Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Pep Guardiola ist im Juni 2013 beim FC Bayern angetreten, um zu beweisen, dass er auch mit einem anderen Klub als dem FC Barcelona die Champions League gewinnen kann, insbesondere: ohne Superstar Lionel Messi. Beim deutschen Rekordmeister sah Guardiola das Spielerpotenzial für seine Ziele rund um Kapitän Philipp Lahm und dem weltbesten Torhüter Manuel Neuer. Darum steckte er noch zu Zeiten als Barca-Trainer bei einem Turnier in München dem damaligen Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge in einer Loge der Allianz Arena einen Zettel mit seiner Handynummer zu. Aus selbigem Grund unterschrieb der Katalane in seinem Sabbatjahr den Bayern-Vertrag, den ihm Präsident Uli Hoeneß in seiner New Yorker Wohnung am Central Park vorlegte.
Später erfahre ich: Damals ließ sich Guardiola eine Klausel zusichern, die seine Ziele in München untermauerten: eine Millionenprämie, sollte er mit dem FC Bayern die Champions League gewinnen. Die Höhe des Betrags hat mir nie jemand beim FC Bayern offiziell bestätigt. Gerüchten zufolge soll die Summe in der Klausel drei Millionen Euro betragen haben. Letztlich ist die Höhe der Summe in der Titel-Klausel auch egal, denn sie würde nie an Guardiola ausgezahlt werden.
April 2016: Es ist das dritte und letzte Vertragsjahr Pep Guardiolas beim FC Bayern. Der Halbfinaltrip nach Madrid wird für Uli Hoeneß erst seine zweite Bayern-Reise (nach der Partie bei Benfica Lissabon) seit seiner Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung. Beim Abflug schütteln wir uns die Hände. »Lange nicht gesehen«, begrüßt mich Hoeneß mit einem Lächeln und ich gebe zu, dass ich mich wirklich freue, ihn wieder als Mitglied im Tross des FC Bayern zu sehen. Als wir das letzte Mal gemeinsam am Münchner Flughafen vor einem Auswärtsspiel zum Gate gingen, war das Urteil über Hoeneß noch nicht gefällt. Ich erinnere mich daran, dass Hoeneß darüber sprach, wie schwierig es für ihn sei, sein Schicksal nicht mehr in der Hand zu haben. Wie ohnmächtig und hilflos es ihn machte, darauf warten zu müssen, dass ein anderer über seine Zukunft entscheidet. In Hoeneß' Fall war das ein Richter. Die Fremdbestimmung muss für den Bayern-Macher, der sein ganzes Leben lang wie kaum ein anderer über seinen Weg bestimmen konnte, eine der schlimmsten Erfahrungen gewesen sein. Damals verabschiedeten wir uns auf der Gangway mit dem Versprechen, dass wir am Jahresende unbedingt unser traditionelles Essen abhalten müssten, falls die Geschichte für Hoeneß gut ausgehen sollte. Es kam bekanntlich anders. Die Verabredung fiel zwei Jahre in Folge aus. Für unser traditionelles Jahresabschlussessen 2016 hingegen schaut es zum Zeitpunkt unseres erneuten gemeinsamen Champions-League-Fluges mit der Mannschaftsmaschine des FC Bayern gut aus.
Dienstag, Madrid, der Tag vor dem Match. Hasan Salihamidzic und ich stehen neben dem Spielfeld, während vor uns Trainer Pep Guardiola den Rasen des Estadio Vicente Calderón vor dem Abschlusstraining inspiziert. Hasan ist quasi als mein Kollege zum Champions-League-Halbfinale gegen Atlético Madrid mitgereist. Für den klubeigenen Sender »FC Bayern TV« moderiert Brazzo Beiträge. Hasan und ich kennen uns bereits seit der Jahrtausendwende, als wir beide unsere Laufbahnen an der Säbener Straße begannen: er als kommender Bayern-Star, ich als Bayern-Reporter. Aus Freude über unser jetziges Wiedersehen haben wir bereits viele Anekdoten aus den Zeiten des Champions-League-Siegs 2001 um Elfmeterkiller Oliver Kahn ausgetauscht. Brazzo erzählt, zwei Wochen lang habe die Mannschaft danach gefeiert. Wie alle Finalhelden sei er die 14 Tage fast durchgängig betrunken gewesen. Nach dem Endspiel in Mailand (5:4 gegen den FC Valencia), bei dem ich auch im Stadion saß, ging es für die Hitzfeld-Truppe in die USA. Erst per Dienstreise nach New York, wo die Mannschaft ein Freundschaftsspiel absolvieren musste. Statt mit dem Team danach wieder zurück in die Heimat zu fliegen, verlängerte Brazzo den US-Trip zusammen mit Thorsten Fink und Michael Wiesinger sowie den Physiotherapeuten Gerry Hoffmann und Fredi Binder. Mitorganisator Jens Jeremies musste leider absagen; wegen seiner Knieoperation hatte er schon das Finale verpasst.
Das Treiben in Las Vegas schildert mir Brazzo so: Die Reisegruppe um Salihamidzic zockte tagsüber nicht in den Casinos, sondern lieber Schafkopf am Hotelpool, abends gingen sie in die Shows. Es ist ein typisches Phänomen, dass ich bei Spielern schon öfter beobachtet habe: Was früher ihre intimsten Geheimnisse waren, erzählen sie mir nach ihrer Karriere als alten Wegbegleiter völlig offen. Oft denke ich mir: Wenn ich das damals alles schon gewusst hätte . Wahrscheinlich ist es aber für beide Seiten besser so.
Im Moment aber schweigen Hasan und ich, beobachten stattdessen Pep Guardiola. Brazzo scheint sich beim Anblick des Trainers am Mittelkreis bewusst zu sein - wie ich übrigens auch -, dass es für Guardiola eine ganz besondere Spielvorbereitung ist.
Pep Guardiola gewann als Trainer mit dem FC Barcelona 2009 und 2011 die Champions League. Es ist das dritte Jahr seiner Münchner Amtszeit. Der Spanier hat zu dem Zeitpunkt längst seine Zukunft bei Manchester City ab dem Sommer klargemacht. Das Projekt der Guardiola-Bayern ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollendet. Meister wurde der Spanier bereits in den beiden Spielzeiten zuvor mit den Münchnern und wird es auch diese Saison werden. Das hätten mit dem Triple-Kader, den er von Jupp Heynckes übernommen hatte, wohl auch andere Trainer geschafft. Guardiola ist genervt, weil die Bayern-Fans von ihm ebenfalls den Champions-League-Sieg erwarten. Und weil wir deutsche Journalisten ihn immer wieder danach fragen. Guardiola fühlt es nicht nur, es ist für alle eine Tatsache: Seine Trainerleistung beim FCB wird einzig und allein an einer Frage gemessen: Kann er auch mit dem FC Bayern die Champions League gewinnen? Wenn er ehrlich zu sich selbst wäre, müsste er sich eingestehen: Er selbst erwartet den Sieg in der Königsklasse von sich auch.
Der Champions-League-Triumph mit seinem zweiten Klub als Trainer wäre für Guardiola die Bestätigung, dass er unabhängig ist vom FC Barcelona. Zumal sein Nachfolger Luis Enrique mit Barca im vergangenen Sommer 2015 ebenfalls das Triple gewinnen konnte. Noch wichtiger für Guardiola: Er will unabhängig von Lionel Messi die Königsklasse gewinnen, mit dessen Namen die beiden Pep-Triumphe in der Königklasse 2009 und 2011 unweigerlich verknüpft sind. Stets schwebt der Schatten über Guardiola, mit Messi könnten auch andere Trainer die Champions League gewinnen, Guardiola aber nicht ohne Messi. Besonders bitter für Pep: Auch das direkte Duell gegen Messi hat der Spanier verloren, als er mit Bayern 2015 im Halbfinale an Barcelona scheiterte (0:3, 3:2). Beim vorentscheidenden Hinspiel hatte der argentinische Weltfußballer zweimal getroffen. Es war das zweite Scheitern Guardiolas im Halbfinale gegen ein Team aus seiner Heimat, nachdem er bereits 2014 gegen Real Madrid chancenlos gewesen war (0:1, 0:4).
Für Pep heißt es 2016: Gewinnt er in seinem dritten Amtsjahr zum Abschluss die Champions League, schreibt der Katalane sein Münchner Märchen zu Ende. Ein Ausscheiden allerdings wäre für ihn ein Albtraum und würde seiner bisher national so erfolgreichen Ära nachhaltigen Schaden zufügen.
Brazzo und ich sitzen auf Atléticos Reservebank und verfolgen das Abschlusstraining. Nach 15 Minuten ist es allerdings mit den Einblicken für uns Journalisten vorbei. Ab dem Zeitpunkt müssen die TV-Kameras abgeschaltet werden, die Fotografen das Fotografieren einstellen und die Reporter packen ihre Blöcke weg. Ab jetzt findet die letzte Einheit vor dem Match unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Die Trainer wollen mit ihrem Team an den letzten geheimen Details feilen. Natürlich werden wir Reporter versuchen, die Aufstellung des Trainingsmatches herauszubekommen, die auch die Startelf für den kommenden Spieltag sein könnte. Sehen können wir sie nicht, daher müssen wir uns auf unsere Informanten in der Mannschaft verlassen. Das Stadion müssen wir nun verlassen.
Im Pressebus setzen Hasan und ich uns in die begehrte letzte Reihe, wie es die Lausbuben gerne auf Klassenfahrt machen, um bei ihrem Treiben ungestört zu sein. Als Brazzo sieht, dass ich gerade einen Tweet absetze, schnappt er sich mein Handy. »Twitter ist doch längst out«, belehrt er mich. »Ich bin schon längst auf Snapchat unterwegs, das ist die Zukunft!« Bevor ich mich versehe, hat mir Brazzo schon die App heruntergeladen und stellt sie mir ein. Daraufhin knipsen wir ein gemeinsames Selfie. Dank des Champions-League-Siegers Hasan Salihamidzic gebe ich mein Debüt auf Snapchat.
Abends sind wir Journalisten ins »Asador Casa Juan« eingeladen, ein Steakhaus mit spanischer Tapas-Karte. Es ist Tradition, dass der FC Bayern die Reporter, die den Rekordmeister in der Champions League regelmäßig bis in die letzten Winkel Europas...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.