat.
Innerhalb von wenigen Sekunden denkt Stefan nicht mehr an den negativen Start in den Tag und muss anfangen zu lächeln. Die positive Laune des Kunden ist ansteckend. Sein erster Gedanke ist, dass dieser wahrscheinlich mit ein paar Freunden zusammen eine Reise nach Mallorca für ein Saufwochenende buchen will und durch das Angebotsschild hereingelockt wurde. Er würde vom Aussehen her in das Raster des typischen Mallorca-Touristen passen: Die Reise soll möglichst wenig kosten, damit noch genug Geld für den Alkoholkonsum und die Clubbesuche übrigbleibt.
Der Kunde geht schnellen Schrittes auf Stefan zu und schüttelt ihm die Hand: «Hey, ich bin Tobias und würde gerne eine Reise fürs nächste Jahr buchen. Dazu bräuchte ich deinen fachkundigen Rat. Könntest du mir da vielleicht weiterhelfen?»
Stefan ist etwas überrascht, geduzt zu werden und zugleich am Anfang ein Kompliment für sein Wissen zu erhalten. Schließlich hat er bis jetzt ja noch kein Wort gesagt und Tobias kann überhaupt nicht wissen, ob er sich gut auskennt und ihm wirklich weiterhelfen kann. Immerhin haben sie sich vorher noch nie getroffen. Die meisten seiner Kunden bedanken sich noch nicht mal, wenn er ihnen ein sehr gutes und individuelles Angebot vorbereitet. Er findet Tobias daher bereits vom ersten Moment an sympathisch und möchte ihm sehr gerne weiterhelfen.
Er erwidert: «Hallo, ich bin Stefan. Selbstverständlich werde ich versuchen, dir zu helfen, eine passende Reise zu finden. Schließlich ist das ja auch mein Job. Setz dich doch erst mal und erzähl mir, wo es hingehen soll. Was für eine Art von Reise soll es werden?»
Tobias setzt sich und fängt an zu erzählen: «Ich will zusammen mit meiner Frau und unserem 13-jährigen Sohn im nächsten Jahr für vier Wochen in eine warme Gegend für einen Urlaub reisen. Weil ich noch keine konkrete Idee für einen Ort und die Art der Reise habe, wollte ich mich dazu mal beraten lassen. Hättest du vielleicht eine gute Idee? Wie würdest du eine solche Reise gestalten, wenn du sie vornehmen würdest?»
Stefan wird in diesem Moment klar, dass er mit seiner ersten Einschätzung total danebengelegen hat. Jedem normalen Kunden würde er jetzt einfach irgendeine Standardreise von der Stange anbieten und nur noch auf die konkrete Planung eingehen. Stefan wird allerdings in diesem Moment deutlich, dass Tobias kein normaler Kunde ist und wirklich an seiner persönlichen Meinung interessiert ist.
Er beginnt also, seine lang ersehnte Traumreise mit der Yacht durch die Karibik zu beschreiben. Tobias ermuntert ihn, weiter zu erzählen und noch tiefer ins Detail zu gehen. Stefan schildert daher voller Begeisterung die ganzen Reisemöglichkeiten und was er sich in vier Wochen in der Karibik alles anschauen würde.
Wenn bei der Arbeit nicht viel los war, dachte er über die Details, die optimale Route, die spannendsten Inseln und die vielen zu entdeckenden Eigenheiten der karibischen Kultur nach. Durch etliche Dokus über die Karibik, verschiedene Arbeitsschulungen und das Lesen vieler Reiseführer hat er ein sehr umfassendes Bild von der Karibik und kennt sich wahrscheinlich besser aus als die meisten anderen. Und das, obwohl er eigentlich selbst noch nie in der Karibik war.
Während Stefan gerade im Redefluss ist und über eine seiner karibischen Lieblingsinseln erzählt, öffnet Tobias ganz beiläufig seine bisher verschlossene Lederjacke. Zum Vorschein kommt ein außergewöhnlich buntes T-Shirt, auf dem in großen fetten Buchstaben steht: Ich liebe Geld so sehr wie meine Frau.
Stefans Blick wird von diesem ungewöhnlichen T-Shirt sofort angezogen und es bringt ihn komplett aus dem Konzept. Seine Gedanken kreisen jetzt um dieses T-Shirt und er vergisst, von der Karibikreise weiterzuerzählen. Ganz automatisch schießen ihm viele verschiedene Gedanken durch den Kopf: «Wie abgehoben und oberflächlich ist das denn? Zu sagen, dass du Geld liebst. Es gibt doch viele Dinge, die im Leben viel wichtiger sind, und Geld...
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