Schweitzer Fachinformationen
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Das Zeitalter der Kreativökonomie ist angebrochen - und es gilt, Abschied zu nehmen von der rationalen Leistungsgesellschaft. New Work stellt die Potenzialentfaltung eines jeden einzelnen Menschen in den Mittelpunkt. Denn Arbeit steht im Dienst des Menschen: Wir arbeiten nicht mehr, um zu leben, und wir leben nicht mehr, um zu arbeiten. In Zukunft geht es um die gelungene Symbiose von Leben und Arbeiten.
Zukunftsinstitut, Dossier "Megatrend New Work"
New Work (neue Arbeit, neues Arbeiten) ist mehr als ein Buzz Word, ein Mega-Trend unseres Jahrhunderts. Nicht nur bei Deutschlands meist genutztem Business Netzwerk Xing mit seinen über 15 Millionen Mitgliedern, auch bei vielen anderen Unternehmen und Organisationen in der Berater-, Dozenten- und Speaker-Szene steht das Schlagwort hoch im Kurs. Denn neben der digitalen Vernetzung boomt auch die Vernetzung im Echtleben: Business Awards, HR-Failure-Nights, Rednernächte, Barcamps, Meetups und andere neue Event-Formate bieten Austausch zu Beruf und Karriere im neuen Arbeitsleben.
Bei New Work haben wir alle Bilder im Kopf, meist von Loftbüros mit bunten Designermöbeln wie dem Googleplex im Silicon Valley. Oder von Typen in T-Shirts und Sneakern, die davon träumen, mit ihrer Idee zum Milliardär zu werden - wie Kevin Systrom und Mike Krieger, die Instagram an Facebook verkauft haben. Oder junge Talente hierzulande, die nur noch arbeiten, wann und wo sie wollen - sofern ihr Gehalt oder der familiäre Zuschuss es zulassen. Hauptsache, es macht Spaß und ist scheinbar sinnvoll, nachhaltig, ökologisch.
New Work als Potenzialentfaltung und sinnstiftende Arbeit? Der Philosoph Frithjof Bergmann, Begründer des ersten Zentrums für Neue Arbeit übt Kritik an der heutigen New-Work-Interpretation: "Für viele ist New Work etwas, was Arbeit ein bisschen reizvoller macht, quasi Lohnarbeit im Minirock". Sein erstes "Center for New Work" in den 80er Jahren in der Autostadt Flint bei Detroit (Michigan, USA) hatte einen wesentlich radikaleren Ansatz: Auslöser war die digitale Automatisierungswelle in der Automobilindustrie. Die von Arbeitszeit- und Lohnkürzung betroffenen Arbeiter sollten nun in der freien Zeit nach ihrer Berufung forschen und dabei auch auf Selbsthilfe durch Selbstversorgung setzen.
New Work steht für neue Organisationsstrukturen und Arbeitsprozesse, die sich mit Internationalisierung, Digitalisierung und Flexibilisierung des Arbeitsmarkts entwickelt haben oder bewusst eingeführt wurden, um schneller, produktiver und innovationsfähiger zu arbeiten. Neben örtlich und zeitlich flexiblem Arbeiten, agilen Methoden und flachen Hierarchien sind auch a-typische Beschäftigungsverhältnisse (Befristungen, Leih- und Zeitarbeit u. a.) sowie neue Großraumbüros (Open Space, Open Office) Teil der neuen Arbeitswelt.
Noch gibt es trotz des Publikations-Hypes der letzten Jahre bisher keine allgemeingültige Definition von New Work in den Wissenschaften. Doch haben sich die folgenden Trends für die Arbeit der Zukunft herausgebildet, die u. a. auch das Fraunhofer Institut bestätigt:
Die Funktionsweisen von Kreativökonomie und Start-up-Szene haben auch Konzerne und Mittelständler erfasst: Laut einer Kienbaum-Befragung steht bei 74 Prozent der deutschen Firmen das Thema "New Work" auf der Agenda. Aber viele begnügen sich mit Homeoffice-Regelungen (70 Prozent) und neuen Bürolandschaften (47 Prozent), statt die Unternehmenskultur weiterzuentwickeln oder die Organisationsstruktur anzutasten: 34 Prozent der befragten Unternehmen haben bislang flachere Hierarchien und 19 Prozent haben Maßnahmen zur Führung auf Augenhöhe eingeführt. Schlusslicht mit nur 17 Prozent ist die von Digitalromantikern oft genannte Demokratisierung von Gesellschaft und Organisationen.
Plädoyer für mehr Höflichkeit in der Unternehmensführung
Nils Hubert, Geschäftsführer eines Unternehmens der weltweit agierenden Heitkamp & Thumann Group, zuvor Human Ressource & Public Affairs Director (Foto: Saskia Eversloh)
Ich hatte schon einige Jahre berufliche Erfahrung gesammelt, als mein damaliger Vorgesetzter, ein gestandener Unternehmer, einmal zu mir sagte: "Sie sind zu höflich, Herr Hubert".
Jahre später erlebte ich dann in meinen ersten Wochen als Geschäftsführer eines amerikanischen Unternehmens Meinungsäußerungen und Kritik so höflich verpackt, dass ich zu Beginn drei Mal nachhakte, um sie - ganz deutsch - auf den Punkt zu bringen. Daneben herrschte im täglichen Miteinander ein geradezu verschwenderischer Umgang mit Lob, Dank und dem Austausch von Nettigkeiten. Selbst in einem Trennungsgespräch hörte ich vom betroffenen Mitarbeiter ein aufrichtiges Dankeschön dafür, dass er die Gelegenheit hatte, im Unternehmen arbeiten zu dürfen.
Warum nicht einfach mal die Tür aufhalten?
Höflichkeit ist auch in Deutschland eine bestechende Eigenschaft - wenn man einen Job bekommen möchte. Aber auf dem Weg nach Oben gerät sie leider oft in Vergessenheit, weil sie hierzulande als Widerspruch zu Durchsetzungsstärke gilt. Auch einige Bewerber zeigten sich sichtlich erstaunt, dass ich ihnen im Auswahlverfahren gegenüber saß - nachdem ich ihnen die Tür aufgehalten und einen Kaffee serviert hatte, schienen sie mich für den Assistenten gehalten zu haben.
Für mich ist Höflichkeit mehr als eine Tugend. Sie ist zentraler Bestandteil erfolgreicher Führung, indem sie hilft, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, das Akzeptanz für Kritik schafft - und damit wesentlich besser zu Verhaltensänderungen führt.
Noch möchte niemand fundamental an alten Machtstrukturen rütteln und New Work wird nach wie vor eher in der Start-up-Szene und Kreativökonomie gelebt - oder von etablierten Unternehmen als Pilotprojekt in Hubs, Labs oder Innovation Centern ausprobiert. Auch der Öffentliche Dienst mischt fleißig mit, vor allem mit befristeter "Projektitis", Kettenbefristungen und immer neuen, nachgeordneten "Agenturen" und gGmbHs als verlängertem, agilerem Arm des Staates.
Nur noch vier Jahre sind wir im Schnitt in Deutschland bei einem Arbeitgeber beschäftigt. Die Gründe sind vielfältig: Ob Job-Hopping und Aufstiegsorientierung oder unsichere Beschäftigungsverhältnisse - die Lebzeitstelle und lückenlose Biografie gibt es nicht mehr.
Durch die Flexibilisierung der Arbeitswelt verlieren Wertvorstellungen und Tugenden wie Treue, Verantwortungsbewusstsein und Arbeitsethos an Wert, während die eigenen Bedürfnisse und Ziele in den Vordergrund rücken, warnte der US-amerikanische Soziologe Richard Sennet bereits in den 90er Jahren mit seinem Buch "Der flexible Mensch", das im Original "The Corrosion of Character" heißt. Gründe sah er in der Beschleunigung der Arbeitswelt, in steigenden Leistungsanforderungen, prekären Arbeitsverhältnissen und in der Notwendigkeit, jederzeit aus beruflichen Gründen den Wohnort wechseln zu müssen.
"Es ist kompliziert" - so wie der Beziehungsstatus bei Facebook könnte auch die Prognose für die neue, komplexe Arbeitswelt mit ihren vielen Optionen und Unwägbarkeiten lauten. Ob New Work tatsächlich für die eingangs vom Zukunftsinstitut beschriebene "Potenzialentfaltung" steht, oder ob es sich um einen Hype der Spaß- und...
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