Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Es ist immer leicht, mit dem Finger auf andere zu zeigen und auf die Fehler unserer Väter, Großväter und Vorväter aufmerksam zu machen. Wären wir selbst mutiger und konsequenter gewesen? In der gleichen Situation? Und dennoch sind eine Auswertung und eine Analyse notwendig, denn nur auf diese Weise entsteht ein Lernprozess, sodass man es vielleicht in Zukunft »besser machen« und Fehler vermeiden kann.
Zahlreiche Schriftsteller und Journalisten, ehrenwerte Griffel ausnahmslos, bemühten sich, gegen die Nazi-Ideologie anzuschreiben.
Als die Nazis ans Ruder kamen, hatten 1500 Exilautoren wie Thomas Mann oder Carl Zuckmayer Deutschland verlassen. Jetzt kehrten viele von ihnen zurück und schrieben sich die Finger wund.
Sie fragten sich: Wie kann man vermeiden, dass je wieder eine solche Bande die Zügel in Deutschland in die Hand nehmen würde? Was war schiefgelaufen? Wie konnte man die nächste Generation entsprechend belehren, dass sich solch eine Katastrophe nicht wieder ereignet?
Zusätzlich wurden beharrlich alte Nazis demaskiert, von Schriftstellern wie beispielsweise Hans Magnus Enzensberger.
Grundsätzlich muss man allen Schriftstellern, die Widerstand geleistet hatten, applaudieren. Vor der Nazi-Schreckensherrschaft hatten sie das Volk mit neuen, umwälzenden, begeisternden Ideen befruchtetet. Sie hatten hundert Ästhetiken erfunden und den Glauben an das Gute im Menschen wachgehalten. Schriftsteller hatten immer wieder gegen Ungerechtigkeit, Inhumanität, Spießertum, Ideologien, Lügen und Kleinmut angeschrieben. Wohl wissend, dass die Feder mächtiger ist als das Zepter, hatten sie gegen destruktive Politiker ihre Griffel wie Lanzen erhoben. Sie waren gegen Präsidenten zu Felde gezogen, wenn es notwendig war, denn das Wort war schon immer stärker als das Gewehr.
Und so viel ist wahr: Schriftsteller gaben Menschen Gründe zum Leben und zum Sterben, sie trieben die Entwicklung der Menschheit voran in der Moral, in der Ethik, in den Humanwissenschaften, auf dem Felde der Politik, der Historie und in hundert anderen Gebieten mehr, die vorher Neuland waren, Terra incognita, weiße Flecken auf der Landkarte des Geistes.
Der Fortschritt der Menschheit wurde in nicht geringem Grad von eben den Herren Schriftstellern eingeläutet - von den besten dieser Zunft, muss man einschränkend sagen. Sie waren Friedenstifter, Diplomaten, Staatsmänner, Poeten, Philosophen, ja selbst die Erfinder von Götterwelten.
Jedoch auch in ihren Reihen machte sich nach der Nazi-Katastrophe teilweise Verzweiflung breit, ja schon vorher, nach dem Ersten Weltkrieg - in allen Nationen.
Einige versuchten sogar der Anarchie das Wort zu reden oder einem schrägen christlichen Sozialismus. Oder aber sie beteten das Absurde an, den Untergang, den Wahnsinn, den Pessimismus oder den Tod.
Was ihr persönliches Leben anging, die eigene Biografie, so scheiterte jedoch Jean Anouilh, der französische Dramatiker, genauso wie Guillaume Apollinaire, Ingeborg Bachmann, Samuel Beckett, Gottfried Benn, Thomas Bernhard, Harold Brodkey, Paul Celan, Joseph Conrad, Jean Genet, André Gide, Maxim Gorki, Eugène Ionesco, James Joyce, Franz Kafka, Jack Kerouac, Wladimir Majakowski, Heinrich Mann, Eugene O'Neill, Luigi Pirandello, Ezra Pound, Marcel Proust, Rainer Maria Rilke, Eugen Roth, August Strindberg, Georg Trakl, Kurt Tucholsky, Robert Walser, Peter Weiss, Tennessee Williams, Virginia Wolf oder Stefan Zweig - alles große, große Namen, bedeutende Namen, unvergessliche Namen!
Und so endete das Leben vieler von ihnen in der Katastrophe. Anouilh endete im Pessimismus, Bachmann in der Vereinsamung, Beckett hatte mit psychischen Problemen zu kämpfen, Benn resignierte, Bernhard pries die Sinnlosigkeit des Seins, Brodkey wurde von Traumata geplagt, Celan beging Selbstmord, Chandler versank im Alkohol, Conrad in der Verzweiflung, Eliot in der Orientierungslosigkeit und Gide litt unter Krankheit und Psychose. Viele unternahmen Selbstmordversuche (wie Gorki), nicht wenige wählten den Freitod (wie Stefan Zweig).
Ionesco flüchtete sich ins absurde Theater, Joyce in die Rolle des unverstandenen, nicht verstehbaren Schriftstellers, Kafka fühlte sich dunklen Mächten ausgeliefert und so weiter.
Viele Schriftsteller introvertierten und introspektierten. Dann erfanden sie aus Verzweiflung eine neue, kaputte Ästhetik, die nur ihren eigenen Geisteszustand widerspiegelte. Wahnsinnig zu werden wurde zeitweise geradezu schick.
Viele Schriftsteller suchten händeringend nach einer neuen humanen Politphilosophie. Aber ach, der Faschismus hatte viele der besten von ihnen zerstört und die Gräueltaten des Kommunismus (rund 100 Millionen Tote, wahrscheinlich weit mehr) wurden erst später publik, nachdem viele der ausgezeichnetsten Griffel ihm ihre Feder geborgt hatten, wie Bertold Brecht, Christa Wolf, Peter Weiss, Jean-Paul Sartre, Joseph Roth, Pablo Neruda, Alberto Moravia und viele andere.
Nur wenigen, zu wenigen, gelang es, sich über den Sumpf ihres Jahrhunderts zu erheben und die unsterblichen Werte weiter zu besingen: die Menschenrechte, Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit.
Heinrich Böll, der späte Albert Camus, Elias Canetti, Karel Capek, William Faulkner, Graham Greene, Hermann Hesse, Karl Kraus, Astrid Lindgren, Lu Xun, der späte Thomas Mann, George Orwell, George Bernard Shaw und Rabindranath Tagore waren die Ausnahme, nicht die Regel, was ein »gutes Leben« anging, und selbst sie litten zeitweise wie die Hunde.
Nicht einmal zehn Prozent der Größten der Großen in der Gilde der Schriftsteller gelang es, im 20. Jahrhundert ein einigermaßen menschenwürdiges Leben zu führen.
Der Grund liegt auf der Hand: Die Zeitläufe waren fürchterlich. Bestien wie Adolf Hitler und Josef Stalin hatte man zuvor nie gesehen, nicht in der gesamten Geschichte der Menschheit.
Dichter, Schriftsteller, Autoren und Poeten wurden im 20. Jahrhundert am laufenden Band gebrochen, zerknickt und geistig hingemordet. Deutschen Autoren im Exil gelang es selten, sich eine neue Existenz aufzubauen. Nur etwa zehn Prozent der Herren Schriftsteller glückte es, den Kopf wieder aus dem Sand strecken und ihren Lebensmut zu bewahren.
Soweit die schlechte Nachricht.
Doch wir kennen auch Beispiele, da Schriftsteller »trotz allem« den Kampf nicht aufgaben. Sie versuchten, eine neue und bessere Welt zu schaffen.
Nach 1945 entstanden zahlreiche unterschiedliche literarische Strömungen in Deutschland - konservative, liberale, anarchistische, kommunistische und sozialistische -, die mit allen möglichen Fachbezeichnungen von den Herren Germanisten belegt wurden. Neue »Helden« und Vorbilder innerhalb der Zunft der Schriftsteller wurden geboren. Schließlich existierten immer mehr Federfuchser und Künstler, die sich daranmachten, für den Optimismus eine Lanze zu brechen.
Aber was war mit den alten Nazis? Schlagen wir die wichtigsten Erkenntnisse noch einmal in Stein und Eisen.
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.