Schweitzer Fachinformationen
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Ein literarischer Pageturner zwischen New York und Hollywood
Cate Kay ist ein Phänomen: Ihre Romantrilogie wurde zum internationalen Bestseller und gefeierten Hollywood-Film. Doch ihre wahre Identität ist ein gut gehütetes Geheimnis. Was niemand ahnt: Hinter Cate verbirgt sich Cass Ford, und hinter Cass verbirgt sich Annie, ein Mädchen aus der Kleinstadt mit einem tragischen Geheimnis. Jetzt, in ihrer Villa in den Hollywood Hills, schreibt sie ihre Memoiren. Zum ersten Mal erzählt sie, was damals wirklich geschah - und setzt damit nicht nur ihre Anonymität, sondern auch ihre Existenz aufs Spiel.
Ein fesselnder Roman über Identität, Freundschaft und die Macht von Geschichten - emotional, überraschen und mitreißend bis zur letzten Seite.
ANNIE
Amanda war dreiundsiebzig Tage älter als ich. Daher erreichte sie Meilensteine als Erste und berichtete von der Front. Ich war eine professionelle Grüblerin, darum war es eine Erleichterung, eine Beta-Testerin für das Leben zu haben, die schon mal anfing, kleinere Probleme auszubügeln, bevor ich dort ankam. Zum Beispiel hätte ich vermutlich gedacht, dass dreizehn zu werden eine große Sache sei. Wir freuten uns so sehr auf diese zweite Silbe!
»Du fühlst dich überhaupt nicht anders?«, fragte ich. Wir waren in ihrer Garage und suchten nach einem Nerf-Football (fragen Sie nicht). Sie hielt inne, schloss die Augen. Ein innerer Scan wurde durchgeführt. Ein paar Sekunden später, die Augen immer noch zu, sagte sie: »Nein, gar nicht. Fühlt sich an wie zwölf Jahre plus einen Tag.«
Ich packte sie an den Schultern und stöhnte: »Wir werden für immer Kinder bleiben!«
»Für im-mer«, sagte sie wie ein Roboter.
Schon damals konnten wir die Freiheiten des Erwachsenseins kaum erwarten. Und dann endlich, endlich war es so weit: Amandas sechzehnter Geburtstag. Wir legten die Fahrprüfung gleich auf diesen Termin - wir hatten keine Zeit zu verlieren. Es war Frühlingsanfang, der erste warme Tag, und die Prüfstelle war auf derselben Straße wie die Werkstatt ihres Vaters, also fuhr er uns hin, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und wünschte ihr viel Glück, dann ging er zurück zur Arbeit. Sobald er weg war, drehte sie sich zu mir um, machte große Augen und klimperte mit den Schlüsseln, als würde sie sagen: Es ist so weit!
»Oh Gott, Amanda, du packst das, okay?«
»Hand-Augen-Koordination, räumliche Wahrnehmung - ach komm, nichts leichter als das«, antwortete sie. Sie war ein selbstbewusster Mensch. Aber wie bei allen selbstbewussten Menschen war das nur zu rund 87 Prozent authentisch. Der Zweifel lebte bloß am Stadtrand, nicht im Zentrum wie bei allen anderen.
»Amanda Kent?«, rief ein Mann, der mit Klemmbrett in der Hand auf uns zukam. Ich bewegte die Lippen lautlos zu einem Viel Glück und joggte auf die andere Straßenseite, wo ich ungeduldig wartete. Ich hüpfte auf die niedrige Natursteinmauer vor der Methodistenkirche, und meine Füße streiften gerade so den Boden. Ich hatte Jolly Ranchers in der Geschmacksrichtung Wassermelone dabei - die einzige Sorte, die es sich zu essen lohnte - und warf mir eins in den Mund. Ich nutzte die klebrigen Bonbons gern als Zement zwischen meinen oberen und unteren Backenzähnen. Manchmal fühlte es sich wirklich so an, als würden meine Zähne zusammenkleben.
Das tat ich eine Stunde später immer noch, als Amanda am Steuer des Trucks ihres Vaters mit dem Fahrprüfer auf dem Beifahrersitz wieder auf der Straße auftauchte. Dieser blassblaue Truck. Ich hatte den Anblick immer geliebt, eine Dopaminausschüttung - Amanda, ganz nah.
Ich sah zu, wie sie immer mehr in den Fokus rückte, bis ich sie schließlich durch die Windschutzscheibe klar erkennen konnte. Sie grinste und winkte, und in Gedanken beschwor ich sie: Hör bitte auf damit - was, wenn er sie jetzt wegen Leichtsinn durchfallen ließ?
Aber das tat er nicht. Sie parkte das Auto, schüttelte dem Mann die Hand - das wirkte sehr erwachsen - schritt über die Straße und hockte sich neben mich auf die Mauer. Sie warf die Schlüssel ein paar Zentimeter weit in die Luft und fing sie wieder auf. Diesen Moment kostete sie so richtig aus. Eine Show, aber auch nicht, was die beste Art von Show war.
»Lass uns heute Abend zu Tommys Party gehen«, sagte sie mit hochgezogenen Augenbrauen. Amanda wusste, dass Tommy - alias Mr. Highschool-Quarterback - auf sie stand, aber sie behauptete, ich würde mir das nur einbilden. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen.
Auf eine Party gehen war nicht unbedingt das, was ich mit unserer neu gewonnenen Freiheit anfangen wollte, aber Amandas Enthusiasmus war ansteckend. Ich betastete meine Hosentasche und spürte die klobige Form des Mixtapes, das ich als Glückwunschgeschenk gemacht hatte. Ich hatte ihm den Titel »Merry Go Freedom« gegeben. Aus Tonpapier hatte ich sogar ein Cover gebastelt. Mein Plan für den Abend war gewesen, zusammen eine Spritztour zu machen und es uns gemeinsam anzuhören. Ich hatte ihre Reaktion auf jeden Song sehen wollen. Aber das könnten wir wohl auch morgen machen.
»Bin dabei«, sagte ich, schob mich von der Mauer und ging über die Straße. »Chauffiere mich rum.«
Sie fiel in einen Laufschritt, um mich einzuholen, und rief: »Fertig machen bei mir?« Ich antwortete nicht. Die Frage war rhetorisch: Ihr Kleiderschrank war der deutlich besser ausgestattete.
-
Den Großteil der Party verbrachten wir auf Tommys Terrasse, mal mit einer Gruppe von Leuten, mal ohne, wir lachten und quatschten. Amanda trank; ich nahm imaginäre Schlucke aus einem leeren roten Plastikbecher, feilte mit jeder Bewegung an meiner Schauspielkunst. Am Ende des Abends, während ich zusah, wie Amanda Shot Nummer was weiß ich trank, wurde mir auf einmal klar, dass wir keine Mitfahrgelegenheit nach Hause hatten und sie unsere Fahrerin war. Ich war sauer auf mich; Organisation war normalerweise mein Spezialgebiet. Ich ging in die Küche und zog sie in den Flur.
»Hi«, sagte ich.
»Hi.« Sie umarmte mich. »Was für ein toller Tag.«
»Das war es auf jeden Fall«, sagte ich. »Aber wir haben ein Problem.«
»Oh-oh«, sagte sie stirnrunzelnd. Auf einer Skala von eins bis stockbesoffen schien sie etwa bei sieben zu liegen. In dem Moment kam Tommy, packte mich am Arm, zog mich weg und bugsierte mich mit einer Drehung zurück in die Küche, wo ich plötzlich einer Gruppe von Klassenkameraden gegenüberstand. »Wahrheit oder Pflicht?«, fragte einer von ihnen, und da ich es genoss, ein Publikum zu haben, war ich sofort dabei. »Pflicht«, sagte ich und ging mit der Menge zurück auf die Terrasse. Ich blieb ein paar Minuten dort draußen - die Aufgabe war beschämend öde -, bevor mir Amanda wieder einfiel und ich den Oberkörper in die Tür lehnte, um ihren Blick aufzufangen. Sie war weg.
Zuerst nahm ich das ganz gelassen. Aber als sie weder im Bad im Erdgeschoss noch im Wohnzimmer war, befiel mich ein Gefühl von Dringlichkeit. Ich flitzte hoch, öffnete jede geschlossene Tür und fand nichts als leere, dunkle Räume, bis am Ende des Flurs nur noch eine übrig war. Ich stürzte hinein und stolperte in ein Badezimmer, und da war sie, Amanda, die mit dem Rücken an die Wanne gelehnt dasaß. Sie sah mich an, zuckte die Achseln, dann beugte sie sich vor und übergab sich ins Klo.
Ich war tatsächlich erleichtert. Ich hatte damit gerechnet, sie bei Tommy zu finden.
»'tschuldigung«, sagte sie und spuckte in die Schüssel. »Nicht sehr attraktiv.«
Ich kniete mich hin und sammelte ihre Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen.
»Der letzte Shot, den Tommy mir gegeben hat«, lallte sie. »Keine gute Idee.«
»Lass uns hier abhauen«, sagte ich. »Kannst du laufen?«
Sie nickte. Ich hielt ihre Hand, während wir die Treppe hinunter und zum Auto gingen. Ich half ihr auf den Beifahrersitz, dann griff ich über sie und schnallte sie an.
Ich setzte mich hinters Steuer, umklammerte es mit beiden Händen und versuchte, mich zu beruhigen. »Okay, ja, ich schaff das«, sagte ich laut und sah rüber zu Amanda: Ihre Augen waren geschlossen, ihr Kopf lehnte am Türrahmen. Vielleicht war sie eher eine Acht oder Neun auf der Stockbesoffenskala.
Das Mixtape hatte ich für die Heimfahrt in der Mittelkonsole versteckt und jetzt holte ich es heraus, legte es in den Kassettenrekorder ein und drehte die Lautstärke auf.
Tommy wohnte auf der anderen Seite des Sees - der Weg nach Hause war also lang. Erfreut stellte ich fest, dass Autofahren gar nicht so schwer war. Zum Glück war der Truck ihres Vaters ein Automatik. Ich blieb zwischen den Linien, hielt mich an die...
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