Schweitzer Fachinformationen
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»Lisa, bist du bald fertig?« Emily klingt wieder mal total hektisch. Heute ist mein erster Arbeitstag bei der Johnson Group. Eigentlich sollte ich nervös sein, doch diesen Part übernimmt für mich meine beste Freundin Ly.
»Fünf Minuten«, rufe ich durch die geschlossene Badezimmertür. Ich freue mich auf meinen neuen Job als Leiterin der Marketingabteilung. Wie hart habe ich auf diese Position hingearbeitet!
»Lisa, wir kommen zu spät, wenn du nicht bald deinen hübschen Arsch hinausbewegst!«
Ich muss kichern, als ich die Tür öffne und sehe, wie Emily den Flur auf und ab läuft. »Man könnte fast glauben, du hast deinen ersten Arbeitstag.« Ein bisschen muss ich sie verarschen. Sie ist so süß, wenn sie alles richtig machen möchte.
»Das ist nicht witzig, du weißt, dass ich Unpünktlichkeit hasse.« Sie fährt sich durch ihre schwarze Mähne und schiebt sich eine Haarsträhne hinters Ohr.
»Ja, wir können schon los«, murmle ich und schlüpfe in meine schwarzen Dr. Martens.
»So willst du gehen?«, fragt Emily mit hochgezogenen Augenbrauen. Ihr Blick wandert von meinen Beinen aufwärts und bleibt an meinem schwarzen Kleid, auf das weiße Schmetterlinge gedruckt sind, hängen.
»Sieht doch cool aus, oder?«, frage ich rein rhetorisch, weil mir in diesem Moment egal ist, was sie davon hält. Nicht weil mir ihre Meinung nichts bedeutet, denn das tut sie, aber was meinen Kleidungsstil betrifft, lasse ich mir von niemandem etwas reinreden.
»Natürlich siehst du Hammer aus, aber für eine Marketingmanagerin vielleicht ein bisschen zu sexy und hip?«
»Nur weil die anderen sich in irgendein Kostüm quetschen, muss ich das nicht auch tun. Ich bin ein kreativer Kopf, und der kann nur in solchen Klamotten wirkliche Leistungen erbringen.« Ich ziehe meine schwarze Lederjacke an und schultere meine braune Kunstledertasche.
»So wie ich, meinst du?« Emily wirkt geknickt, während sie an sich hinabblickt und ihr dunkelblaues Kostüm mustert.
»Das war nicht so gemeint«, antworte ich schnell. »Wann kommt Jakob wieder?« Ich versuche, das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. Ly ist alles, was ich hier in New York habe. Außerdem ist sie auf ihre eigene Art liebenswert.
»Am Freitag, ich vermisse ihn jetzt schon, obwohl er erst fünf Stunden fort ist.«
»Ach, muss Liebe schön sein.« Ich hake mich bei Emily unter. »So, nun lass uns losgehen.« Heute werde ich frischen Wind in diese verklemmte Bude bringen. Mal sehen, wie Jakobs Bruder so ist. Ob er wirklich genauso wie Jakob aussieht? Immerhin sind die beiden Zwillingsbrüder.
Es fühlt sich seltsam an, wenn ich darüber nachdenke, dass ich meine Einstellungszusage von Jakob bekommen habe, obwohl jetzt James mein Boss ist. Bisher hatte ich noch nicht die Möglichkeit, ihn kennenzulernen, aber nach allem, was mir Emily von ihm erzählt hat, ist er ein ziemlicher Frauenheld und Chaot.
Als wir bei der Johnson Group ankommen, bin ich nicht verwundert oder überrascht, denn durch Emily hatte ich schon mehrere Male die Chance, das Gebäude zu sehen. Es ist groß und beeindruckend für jemanden, der noch nie in einer Großstadt war. Für mich ist es mehr oder weniger normal.
»Soll ich dich zu deinem Büro begleiten?«, fragt Ly, während sie in den Fahrstuhl tritt.
»Danke, aber ich werde es schon finden. Zuerst statte ich Mr Bennet einen Besuch ab. Immerhin muss ich wissen, wie er so tickt.«
Die Lifttür schließt sich, und Ly drückt den Knopf für den zwanzigsten Stock. »Na, dann kann ich nur hoffen, dass er dir nicht beim ersten Aufeinandertreffen den Kopf verdreht.« Sie lächelt, und ich sehe das besondere Glitzern in ihren Augen. Als sie auf Jakob traf, war es anfangs für die beiden nicht leicht, aber nun leben sie das Leben, was ich ihr immer gewünscht habe. Ich finde Jakob attraktiv, doch gefühlsmäßig tut sich da gar nichts bei mir. Darum bin ich davon überzeugt, dass es mir bei seinem Bruder nicht anders ergehen wird.
»Wenn er ein Double von Jakob ist, glaube ich das eher nicht.«
Emily gibt mir mit ihren Ellbogen einen leichten Seitenhieb in den Oberarm. »Das will ich doch hoffen!«, erwidert sie mit gespielt ernstem Gesicht. »Ich muss hier raus. Bis heute Mittag?« Sie macht einen Schritt aus dem Fahrstuhl.
»Ja, ich denke bis dahin werde ich schon einen kleinen Überblick haben.« Ich winke Ly zu, bevor sich die Türen schließen.
Im obersten Stockwerk angekommen, beginnt sich mein Herzschlag zu beschleunigen. Gut, eine gesunde Nervosität hat noch niemandem geschadet. Mal sehen, wie die hier alle so ticken.
Ich steuere auf den Empfang zu. Wie ich von James erwartet hatte, sitzt ein hübsches Blondchen dahinter. Wahnsinn, wie sie herausgeputzt ist. Ihre langen Haare hat sie perfekt geföhnt, als käme sie frisch vom Frisör. Ihre Augen sind dezent geschminkt und lassen sie sogar natürlich wirken. Sie verkörpert den typischen Männertraum. Schlank, sexy, aber nicht zu übertrieben gekleidet. Wahrscheinlich weckt sie bei allen den Beschützerinstinkt.
»Guten Morgen, ich bin Lisa Marold, ich bin die neue Marketingleiterin.« Ich strecke ihr meinen Arm entgegen.
»Guten Morgen, ich bin Jessica Harrold. Was kann ich für Sie tun?« Sie schüttelt meine Hand und blickt mich freundlich an.
»Ich möchte kurz zu Mr Bennet, um ein paar Details zu besprechen.« Sogar den Händedruck hat sie perfektioniert, nicht zu fest, aber auch nicht zu lasch, als hätte man Gummi in den Händen.
»Er ist gerade in einem Meeting, um zehn Uhr kann ich einen Termin anbieten.« Ihre Stimme ist ruhig.
»Gut. Ach, und wo ist mein Büro?« Ich hätte vielleicht doch besser Emily fragen sollen, in welchem Stockwerk ich sitze.
»Kommen Sie mit, es ist gleich da drüben.« Sie erhebt sich vom Stuhl und stellt sich neben mich. Sie ist gute zehn Zentimeter kleiner als ich.
»Wie, hier oben?«, frage ich erstaunt.
»Mr Bennet hat es extra so angeordnet, da die Büros im unteren Stockwerk noch nicht fertig sind.«
»Okay«, sage ich lang gezogen. »Und wo haben die anderen ihre Büros?«
»Welche anderen?« Sie zieht eine Braue nach oben.
»Mit denen ich in Zukunft die Marketingprojekte gestalten werde.« Jakob hat mir zugesagt, dass ich mit etwa zehn kreativen Leuten zusammenarbeiten werde.
»Davon weiß ich leider nichts«, sagt sie und zuckt mit den Schultern.
»Dann möchte ich sofort mit Mr Bennet sprechen.« Mein Ton ist nun um einiges schroffer. In mir brodelt die Wut. Denn was soll ich bis zehn tun, wenn ich nicht einmal weiß, was genau das Ziel von Mr Bennet ist? Außerdem kommt es nicht infrage, dass ich das alles allein schaukele. Das Unternehmen ist riesig, und das schaffe ich ohne Mitarbeiter nicht.
»Das geht jetzt nicht. Er will nicht gestört werden.« Plötzlich wirkt Jessica verunsichert. Gut, mein Ton war hart, doch ich habe meinen alten Job nicht geschmissen, um dann enttäuscht zu werden.
»Sagen Sie mir bitte sofort, wo sein Büro ist!« Langsam reißt mir mein Geduldsfaden. Ich will arbeiten und nicht stundenlang nur Löcher in die Luft starren.
»Guten Morgen, gibt es ein Problem?«, ertönt eine tiefe Männerstimme. Ich wirble herum und blicke in Jakobs Gesicht.
»Hey, Jakob, du bist wieder in New York?«
»Ich bin James, hallo.« Er streckt mir seine Hand entgegen.
»Oh, entschuldige, ich Dummkopf.« Ich schlage mir mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Lisa Marold, schön, Sie kennenzulernen.« Ich schüttle fest seine Hand. Er sieht seinem Bruder wie aus dem Gesicht geschnitten ähnlich. Wie schafft es Emily nur, die beiden zu unterscheiden?
»Entschuldigung angenommen.« Er hält meine Hand etwas länger als nötig fest und fixiert mich mit seinen dunklen Augen. »Was kann ich für Sie tun?«
»Könnten wir das in Ihrem Büro besprechen?« Ich halte seinem Blick stand. Dieser Typ ist eindeutig kein Unschuldslamm, wenn er mich so anstiert, als wäre ich seine neue Beute, die er vernaschen kann.
»Aber natürlich«, sagt er mit einem schiefen Grinsen.
Gemeinsam gehen wir zu seinem Büro, das einen perfekten Blick über die Skyline von New York bietet. Viele würde das beeindrucken, doch für mich ist es nichts Neues, in so einem Büro zu sein. Die letzte Firma, in der ich gearbeitet habe, war eine sehr bekannte Marketingagentur, die zwar kein eigenes Bürogebäude besitzt, aber außergewöhnliche Büroräume angemietet hatte.
»Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?« Mr Bennet stellt sich zu einer kleinen Bar.
»Nein, danke. Ich möchte eigentlich auch gleich loslegen. Ihre Empfangsdame hat mir gesagt, dass sie nichts von Mitarbeitern für mich weiß. Das ist sicher ein Missverständnis, oder?« Ich marschiere auf ihn zu und scanne sein Gesicht. Aber es ist null Regung zu sehen. Außer einem leichten Zucken um...
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