Schweitzer Fachinformationen
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Selbst, wenn das Thema kompliziert ist, braucht es das Gespräch nicht sein. Wenn es als »schwer« erlebt wird, zusammen zu sprechen, liegt es meistens daran, dass es ein Thema gibt, um das du versuchst drum herum zu reden.
»Einfach« bedeutet nicht unbedingt »leicht«. Wenn das Pflegepersonal es als schwer empfindet, in einer bestimmten Situation anwesend zu sein, dann ist es natürlich schwer für diejenigen, die es erleben, und soll nicht bagatellisiert werden. Es wird deshalb als einfach bezeichnet, damit präzisiert werden kann, worin das Schwere liegt. Wenn es schwer ist, ein existenzielles/geistiges Gespräch zu führen, ist es nicht, weil es kompliziert ist. Es ist möglicherweise schwer aus einem ganz anderen Grund, nämlich, weil der Schmerz über die Schwierigkeiten der Betroffenen und/oder der Schmerz über die eigene Machtlosigkeit in der Situation nicht auszuhalten ist. Es ist also dieses Schwere, womit die Helfer umgehen müssen. Zum Beispiel können sie - ganz einfach - dem anderen im Gespräch erzählen, was gerade mit ihnen selbst passiert.
Wenn die Helfer glauben, dass das Schwere der komplizierten Natur des »Problems« geschuldet ist, ist es das, weil sie das existenzielle/geistige Gespräch mit Beratung verwechseln. Wenn sie einen Rat für den anderen finden wollen, wird es kompliziert. Sie kennen nicht alle Prämissen des Gegenübers; sie sind nicht unbedingt klüger als die Betroffenen; sie haben nicht mehr Macht über die existenziellen Vorgaben, die Leben, Tod, Verlust, Liebe und Schuld heißen. Und letztendlich: Sie werden häufig einen frustrierenden Widerstand bei den anderen erleben, einen erteilten Rat - selbst da, wo die anderen direkt darum gebeten haben - anzunehmen. Das Muster wird »Appell und Ablehnung« genannt, und es haben schon viele Helfer graue Haare bekommen, wenn der andere auf diese Art und Weise um Hilfe bittet und sie abweist. Werden die Helfer mit diesem Muster konfrontiert, brauchen sie nicht über ihre eigene Unfähigkeit und Machtlosigkeit zu verzweifeln. Es ist auch nicht notwendig, auf die anderen wütend zu werden, weil diese sie in diesen Zustand der Frustration bringen. Stattdessen können sie über ihre eigene Verbohrtheit, dass sie meinen, sie können tüchtig sein (an Stelle der Betroffenen) und Macht haben (über das Leben der Betroffenen), lächeln. Dies ist eigentlich ein kleines Stück Größenwahn! Eventuell können sie den anderen etwas über dieses Stück Selbsterkenntnis erzählen, z. B. etwas in dieser Richtung:
Nun merke ich, dass ich wieder einmal der Versuchung erlegen bin, gute Ratschläge zu erteilen, aber es hat den Anschein, dass du genauso wenig die Erfahrung anderer gebrauchen kannst wie ich selbst, so nun will ich damit aufhören.
Folgendes ist im Prinzip einfach, selbst wenn es möglicherweise in der Praxis für eine gewisse Person schwer sein kann (gefühlsmäßig):
Den anderen nach seinen Grundgefühlen (Freude, Trauer, Wut und Furcht) zu fragen.
Den anderen zu fragen: »Was willst (wünschst, hoffst) du?«.
Den anderen zu fragen: »Was tust du oder kannst du dabei tun?«
Und dem anderen erzählen, was du selbst wahrnimmst, fühlst, denkst, willst (wünscht) und was du gerade in der Situation machst als Helfer.
Es ist anzumerken, dass die Informationen über die Helfer, an dem die Betroffenen Freude haben, die sind, die mit dem nahen Kontakt zu tun haben. Im Gegensatz dazu sind Details aus dem Leben der Helfer eher irritierend. Wenn dieser Unterschied aufrechterhalten wird, wird es möglich, dass das Gespräch persönlich wird, ohne privat zu werden. Wenn die Helfer meinen, dass es »schwer« ist, über das Fühlen, das Wollen oder das Tun zu sprechen, ist das, wie gesagt, weil etwas dabei ist, was sie nicht mögen und nicht, weil es kompliziert ist. In diesem Fall ist es dieses Unwohlsein, eventuell die Furcht, mit der in der eigenen Arbeitsweise und Selbstreflektion gearbeitet werden sollte.
Du bist der »Geburtshelfer« für die Klarheit und die Wahl der Hilfesuchenden. Du sollst nicht die Wahl treffen oder »die Lösung« für sie finden.
Einige Ressourcen, um Schwierigkeiten zu überwinden, liegen bei den Helfenden, aber die wesentlichen Ressourcen liegen bei den Krisenbetroffenen. Das Wesentliche ist, dass die Betroffenen Klarheit über ihr Leben bekommen und die Verantwortung dafür übernehmen. Man kann auch sagen, dass es wesentlich ist, dass die Hilfesuchenden ihre Entscheidung treffen. Dazu können die Helfenden im besten Fall mit ihrer Empathie, ihren klaren Fragen und ihren Lebenserfahrungen beitragen. Diese Beiträge von der Seite der Helfer sind wichtige Ressourcen für den anderen, auch wenn sie nicht entscheidend sind.
Andere sehr wesentliche Ressourcen finden sich an einer häufig übersehenen »Stelle«, die weder bei den Krisenbetroffenen noch bei den Helfern liegt. Es ist das Feld, das sich aus den beiden Gesprächspartnern und dem Raum zwischen ihnen bildet. Das Feld funktioniert wie ein großes Ganzes, wo alle Teile sich berühren (einander bedingen), und wo Veränderungen an dem einen Teil sofort dazu führen, dass das ganze Feld verändert ist.
In der Praxis bedeutet das, dass das Wirksame beim helfenden Kontakt die Interaktionen sind, das heißt im Austausch und dem Prozess zwischen den Sprechenden. Beide sind aktiv, im Gegensatz zu der Auffassung, dass der eine etwas am anderen macht. Der Raum zwischen den Sprechenden ist aktiv, nicht leer. Es ist so zu verstehen, dass die Begegnung neue Einsichten und neue Ideen schafft, auf die keiner der Gesprächspartner von allein gekommen wäre. So erlebt man ein wertvolles Gespräch: es ist die Beziehung, die als drittes, neben dir und mir, uns beide bereichert.
Wenn du Verantwortung übernimmst, nimmst du Verantwortung ab. Es ist besser dem Hungrigen das Fischen beizubringen als ihm Fisch zu geben.
Es besteht die breite Auffassung, dass Hilfe etwas Gutes ist und dass man so viel davon geben soll wie möglich. Das führt bei den Helfern zum ständigen schlechten Gewissen und Müdigkeit, wobei die Hilfesuchenden ständig in der Rolle des Appellierenden oder des unschuldigen Opfers sind. Das ist für beide Parteien nicht gut. Hilfe ist also nicht eindeutig eine gute Sache, ebenso wie Medizin nicht eindeutig gut ist. Zu viel von beiden Teilen ist giftig.
Wer Verantwortung für andere übernimmt, übernimmt sie von ihnen und das ist im Interesse von niemandem. Die, die andere in der Gewohnheit unterstützen, Dinge von anderen erledigen zu lassen, die sie selbst tun könnten, untergraben deren Initiative und Lebenstauglichkeit. Damit arbeiten sie genau gegensätzlich zu dem Ziel, die existenzielle Angst der Betroffenen zu vermindern. Es kommt zu immer neuen Hilfeappellen und es entsteht ein unguter Kreislauf.
Anders ist es, wenn so wenig wie möglich unterstützt wird, d. h. nur in dem Augenblick, in dem die Hilfesuchenden die Unterstützung der Helfenden benötigen, um ihre Balance und Orientierung in ihrem Leben wieder zu erlangen. In der akuten Krise kann »so wenig wie möglich« manchmal sehr viel sein. Das ändert jedoch nichts an dem Prinzip, dass die Betroffenen so schnell wie möglich die Verantwortung für ihr eigenes Leben übernehmen sollen.
In dem Zusammenhang spielt es eine Rolle, ob die Helfer sensibel für ihre eigenen Bedürfnisse von Kontakt und Hilfe sind. Wenn ihnen ihre eigenen Sehnsüchte nicht bewusst sind, kann es passieren, dass sie diese auf den anderen übertragen. Das ist das, was man in der Psychologie als...
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