Schweitzer Fachinformationen
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Best-Practice aus der Dionysiuskirche Krefeld
Als sich Pfarrer David Grüntjens und Gemeindereferentin Michelle Engel 2019 kennenlernen und gemeinsam ihren Dienst in der Citykirche St. Dionysius in Krefeld antreten, sind sie sich schnell einig: "Wir machen das anders." Und zwar so, dass Kirche wieder Spaß macht! Menschen sollen das Gefühl haben, dass sie hier willkommen sind, dass hier gemeinsam gelacht, gefeiert, geliebt, geweint, gelebt wird; das Gefühl, dass Kirche ganz direkt mit ihnen und ihrem Leben zu tun hat.
Dann kam erst mal Corona in die Quere, aber dennoch: "Frau Engels" – wie David Grüntjens sie spaßeshalber immer verkehrt anredet – und der "Chef" – wie Michelle Engel den Pfarrer liebevoll ironisch nennt – haben viele Ideen und setzen sie um: eine gemeinsame Vision fürs Team, Öffnung des Pfarreirats, neue Gottesdienstzeiten, Konzentration aufs Wesentliche, einen Willkommensdienst an der Kirchentür, der ausnahmslos jeden persönlich begrüßt, und allem voran: der Instagramkanal, auf dem "Frengels&Chef" live und hautnah davon berichten, wie echt Kirche ist.
Willkommen in der @diokirche_krefeld! Nachahmungen ausdrücklich erwünscht!
Michelle Engel, geb. 1993, ist Gemeindereferentin mit Leib und Seele und hat ein Händchen für kreative Kommunikation. Als sie spontan ein Video mit Pfarrer David Grüntjens beim Staubsaugen im Büro aufnahm, war der Instagram-Kanal der Stadtpfarrkirche St. Dionysius geboren. Mit Erfolg: Es entstand eine engagierte Online-Community, die das Gemeindeleben über die sozialen Medien auf neue Weise erlebt. Michelle Engels moderne, lebensnahe Gemeindearbeit erreicht und bereichert viele Menschen, die sich dadurch ermutigt und gestärkt fühlen. Nach dem Studium in Paderborn arbeitet sie seit Dezember 2018 in der Pfarrei Papst Johannes XXIII.
David Grüntjens, geb. 1985, hatte nie einen anderen Berufswunsch als den des Pfarrers. Gesegnet mit Leidenschaft, rhetorischer Begabung und einem Lachen, das ansteckt, hat er den Wunsch in die Tat umgesetzt und wurde nach dem Studium 2014 in Aachen zum Priester geweiht. Seit 2019 ist er Pfarrer in der Gemeinde Papst Johannes XXIII. in Krefeld. Gemeinsam mit Gemeindereferentin Michelle Engel probiert er viel Neues aus, um Kirche glaubhaft ins Heute zu bringen. Seine Geheimrezepte: Mitreißende Predigten, Mut zur Veränderung und ein starkes Team.
Kapitel 2
»Ich kenne die Meinen, die Meinen kennen mich«
Für eine Kirche, die Beziehung lebt
»Amen, amen, ich sage euch: Wer in den Schafstall nicht durch die Tür hineingeht, sondern anderswo einsteigt, der ist ein Dieb und ein Räuber. Wer aber durch die Tür hineingeht, ist der Hirt der Schafe. Ihm öffnet der Türhüter und die Schafe hören auf seine Stimme; er ruft die Schafe, die ihm gehören, einzeln beim Namen und führt sie hinaus. Wenn er alle seine Schafe hinausgetrieben hat, geht er ihnen voraus und die Schafe folgen ihm; denn sie kennen seine Stimme. Einem Fremden aber werden sie nicht folgen, sondern sie werden vor ihm fliehen, weil sie die Stimme der Fremden nicht kennen. Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben hin für die Schafe.«
Joh 10,1 - 5.14 - 15
Ich bin als Mensch irgendwie immer auf der Suche. Ich frage mich, wozu ich da bin, was mein Auftrag in dieser Welt ist oder wer ich eigentlich bin. Die letztgenannte Frage ist vielleicht die, die am schwierigsten zu beantworten ist. Mit dem ehrlichen Blick auf mich selbst muss ich mir doch immer wieder eingestehen, dass ich mir auch selbst ein Rätsel bleibe. So viele Facetten meiner selbst werden mir erst nach und nach bewusst. Manches verdränge ich oder verberge ich ganz bewusst vor anderen und auch vor mir. Manches sehe ich überhaupt nicht und manches rede ich mir selber schön oder besonders schlecht. Ich weiß um die ein oder andere Schwäche, wie um die ein oder andere Stärke. Kritik von außen, wenn ich auf blinde Flecken hingewiesen werde, kann mich aus der Bahn werfen. Sollten andere etwas sehen, das ich nicht sehe? Wenn aber andere mir etwas zutrauen wollen, weil sie in ihrem Blick auf mich auf die Idee gekommen sind, ich wäre dazu besonders geeignet, fühle mich überhöht oder falsch eingeschätzt. Wenn ich mich selbst doch schon nicht ganz verstehe und kenne, wie sollten andere das dann tun? Dabei gehört dieses Gefühl für mich in das Portfolio der Grundsehnsüchte, die ich mit mir rumtrage: gekannt zu werden. Wirklich gekannt zu sein. Nicht nur so oberflächlich, irgendwie. Sondern so wirklich. Durch und durch. Ich trage die Sehnsucht in mir, dass da jemand ist, der wirklich die Autorität hat zu sagen: »Ich kenne dich.«
Das Bild, das Jesus vom guten Hirten zeichnet, begegnet dieser Sehnsucht in mir. Jesus macht klar, dass es ganz viele falsche Hirten gibt, die mich auf ihre Fährte locken wollen, die vorgeben, mich zu kennen, und so tun, als ginge es ihnen um mich - dabei geht es ihnen nur um sich selbst und ihren Vorteil. Bei Jesus ist das anders. Dem geht es wirklich nur um mich. Und der schaut mich an und sagt mir, dass er mich kennt. Und er verurteilt mich nicht. Und er überfordert mich nicht. Und er verlangt nicht sofort irgendwas von mir. Sondern er ist einfach nur da und sagt: »Ich kenne dich.« So ganz echt. Tief. Durch und durch. Besser als ich mich selber. Bei ihm ist mein inneres Dunkelfeld erhellt. Er sieht auch meine blinden Flecken. Vor ihm kann ich gar keine Maske tragen und so tun, als wäre ich ganz anders - er kennt mich. Trotzdem rennt er nicht weg, so wie ich das manchmal gerne möchte. Ganz im Gegenteil, er will mich führen und er will noch mehr: dass ich auch ihn kennenlerne. »Ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich.« Das ist, fernab aller Sentimentalitäten, das wohl Tiefgründigste, mit dem man eine Beziehung zwischen zwei Personen beschreiben kann. In so eine Beziehung will Jesus mich zu sich bringen und hineinwachsen lassen. Und plötzlich frage ich mich nicht mehr, wer ich bin oder wozu ich da bin, sondern womit ich das eigentlich verdient habe. Dass da ein Gott ist, dem ich nicht egal bin, der nicht nur oberflächlich an mir interessiert ist, sondern wirklich ganz echt und ganz tief mit mir in Beziehung treten will, der mich kennt und den ich kennen darf.
Auf den Punkt gebracht, ist »Beziehung« eigentlich eines der wichtigsten Kernwörter des Christentums. Der Glaube an Gott bleibt völlig leer, wenn er nicht vom Bemühen um eine wirkliche Beziehung zu Gott geprägt ist. Der Glaube an Gott, ob mit oder ohne Kirche, funktioniert für mich nur so - weil Glaube Beziehung ist. Keine toxische oder lapidare, sondern die existenziellste meines Lebens. Der kleine Evangelienabschnitt macht ja schon mal klar: Gott will diese Beziehung, er ruft mich bei meinem Namen. Und ich? Zum Kennenlernen gehört das Bemühen beider. Für mich ist es darum besonders wichtig, den persönlichen Kontakt mit Gott zu pflegen. Ob im Gebet und Gottesdienst, im Lesen der Bibel, im bewussten Schweigen, im Austausch mit anderen oder auch einfach im Hören eines mich bewegenden und inspirierenden geistlichen Werkes eines Komponisten meiner Wahl. Diese Art der Beziehungspflege hilft mir, dafür zu sorgen, dass es zwischen mir und Gott nicht langweilig wird. Ich glaube, dass nur dann, wenn ich als Mensch begreife, dass die Beziehung zu Gott keine Einbahnstraße ist, sondern etwas wirklich Lebendiges und Dynamisches, diese Beziehung sich wertvoll und stärkend auf mein Leben auswirken kann. Wenn ich also davon ausgehe, dass ich mit Gott in Beziehung stehe, und bereit bin, das Meine zu tun, um diese Beziehung zu stärken, dann wird mein ganzes Leben davon durchdrungen und zum Guten verändert. Dann weiß ich, dass ich Gott vertrauen kann. Ich kann so auch die Schicksalsschläge meines Lebens annehmen, weil ich weiß, dass Gott das alles nicht egal ist. Weil ich weiß, dass all das mit zu seiner Führung gehört - auch wenn ich so vieles so oft nicht verstehe: Ich vertraue ihm. »Ich kenne die Meinen« - das heißt ja, dass Gottes Interesse an mir ungebremst ist und alle Aspekte meines Lebens betrifft, seien sie aus meiner Sicht auch noch so trivial. Für Gott ist wichtig, was mir wichtig ist. Gottes Zuwendung gilt für alle Bereiche meines Lebens. Auch wenn das nicht heißt, dass Gott alles gut findet, was ich tue. Aber aus seiner Zuwendung heraus kommt er mir mit so viel Großzügigkeit und Güte entgegen, dass selbst das Schlechte an mir und in meinem Handeln sein Interesse an mir nicht zerstört und er mir seine Zuwendung nicht wegnimmt. Der gute Hirte, der sein Leben für die Schafe hingibt, macht ja genau das deutlich: Gottes Liebe zu mir ist grenzenlos, sein Wunsch, mit mir in echter Beziehung zu stehen, ist nicht zu brechen. Er ist wirklich bereit, alles für mich zu geben. Und ich?
Für mich ist eins ganz klar: Kirche geht nicht im Einzelgängermodus. Kirche funktioniert nur in Gemeinschaft.
Kirche ist für mich unabdingbar ein Ort der Gemeinschaft und der Zusammengehörigkeit. Menschen sollen sich hier wohl-, angenommen und wertgeschätzt fühlen. Eine Kirche sollte ein Ort des Miteinanders und des Füreinanders sein.
Kirche sollte Menschen mit ihren Charismen und Talenten einen Platz geben, diese auszuleben und sich somit für die Gemeinschaft einzusetzen. Aber genauso sollte Kirche denjenigen einen Platz schenken, die nur da sein möchten, hörend, aufnehmend.
Kirche soll ein Ort des Seins sein. Ich muss nichts leisten, aber ich kann und ich darf.
Unabdingbar ist für mich auch, dass man sich in einer lebendigen Kirche nicht auf Hierarchien stützt. Wir sollten uns alle miteinander auf Augenhöhe begegnen, oberstes Prinzip: Menschlichkeit. Kein Bürokratismus. Im besten Fall entsteht so ein Ort, an dem sich jeder angenommen weiß, mit seiner eigenen Art, mit seinen Begabungen und egal welcher Herkunft. Wir Menschen sind alle Kinder Gottes über Länder und Kontinente hinweg - so sagt es auch der Name: katholisch, also weltumfassend.
So möchte der gute Hirte alle Menschen als Familie Gottes zusammenbringen. Er kennt jeden persönlich und nimmt jeden auch an, mit allen Ecken und Kanten.
Er lädt uns ein - nach seinem Vorbild -, alle zu akzeptieren und mit ihnen gemeinsam unser Leben zu gestalten.
Denn die Würde eines jeden Menschen ist - wie es auch in unserem deutschen Grundgesetz steht - unantastbar.
Und wie wäre es wohl, wenn wir alle nach diesem Vorbild Gottes leben würden? Wie friedlich wäre das Leben auf Erden zwischen allen Ländern und Völkern?
Gemeinschaft lebt davon, dass Menschen sich einbringen, ihre Zeit, ihre Talente mitbringen. Jesus kennt uns und als Gemeinschaft können wir versuchen, auch Ihn immer besser kennenzulernen, als Gemeinschaft der Kirche, als Gemeinschaft der Menschheit. Er ist für uns da und mit uns unterwegs, bestreitet alle Herausforderungen mit uns zusammen. Und Er freut sich auch mit uns, wenn Gemeinschaft gelingt und wir harmonisch miteinander das Leben und den Glauben gestalten.
Jesus ist unser guter Hirt. Jeden von uns kennt Er bei seinem und ihrem Namen, von jedem und jeder von uns kennt Er die Eigenheiten, die Macken, die Talente und Herausforderungen.
Aber ist dieses Bild eines Hirten überhaupt noch zeitgemäß? Ich finde, es ist nicht zeitgemäß, sondern vielmehr zeitlos. Ein kleiner, aber dennoch großer und bedeutender Unterschied. Da ist einer nämlich bereit, nicht nur irgendetwas zu geben, nicht nur Mühe oder Material oder Geld, sondern Er ist bereit, sein Leben für uns zu geben.
Jesus und der Vater kennen sich, wie ein Vater und ein Sohn sich nun mal kennen, und das heißt auch: lieben.
Jesus sagt uns also zu: »Ich kenne und liebe euch so, wie ihr seid, und so, wie ich meinen Vater liebe.«
Und weiter: »Ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich.« Die »Meinen«, das sind wir. Aber...
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