Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Gottfried Fuchs / Godfrey E. Fochs
* 3. Mai 1889 in Karlsruhe
┼ 25. Februar 1972 in Montreal, Québec, Kanada
Vereine (Spieler)
1904-1907
Düsseldorfer FC 1899
1907-1914
Karlsruher FV
1917-1918
Wacker Halle (Gastspieler)
1919-1920
Auswahl (Spieler)
Zeitraum
Auswahl
Spiele
Tore
1911-1913
DFB-Nationalelf
6
14
Abb. 1: Gottfried Fuchs (Godfrey Fochs). // Bild: be - eigenes Werk; CC BY-SA 4.0
Zehn Tore für die Ewigkeit
Oder wie der DFB auch 40 Jahre später alles vermasselt
Er kommt aus einer bemerkenswerten Familie mit vielen Talenten und klugen Köpfen. Doch ein wenig fällt er schon raus, denn er ist kein Wissenschaftler, kein Künstler, kein Architekt. Nein, er ist ein begnadeter Fußballer, ein sehr guter Geschäftsmann. Und daraus macht er eine Menge. Mit 50 Jahren muss er jedoch sein Leben komplett umkrempeln. Unter großen Gefahren und allein gelassen von seinem Fußballverband. Aber auch das kriegt er hin. Dreißig Jahre später erklärt er sich, obwohl es für ihn nicht unbedingt eine Veranlassung gibt, zur Versöhnung bereit. Doch der Verband schafft es erneut, die schlechteste aller Lösungen zu wählen.
Abb. 2: Karlsruhe um die Jahrhundertwende. // Bild: Autor unbekannt; CC0 gemeinfrei
Das Jahr 1889. In Paris wächst anlässlich der Weltausstellung der Eiffelturm in die Höhe. In Afrika wird erstmalig der Kilimandscharo bestiegen. Im Ruhrgebiet streiken die Berg- und in London die Dockarbeiter. Es sind unruhige, bewegte Zeiten. In der Politik dominiert das nationalstaatliche Denken, während in der Wirtschaft die "Große Depression" überwunden scheint. Mit der zweiten Welle der Industrialisierung kehren Aufbruchstimmung und Optimismus der Gründerzeit zurück. 1889 werden u.a. Michelin, Allianz, die Carl-Zeiss-Stiftung oder im fernen Japan der noch analoge Spielkarten-Hersteller Nintendo gegründet.
In Deutschland, genauer gesagt in Karlsruhe, stellt sich am 3. Mai in der Familie des Holzhändlers Gustav Fuchs (1858-1931) Nachwuchs ein. Ehefrau Sarah, geborene Durlacher (1863-1941), bringt einen gesunden Sohn zur Welt. Er soll Gottfried und mit Zweitnamen Erik heißen: Gottfried Erik Fuchs.
Ursprünglich kommen die Fuchs aus dem benachbarten Weingarten. Gottfrieds Großvater, Hirsch Fuchs, zieht 1871 mit seiner Familie nach Karlsruhe - zunächst ins "Dörfle", ein Karlsruher Armeleuteviertel südlich der Renommiermeile Kaiserstraße. Die gesetzlichen Benachteiligungen von Menschen jüdischen Glaubens sind mit der Reichsgründung 1871 weitgehend abgeschafft. Weite Teile des jüdischen Bürgertums nutzen selbstbewusst die neuen Freiräume für unternehmerische Aktivitäten. So auch Gottfrieds Vater Gustav, der zusammen mit seinem Vater Hirsch Fuchs und seinen beiden Brüdern Bernhard und Max 1875 in den Holzhandel einsteigt. Eine weitsichtige Entscheidung, denn es sind immer noch von Landflucht und Urbanisierung geprägte Wachstumsjahre, in denen viel gebaut wird.
Abb. 3: Anzeige vom 25. September 1907: Bekanntgabe neuer Geschäftsräume am Rheinhafen. // Bild: "Badische Presse", 25.09.1907 - Badische Landesbibliothek; CC BY-SA 4.0
Die Holzhandlung heißt "H. Fuchs & Söhne" und wird in den späteren Jahren auch noch ein Sägewerk, ein Hobelwerk und eine Parkett-Fertigung integrieren. Die "Holz-Füchse", wie die Familie im Volksmund genannt wird, steigen binnen kurzer Zeit zum führenden Unternehmen der regionalen Holzindustrie auf.
Die Familie Gustav Fuchs wohnt zunächst in der Durlacher Allee 10 (1886-88), danach in der Gottesauer Straße 1 (1888-92), dann in der Bernhardstraße 8 (1892-99) und schließlich, jetzt als Hausbesitzer, in der Kriegsstraße 46 (1899-1915) und in der Kriegsstraße 120 (ab 1915).
Sie kommt über die Jahre zu einem gewissen Wohlstand und gestattet sich dabei die Freude und den Luxus, ihre Kinder mit Vornamen aus den Opern Richard Wagners zu beglücken. Der Erstgeborene Richard Fuchs (1887-1947), er wird später ein bekannter Architekt und tatsächlich auch Komponist werden, wird sogar direkt nach dem 1883 verstorbenen Leipziger benannt. Schwester Senta (1888-1943) verdankt ihren Namen der Tochter Dalands im "Fliegenden Holländer". "Gottfried" wird dem "Lohengrin" und "Erik" dem "Fliegenden Holländer" entnommen. Zwei und neun Jahre später freuen sich die Fuchs noch über die Söhne Walther (1891-1950) und Siegmund (1898-1976), bei deren Namensfindung wohl Walther von der Vogelweide im "Tannhäuser" und der Zwillingsbruder von Sieglinde in der "Walküre" Pate gestanden haben.
Abb. 4: Die Kriegsstraße in Karlsruhe. Im Blick der Bahnhof. // Bild: Autor unbekannt, AK via ka.stadtwiki.net; CCO gemeinfrei
Zähe Schulzeit
Die Zugehörigkeit zum wohlhabenden Bürgertum zeigt sich auch im Schulweg des jungen Gottfried. Nach vier Jahren Volksschule wechselt er zum Realgymnasium. Doch ein guter Schüler ist Gottfried nicht. Speziell in Latein ist er mit selbigem schnell am Ende. Die besten Noten weist er im Turnen auf.
Noch mehr als das Turnen fasziniert Fuchs jedoch der Fußball. Eine neue Sportart, die Ende des 19. Jahrhunderts nach Karlsruhe schwappt. Heutige Trendforscher würden die badische Residenzstadt wohl als "best place to be" bezeichnen, um frühzeitig und intensiv mit der neuen Sportart in Berührung zu kommen. Denn bereits am 16. September 1889 gründet ein gewisser Walther Bensemann1 den ersten Fußballklub in Süddeutschland, den International Football Club (IFC) Karlsruhe. Die IFCler spielen nach den Spielregeln der englischen Football Association ("The FA"), was zunächst umständlich "association football" und später mit Verkürzung und Verballhornung "soccer" genannt wird. Zu den IFClern zählen Karlsruher Gymnasiasten und etwa 15 englische Studenten.
Innerhalb von zwei Jahre bildet sich innerhalb des IFC eine neue Gruppe rund um den Vordenker und Wortführer Bensemann, die sich stärker von den anglisierten Fachwörtern und Gewohnheiten lösen möchte - wohl auch, um mehr gesellschaftliche Akzeptanz zu erreichen. So kommt es am 17. November 1891 auf dem Engländerplatz2 zur Gründung des "Karlsruher Fußballvereins", kurz KFV. Auch dieser junge Verein muss in den nächsten Jahren noch so einige Irrungen und Wirrungen überstehen. Konstant bleibt indes die Fußballbegeisterung auf dem "Engländerle", die auch Gottfried Fuchs erfasst. Er dürfte so manche Stunde dort verbracht haben.
Lehre in Düsseldorf
In der Untersekunda (10. Schuljahr) sehen wohl auch die Eltern ein, dass Gottfrieds Stärken eher außerhalb der Schule liegen. Und so schicken sie ihn 1904 mit fünfzehn Jahren rheinabwärts nach Düsseldorf, wo der junge Gottfried eine kaufmännische Lehre im Holzhandel beginnt.
Auch in Düsseldorf muss Fuchs nicht lange suchen, wo er seiner Fußballleidenschaft weiter nachgehen kann. Bereits seit fünf Jahren gibt es den Düsseldorfer FC 1899, der schon einige Jahre Wettspiele austrägt. Wie die meisten frisch gegründeten Vereine kämpft auch der DFC seit vielen Jahren um eine geeignete Spielstätte. Zu Anfang nutzt der Verein einen Platz an der Färberstraße in Bilk. Danach wechselt man auf die Golzheimer Insel (Rheinpark Golzheim) und kurz darauf auf die schräg gegenüberliegenden Oberkasseler Rheinwiesen vor dem "Vergnügungs-Etablissement Rheinlust", einem legendären Veranstaltungslokal unter Leitung eines gewissen Friedrich Bösken. Im September 1907 errichtet der Verein endlich eine eigene Sportanlage an der Windscheidstraße im Stadtteil Düsseltal. Die hektische Platzsuche hat ein Ende; der Nachfolgeclub Düsseldorfer SC 99 (ab1912) logiert noch heute an gleicher Stelle.
Abb. 5: Oberkasseler Rheinbrücke 1902; im Vordergrund die Rheinwiesen. // Bild: Autor unbekannt - Postkarte, 1902; CC0 gemeinfrei
Die Mannschaft des DFC besteht aus fußballbegeisterten deutschen Jugendlichen und einigen Engländern, die aus Ratingen3 zum Verein stoßen. Schnell formiert sich eine für die damaligen Verhältnisse spielstarke Mannschaft, die bereits...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.