Allgemeines
C
hakren an sich besitzt jeder Mensch, auch wenn das Wissen darum gerade in Europa oder der westlichen Hemisphäre nicht so präsent ist, wie es im Osten der Welt zu sein scheint. Jeder, der jedoch sich selbst festigen möchte, mit sich im Einklang leben möchte und sich vor allem auch seinen möglichen körperlichen und seelischen Beschwerden stellen will, sollte sich auch mit der Chakrenlehre und der dazugehörigen Energiearbeit befassen. Um aber in die Praxis übergehen zu können, ist es wichtig, zuerst die Theorie dieses komplexen und vor allem sehr spannenden Themas zu verinnerlichen.
Bevor es also in diesem praxisnahen Ratgeber wirklich an die Übungen geht, werde ich Sie zuerst in die Welt der Chakren einführen, damit Sie einerseits mit diesem System vertraut sind, aber auch überdies bestimmte Begriffe kennenlernen, die Ihnen bei der Chakrenarbeit geläufig sein sollten. Zuallererst werden Sie nun also lernen, was Chakren eigentlich sind, wo diese sitzen und welchen Einfluss diese auf Ihre Seele und Ihren Körper haben.
Weiterhin erfahren Sie alles über die Entwicklung der Chakren im Laufe Ihres Lebens und auch die Vorgänge, die die Chakren beim Tod durchlaufen. Zusätzlich erhalten Sie einen Einblick in die Geschichte dieses Energiesystems. Zu guter Letzt möchte ich Ihnen noch einen kleinen Exkurs in wichtige Begrifflichkeiten wie Aura, Kosha, Kundalini und der Lotusblume vermitteln. Danach sind Sie ausreichend in der Theorie gefestigt, um sich die einzelnen Chakren näher anzusehen und diese theoretisch als auch praktisch kennenzulernen.
Was sind Chakren?
Um den Begriff Chakra erklären zu können, sollten wir uns zuallererst einem anderen Begriff, namentlich Nadis, widmen. Nadis bezeichnet Energieströme bzw. Energieleitbahnen in unserem Körper. Nadi im Singular bedeutet 'Rohr' oder 'Kanal' und durch diese vielzähligen Rohre fließt Lebensenergie zu jeder Zelle unseres Körpers. Diese Lebensenergie wiederum nennt sich Prana. Vergleichbar mit der chinesischen Medizin ähneln die Nadis den Meridianen und die Prana dem Qi. Es gibt unzählige Nadis, die unseren Körper mit Energie versorgen. Wie viel es tatsächlich sind, kann nicht genau gesagt werden, da sich auch in der Literatur und den unterschiedlichen Glaubens- und Yogarichtungen diverse Angaben finden lassen. Hierbei schwanken die Zahlen zwischen 72.000 und 350.000. So oder so besitzt jeder Mensch also eine Vielzahl dieser Energiekanäle. Wichtig sind vor allem aber die 14 Hauptleitbahnen, auf die ich später noch genauer eingehe.
Dort, wo sich die Nadis, also die Energieleitbahnen im Körper kreuzen, entstehen energiereiche Knotenpunkte. Diese feinstofflichen Energiezentren oder Energiewirbel im und außerhalb des Körpers bezeichnet man als Chakra. Die Bezeichnung Chakra selbst stammt aus dem Sanskrit, also aus verschiedenen altindischen Sprachen, und bedeutet so etwas wie 'Rad' oder 'Kreis'. Sie können sich diese Energiezentren also bildlich als einen kreisrunden Wirbel vorstellen. Organisch greifbar sind Chakren nicht, genauso wenig wie beispielsweise die Seele. Dennoch ist die Lehre der Chakren in vielen Kulturkreisen fest verankert, wie Sie später noch lesen werden.
In unserem Körper befinden sich eine Vielzahl an Chakren und jedes einzelne davon schwingt in einer anderen Farbe und hat unterschiedliche Auswirkungen und Aufgaben in unserem Körper. Besonders wichtig sind die sieben Hauptchakren, um die es auch in diesem Buch geht.
Aufgabe, Funktion und Einflüsse der Chakren
Ganz allgemein gesprochen haben Chakren die Aufgabe, Energie von außen aufzunehmen und diese dann dem menschlichen Energiesystem zugänglich zu machen. Kurzum gesagt, empfangen Chakren Energie, können diese auch umwandeln und verteilen sie dorthin, wo sie benötigt wird. Chakren nehmen also die feinstoffliche Energie unserer Umwelt, anderer Köper und der Natur auf und wandeln sie dann in beispielsweise Gedanken, Gefühle oder andere physische Empfindungen um. Sie sind also durchaus dafür zuständig, wie wir mit anderen Menschen oder der Umwelt interagieren. Zusätzlich stehen die Chakren in engem Zusammenhang mit den hormonproduzierenden Drüsen, weshalb Chakren auch auf das gesamte körperliche Wohlbefinden wirken. Betrachtet man die seelisch-geistige Ebene, sind Chakren für unsere Empfindungen zuständig: Sind die Chakren geöffnet, sind wir selbstbewusst und wohlauf. Sind sie geschlossen, zeigt sich dies oftmals in Ängsten oder anderen psychischen Problematiken.
Fließt demnach viel Energie durch unsere Nadis und können unsere Chakren genug Energie aufnehmen und uns zuführen, fühlen wir uns frisch und lebendig. Durch diverse Traumata können sowohl die Nadis als auch die Chakren jedoch blockiert oder gestört sein und demnach das gesamte Energiesystem durcheinanderbringen. Je nachdem, welches Chakra von einer Blockade betroffen ist, zeigen sich unterschiedliche negative Folgen, die ich Ihnen bei den jeweiligen Chakren näher erläutern werde.
Jedes Chakra ist - wie erwähnt - für andere Bereiche zuständig. Arbeiten alle Chakren gleichmäßig und vor allem in derselben Schwingung, fühlen wir uns im Einklang mit uns selbst und alles scheint harmonisch zu sein. Wir sind rundum gesund und zufrieden. Bei Störungen kommt es zu Unter- oder Überfunktionen bestimmter Chakren und Energiebereiche. Dies führt vorerst nur zu unangenehmen Missempfindungen, kann sich aber zu schwerwiegenden physischen und psychischen Problemen manifestieren. Hier ist Chakrenarbeit besonders wichtig.
Sitz der Chakren
Die sieben Hauptchakren des menschlichen Körpers befinden sich entlang der Wirbelsäule, also in einer senkrechten Linie vom Scheitel bis zum Steißbein. Chakren strahlen von ihrem Sitz in diverse Richtungen ab und verteilen somit ihre Energie nicht nur über die Nadis in unserem eigenen Körper, sondern geben Energie auch an die Umwelt oder Kontaktpersonen ab. Somit sind Chakren auch eine Art Kommunikationsmittel. Neben diesen sehr wichtigen Hauptchakren gibt es jedoch eine Vielzahl an Nebenchakren, beispielweise an beiden Schultern, Händen, Knien oder auch Füßen. Auch außerhalb des Körpers wirken Chakren, beispielweise das achte und neunte Chakra, denen wir uns später widmen werden.
Betrachten wir noch einmal die sieben Hauptchakren: Das erste Chakra liegt am Beckenboden und strahlt vor allem nach unten ab. Dies stellt die Verbindung zur Erde da, zur Bodenständigkeit und zu einem gefestigten Leben. Das siebte Chakra hingegen sitzt am Scheitel und strahlt nach oben ab. Es steht für die Verbindung zu göttlichen Energien, zur höchsten Energiequelle. Die fünf Chakren, die dazwischenliegen, strahlen nach vorne und hinten ab und sind jeweils eine Handbreite voneinander entfernt. Wie bereits erwähnt, sind sie für vielfältige Dinge im Sinne unseres eigenen Wohlbefindens, aber auch für die Interaktion mit dem Umfeld zuständig.
Ursprung und Geschichte der
Chakrenlehre
Die Chakrenlehre findet ihren Ursprung im Hinduismus. Hierbei wichtig zu erwähnen sind die sogenannten Upanishaden, welche eine Sammlung aus philosophischen Schriften zwischen 700 und 200 vor Christus darstellen. Bei diesen sehr alten Texten geht es um Dinge wie Leben nach dem Tod, Karma, Sinn des Lebens, Meditation, Gottesverehrung und Lebensenergie. Eine weitere hinduistische Schriftsammlung sind die Veden. Hierbei handelt es sich um religiöse Gesänge, die bei diversen spirituellen Ritualen verwendet wurden oder heute noch werden. Die Veden sind mittlerweile Teil des UNESCO Weltkulturerbes. Sowohl die Upanishaden als auch die Veden sind Teil der vedischen Religion. Diese Religion ist die älteste nachweisbare Religion Indiens, bei der eine Vielzahl an Göttern verehrt wird. Aus der vedischen Religion hat sich mitunter der heutige Hinduismus gebildet. Ein großer Unterschied ist aber, dass bei der vedischen Religion die Verstorbenen eher in Form von Geistern weiterleben, im Hinduismus jedoch wiedergeboren werden können. Die Lehre der Chakren und des ewigen Energiekreislaufs ist heute noch sehr stark in hinduistischen oder auch buddhistischen Ländern vertreten.
Einen ganz genauen Ursprung für die Chakrenlehre kann man jedoch nicht eindeutig feststellen, da vieles rein mündlich überliefert wurde. Vor allem den Tibetanern sagt man ein sehr großes und tiefes Wissen über die Chakren nach, das auch innerhalb des Volkes gelehrt und weitergegeben wird. Da dieses umfassende Wissen jedoch stets nur mündlich und in der Ursprache des Tibets weitervermittelt wird, ist es als Außenstehender schwierig, in dieses Wissen eingewiesen zu werden. Auch in Europa wurde die Lehre der Chakren bis zur Christianisierung verbreitet, kam dann aber jäh zum Stillstand. Dies mag auch der Grund dafür sein, dass in Europa der Zugang zu energetischen Konzepten oftmals schwieriger ist oder Interessierte teilweise belächelt werden.
In Europa wiederbelebt wurde die Chakrenlehre kurzzeitig durch den Briten Sir John Woodroffe, der unter dem Pseudonym 'Arthur Avalon' einige Bücher veröffentlich hat. Woodroffe hatte sich in seiner Zeit als Richter und Professor in Indien einiges an Wissen über die Chakrenlehre angeeignet und dieses Wissen in einem Buch 1918 zusammengefasst. Zu dieser Zeit erlebten sowohl spirituelle als auch energetische Konzepte genauso wie Yoga und die indische Philosophie gerade einen Aufschwung. Viele Europäer befassten sich somit wieder vermehrt mit den energetischen Konzepten. Später fand man jedoch...