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Nie mehr Mitarbeitermangel
Wer möchte nicht in seiner Gemeinde für alle Aufgaben, Ideen und Veranstaltungen immer genügend Mitarbeiter haben? Ist das nicht eine Illusion? Ein Wunsch, der sich nie erfüllen wird? Natürlich ist die Aussage steil und ungewohnt. Aber es stellt sich die Frage, ob wir uns in den Gemeinden nicht längst damit abgefunden haben, dass es nie genügend Mitarbeiter geben wird. Liegt der Mangel nicht in der Natur der Sache? Es stellt sich auch die Frage: Warum braucht es überhaupt Mitarbeiter? Es gibt doch in jeder Gemeinde einen oder mehrere Hauptamtliche?
Gründe für den Mitarbeitermangel
Es gibt viele Gründe und Ursachen für Mitarbeitermangel. Ein Grund kann sein, dass die Gemeinde überaltert ist und es überhaupt an Potenzial fehlt, um Mitarbeiter heranzubilden. Ein anderer Grund ist, dass fähige Leute in der Kinder- und Jugendarbeit weggehen und niemand da ist, der nachrücken kann. In manchen Gemeinden ist der Anspruch an einem Mitarbeiter so hoch, dass nur wenige diesen Ansprüchen genügen. Man sucht den fertigen Mitarbeiter. Wieder andere gehen nach dem Lustprinzip vor. Finden sie jemanden, der Lust hat mitzuarbeiten, dann darf er mitarbeiten. Bei so manchem Mitarbeiter lässt die Motivation nach, weil er sich allein gelassen fühlt oder die Ansprüche zu hoch sind. Es kann aber auch sein, dass die Vorstellungen für eine Mitarbeit festgelegt sind und neue und andere Formen keine Beachtung finden. Junge Menschen sind oft nur bereit, für eine bestimmte Zeit mitzuarbeiten oder möchten nur ein Projekt durchführen. Fehlt die Offenheit für solch eine begrenzte Mitarbeit, ziehen sich diese Gemeindeglieder schnell zurück. Vielleicht sollte überlegt werden, wie die Mitarbeiterfrage in der Gemeinde praktiziert wird und ob nicht neue Formen gefunden werden können.
Fragen zum Gespräch und zur Reflexion:
Der Königsweg der Mitarbeitergewinnung
Sicherlich gibt es viele Wege und Möglichkeiten, Mitarbeiter zu gewinnen, anzuleiten und zu fördern. Ich möchte einen Weg zur Mitarbeitergewinnung aufzeigen, den ich allerdings für den Königsweg halte. Es ist der Weg über die Teamarbeit.
Vielleicht denken jetzt viele: Das ist doch ganz selbstverständlich, wir alle arbeiten doch im Team. Es ist richtig, der Begriff Team gehört zu den selbstverständlichsten Aussagen, wenn es um die Mitarbeiterschaft geht. Aber ist alles, was unter dem Namen Team läuft auch wirklich Teamarbeit?
Es gibt keine einheitliche Definition von Teamarbeit. Das Team ist oft ein Synonym für eine Aufgabe, die von mehreren Personen wahrgenommen wird. Dabei geht es lediglich um die Verteilung von Aufgaben. Jeder der in solch einem Team mitarbeitet, ist ein Einzelkämpfer und bleibt es auch.
Ich verstehe unter Teamarbeit etwas anderes, wenn ich von einem Königsweg spreche, der zur Mitarbeitermultiplikation führt. Um diesen Königsweg erfolgreich zu beschreiten, bedarf es einiger grundlegender Voraussetzungen im biblisch-theologischen Denken. So wie es einige Grundprinzipen im Leben gibt, die eine Voraussetzung für Bildung und Ökonomie sind, so ist es auch mit der Teamarbeit. Nur wer das Einmaleins beherrscht, kann auch komplizierte Rechenaufgaben lernen und lösen. Nur wer das ABC beherrscht, kann schreiben, lesen und sich weiterbilden. So ist es auch mit Teamarbeit. Nur wer das Einmaleins der Teamarbeit kennt und akzeptiert, wird langfristig eine Gemeinde aufbauen können, in der es keinen Mitarbeitermangel gibt.
Zum gegenwärtigen Gemeindebild
Die Themen Gemeinde und Gemeindewachstum gehören im Augenblick nicht zu den aktuellsten. Die Mitarbeiterfrage wird kaum angesprochen und diskutiert. Wenn man von Gemeinde spricht, dann denkt man automatisch an eine Kirche, in der sonntags ein Gottesdienst von einem Pfarrer oder einer Pastorin abgehalten wird. Gemeinde wird wesentlich als Gottesdienstgemeinde verstanden. Neben dem Gottesdienst kann es dann noch unterschiedliche Gruppen geben wie: Jungscharen, Kindergruppen, Jugendgruppen, Hauskreise, Chöre, Musikteams, Seniorenkreise und verschiedene Projekte-Teams. Das ist sicherlich von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich - jede Gemeinde hat da eine bestimmte theologische Prägung und einen kirchengeschichtlichen Hintergrund. Im Zentrum aller Gemeinden aber steht der Gottesdienst. Der Gottesdienstbesuch ist das Maß für eine wachsende Gemeinde. Diese klassische Form des Gemeindeverständnisses fängt immer mehr an zu bröckeln. In einer individualisierten Gesellschaft, die durch die sozialen Medien bestimmt wird, wird auch ein immer stärker individualisiertes Christsein gelebt. Braucht es da noch örtliche Gemeinde? Ist die Zukunft nicht die Online-Gemeinde? Jeder sucht sich die Gemeinde, die seinem Verständnis entspricht.
Ich bin überzeugt, dass die Gemeinde der Zukunft die Gemeinde sein wird, in der jedes Gemeindeglied mitarbeitet und seinen Fähigkeiten und Gaben entsprechend beteiligt wird. Jeder, der zur Gemeinde gehört, ist nicht nur Glied der Gemeinde, sondern auch Mitarbeiter. Ich erweitere hier ganz bewusst das Mitarbeiterverständnis. Die Gemeinde als Organismus (Leibgedanke bei Paulus) ist so zu verstehen, dass jedes Glied und alle Organe im Leib notwendig sind, damit der Leib funktionieren kann. Darum muss die Gemeinde so organisiert sein, dass auch alle Glieder - von dem Jüngsten bis zum Ältesten - ihren Platz haben und zum Ganzen der Gemeinde beitragen. Es gibt also keine passiven und aktiven Gemeindeglieder, sondern alle sind in irgendeiner Weise aktiv. Gemeinden, in denen alle mitarbeiten, sind wachsende Gemeinden. Roberto Bottrel schreibt in seinem Buch Multiplikation den bemerkenswerten Satz: "Eine evangelistische Gemeinde, die die Gesellschaft beeinflusst, ist nicht auf einen Pastor gerichtet, sondern in der ist jeder Gläubige ein Pastor."1 Über solch eine Aussage lohnt es sich nachzudenken.
Wie wird man Mitarbeiter?
Die Mitarbeiterfrage ist in jeder Gemeinde eine der wichtigsten Fragen im Gemeindewachstum. Wie jemand Mitarbeiter wird, kann unterschiedlich gehandhabt werden. In der Regel ist es so: Eine Mitarbeiterin scheidet aus irgendeinem Grunde aus. Es wird jemand gesucht, der die ausscheidende Mitarbeiterin ersetzt. Am Sonntag wird im Gottesdienst abgekündigt, dass dringend eine Mitarbeiterin bzw. ein Mitarbeiter für die Gruppe XY gesucht wird. Meldet sich jemand, ist das Problem gelöst, bis wieder einmal jemand gesucht wird. Neben der Abkündigung kann man natürlich auch einzelne Personen fragen, ob sie nicht mitarbeiten wollen. Es kann aber auch sein, dass ein Gemeindeglied eine Idee hat, ein Projekt zu beginnen. Wird diese Idee für gut befunden, ist die Person verantwortlich für das Projekt und damit Mitarbeiterin der Gemeinde. Als Mitarbeiter gilt, wer eine Tätigkeit im Rahmen der Gemeinde ausübt - alle anderen Personen sind Teilnehmer oder Besucher. Damit kein Missverständnis entsteht: Dieser Weg, Mitarbeiter zu finden und zu werden, ist völlig in Ordnung, und er wird auch in vielen Gemeinden erfolgreich praktiziert.
Dieses Modell hat aber auch Schwächen, weil die Mitarbeiterfindung dem Zufall überlassen wird und es kaum eine fortlaufende Begleitung der Mitarbeiter gibt. Da wir in einer Zeit leben, in der alle wenig Zeit haben und häufig gestresst sind, finden sich nicht viele, die auf diese Weise als Mitarbeiter gewonnen werden können. So leiden viele Gemeinden unter einem ständigen Mitarbeitermangel. Oft kann man auch erleben, dass einzelne Gruppen oder Kreise über Jahrzehnte von der gleichen Mitarbeiterin geleitet werden. Macht sie es gut, ist die ganze Gemeinde voller Lob für sie und man hält diese Person für unersetzbar. Es gibt aber auch Mitarbeiter, die ihre Sache weniger gut machen, aber keiner wagt, es ihnen zu sagen. Vielleicht hält sich dieser Mitarbeiter auch selbst für unentbehrlich. Wir wissen zwar, dass Mitarbeiter nicht vom Himmel fallen, aber es gibt in den meisten Gemeinden kein Konzept, um Mitarbeiter heranzubilden und zu begleiten.
Ich möchte an einem praktischen Beispiel verdeutlich, welcher Weg verheißungsvoller ist.
Ich war 17 Jahre alt. Bis zu meinem 15. Lebensjahr wuchs ich in einem kleinen Dorf in der ehemaligen DDR auf. Von Gemeinde, Jugendarbeit, Mitarbeiterschaft hatte ich noch nie etwas gehört. Das Einzige, was ich kannte, war der sonntägliche Gottesdienst. So ging ich nach meiner Flucht aus der ehemaligen DDR sonntags in den Gottesdienst. Eines Tages sprach mich Martin an, und fragte mich, ob ich ihm nicht helfen wollte, eine Jugendgruppe zu gründen. Ich schaute ihn etwas verdutzt an und meinte, dass ich noch nie in einer Jugendgruppe gewesen bin und auch nicht wüsste, was das ist und was man da macht. Er meinte daraufhin, dass ich einfach mit ihm kommen sollte, er würde es mir zeigen. "Wie soll das denn gehen?", dachte ich. Er erklärte mir, dass die Jugendgruppe am Dienstag um 19.30 Uhr im Gemeindehaus beginnen sollte und wir uns um 18.30 Uhr treffen...
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