Schweitzer Fachinformationen
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Eine wichtige Frage ist, ob die Pflege im bisherigen Zuhause stattfinden kann und soll. Folgendes hilft bei der Entscheidung.
Für viele Familien ist es die schwierigste Entscheidung: Wo kann die Pflege langfristig gewährleistet werden? Die meisten Menschen möchten gerne im gewohnten Umfeld bleiben. Das kann auch die sinnvollste Entscheidung sein. Manchmal ist ein Umzug in eine barrierefreie Umgebung, eventuell mit stationärer Pflege, aber die bessere Wahl.
Die wichtigste Frage ist wohl, ob die Wohnumgebung grundsätzlich überhaupt geeignet ist. Dazu zählt zum einen die Wohnung oder das Haus selbst. Kann die pflegebedürftige Person hier noch möglichst viel selbstständig machen? Kommt sie allein vom Bett zum Bad und ins Wohnzimmer? Sind Toilette und Dusche oder Badewanne halbwegs barrierefrei nutzbar? Wenn nein, lässt sich daran etwas ändern?
WER LEBT WIE? Von allen über 65-Jährigen wohnt die Mehrheit in Deutschland mit Partner oder Partnerin zusammen in einem privaten Zuhause. Lediglich etwa 4 Prozent leben in einem Pflegeheim.
Quelle: Statistisches Bundesamt
Zum anderen ist auch das "Umfeld" entscheidend. Sprich: Sind Supermarkt, Drogerie, Apotheke, Friseur und Praxen gut erreichbar? Gibt es einen Pflegedienst, der unterstützen kann? Gibt es Freunde und Nachbarinnen, die kleinere Aufgaben übernehmen können und wollen, also mal einkaufen, ein Paket reintragen oder im Garten helfen? Besteht Anbindung zu einer Kirchengemeinde, zu einem Chor, einem Tanzkreis, einem Seniorencafé? Auch das soziale Leben spielt eine Rolle: Gibt es einen Partner oder eine Partnerin? Wie kommt er oder sie mit der veränderten Situation klar? Was sind seine oder ihre Wünsche für die Zukunft?
Wenn ein Pflegebedarf entsteht, entscheiden sich viele Menschen dafür, zu Hause wohnen zu bleiben. Das kann neben dem subjektiven Wunsch auch objektiv sinnvoll sein. Viele ältere Menschen profitieren von langjährigen Gewohnheiten und finden beispielsweise den Weg ins Bad auch im Dunkeln oder das richtige Messer in der Schublade ohne richtig hinzusehen. Das hat Vorteile.
Ist die Umgebung gut, aber die Wohnung oder das Haus selbst nur bedingt geeignet, stellt sich die Frage, ob und welche Anpassungen möglich sind. Oft können schon Kleinigkeiten eine enorme Erleichterung oder die Wiedergewinnung von Sicherheit bedeuten. Die drei größten Gefahren sind: Fehlende Handgriffe, Stolperkanten, etwa durch frei liegende Teppiche, und schlechte Beleuchtung.
All das lässt sich relativ einfach beseitigen, indem Sie an den wichtigsten Stellen - etwa in der Dusche - sichere Handgriffe anbringen, Stolperfallen beseitigen, also zum Beispiel Teppichkanten festkleben, und alte Glühbirnen durch moderne, mattweiße LEDs oder sogar smarte Leuchten ersetzen. Kleine Leuchten mit Bewegungsmelder, um den nächtlichen Gang zur Toilette dezent zu erhellen, eine automatische Herdabschaltung, um versehentliches Überhitzen zu vermeiden, und ein Handlauf an der Außenwand, insbesondere wenn dort bereits eine Schleifspur zu sehen ist, können ebenfalls nützlich sein. Was mittlerweile alles an automatisierter Technik möglich ist und wie diese den Alltag von Pflegebedürftigen und Pflegenden erleichtern kann, lesen Sie im Abschnitt "Was noch hilft" ab Seite 122.
WOHNBERATER KOMMEN ZU INTERESSIERTEN nach Hause und können Maßnahmen empfehlen, um Wohnung oder Haus altersgerecht umzugestalten. Die Beratung ist meist kostenlos, da sie vom Staat finanziert wird. Auf der Seite wohnungsanpassung-bag.de können Sie nach Ansprechpartnern in Ihrem Bundesland suchen. Allerdings gibt es sie nicht überall. Der Verein "Barrierefrei leben" bietet unter online-wohn-beratung.de einen guten allgemeinen Überblick.
Weitere mögliche Anpassungen sind Möbelfüße für Couch, Sessel und Bett, sodass diese höher stehen und Pflegebedürftige leichter aufstehen können. Mobile Sitzauflagen, auch Katapultsitze genannt, helfen beim Aufstehen, indem sie auf Knopfdruck ein Stück hochfahren. Ein Stuhl in der Küche, sodass nicht im Stehen geschnippelt werden muss, kann ebenfalls nützlich sein. Auch Griffverlängerungen oder angepasste Halter für zum Beispiel Dosenöffner, Tetrapacks und Schneidemesser können den Alltag erleichtern, weil Senioren damit weniger Kraft aufwenden müssen. Es gibt solche Alltagshilfen zum Beispiel in spezialisierten Onlineshops oder im örtlichen Sanitätsfachhandel.
Außerdem ist es klug, die Einteilung der Küchenschränke und -schubladen zu hinterfragen. Manche Dinge auf der Arbeitsfläche werden fast nie gebraucht. Andere, die deutlich häufiger zum Einsatz kommen, sind nur durch Bücken oder Strecken erreichbar. Ein Umräumen kann dafür sorgen, dass Betroffene wieder selbstständiger agieren können, weil die Küche sich ihren Bedürfnissen anpasst.
Die zweite wichtige Frage ist: Wer kann welche Art der Pflege und Unterstützung im neuen Alltag übernehmen? Häufig ist es so, dass ein oder mehrere Helfer im Laufe der Zeit bereits Kleinigkeiten übernehmen, bevor es zu einer offiziellen Pflegebedürftigkeit kommt. In den meisten Fällen sind es die Ehefrau, die Schwester, Töchter oder Schwiegertöchter, die nahezu selbstverständlich immer mehr Unterstützung leisten und sich aufopfernd um ihre Angehörigen kümmern.
Ganz wichtig ist es, dass sich daraus kein Selbstläufer entwickelt, mit dem irgendwann alle Beteiligten unglücklich oder überfordert sind. Denn nicht immer ist die scheinbar einfachste auch die beste Lösung. Es kann sogar bedeutende Schäden anrichten, wenn sich jemand aus den falschen Gründen in der Pflege engagiert.
Kümmert sich die Schwiegertochter nur deshalb um die Schwiegermutter, weil ihr Mann sagt, dass sie das viel besser kann als er? Pflegt die Tochter vor allem deshalb ihren Vater, weil sie sich endlich die Anerkennung erhofft, nach der sie sich schon seit Kindheitstagen sehnt? Aus solchen Motiven heraus können sehr belastende Monate und Jahre entstehen - für beide Seiten.
Deshalb sollten sich schon zu Beginn einer Pflegesituation alle Beteiligten klarmachen: Diese Form der Care-Arbeit ist körperlich und emotional anstrengend! Natürlich kann sie auch sehr schön sein, aber sie ist eben auch zeitaufwendig, kraftzehrend und manchmal sehr herausfordernd. Erfolgt ein Pflegeengagement aus den falschen Motiven - und seien sie noch so gut gemeint -, sind eine Überforderung und sehr wahrscheinlich auch psychische und körperliche Schäden vorprogrammiert. Die Pflegeperson wird dann häufig selbst krank und manchmal in verzweifelten Momenten gewalttätig.
Um solche Entwicklungen zu vermeiden, sollte die Familie sich zusammensetzen, sobald sich die Pflegesituation verändert. Auf jeden Fall am Anfang. Und im Laufe der Zeit wieder, wenn mehr Pflege nötig wird.
Wenn Sie die Person sind, die sich üblicherweise um viele Organisationspunkte in der Familie kümmert, dann rufen Sie rechtzeitig die anderen zusammen. Bestehen Sie auf einem Familienrat, an dem sich möglichst alle beteiligen. Entfernt Lebende können sich auch online dazuschalten. Übernehmen Sie nicht automatisch immer mehr, sondern lernen Sie gemeinsam, wie Sie die Pflege anpacken können. Details dazu lesen Sie im Kapitel 3 "Pflege lernen und Beratung in Anspruch nehmen" ab Seite 43.
Wenn Sie abschätzen können, dass die Pflege in Ihrem Fall besonders herausfordernd werden könnte, zögern Sie nicht, sich rechtzeitig Unterstützung zu suchen. Niemand muss und sollte die Pflege eines Angehörigen allein stemmen.
Insbesondere wenn Sie feststellen, dass die Pflege eine emotional bereits schwierige Beziehung noch verschärfen würde, oder wenn die ganze Situation Sie nach einigen Wochen doch mehr belastet, als Sie gedacht hätten, sollten Sie schnell handeln. Auch erwachsene Kinder, die ihre Eltern zwar gerne unterstützen würden, aber feststellen, dass sie damit beispielsweise den eigenen Kindern nicht mehr gerecht werden könnten, oder deren Lebensentwurf ein solches Engagement einfach nicht zulässt, sollten frühzeitig Hilfe von außen suchen und annehmen. Das ist keine Schande, sondern - im Gegenteil - ein Zeichen von sinnvollem und überlegtem Handeln, das alle Bedürfnisse im Blick behält.
Wer Beratung braucht, kann sich an den örtlichen Pflegestützpunkt oder Betreuungsverein wenden - ruhig auch mehrmals, wenn neue Fragen oder alte Probleme erneut auftauchen. Wer mit einem Profi sprechen möchte, der sich mit den psychologischen Schwierigkeiten einer Pflegesituation...
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