Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
So anregend war der Buchclub schon lange nicht mehr, dachte Susanne am nächsten Morgen, während sie das Frühstücksgeschirr abräumte.
Dieter war »mal eben kurz« in die Kanzlei gefahren. Das machte er manchmal samstagmorgens - meistens, wenn Gartenarbeit anstand. Heute freute sich Susanne darüber, denn so hatte sie Zeit, in Ruhe über den gestrigen Abend nachzudenken.
Beim Abschied vor Karins Haustür hatte sie Vanessa noch schnell ein paar Informationen über Dieter gegeben: die Adresse der Kanzlei, eine Liste der Restaurants und Cafés, in denen er üblicherweise zu Mittag aß, wo er zum Frisör ging, sowie den Namen seines Tennisclubs. Außerdem wollte Vanessa noch Dieters Autokennzeichen wissen und ein Foto von ihm haben. Das Bild hatte Susanne ihr direkt per WhatsApp geschickt. Vanessa hatte den Eingang mit »Sieht ja gar nicht übel aus« kommentiert.
»Möchtest du auch seine Handynummer haben?«, hatte Susanne gefragt.
Doch Vanessa hatte nur abgewinkt. »Nicht nötig, die wird er mir schon selbst geben.«
Auch weitere Angaben über Dieters Tagesablauf und seine anstehenden Termine hatte Vanessa dankend abgelehnt. »Überlass das alles nur mir. Spätestens in zwei Wochen bringe ich dir Ergebnisse.«
»Wenn was ist, dann hast du ja meine Telefonnummer«, sagte Susanne.
»Was soll denn sein?«, hatte Vanessa nur gefragt und sich dann schnell verabschiedet. Winkend war sie zum Wagen ihrer Tante gelaufen, die bereits ungeduldig hupte.
Heute Morgen hatte Susanne für einen Moment kalte Füße bekommen. Beinahe hätte sie Vanessa eine Nachricht geschickt mit der Bitte, alles abzublasen. Aber dann hatte doch die Neugier gesiegt. Sie wollte unbedingt wissen, ob Vanessa recht hatte! Würde Dieter tatsächlich schwach werden?
Beim Rasenmähen überlegte Susanne, ob Vanessa wohl heute schon in Aktion treten würde. Vielleicht hatte sie sogar schon etwas unternommen? Susanne konnte sich zwar nicht vorstellen, dass Ullas Nichte am Samstag freiwillig früh aufstand. Oder an irgendeinem anderen Tag der Woche. Andererseits wusste sie, dass Ulla spätestens um acht Uhr begann, das Haus von oben bis unten zu saugen. Mit einem professionellen Industriestaubsauger, den ihr ihr Nachbar, ein Staubsaugervertreter, organisiert hatte. Das Monster (der Industriestaubsauger, nicht der Nachbar!) fraß alles, was nicht niet- und nagelfest war. Letztes Jahr hatte Ulla in ihrer morgendlichen Reinigungswut doch tatsächlich den Hamster ihres Sohnes aufgesaugt! Und die Maschine war nicht nur extrem saugstark, sondern auch extrem laut.
Es war also anzunehmen, dass Vanessa heute nicht ausschlafen würde. Würde sie bereits an diesem Vormittag versuchen, mit Dieter Kontakt aufzunehmen? Und wenn ja, wie?
Susanne horchte in sich hinein. War »aufgekratzt« das richtige Wort, um zu beschreiben, wie sie sich fühlte? Sie war unruhig, aber nicht beunruhigt. Eher angeregt als aufgeregt. Interessiert. Und in jedem Fall weniger gelangweilt als sonst. War sie wirklich restlos davon überzeugt, dass Dieter nicht schwach werden würde? So musste es wohl sein - denn sonst wäre sie doch beunruhigt gewesen? Besorgt? Misstrauisch? Eifersüchtig?
Stattdessen fühlte sie sich geradezu beschwingt. Sie hatte mehr Energie als üblich. Sie war neugierig, realisierte sie plötzlich. Und das war sie schon lange nicht mehr gewesen.
Die Frage, ob Vanessa schon in Aktion getreten war, wurde beantwortet, als Dieter gegen zwei Uhr nach Hause kam. Susanne war gerade aus dem Garten gekommen, um ein leichtes Mittagessen vorzubereiten, da spazierte er pfeifend zur Tür herein. Auf seinem ehemals weißen Hemd, das er nur wenige Stunden zuvor frisch angezogen hatte, prangte ein riesiger Kaffeefleck.
»Was ist dir denn passiert?«, fragte Susanne.
»Ach, nichts weiter«, brummte er.
»Wie, nichts weiter? Was ist denn mit deinem Hemd?«
»Ich bin auf dem Bürgersteig mit einer Person kollidiert, die hatte einen Kaffee in der Hand. Hat aufs Handy geguckt, nicht aufgepasst und ist dann voll in mich reingelaufen.« Dieter schüttelte den Kopf. »Aber es ist ja nichts weiter passiert.«
»Was war das denn für eine Person?«, erkundigte sich Susanne.
»Bitte?«, gab er abwesend zurück.
»Ja, wer ist denn in dich reingelaufen?«, wollte Susanne wissen.
»Irgend so eine Frau halt. Details habe ich mir nicht gemerkt.«
»Na ja, war sie jung, war sie alt?«, hakte Susanne nach.
Dieter wurde ungeduldig. »Woher soll ich das denn wissen? Ich war total überrascht, ist doch auch egal.« Er wandte den Blick ab und konzentrierte sich darauf, seine Schuhe auszuziehen.
Ullas Staubsauger hatte Vanessa also früh am Morgen aus dem Bett geworfen und zur Aktion getrieben, da war sich Susanne fast sicher. Ganz schön clever von ihr, auf diese Weise Kontakt aufzunehmen. Auf die Idee musste man erst mal kommen! Vielleicht verführte Vanessa ja häufiger fremde Männer?
»Hat sie sich wenigstens entschuldigt?«, fragte Susanne.
»Wer?« Dieter versuchte offenbar, zerstreut zu klingen.
»Na, die Frau, die in dich reingelaufen ist!«
»Ach die! Hm, glaub schon. Ging ja alles so schnell. Haben wir was zum Mittagessen?«
»Ich wollte gerade einen Salat machen. Ich wusste ja nicht, dass du so früh zu Hause sein würdest.«
»Salat!«, wiederholte Dieter so wenig begeistert, als hätte Susanne ihm vorgeschlagen, geschmorte Schuhsohlen zu essen.
Sie sagte nichts.
Er seufzte. »Ich geh erst mal mein Hemd ausziehen.«
»Gib es mir doch gleich, dann stecke ich es in die Waschmaschine«, schlug Susanne vor.
»Nein, nein«, entgegnete Dieter schnell. »Ich muss sowieso kurz nach oben. Ich bring es gleich mit runter.«
Und schon war er auf dem Weg nach oben, seine neue Ledertasche unter dem Arm. Beschwingt nahm er jeweils zwei Treppenstufen auf einmal und pfiff dabei eine fröhliche Melodie.
Susanne war fast sicher, dass sein Zusammentreffen mit Vanessa der Grund für seine gute Laune war. Natürlich hätte sie sie am liebsten sofort angerufen, aber mit Dieter im Haus schien ihr das zu riskant.
Ihr Gatte war jedenfalls bester Dinge. Er aß seinen Salat, ohne zu maulen, und beschwerte sich nicht einmal darüber, dass Susanne Essig für das Dressing verwendet hatte. Oder fiel es ihm nicht auf? Nach dem Essen kontrollierte er zwar wie üblich, ob sie den Rasenmäher auch wirklich so in der Garage geparkt hatte, dass er seinem kostbaren Audi nicht in die Quere kam, aber er regte sich ausnahmsweise nicht darüber auf, dass sie die Schneideblätter nicht akribisch vom feuchten Gras befreit hatte.
Erst am frühen Abend ergab sich die Gelegenheit, Vanessa anzurufen. Plötzlich stand Anna mit ihrem Cockerspaniel vor der Tür und fragte, ob sie den Hund »ausnahmsweise« über Nacht bei ihnen lassen könnte. Die Zwillinge seien bei Freunden und sie selbst habe eine Verabredung und wisse nicht, wann sie nach Hause käme.
»Gar kein Problem«, sagte Dieter spontan.
»Ich habe es allerdings nicht mehr geschafft, mit ihm rauszugehen, ich hatte so viel um die Ohren heute.«
»Das macht doch nichts«, meinte Dieter großmütig. Damit nahm er seiner Schwester die Leine aus der Hand, während sich Anna schon herunterbeugte und das Tier losmachte. Der Hund schoss sofort ins Haus, flitzte durchs Wohnzimmer und durch die geöffnete Terrassentür in den Garten.
Kurz bevor Anna ins Auto stieg, drehte sie sich noch einmal kurz um. Ohne Susanne eines weiteren Blickes zu würdigen, warf sie Dieter eine Kusshand zu und war im nächsten Augenblick auch schon verschwunden.
Dieter schloss die Tür und drückte Susanne die Leine in die Hand.
Sie seufzte.
»Was hast du?«, fragte er. »Den kleinen Gefallen kann ich meiner Schwester ja wohl mal tun!«
Allerdings konnte Dieter das Gassigehen nicht übernehmen, da die Sportschau gerade anfing. Den Spaziergang aufzuschieben schien aber auch keine Option zu sein, da der Hund im Garten in seinem Übermut bereits anfing, all die kleinen Blumen, die sie am Nachmittag rund um die Terrasse gepflanzt hatte, wieder auszubuddeln. Also schnappte sie sich Hausschlüssel und Handy, zog sich Turnschuhe an und rief den Hund. Im Allgemeinen hörte der Cockerspaniel keineswegs, denn Anna handhabte die Hundeerziehung genauso wie die Erziehung ihrer Zwillinge: sporadisch und inkonsequent. Aber wenn man »Gassi« rief und gleichzeitig mit der Leine wedelte, kam er meistens. Auch jetzt kam er sofort, er stob geradezu ins Haus - und brachte dabei jede Menge Dreck von draußen herein.
Wenn Susanne ehrlich war, mochte sie den Hund nicht besonders, genauso wenig wie Annas Zwillinge. Dennoch ergab es sich ständig, dass sie sich entweder um die Kinder oder um den Hund kümmern musste, da Anna »in der Kanzlei unabkömmlich« war und Susanne »doch sowieso immer Zeit« hatte.
Anna war ein Biest. Eine richtige Zicke. Und das, obwohl sich Susanne am Anfang sehr um Dieters Zwillingsschwester bemüht hatte. Leider vergeblich.
Dieter verteidigte seine Schwester immer und hatte angeblich überhaupt keine Ahnung, wovon Susanne sprach, wenn sie sich - was selten genug vorkam - über Annas Verhalten beschwerte. Er war der Ansicht, dass Susanne sich das alles nur einbildete, ja geradezu neurotisch reagierte, wenn es um seine Schwester ging.
Eine Begebenheit vor zwei Wochen war wieder ein klassisches Beispiel. Anna war mitten im Schuljahr drei Wochen nach Afrika gereist und dort auf Safari gegangen,...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.