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4.Darstellung des Forschungsstands
Bisher haben sich nur wenige empirische Arbeiten mit den Niveau-Unterschieden ökonomischer Ungleichheit zwischen den Ländern Lateinamerikas beschäftigt sowie inwiefern Politikunterschiede zu ihrer Erklärung beitragen (vgl. Huber u. a. 2006: 943). Die meisten empirischen Analysen der Varianz ökonomischer Ungleichheit zwischen Entwicklungsländern beziehen alle Entwicklungsländer oder alle Länder, für die Daten verfügbar sind, in die Analyse ein. Die Determinanten der Niveau-Unterschiede ökonomischer Ungleichheit zwischen den Ländern Lateinamerikas sowie auch zwischen Entwicklungsländern allgemein werden anhand von Querschnittsregressionen oder anhand von 'Pooled-Time-Series Cross-Section-Analysis' untersucht (vgl. Gradstein/Milanovic 2004: 524). Darunter fokussieren die meisten, die sich mit möglichen politischen Erklärungsfaktoren von Ungleichheit beschäftigen, auf den Zusammenhang zwischen dem politischen Regimetyp im Sinne eines Demokratie/Autokratie-Vergleichs als politisch-institutioneller Kontext6. Sie finden zumindest teilweise Unterstützung dafür, dass, unter Kontrolle ökonomischer und demographischer Faktoren, der politische Regimetyp, gemessen anhand des Vorliegens einer Demokratie, dem Demokratiegrad oder dem Demokratiealter, einen signifikanten negativen Effekt auf Ungleichheit, gemessen anhand des Gini-Koeffizienten, aufweist7 (vgl. Gradstein/Milanovic 2004: 528). Dabei wird empirische Unterstützung dafür gefunden, dass der langfristige Effekt von Demokratie auf Ungleichheit entscheidend ist - Burkhart (1997), Muller (1988). Dies wird darauf zurückgeführt, dass erst in etablierten Demokratien erwartet werden könne, dass sich Gewerkschaften und linke Parteien mit Zielen der Umverteilung in der Gesellschaft etabliert haben und linke Parteien eine ausreichend lange Zeit an der Regierung beteiligt gewesen sind, um ihre Ziele umzusetzen8 (vgl. Gradstein/Milanovic 2004: 529f.; Muller 1988: 66). Ha (2012) berücksichtigt in ihrer Analyse der Niveau-Unterschiede ökonomischer Ungleichheit zwischen Entwicklungsländern entsprechend der Machtressourcentheorie auch die Regierungsbeteiligung linker Parteien, gemessen anhand des Vorliegens einer linken Regierung und des Vorliegens eines linken Regierungschefs (vgl. Ha 2012: 547). Sie findet, dass Länder mit linken im Vergleich zu anderen Regierungen bzw. Regierungschefs eine signifikant geringere Ungleichheit aufweisen (vgl. Ha 2012: 548f.).Im Folgenden werden die Resultate bisheriger empirischer Analysen der Varianz ökonomischer Ungleichheit in Lateinamerika in Bezug auf die vorliegende Fragestellung zusammenfassend dargestellt.
Huber u. a. (2006) analysieren, inwiefern der politische Regimetyp und die Regierungsbeteiligung linker Parteien anhand einer 'Pooled-Time-Series Cross-Section-Analysis' zur Erklärung der Varianz ökonomischer Ungleichheit, gemessen anhand des Gini-Koeffizienten, zwischen 18 Ländern Lateinamerikas in dem Zeitraum von 1970 bis 2000 beitragen. Als relevanten politisch-institutionellen Kontext identifizieren sie neben dem politischen Regimetyp, gemessen anhand des Vorliegens einer Demokratie (0 - keine Demokratie, 0,5 - beschränkte Demokratie, 1 - Demokratie), das Vorliegens einer repressivenAutokratie, gemessen anhand einer dichotomen Variable, die angibt, ob Menschenrechtsverletzungen durch die Regierung vorliegen. Um den langfristigen Effekt des Regimetyps zu messen, kumulieren sie für ein Länderjahr die Werte der politisch-institutionellen Indikatoren von 1945 bis zum jeweiligen Messzeitpunkt. Den Effekt linker Parteien messen sie anhand des Gleichgewichts des Sitzanteils linker und rechter Parteien am Regierungskabinett und im Parlament. Um entsprechend der Machtressourcentheorie zu berücksichtigen, dass erst eine langfristige Regierungsbeteiligung linker Parteien sich auf Politikinhalte auswirkt, kumulieren sie hier ebenfalls für ein Länderjahr die Werte der Indikatoren für die vergangenen 15 Jahre eines Messzeitpunkts. Sie berücksichtigen auch den Effekt des relativen Anteils von Sozial-, Gesundheits- und Bildungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP). In ihrer multivariaten Analyse 'kontrollieren' sie statistisch u. a. in Bezug auf die modernisierungstheoretische und weltsystemtheoretische Erklärungsansätze ökonomische und demographische Erklärungsfaktoren9. Huber u. a. (2006) kommen zu dem Ergebnis, dass der politische Regimetyp und die relative Stärke linker Parteien zur Erklärung ökonomischer Ungleichheit in Lateinamerika neben ökonomischen und demographischen Erklärungsfaktoren beitragen. Sie finden allerdings keinen statistisch signifikanten Effekt des Vorliegens einer repressiven Autokratie. Unter den politischen Erklärungsfaktoren sei die relative Stärke linker Parteien für Ungleichheitentscheidend. Sie weise, gemessen anhand des relativen Anteils linker im Vergleich zu rechten Parteien an der Regierung oder im Parlament, einen statistisch signifikanten negativen Effekt auf Ungleichheit auf. Dabei sei der Effekt des relativen Anteils linker Parteien ander Regierung schwächer als der Effekt des relativen Anteils linker Parteien im Parlament. Der negative Effekt des Vorliegens einer Demokratie würde bei Kontrolle linker Parteien insignifikant. Sie stellen aber einen statistisch signifikanten Interaktionseffekt zwischen dem Vorliegen einer Demokratie und der Höhe der Sozialausgaben fest: In Demokratien könne im Vergleich zu Autokratien ein negativer Effekt der Höhe der Sozialausgaben auf Ungleichheit festgestellt werden. Sie folgern, dass der Regimetyp indirekt über die relative Stärke linker Parteien und Sozialausgaben auf Ungleichheit wirke. (vgl. Huber u. a. 2006: 952-959)
Huber/Stephens (2012) re-analysieren das Erklärungsmodell von Huber u. a. (2006) ebenfalls anhand einer 'Pooled-Time-Series Cross-Section-Analysis' von 18 lateinamerikanischen Ländern. Im Vergleich zu Huber u. a. (2006) analysieren sie ein anderes Ländersample und einen anderen Untersuchungszeitraum (1971-2005). Des Weiteren verwenden sie als Indikator des Regimetyps im Sinne eines Demokratie-Autokratie-Vergleichs das Demokratiealter. Damit nehmen sie an, dass erst langfristig ein Effekt des politischen Regimetyps erwartet werden kann. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass unter Berücksichtigung der Kontrollvariablen, der politische Regimetyp und der Anteil linkerim Vergleich zu rechten Parteien im Parlament einen erheblichen Anteil der Varianz der Ungleichheit 'statistisch' erklären. Sie schließen, dass neben ökonomischen und demographischen Faktoren Politik folgenreich für Ungleichheit in Lateinamerika ist. Dabei stellen sie im Gegensatz zu Huber u. a. (2006) fest, dass der negative Effekt der relative Anteil linker Parteien im Parlament weniger bedeutsam für die Erklärung der Einkommensverteilung sei als der negative Effekt des Demokratiealters. Sie folgern daraus, dass der Effekt des Regimetyps nicht ausschließlich durch linke Parteien wirkt. Sie stellen wie auch Huber u. a. (2006) fest, dass der negative Effekt der Sozialausgaben auf Ungleichheit abhängig vom Regimetyp ist. Auch kommen sie zu dem Resultat, dass im Durchschnitt Länder mit repressiven Autokratien eine signifikant höhere Ungleichheit aufweisen als andere Länder. (vgl. Huber/Stephens 2012: 102, 109, 120, 126, 144ff.)
McLeod/Lustig (2011) analysieren den Effekt der Regierungsbeteiligung linker Parteien auf Ungleichheit, gemessen anhand des Gini-Koeffizienten, in 18 lateinamerikanischen Ländern für den Zeitraum von 1990 bis 2008 anhand einer 'Pooled-Time-Series Cross-Section-Analysis'. Sie testen verschiedene Indikatoren der Regierungsbeteiligung linker Parteien: eine dichotome Variable, die misst, ob eine linke Regierung innerhalb eines Drei-Jahre-Intervalls mehr als ein Jahr an der Regierung war, die Anzahl der Jahre, die eine linke Regierung innerhalb einer Periode von drei Jahren an der Macht war und die kumulative Anzahl der Jahre, die eine linke Regierung an der Macht war. Sie unterscheiden zwischen populistischen und sozialdemokratischen Regierungen. McLeod/Lustig (2011) finden in ihrer multivariaten Analysen unter statistischer Berücksichtigung der Höhe der Sozialausgabenund ökonomischer Erklärungsfaktoren10, dass sozialdemokratische Regierungen im Vergleich zu nicht-sozialdemokratischen Regierungen einen signifikanten negativen Effekt auf Ungleichheit haben. Dagegen könne bei Berücksichtigung der ökonomischen Kontrollvariablen kein statistisch signifikanter negativer Effekt des Vorliegens einer links-populistischen Regierung im Vergleich zu nicht-links-populistischen Regierungen auf Ungleichheit festgestellt werden. Montecino (2011) re-analysiert das Erklärungsmodell von McLeod/Lustig (2011) für dieselben 18 Länderfür den Zeitraum von 1989-2009. Er verwendet allerdings Daten der 'United Nations Economic Commission for Latin America and the Caribbean' (ECLAC) zur Messung von Ungleichheit. McLeud/Lustig (2011) verwenden Daten der 'Socio-economic Database for Latin America and the Caribbean' (SEDLAC). Montecino (2011) kommt im Vergleich zu McLeod/Lustig (2011) zu dem Resultat, dass links-populistische Regierungen einen signifikanten negativen Effekt im Vergleich zu nicht-links-populistischen Regierungen auf Ungleichheit aufweisen, nicht aber sozialdemokratische Regierungen im Vergleich zu nicht-sozialdemokratischen Regierungen. Er führt dies auf die unterschiedliche Datenbasis zurück. (vgl. McLeod/Lustig 2011: 5ff., 14, 21; Montecino 2011: 1, 6, 12).
Morgan/Kelly (2013a) analysieren die Effekte des politischen Regimetyps unddes relativen Anteilslinker Parteien im Parlament auf Ungleichheit, gemessen anhand des Gini-Koeffizienten,in 19 Ländern Lateinamerikas anhand einer'Pooled-Time-Series Cross-Section-Analysis' für den...
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