Schweitzer Fachinformationen
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Sophie - Palma de Mallorca
»Die Kunst ist, zu akzeptieren, dass man nicht alles können kann«, findet Sophie.
»Aber man kann es zumindest versuchen«, widerspricht Geli. »Es muss ja nicht immer alles perfekt sein.«
Wow, zwischen euch haben ja megamäßig die Funken gesprüht«, jubiliert meine Schwester Angelika dermaßen laut, dass man sie garantiert noch auf der Nachbarinsel Menorca hören kann. »Wieso hast du nicht mit dem Kerl geflirtet? Der stand total auf dich, du Funkenmariechen.«
»Ach Unsinn«, erwidere ich und umklammere meine Tasche, in der sich die süße Köstlichkeit befindet, die ich gerade für meine Tochter Liv gekauft habe. Irgendwie gibt mir dieses Klammern den nötigen Halt, den ich nach der hochexplosiven Begegnung mit dem attraktiven Mann brauche, der mir netterweise die letzte Packung Turrón de Almendra überlassen hat.
Ich bin, um es mit den Worten meiner Tochter Pauli zu formulieren, blitzartig eskaliert. Wie komme ich denn jetzt wieder runter von diesem Trip?
»Was hätte ich deiner Meinung nach sagen sollen? Sie sehen sympathisch aus, wollen Sie mich heiraten?«
Oje - was rede ich da bloß?
Seit fünf Jahren habe ich nicht einen einzigen Gedanken an einen anderen Mann als Simon verschwendet.
Nicht den allerklitzekleinsten.
Und nun schwafle ich was von Hochzeit?
Bloß raus aus der Sonne, Sophie, aber schnell!
»Kaffee oder ein Glas vino tinto hätte fürs Erste genügt«, sagt Geli augenzwinkernd und bleibt vor einem der zahllosen Schmuckstände auf der bei Touristen beliebten Plaza Major stehen. »Irgendwann musst du dich dem Leben wieder öffnen, genau wie der Liebe. Es ist jetzt immerhin schon fünf Jahre her .«
Erst fünf Jahre, korrigiere ich meine ältere Schwester innerlich. Erst!
»Was soll das heißen, ich verschließe mich dem Leben?«, protestiere ich empört, während Geli einen silbernen Ring mit glitzerndem Strass und einem Stein aus Rosenquarz anprobiert. Meine große Schwester steht auf alles, was funkelt und glänzt. Allerdings lässt sie sich auch schnell blenden, vor allem von Männern, die ihr nicht guttun. Es ist nun mal nicht alles Gold, was glänzt. »Ich bin schon lange kein Trauerkloß mehr, ich stürze mich gerade voller Elan in Livs Cook-up-Projekt, ich habe Spaß am Korrekturlesen von Paulis Blog, ich . ich gehe sogar manchmal wieder aus .«
Geli legt den Ring zurück auf das Samtkissen. »Das stimmt, Süße, bitte entschuldige. Keine Ahnung, was in mich gefahren ist. Dieser Malkurs in Deià und die Trennung von Rupert machen mich irgendwie ganz irre.«
»Irrer, als du es ohnehin schon bist?«, frage ich grinsend.
Ich muss dringend das Stimmungsbarometer auf hoch bringen, schließlich sind Geli und ich hier, um für ein paar Tage Urlaub zu machen, uns zu erholen und Spaß zu haben. »Und weil du so irre bist und ich dich ganz schrecklich lieb habe, schenke ich dir jetzt diesen Ring.«
Geli fällt mir juchzend um den Hals. Schön, wenn ich ihr eine Freude machen kann, schließlich hat sie gerade Liebeskummer. »Ich finde, du kannst froh sein, dass du den Kerl endlich los bist. Der Rosenquarz ist ein Heilstein fürs Herz und soll dir dabei helfen, künftig Abstand zwischen dich und all die Nieten zu bringen, mit denen du in den letzten beiden Jahren deine kostbare Zeit verschwendet hast.«
Keine Ahnung, wie sie es mit den Typen ausgehalten hat.
Bei Haaren, die aus Männernasen oder Ohren quellen, ist bei mir ganz schnell der Ofen aus (bei Rupert war beides der Fall. Ekelhaft!). Wenn Mann zudem noch chronisch pleite ist, raucht wie ein Schlot und nie jemanden ausreden lässt, ist das für mich dermaßen indiskutabel, dass ich schon nach fünf Minuten schreiend das Weite suchen würde.
Geli brauchte für diese Erkenntnis leider fünf Monate.
»Danke, Schwesterherz, du bist die Beste«, sagt sie und zieht mich mit zu einem Stand mit Lederwaren.
Was man über meine 54-jährige Schwester wissen muss: Geli fährt - wie unsere rastlosen Eltern, die ständig auf Reisen sind - voll auf die 1970er-Jahre ab. Sie liebt Schlaghosen, die Farben Orange, Braun und Grün, stöbert auf Flohmärkten nach Brillen im John-Lennon-Style, Lederröcken mit Patchwork-Muster und Druckknöpfen, hört Joan Baez, die Rolling Stones, Cat Stevens und Bob Dylan. Schwupps, sitzt in diesem Moment auch schon ein Hut auf ihrem Kopf, unter dem die langen, gelockten Blondhaare gut zur Geltung kommen.
»Hast Ähnlichkeit mit Janis Joplin auf dem Cover des Woodstock-Albums«, lobe ich, weil ich weiß, wie sehr Geli für die Bluessängerin schwärmt. »Aber sieht der Hut nicht aus wie all deine anderen?«
»Auf gar keinen Fall«, schnaubt sie empört. »Dieser hier ist viel . äh, heller . und .«
»Und muss einfach mit, ich verstehe schon.«
Was für Geli Siebzigerjahre-Tand ist und für andere Frauen Schuhe, sind für mich Handtaschen, also halte ich besser die Klappe. Hauptsache, meine Schwester ist happy.
Nach einer Stunde Bummeln durch die Altstadt Palmas, eine meiner absoluten Lieblingsstädte, wird es am Passeig de Born plötzlich so voll wie zur Weihnachtszeit in der Hamburger Innenstadt.
»Haben die gerade wieder Tausende von Passagieren aus den Kreuzfahrtschiffen in die Stadt gekippt?«, knurrt Geli.
Ich weiche einer Dame aus, die mit derart vielen riesigen Einkaufstüten beladen ist, dass sie auf ihren High Heels schwankt wie ein Schiff auf kabbeliger See.
»Vermutlich«, antworte ich und fächle mir mit einer Postkarte Luft zu. Es ist erst Ende April, doch tagsüber klettert das Thermometer schon auf knappe dreißig Grad. In den Gassen Palmas sammelt sich die Hitze, und die Fassaden der wunderschönen Jugendstilhäuser strahlen Wärme ab. Puh! Das bin ich gar nicht mehr gewohnt. Aber ich genieße das Wetter sehr, denn ich bin ein echtes Sommerkind, und frage mich, weshalb ich ausgerechnet in einer Stadt wie Hamburg geboren wurde, die nicht gerade für dauerhaft schönes Wetter bekannt ist.
Während es in Hamburg vierzehn Grad sind und es in Strömen regnet, wird hier emsig Eis geschleckt und Aperol Spritz getrunken - »endless summer« auf der bei uns Deutschen so beliebten Baleareninsel und eine meiner liebsten Inseln überhaupt.
War der attraktive Mann vorhin eigentlich Mallorquiner?
Mit den leicht gewellten, blonden Haaren, dem sympathischen Gesicht und den traumschönen, blaugrauen Augen hätte er genauso gut Deutscher sein können. Zudem war er größer als der Durchschnittsspanier an sich.
Mist, wieso geht er mir nicht aus dem Kopf?
Wir haben uns doch nur ganz kurz gesehen.
Ich bin eigentlich gar nicht der Typ, der sich von bloßen Äußerlichkeiten wie einem tollen Körperbau (hatte der Mann aber dummerweise auch noch!) beeindrucken lässt.
Oder machen mich einfach die Temperaturen und das Urlaubsfeeling vollkommen gaga? Läuft es mit diesem Kerl ähnlich wie mit dem kunterbunten Strandkleid, das man im Urlaub super findet, weil der Himmel so blau, das Wetter so schön und das Leben gerade insgesamt so unfassbar grandios ist?!
»Meinst du, ich sollte noch mal zu dem Delikatessenladen zurückgehen und den Besitzer fragen, ob er .«
Oh mein Gott! Habe ich das eben wirklich gesagt?!
Ich sollte echt in den Schatten gehen, die Sonne verbrutzelt mir offenbar das Gehirn.
»Na klar, super Idee«, jubelt Geli, die mich auch versteht, wenn ich in Halb- oder Viertelsätzen rede, kramt das Handy aus der Ledertasche mit Fransen und tippt auf den Tasten herum. »Aber wir laufen auf gar keinen Fall wieder zurück. Ich rufe in dem Laden an und frage den Besitzer, ob er den Typen kennt, bevor wir den ganzen Weg womöglich umsonst machen. Meine Füße haben die Größe von Elefanten und bringen mich gleich um. Lass uns bitte ganz schnell auf einen Apéro zur Bar Bosch, sonst drehe ich durch. Oder werfe mich schreiend auf den Boden. Vielleicht auch beides.«
Bevor ich weiß, wie mir geschieht, hat Geli schon den Namen des Ladens gegoogelt und jemanden am Apparat. Ihre Füße müssen wirklich schmerzen, sonst würde sie so etwas nie machen, denn sie spricht nicht ganz so gut Spanisch wie ich (immerhin lebe ich beruflich davon).
»Yo soy Angelika Hartmann. Ich wollte . Ich würde mich gern im Namen de mi hermana Sophie bei dem Herrn von vorhin bedanken, weil er so nett war .«, radebrecht Geli tapfer, aber nicht gerade zielführend. Also nehme ich ihr das Handy weg, doch plötzlich ist die Leitung tot. Gelis Akku hat mal wieder schlappgemacht. Wieso denkt sie nie daran, das Ding aufzuladen, bevor wir losziehen?
»Tja, dann musst du wohl dein Handy nehmen«, sagt Geli und steuert zeitgleich zielstrebig auf einen der Tische der beliebten Bar zu, an dem ein älteres Ehepaar gerade zahlt. »Oder hast du es wieder im Apartment vergessen?«
Punkt für sie.
Ich krame erfolglos in meiner neuen Handtasche (rund, aus Korb), in die man außer Taschentüchern, Süßigkeiten und einem Lippenstift besser nichts reintut, das einem am Herzen liegt und das man nicht verlieren möchte.
»Dann lass uns hier was trinken, ich bestelle mir einen Bottich Eiswasser für die Füße, und dann gehen wir wieder zur Plaza Major zurück«, schlägt Geli vor, die Nase bereits tief in der Getränkekarte.
»Das machen wir auf gar keinen Fall«, widerspreche ich mit Blick auf die Armbanduhr. »Wir verpassen sonst das Treffen mit anschließendem Essen mit den Teilnehmern deines Malkurses. Du Cava auf Eis und ich Lillet Wild...
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