Schweitzer Fachinformationen
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Denke mal fünf, acht, zehn oder fünfzehn Jahre zurück. Ist dein Leben so, wie du es dir vorgestellt hast? Hast du es dir so erträumt?
Bist du so, wie du es dir gedacht hast? Bist du die Mutter, die du sein wolltest? Oder an wen erinnert dich dein heutiges Ich?
»Wie in Gottes Namen schafft sie das?«, frage ich mich, bevor ich gedanklich zwischen dem vor mir liegenden Wochenende und dem letzten hin und her springe. Was ist mir wichtiger: ein paar Tage in München oder die Bekanntschaft von der großen Sport-Feier, in die ich am vergangenen Samstag durch Zufall hineingeraten bin? An dem Abend hat die ganze Stadt »Wir sind Meister!« geschrien. Soll ich Großstadtluft mit bayrischem Flair schnuppern oder insgeheim doch schauen, ob er tatsächlich so nett ist, wie es beim ersten Eindruck schien?
»Hörst du mir überhaupt zu?«, holt mich meine Freundin zurück in die ratternde Straßenbahn. Der Wagon ist fast leer, verzweifelt sitzt meine ehemalige WG-Mitbewohnerin Silvie neben mir. »Ich habe mit dem allen nicht gerechnet, ich dachte, es ist leichter, andere haben doch auch Kinder«, sagt sie. Große strahlend blaue Augen, eine kleine Stupsnase, hohe Wangenknochen und volle Lippen - Silvie war schon in unserer Schulzeit der Schwarm aller Jungs. Doch im Moment wirkt sie ziemlich mitgenommen. Der Glanz, das Strahlen, der Teint . alles ist weg. Stattdessen sehe ich ihre zerwühlte Frisur, ihre Augenringe und ihren zweifelnden Blick. »Es ist alles so anders. Mein Leben ist so anders. Es hat sich viel getan, seit die Kleine auf der Welt ist. Vieles steht Kopf. Nichts ist mehr gleich.«
Ich höre ihr zu, doch für mich sind ihre Gefühle, ihre Sorgen, ihre Ängste in diesem Moment so weit weg. »Ja, ich merke es, wie du dich immer weiter von dir selbst entfernst«, will ich kurz einwerfen, halte mich aber zurück. Salz in die Wunde tut nie gut.
»Thorsten ist viel beschäftigt, er ist oft weg. Für ihn ist es einfacher. Ich bin mit der Kleinen viele Tage und noch mehr Abende alleine.« Ihre blauen Augen bekommen einen feuchten Glanz. Eine kleine Träne kullert langsam über ihre Wange. »Ich fühle mich zerrissen. Leidet die Kleine, weil ihr Vater so wenig da ist und ich noch mein Studium zu Ende mache? Kümmere ich mich zu wenig um sie? Kümmert er sich zu wenig um sie? Egal, wie ich es plane, für mich selbst bleibt so oder so keine Zeit mehr. Außerdem müsste ich bald eine wichtige Arbeit abgeben. Keine Ahnung, wie .«
Ich habe Silvie schon immer bewundert, und obwohl die Augenringe so groß wie noch nie sind, ist Silvie für mich ein Phänomen. Wie in Gottes Namen macht sie das alles? Wie wuppt sie das alles mit der Kleinen, dem flüchtenden, immer um Ausreden ringenden Thorsten und dazu noch ihrem bevorstehendem Studienabschluss? Wie schafft sie das und hat obendrein ein so entzückendes zauberhaftes Mini-Menschlein? Silvie ist genauso alt wie ich, und Luise ist gerade einmal ein Jahr. Lu, wie ich sie liebevoll nenne, ist wahrlich ein Sonnenschein. Die blonden Haare beginnen gerade länger zu werden, sie kringeln sich ein wenig. Und sie lächelt nahezu immer, wenn sie mich sieht.
Aber ehrlich, für mich wäre das nichts. Immer da sein, immer umsorgen, immer trösten. Mal ganz abgesehen davon, dass mir sowieso der passende Mann fehlt, mit dem ich mir ein Leben und Kinder vorstellen könnte. Meine letzte Beziehung - die große Studienliebe - mit länger andauernden Kalt- und Warmphasen nagt an mir. Sie hat mich verändert, es ging auf und ab und heraus kam ein Ich, wie ich es eigentlich überhaupt nicht sein will. Nach dem schrecklichen Ende sind emotionale Frostbeulen geblieben, die wohl so schnell nicht verschwinden werden.
Ich und ein Kind? Irgendwann. Vielleicht. Und wenn, dann schwöre ich - als ich Silvies blassen Teint und die zerwühlten Haare im Wagon noch mal näher betrachte - hoch und heilig, dass ich mich als Frau trotz Ups and Downs bei diesem Abenteuer nicht vergessen werde.
Aha!
Ich mache eine Pause von meinem alten, kinderlosen-besser-wissenden-Tanten-Image-Ich, dem noch nicht präsenten Mann und meinen Gedanken. Eine Tatsache will ich allerdings jetzt schon festhalten: Das Gedankenkarussell dreht sich immer und überall, egal, ob wir Anfang zwanzig, älter oder noch älter sind. Im Grunde ist es unwesentlich, in welcher Lebenslage wir gerade stecken. Tja, und als Mama gibt es schöne Extras dazu: Eine Herausforderung jagt die nächste. Das Kleinkindalter, die Krabbelstuben-Auswahl, der Turnkurs, die »richtige« Schule, der Schulstress. Und immer dabei der Spagat zwischen Mamasein und dem Erwachsenenleben.
Wie ist das bei dir? Ganz ehrlich? Was sind deine größten Herausforderungen im Mama-Alltag? Lass diese Frage kurz im Raum schweben und denke darüber nach. Was fordert dich? Was bringt dich aus dem Gleichgewicht? Was frustriert dich?
Hier startet deine Reise mit diesem Buch. Schreibe dir deine Antworten auf, notiere sie hier handschriftlich. Du kannst sie auch gerne mit mir teilen - ich bin gespannt.
So viel vorweg: Ich kann dich beruhigen. Du bist nicht alleine. Ich bin oft und intensiv mit anderen Mamas in Kontakt. Sei es mit Silvie, Gloria, Kathrin, Christina, Billie und meinen anderen Freundinnen, mit den Ladys in meinem Mentoring-Programm oder mit meinen lieben Insta-Innies, das ist meine tolle Community auf Instagram. Es gibt nahezu keine Mama, die nicht vor einer Herausforderung steht. Und auch keinen Papa. Und auch keine Nicht-Eltern. Das ist das Leben. Das ist unser Leben.
Zurück zum Mamasein: Was macht das nur so herausfordernd? Ist es die schwierige Anfangszeit? Der wenige Schlaf? Ist es das Nicht-mehr-auf-sich-selbst-achten-Können? Der Spagat zwischen Kind und Beruf? Oder die täglich neuen Herausforderungen rund um die Themen Kita und Schule? Oder auch die Schwierigkeit, ganz schlicht und einfach den Fokus - ja, den Fokus - zu behalten? Im Hier und Jetzt zu sein? Die schönen Momente mehr zu genießen? Die schrecklichen Situationen relaxter zu nehmen?
Was ich gelernt habe: Die rosarote Wolke und die perfekte Familie mit ausschließlich wunderschönen Momenten, ohne Zwist, ohne Streit, ohne verschiedene Phasen (dazu später mehr), ohne Sockenchaos (dazu auch später) gibt es nicht. Wie sehr habe ich mir selbst oft die permanent harmonischen Momente aus Fernsehserien wie Unsere kleine Farm oder den Waltons und die immerzu friedlichen Szenen wie »Gute Nacht, John Boy. Gute Nacht, Mary Ellen« herbeigesehnt.
Aber nein, der Familienalltag sieht anders aus. Unserer zumindest. Derzeit bin ich permanent im Dauererklär-Modus und versuche einerseits verzweifelt die Handy-Zeiten meiner Großen zu beschränken und andererseits den kleinen Mann daran zu hindern, vom Tisch zu springen und dabei die frischen Blumen inklusive Vase mitzunehmen. »I can buy myself flowers« ist spätestens nach dem dritten Mal in der Woche auch unsexy.
Meiner Freundin Billie geht es mit ihren zwei Kindern, dem Beruf und dem perfekten Familienalltag ohne weitere Herausforderungen nicht besser:
»Mein Mann wünscht sich so sehr, dass wir am Abend friedlich zusammensitzen und wenigstens einmal am Tag zusammen in Ruhe etwas essen. Aber das geht nicht. Ich müsste jeden Tag Nudeln kochen, damit das Essen allen schmeckt und niemand jammert. Die Kleine zappelt und zack!, kippt ein Glas um. Das Essen ist zu salzig, zu wenig süß . und das angehende Teenager-Girl kommt überhaupt nur mit Kopfhörern zum Tisch. Warum ist das immer so bei uns, warum funktioniert das bei uns nicht?«
Kennen wir alle, so oder so ähnlich, oder? Neben den schönen Szenen, die wir natürlich auch alle erleben - und die wir deshalb umso mehr genießen müssen - gibt es diese weniger schönen. Immer und überall.
Und das nicht nur mit mehreren Kindern oder (angehenden) Teenagern. Mir ist es schon als Einzelkind-Mama so gegangen. Weit weg waren meine eigenen Versprechen von früher oder Silvies prägendes Bild in der Straßenbahn. Ich habe nichts geschafft, bin zu nichts gekommen, ständig plagten mich Gewissensbisse, ob ich wohl für den kleinen Schatz alles richtig machte. Bloß keine Fehler!
An eine Szene erinnere ich mich noch ganz genau, als ob es gestern gewesen wäre. Ich habe um halb zehn am Vormittag verzweifelt meine Mutter angerufen und ins Telefon geschluchzt: »Mama, Mama, bitte kommen!«
Eine halbe Stunde später war sie da. Die unaufgeräumte Wohnung, der eingetrocknete Kaffee, das angebissene Ka¨se-Toastbrot und der Orangensaft vom Frühstück tags davor standen noch auf dem Wohnzimmertisch. Mahlzeit! Verzweifelt und komplett überfordert lag ich im vollgekleckerten Pyjama auf dem Sofa, neben mir mein kleiner lächelnder Sonnenschein. Stillen. Wickeln. Abpumpen.
Stillen. Bekommt der Schatz genug? Stillen. Wickeln. Mache ich alles richtig? Ich steigerte mich hinein, hatte Angst zu scheitern, war nicht mehr in der Lage, simple Entscheidungen zu treffen. Ich war unzufrieden und frustriert und mit meinem Leben komplett überfordert und musste schon damals die Notbremse ziehen.
Du bist nicht allein
Einatmen. Ausatmen. Wie du siehst, ist Überforderung ganz normal und kommt bei uns allen vor. Egal, ob mit einem, zwei oder mehreren Kids. Meine Insta-Innies sehen es ähnlich. Ob es kleine Dinge sind oder große, wie sie uns in den letzten Jahren mit Homeschooling und Jonglieren de luxe allen begegnet sind - im Grunde geht es oft um ähnliche Themen.
Ein ähnliches Ergebnis brachte auch eine Instagram-Umfrage, an der sich knapp 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beteiligten....
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